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schlecht zu versetzen scheint; wer, rücksichtslos auf Ncbrnum, stände, den menschlichen Körper wie einen Laugensack behan delt, der wird gewiß mehr Schaden als Nutzen stiften und schüttet das Kind mit dem Bade auS. — So sicher und ge wiß es auch ist,' daß mit dem bloßen Wasser sich in Krank heiten gar Großes ausrichten läßt, so vielfältig auch die Krankheiten sein mögen, in denen es Linderung oder Heilung bringt und befördert, so wird man es doch nie für ein Uni versalen itt el erklären können, denn ein Univcrsalmittel ist eigentlich ein Unsinn und es gibt auf der ganzen Erde kein einziges Mittel, von dem dis gelten könnte und das kalte Wasser eignet sich eben so wenig dazu als irgend ein anderes. Meiner Ansicht nach, sagt der wackere Kollert*), ist das Wasser das erste und beste Volksheilmittel welches wir besitzen; als solches kann man es in der größten Anzahl von Krankheiten ancmpfehlen, ohne sich einer Ueber, treibung seiner Wirkungen oder einer Ungerechtigkeit gegen die übrigen Heilmittel schuldig zu machen. Als solches kann es alle die verschiedenen Lheesorten, die Magen und Stär kungstropfen, die Wunderelixire und Universalmittel in Puf? ver und Pillen, die Wundspiritus und Balsame, die Salben und Schmieren tausendfältig ersetzen, welche Königscer und andere gewissenlose Herumträger namentlich aus dem Lande den Leuten oft für schweres Geld verkaufen, und wodurch gewiß mehr Krankheiten erzeugt oder verschlimmert, als geheilt und gebessert werden. Alles das Unheil und Un glück das durch den unzweckmäßigen, unzcitigen und offen bar schädlichen Gebrauch dieser Quacksalbereien namentlich auf dem Lande und in den Händen der Unwissenden leider noch täglich angerichtet wird, kann dadurch sicher verhütet werden, daß man einest vernünftigen Gebrauch des Wass serS allenthalben einzuführcn sucht — selbst seme in manchen Fällen falsche, unzweckmäßige Anwendung wird doch bei Weitem nicht den Nachthcil für die Gesundheit und das Le ben haben, als jene elenden Mittel gewissenloser Betrüger. Das Wasser ist überall und ohne Verzug, ohne alle Ko sten in reichlicher Menge zu haben und wird dadurch bei plütz, liehen Unglücksfällen ein unschätzbares Mittel. Es läßt sich unter so verschiedenartigen Formen anwenden, daß man cs mit wenigen Ausnahmen, bei allen nur möglichen Zufällen wenigstens als vorläufiges und erstes Mittel so lange anwen-- *) In seiner „Wasserheilkunde für dar Volk," aus der wlr hier das Wesentlichste entlehnt, und die wir Men denen ihre Ge, simdheit lieb ist, nicht ausdrücklich genug empfehlen können, Der «usfuhrliche Titel ist: „Wasserheilkunde für das Volk, d. i, Anleitung, ohne vieles Arzneigebrüu aus der lateinischen Küche, ge sund zui bleiben, und mit klarem Wasser mannichsaltige körperlich? Leidcp und verjährte stebel gründlich zu heilen, von C. L, Kollert, Amtschwuraus und Wundarzt an der Kbnigl. Landesschule zu Grimma. Mit Abbildung einer, mit wenigen Kosten leicht herzustellcnden Bade« Vorrichtung. Preis 6 Gr. Grimma, Verlags-Comptoir. 1627. den kann, bis kin hinzugcrufeuer Arzt, (der auf dem Lande bekanntlich nicht imme? gleich zu haben ist) das weiter Nö- thige veranstalten kann. Um das Wasser zum Trinken benutzen zu können, muß es rein, leicht, kalt, durchsichtig, farblos, nicht zu hart und nicht zu weich, geschmack- und geruchlos sein. Die Kälte und Frische sind sehr unentbehrliche Eigen schaften eines guten Trinkwassers. Seine Frische, das eigeut- , ! thümlich Belebende und Erfrischende desselben wird vorzüg lich durch die darin enthaltene Kohlensäure (kohlcnsaure oder ' sogenannte fixe Lust) bedingt, die sich wenn das Wasser eine Zeit lang in der Wärme steht, als kleine Perlen aus dem selben abschcidet und an das Glas ansetzt. Daher ist auch zum Trinken das gleich vom Brunnen geschöpfte Wasser am besten zu empfehlen, wo es dann seine guten Eigenschaften noch am ungetheiltesten vereinig?. In gesunden Tagen bedienen wir uns des Wassers in nerlich und äußerlich; seine Wirkungen beruhen dann vor züglich auf seiner Kälte, seinen wesentlichen und zu fälligen Bcstandtheilen und der Zeit seiner Anwen dung. — Vermöge seiner Kälte erfrischt und belebt es die Ner ven und den ganzen Körper, zieht die erschlaffte Haut zusam men und kräftigt sie; macht sie dadurch fähiger den äußern schädlichen Einflüssen zu widerstehen, härtet die Haut gleich sam ab und wird so ein Hauptschutzmittel gegen Erkältung, aus welcher so viele Krankheiten entstehen. Vermöge seiner wesentlichen und zufälligen Be standtheile, der kohlensauem und athmosphärischen Luft, der verschiedenen Salze u. s. w. so wie durch seine Flüssigkeit, stärkt cs den Magen und die Eingeweide, reinigt die innern und äußern Theile, verdünnt die scharfen Säfte, verflüssigt das zu dicke Blut, lös't Stockungen auf, kühlt das Ueber- < maß von Wärme ab, beruhigt die aufgeregten Nerven, regt die erschlafften auf, stärkt überhaupt alle Theile, und beför dert und vermehrt alle Ab - und Aussonderungen. Dabei entspricht das Wasser als Getränk der Gesunden , - jedem Alter, jedem Geschlecht, jedem Klima, jeder Jahreszeit, jeder Constitution, jedem Temperament und jeder Lebensweise als das einfachste und natürlichste, und verhütet so eine Menge von Krankheiten. Schon im Munde beginnt seine heilsame Einwirkung,"indem es ihn von Schleim reinigt, das Zahn fleisch stärkt, und vor Schwammigkeit und Lockerheit bewahrt und dadurch die Zähne weiß, fest und scharf erhält; im Hin termund und Schlund beseitigt es alle Anlagen zu Schmerzen und Krämpfen, im Magen wirkt es theils^abspülend und reinigend, theils verdünnend und verflüssigend, und bewirkt die Aufsaugung der Nahrungssäfte, ist somit das beste, die Verdauung befördernde Mittel; seine angenehme Kühle macht es zum besten durstlöschenden Getränk; dadurch daß es auf- gesogcn wird, verdünnt es die Säfte und das Blut, verhütet