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theils am Fuße des Schloßberges, dicht am Ufer der Zschopau eingebaut sind. Ueber die Zschopau führen zwei hölzerne Brücken, wovon ' die eins, welche sich am Fuße des Schloßbergs gegen Westen befindet, bedeckt, die andere aber gegen Süden, auf einem steinernen Mittclpfeiler ruhend, unbedeckt ist. ganze Strom der Zschopau kann hei nicht zu hohem Wasser- stand durch diesen Stölln gefaßt werden. - Erwähnte zwei Näder, welche aus Eisen bestehen sollen, bekommen eine Höhe von 10 —11, und 'eineBreite von 7 — 74- Ellen, sowie auch überwölbte Abzugsgräben von 6 Ellen Breite, 3 Ellen Höhe und 150 — 180 Ellen Länge. Die Schätzung dieser Graben vor den Gewässern der Zschopau, wibd besonders durch eine hohe Ufermauer bezweckt. Hinsichtlich der Betriebskraft für beide Nader nimknt man an, daß selbige die Kraft von 60 Pferden betragen, wo durch gegen 30,000 Mulespindeln im Gange unterhalten werden. "Zwischen beiden Rädern, welche sich auf der langen Was endlich die erforderliche Menschenzahl betrifft, die durch das Etablissement dieser Spinnerei Beschäftigung er halten wird, so nimmt man ungefähr 600 Individuen an, welche bedeutende Frequenz auf das ohnehin nahrimglose Dörfchen Scharfcnstein, sowie auch auf die zunächst liegenden Ortschaften, einen sehr wohthätigen Einfluß haben wird. Noch ist zu bemerken, daß, da von Scharfenstein der gewöhnliche Weg nach Chemnitz über Grießbach, Weißbach, u. s. w. wegen der vielen Berge und schlechten Straßen sehr beschwerlich ist, von den Unternehmern der Spinnerei deshalb eine Chaussee über Zschopau an dem rechten Ufer des Flusses angelegt werden soll, wo man dann iq einer kleinen Stunde nach Zschopau gelangen könnte. Der Baumeister der Scharfensteiner Spinnerei ist derZim- mcrmeister Uhlig aus Altenhayn bei Chemnitz, ein Mann der um so mehr verdient öffentlich genannt zu werden, als er von Haus aus keine Mittel besaß sich aus einer architek tonischen Lehranstalt zum Baumeister und Künstler zu bilden, sondern durch rastloses Selbststudium es in der Architektur zu bcn und Freiheit geschenkt würde, an dem Ufer der Zschopau einen Stölln zur Gründung oben erwähnter Mühle zu graben. Als ihnen ihr Gesuch bewilligt wurde, so schritten diese nun unter steter Aufsicht zu ihrem heroischen und gefahrvollen Unternehmen, und zwar so, daß ein jeder von der entgegengesetzten Seite zu graben ansing, um dann in der Mitte zusammenzutreffen. Sie erreichten endlich nach langer und mühevoller Anstrengung ihr erwünschtes Ziel, und verfehlten nur insofern einigermaßen ihren Entzweck, daß sie, anstatt in gerader Rich tung aus einander zu stoßen, etwas zu schräg kamen, wodurch der Stölln eine schiefe Richtung erhielt, was aber bei dem gegenwärtigen Bau der Spinnerei ausgeglichen worden ist. Jeder, welcher Scharfenstein besucht, möge nicht verabsäumen, diesen wirklich merkwürdigen Stölln, welcher unten qm Wehre, wohin eine steinerne Treppe führt, beginnt, in Augenschein zu nehmen. Man erblickt daselbst in Felsen eingehauen die Jahreszahl 1603: ob dis aber die Gründung des Stöllns betrifft, kann nicht bestimmt werden, indem dessen Entstehung nup auf so eben erwähnter Bolksfage beruht. .13 " Die obere Mühle zu Scharfenberg nämlich, welche we- ,grn ihres bedeutenden und hohen Wassergefälles eine treffliche Lage zur Errichtung einer Spinnfabrik darbictct, wurde vor zwei Jahren von den Herren Fiedler und Lcchla aus Oede ran zu diesem Behufs gekauft, und der Bau derselben mit einer so großen Thätigkeit betrieben, daß man schon jetzt ein Gebäude daselbst erblickt, welches wegen seiner Größe und Umsangs, so wie auch hinsichtlich seiner wild romantischen - Lage die größte Bewunderung und Ueberraschung erregt. Das Fabrikgebäude erhebt sich süd-östlich unterm Schloß, berge an dem Ufer der sich wild hinschlängelnden Zschopau, ! rings von Bergen und Felsen eingeschlossen, majestätisch empor und enthält eine Länge von 115, eine Breite von 29, und ' eine Höhe bis an das Dach mit 8 Fensterreihen, vott 44 Ellen. '' 'Außerdem befinden sich noch auf dem Dache 2 Fensterrcihen. l (Siehe davon die treu lithographirte Abbildung). An beiden Seiten dieses Kolosses, bilden sich noch 2 Frontons in f^j von 26 Ellen, an welchen beiden Seitenflügeln noch ein Halbkreis i von ungefähr 1 bis 2 Stock hohen Gebäuden angeschlosscn wer den soll, um dadurch einen Hof zu formiren. Zwei Haupttreppen fuhren zur Communication der Spinnerei. Das Wasser zum Betriebe dieses großen Wer kes kommt von der Zschopau und wird vermittelst eines gro ßen durch Fclseli gebrochenen StollnS*) von sechzig Ellen Länge als Ausschlagcwaffer auf zwei Räder geleitet. Der *) Dieser hinsichtlich seiner Tiefe (man kann bequem mit einem Kahn durchfahren) merkwürdige Stölln, soll nach der allgemeinen Bolkssagc auf folgende Art seinen Ursprung erhalten haben: Zwei Bergleute, welche aus unbekannten.Gründen zum Tode verurtheilt waren, ffaßen auf dem Schlosse Scharfenstcin im Gefäng- ! nisse, um daselbst ihr trauriges Loos zu erwarten. Da nun damals ! noch keine Mühle in Scharfenstcin existirte, und eine solche doch sehr nothwendig war, so erboten sich die beiden Bergleute, wenn ihnen Lc- Der wesentlichste Gegenstand aber, welcher gegenwärtig in Scharfenstein ein so allgemeines und großes Interesse er- regt, ist die daselbst erst gegründete Spinnerei, welche hin- ! sichtlich ihrer großartigen Bauart ohne Zweifel lange Zeit den i ersten Rang unter allen Fabriken SachsenZ cinnehmen wird. Da schon öfters von dem Etablissement dieser großen . . Spinnerei, in öffentlichen Blättern Erwähnung gethan wor- Fronte des^abnkgebäudes befinden, wird sü/die ganze Spin- ben ist, die Berichte und Angaben derselben aber theils un- nerei Dampfheizung angelegt, wozu zwei Kessel verwendet zureichend, theils auch ganz übertrieben waren, so wird cs werden. chnsre Leser gewiß auch interessiren, hierüber in unserm Amei- senkalendcr einiges Nähere, nebst beigefügtcr Abbildung zu ' 'finden.