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etwas erwärmtes Veit und bedecke ihn der Jahreszeit gemäß, um die natürliche Wärme zu erhalten, ohne jedoch zu bedeu tenden Schweiß dadurch hervorzurufen. 3) Damit die Luft im Zimmer nicht verdorben werde, darf man darin nicht mehr Personen verweilen lassen, als zu der nothwendigen Pflege und Sorgfalt für den Kranken er forderlich sind. 4) Man vermeide daselbst alles Geräusch und Geschrei und erhalte vielmehr die größte Stille. 5) Man sorge für warmes Wassers sowohl zu Klystieren und Fußbädern, wenn sie nöthig sind, als auch, um irgend einen Thee zu bereiten; z. B. von Chamillen, Pfeffermunze, Melisse, Baldrian u. s. w. 6) Man lasse deu Kranken die strengste Diät halten. 7) Man erlaube ihm durchaus kein spirituöses Getränk. 8) Endlich sorge man für dir größte Reinlichkeit. — Wir gehen nun zu der wichtigsten Krankheit über, dre sehr häufig vorkommt und den Kranken in Lebensgefahr ver setzt. Dis ist: 1. Der Schlagfluß, der in einer plötzlichen Vermin derung oder gänzlichen Unterdrückung des Gefühls und der willkürlichen Bewegungen besteht, ohne daß dabei eine merk liche Verletzung der vitalen Functionen stattfände. Der Schlagfluß zeichnet sich aus durch eine sehr be schwerliche Respiration, einen soporösen, d. i. schlafsüchtigen Zustand, Erschlaffung der Glieder, Schwere und Schmerz im Kopfe, Einschlafen der Glieder, Ameisenlaufen in densel ben, leicht krampfhafte Bewegungen in einigen Muskeln, hauptsächlich der Beine, mit heftigen Schmerzen in den Wa den und^dcn Fersen u. s. w., Behinderung der Zunge, Brau sen vor den Ohren, Knirschen der Zahne während des Schla fes, Schwäche oder gänzlichen Verlust des Gesichts, des Ge hörs und des Gedächtnißes, Kälte der Extremitäten rc. — Obgleich die apoplectischen Anfälle in jedem Alter, bei jedem Temperament und Geschlecht Vorkommen können, so sind sic doch am häufigsten zwischen den: 40. und 60. Jahre, bei Männern mit kurzem Halse, großem Kopf, dickem, star kem, untersetztem Leibe, sehr lebhafter Gesichtsfarbe, sowie auch bei solchen, die den Genuß des Weins und spiriruöser Liqueure mißbrauchen. Auch müssen wir bemerken, daß diese Anfälle weit häu figer während der Solstiticn vorkommen, als zu irgend einer andern Zeit des Jahres. Der Schlagfluß kann mit größerer oder geringerer Hef tigkeit wüthen; der schlimmste oder heftigste wird deshalb auch todtlicher Schlagfluß genannt. Sobald ein Mensch vom Schlagfluß befallen wird, was man aus den oben angegebenen Symptomen erkennt, so be eile man sich, ihn sogleich aufzuheben, bringe ihn in ein ge räumiges Zimmer, öffne dir Fenster, damit die Temperatur nicht zu warm werde, schaffe ihn in einen Lehnsessel oder Großvaterstuhl, in einer ziemlich aufrechten Richtung, so daß der Kopf rechts gewendet, entblößt und etwas seitwärts ge neigt ist; man nehme ihm schnell sein Halstuch ab, öffne und lüste alle Kleidungsstücke, die irgend einen Druck auf den Körper verursachen könnten, als Westen, Gürtel, Strumpf bänder u. s. w.; man lasse ihn irgend etwas Reizendes em- athmen, als Riechsalz, Kau cle Oologno, Schwefeläther, Kräu teressig , auch Räuberessig genannt rc. — In der angegebenen Stellung läßt man den Kranken ein ziemlich warmes Fußbad nehmen, zu welchem man noch 5 bis 8 Unzen frisches Senspulver oder in Ermangelung des selben 1 Ndsel Weinessig mischen kann. Hat der Kranke seit Kurzem erst gegessen, so suche man durch Kitzeln des Zäpfchens mittelst eines Fedcrbordes Erbre chen zu erregen, außerdem läßt man ihn, wenn es möglich ist, bloß Limonade oder Wasser mit Essig, Molken, Gersten wasser mit Xiti-uni oder tlrcmor t.il-mri trinken; man gibt ihm ein erweichendes oder eröffnendes Klystier, woraus man 15 bis 20 Blutigel an den Aster oder an die innere Seite der Schenkel anlegcn läßt, und unterhält das Nachbluten durch Waschen mit warmem Wasser*). — Das sind die ersten Mittel, die man bei jeder Art von Schlagfluß anwendcn kann; oft sind diese Mittel hinreichend, um viele solcher Kranken dem Tode zu entreißen. Wenn aber auch ihre Wirkung noch so günstig und erwünscht war, so darf man dennoch nicht säumen, so schnell als möglich den Arzt herbei zu rufen, der dann die vollständige Behalldtung übernehme. — 2. Der Nerv'enschlag, der besonders sehr geschwächte, alte und entkräftete Personen befällt, ist meistens aus Säste- armuth und-Leerheit der Gefäße entstanden, weil die nicht ge hörig mit belebten und belebenden Saften angefüllten Ge säße auch nicht mehr die Thätigkeiten des Gehirns naturge mäß unterhalten können. — Darum sieht auch bei solchen Personen, die vom Nervcn- schlag betroffen wurden, das Angesicht gewöhnlich ganz blaß, bleich und verfallen aus, und stellt uns das wahre, vollkom mene Abbild des Todes dar; während beim Blutschlage das Angesicht aufgedunsen, ganz kirschroth ist und gleichsam von Blut strotzt. — Der Nervenschlag befällt demnach hauptsächlich solche Personen, die von schwächlicher Constitution oder durch lang dauernde Krankheiten erschöpft sind. Heftige oder anhaltend« deprcmirmde Gcmüthsbcwcaungen, Gram, Sorge, Kummer, große Schwäche und Entkräftung nach starkem Blutverlust, nach schweren Entbindungen, so wie durch Alterschwäche oder nach Convulsionen und andern Nervenleiden, besonders nach Nervensiebern, führen gewöhnlich zum Nervenschlag. *) Da der in den meisten solcher Fälle unerläßliche Aderlaß doch nur durch die geübte Hand des Wundarztes vorgenommen werden darf, so brauchen wir hier wohl bloß daran zu erinnern. —