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79 Die Wicderbelebungsmittcl bestehen hier in der An wendung starker Nervenreize. Man legt ein Desicatorium in den Nacken, Senfpflaster oder Mecrrettigpflaster an die Arme und Füße; man reibt und wäscht die Hande, die Füße und die Herzgrube mit Salmiakspiritus, Naphtha und Hof- mannischem Lebcnsbalsam, oder in Ermangelung dieser Mit tel mit warmem Wein oder Branntwein. — Man macht warme Umschläge mit aromatischen Kräu- V!. Warn» Verhaltungsregeln beim Tabakrauchen. I. Man rauche so viel als möglich nur in Stunden der Ruhe. Ein Pfeifchen Tabak gewährt nach vorhcrgegange- ner geistiger oder körperlicher Anstrengung und Erschöpfung durch seine erregende Eigenschaft, welche er in dem Organis mus äußert, frische Belebung der erschöpften Lcbensthäüg- keit, der Geist wird wieder heiter, das Herz empfänglich, zum Frohsinne geneigt, und wir kehren gleichsam wieder in eine neue Schöpfung zurück. Rauchen wir hingegen bei nur etwas beträchtlichen Anstrengungen des Körpers oder Gei stes, so wird die ohnehin schon angestrengte Lcbcnsthätigkeit noch stärker in Erregung gebracht, und die Erschöpfung der Erregbarkeit um so schneller und früher hcrbeigeführt. Ge schieht dieses öfter, so entstehen endlich wichtigere und viel leicht zu spät bemerkbare Nachthcile für unsere Gesundheit und unser Leben. Besonders mache ich diejenigen hierauf aufmerksam, welche eine sitzende Lebensart führen, und viel sitzend schreiben: denn der Blutumlauf, welcher ohnedis schon bei dem sitzenden Leben in seiner Regelmäßigkeit gestört ist, und zu mancherlei Kränklichkeiten Anlaß gibt, wird, wenn wir dabei noch Tabak rauchen, überdem ungleich nrehr ver stärkt, und allmädlig ein solcher Grad von indirectcr Schwäche, vorzüglich in den Lungen herbei geführt, welcher heftigen und langwierigen Reizhusten, Bluthusten, Anlage zur Lun genschwindsucht, und nicht selten mancherlei örtliche Fehler in den Lungen zur Folge hat. II. Die beste Zeit zum Rau chen ist des Morgens, eine halbe Stunde nach dem Aufstehen, des Nachmittags, wenn die Verdauung größten Theils vor über ist, also etwa zwei Stunden nach Tische, und des Abends eine Stunde vor Schlafengehen. Ein Pfeifchen Tabak früh Morgens geraucht, befördert die Absonderung der Drüsen im Munde und Halse, erleichtert Erpectoration, bewirkt, wenn wir beim Tabakrauchen den Speichel verschlucken, leicht offe nen Leiv, und macht uns zu unserer TageFarbeit gut aufge legt. Nach Tische erweckt er von Neuem die Verdauungs kräfte und befreit unseren Magen noch gehörig von allen Re sten der Mahlzeit. Endlich bereitet uns ein Pfeifchen Tabak, theilS wegen eben gedachter Eigenschaft, theils durch seine die Sensibilität vermindernde Kraft, nicht allein gehörig vor zum tem und Wein auf den Kopf; desgleichen auch bloße Fomen- tationen, und reibt den ganzen Körper, vorzüglich aber das Rückgrat mit warmen wollenen Tüchern und Bürsten; doch muß man damit Stunden lang, ja bisweilen mehrere Stun- _ den fortfahren und deshalb sich ablösen lassen, damit man nicht zu früh ermüde und mittlerweile die unentbehrliche Hilfe des Arztes oder eines geschickten Wundarztes erreiche. n g s t a f e l. Schlafe, sondern verschafft uns auch eine ruhige Nacht. Alle diese Vortheile gewährt uns aber der Tabak nur dann: 1) Wenn wir deS Morgens, besonders im nüchternen Zustande nur ein kleines Pfeifchen Labak rauchen; Denn die ohne hin durch den Schlaf erhöhte Erregbarkeit kann nur eine ge ringe Gewalt der Eindrücke vertragen, ohne bald erschöpft zu werden. Daher entsteht, wenn wir gleich des Morgens ei nige oder mehrere Pfeifen rauchen, eine gewisse Trägheit, Lässigkeit, Schwindel und Berauschung. 2) Wenn wir nicht unmittelbar nach der Mahlzeit rauchen. Denn der Reiz des Labaks bewirkt im Munde, den Drüsen u. s. w. gleichfalls eine Erregung, und vermindert dadurch die Gewalt der zur Vcrdnuung nöthigen Anstrengung der Nerdauungswerkzeuge u. s. w. Kommt hierzu vielleicht noch die Gewohnheit, den beim Rauchen sich absonderndcn Speichel auszuspucken, so entzieht man dadurch ein nöthiges Nerdauungsmittel, stört, hindert und schwächt die Verdauung, und erzeugt allmählig dadurch eine gewisse Anlage zu Hypochondrie, Magen schwäche u.s.w. 3) Wenn man vor dem Schlafengehen nicht zu viel , und nicht zu spat raucht, indem dadurch nicht allein der Schlaf am besten vertrieben werden kann, sondern auch die Nachtruhe völlig vom Bette verscheucht, oder dieselbe doch wenigstens unterbrochen wird. Hl. Man vermeide so viel wie möglich das Ausspucken des im Munde sich absonderndew Speichels; denn außerdem, daß wir durch diefe Vorsicht das gewöhnliche Austrocknen beim Tabakrauchen, und so häufig dadurch entstehende Abmagern und frühe Vcraltern verhüten, gewinnen wir auf der anderen Seite noch dm Vortheil, daß durch den mit den wesentlichen reizenden Be- standthcilen des Labaks geschwängerten Speichel, wenn wir ihn niederschlucken, die Lebensthätigkeit des Magens und der Gedärme immer in einer mäßigen Erregung erhalten, und dadurch ihre Verrichtungen immer gut und gehörig von Stat ten gehen. IV. Am rathsamsten ist es immer nur aus klei nen Pfeifenkäpfen zu rauchen. Der Tabak, aus kleinen Köpfen geraucht, wird weniger verdorben, als in große» Köpfen, in welchen die unterste Tabaksschicht durch den wäh rend des Rauchens frei werdenden Tabakssast zu feucht wird, und wenn diese in Brand kommt, dem Tabaksrauche nicht nur einen unangenehmen Geruch, sondern auch einen äußerst