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sei. Wurde doch die Stadt Dresden im Jahre 1556 erst mit Pflaster versehen. Die Röhrwasser liefen in oft ftnen Schleusten durch die Stadt, doch bediente man sich mehr der Ziehbrunnen. Weinreben und Obstbäume aber waren an jedem Hause zu scheu, sowie zahlreiche Bienen körbe, deren Bewohner aus den Gassen umher schwärm ten, auch machten die zahllosen Kerzen in den vielen Klö stern das Wachs zum gesuchten Artikel. Durch die Fen ster, eigentlich nur Luftlöcher, flog das Hausgeflügel aus und ein, auch waren sie mit einem Schubladen versehen, und wurden Abends zugeschobcn. Schlafstellen waren schon Lurussachen, man schlief, wie heute noch in Böh men und Polen, auf Heu und Stroh patriarchalisch bei sammen, was die Sitten eben nicht begünstigte. Nacht wächter, Feuerattstalten, Thnrmuhren, Aerzte, Papier und Meublement mangelten noch gänzlich, man wandte Alles auf die Tafelgenüsse und Kleiderpracht. Nach dem berühmten Pirnaer Mönch, ein reichhalti ger Annalist, lieferte ein Jude, Simon Baumbach aus Nürn berg, für Kirche und Kloster zu Oederan 1508, den la- pik (Spiegelstcin, Fraucueis genannt,) welcher aber bei seiner Weiterreise bei Dresin (Dresden) erschla gen worden sein soll. Auch fielen um diese Zeit, wie der Pirnaer Mönch berichtet, die vertriebenen Grafen von Dohna aus Böh men über die Grenze heraus, verwüstete» Frauenstein, Rechenberg und kamen bis nach Oederan herab, wo sie die Gerbereien ruinirten und die Unterstadt ausplünderten, auch viele Oederaner mit nach Döhmen schleppten, die der Bischof von Meisten jedoch mit schwerem Gclde wie der auslöstte. Diese Grafen von Dohna, mächtiger und reicher als die sächsischen Markgrafen, betrugen sich über- müthig gegen diese. Cs war damals der sogenannte Adclstanz gewöhn lich, der frech und unsittlich, in der Dclitscher Chronik beschrieben, und im Kloster zu Seuselitz abgemalt ist. Beim Martinsfeste wurde einst in Dresden ein solcher Tanz angestellt, wo der Markgraf Wilhelm dieses unzüch tige Ballet mit der schönen Vurggräfiu anführte, und