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19 schon den Ruf: „Zu Pferde! Zu Pferde!" Als er auf dem Bivouacs- platze ankam, war die feindliche Reiterei bereits von hinten in denselben cingedrungen. Ein wüthendes Handgemenge sand statt. Gleichzeitig war auch das Bivouac des Regiments O'Reilly und das Bivouac der Polen überfallen worden. Es wurde unmöglich, in dem Gewühl einen geordneten Widerstand zu entwickeln; ein Theil der Truppen war auf eine fumpfige Wiese gerathen und mit den Pferden stecken geblieben, so daß zuletzt, nach möglichstem Widerstande, nichts übrig blieb, als sich der mehr als dreifachen Uebermacht zu ergeben. Da bedeutende feindliche Streitkräfte über den Styr gingen, trat General Reynier den Rückmarsch an. Das sächsische Corps traf am 4. Oktober bei Terespol ein. Die Russen überschritten am 10. den Bug; das mörderische Gefecht an der Leszna vermochte aber nicht sie aufzuhalten. General Reynier ging auf Biala (18. Oktober.) Major v. Seydlitz, der mit einer Escadron Ulanen und einer Escadron Husaren gegen Terespol vorgesendet war, stieß nach einer Meile auf den Feind, welcher mit einer bedeutenden Uebermacht vorrückte. Er attakirte drei ihm ganz nahe kommende feindliche Escadrons und warf sie auf ein zu ihrer Unterstützung hcrbeieilcndes Cavallerieregiment. Er mußte aber bei dem Widerstande des Feindes, der bald zu einem heftigen Eindringen in die in Unordnung gerathenden Escadrons wurde, deu Rückzug antrcten. Bald wurde dieser zu einer völligen Flucht, der Feind dicht auf den Fersen. Da fiel plötzlich Sonslientenant v. Reitzenstein mit zwanzig oder dreißig Husaren den Russen in die linke Flanke. Diese stockten, Major v. Seyd litz gewann Zeit, die Escadrons zu sammeln, und von den auf den ersten Lärm vorgerückten Feldwachen unterstützt, sich nun in Ordnung und Ruhe plänkernd auf die Vorposten und mit diesen über den Damm hinter die Biala zurückzuziehen. Souslieutenaut v. Reitzenstein hatte in einem in der Nähe liegenden Dorfe gerade fouragirt, als er das Feuern hörte und war mit seinen Husaren unverzüglich dem Schalle nachgeritten. Sein entschlossenes Eingreifen ermöglichte den Rückzug der gefährdeten Abtheilung. Nach einem heftigen Infanterie- und Artilleriegefecht, welches mit dem Rückzüge der Rnssen endete, wurden dieselben bis Zalesie lebhaft verfolgt. General Graf Reynier ging Tags darauf bis Drohiczyn zurück, um den Truppen einige Ruhetage zu geben nnd das Eintreffen der in Aussicht stehenden Verstärkungen abzuwarten. Aus den wenigen und unvollständigen Nachrichten, die man überhaupt erlangte, konnte man nur entnehmen, daß ein größeres russisches Corps in der Richtung auf Slonim marschire, ein kleineres, angeblich 15 000 Mann starkes bei Brzesk zurück geblieben sei. Um den Marsch des ersteren möglichst aufznhalten, wurde ein Flankenmarsch über Bielsk und der Uebergang über die Narew be schlossen. General Graf Reynier, welcher mit seinem Corps die rechte Flanke der Hauptarmee zu sichern hatte, ging in den ersten November tagen wieder vor, über die Narew und bis Porosow. Bei einer Re- cognoscirung gegen Rudnia kam es am 10. zu einem heftigen Gefecht.