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n. K a l e n d e r k u u d e. Vom Kalender überhaupt. ^as Wort Kalender ist ans der griechischen Sprache ent standen , und kommt von einem Worte aus dieser Sprache her, welches soviel als Rusen bedeutet. In den ältesten Zeiten, da man noch keine geschriebene oder gedruckte Kalender, wie jetzt, hatte, ward der erste Tag jeder Woche durch öffentlichen Ausruf bekannt gemacht. Daher nannten die Römer diesen Tag selbst Lslenclae. Daraus entstand das Wort kraleint.in»m (Kalender), welches nicht nur die bestimmte Eintheilung eines Jahres, sondern auch späterhin das Buch selbst bezeichnete, in welchem diese Eintheilung angegeben ist. Schon bei den ältesten Völkern, welche uns die Ge schichte kennen lehrt, finden sich Spuren einer Eintheilung des Jahres. Bor ungefähr dritthalbtausend Jahren entstand in Italien ein Volk, welches unter dem Namen der Römer bald nachher sehr berühmt wurde. Der erste König desselben, Romulus, theilte das Jahr in 10 Monate. Rach dieser Zeiteintheilung war der Monat März nicht wie jetzt, der dritte, sondern der erste Monat im Jahre. Aus diesem Umstands läßt sich auch die Frage beantworten: woher kommt -es, daß noch jetzt der neunte Monat — September, der zehnte — Octvber heißt, da doch eigentlich der er stere November und der zweite — December heißen sollte? Denn September bedeutet soviel, als der siebente; October soviel als der achte u. f. w. Allein diese Zeitein theilung ward nicht lange beibehalten. Schon der zweite römische König Numa setzte zu den 10 Monaten noch zwei, den Januar und Februar hinzu, und ließ mit diesen das Jahr anfangcn. So bestand also seit Numa'ö Zeiten das Jahr aus 12 Monaten. Damals gehörte cS zu dem Amte der Priester, die Zeitbücher, oder den Ka len der in Ord nung zu halten. Allein dies« Herren hatten dieses Geschäft so schlecht besorgt, daß nach einiger Zeit ihre Zeitrechnung mit den Erscheinungen am Himmel nicht mehr übercinstimmte. Julius Eäsar, der erste römische Kaiser, welcher zugleich Oberpnestcr war, ließ daher vor 18 Hundert Jahren eine Verbesserung des Kalenders vornehmen. Die Einthei lung des Jahres in 12 Monate und die Namen jedes Monats wurden aus dem vorigen Kalender beibehaltcn. Für einige Monate wurde die Zahl von 30 Tagen festgesetzt; einige andre Monate wurden zu 31 Tagen, und ein einziger nur zu 28 Tagen*/ gerechnet, so wie diese Eintheilung noch jetzt ge- *> Nämlich der Februar; «eit dieser der letzte von den hinzngc, kommcnen Monaten war, so mußte er mlt üer Anzahl von Lagen, welche übrig geblieben war, vorlieb nehmen. wohnlich ist. Das ganze Jahr aber ward zu 365 Tagen und 6 Stunden genommen und nur für jedes vierte Jahr, (wel- chcS daher em Schaltjahr heißt) ein Tag mehr gerechnet. Diese Zeiteintheilung führt den Namen der Julianischen Kalenders, weil Ju liuS Cäsar diele Kalenderverbefferung veranstaltete. Allein in diesem Julianischen Kalender war in der Berechnung der einzelnen kleinen Zeitthcile, welche zu einem Jahre gehören, ein Jrrthum begangen worden. Nach einer richtigen Berechnung enthalt das Jahr nicht voll» 365 Tage 6 Stunden, sondern nur 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 48 Sekunden. In dem Julianischen Ka lender waren also 11 Min. 22 Sek. zu viel auf ein Jahr ge rechnet worden. Eine große Kleinigkeit! wird der günstige Leser denken. Aber diese Kleinigkeit betrug in 100 Jahren schon 18 Stunden 44 Min. und 10 Sek und in 1k hundert Jahren machte dis schon einen Unterschied von 10Tagen auS, und die Naturerscheinung, welche FrühlingS-Anfang genannt wird, war im 16. Jahrh. nach Christi Geburt um 10 Tage früher eingctreten, als sie in dem Kalender angege ben war. Ein Papst, Gregor XIII. ließ daher im 1.1582 durch mehrere gelehrte Männer eine Verbesserung des Kalenders vornehmen. Um diese Jn-ungen auSzugleichen, wurden in diesem Jahre sowohl im März, als im Octo bet 10 Tage weggelassen und statt des 11. Märzes und 11. Octobcrs sogleich der ein und zwanzigste in beiden Monaten geschrieben. Man könnte daher die, bei dem ersten Anblick räthselhaft scheinende Frage aufwerfen: Wann hat der März und October nur 21 Tage gehabt ? Dieser feit 1582 unter der Regierung des vorhmgenannten Papstes verbesserte Ka lender heißt daher nach seinem Namen, der Gregoriani sche, oder der Kalender neuen StylS; da der Juliani sche auch der Kalender alten Styls genannt wird. Die damaligen Protestanten trugen aber Bedenken, diesen neuen Kalender sogleich anzunehmen. Erst im 1.1700 entschlossen sie sich dazu, nachdem aber erst noch Manches darin abge- ändcrt worden war. Da aber diese Abänderungen mancherlei Unordnungen verursachten, so brachte es im I. 1777 der König von Preußen Friedrich der Große dahin, daß der Gregorianische Kalender nicht nur in ganz Deutsch, land, sondern auch außer Deutschland angenommen ward. Nur die Russen theilen die Zeit noch nach dem Juliani schen Kalender ein. In den Briefen, welche aus Peters burg, Moskau und andern russischen Orten abgesendet werden, findet man daher nach Angabe des Datums *) noch. ») v »tllm heißt Gegeben. Well ehedem bis Wort in ge«