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Zur Einführung Ende Februar 1911 wurde Max Reger, auf dfer Höhe seines Lebens, auf der Höhe seiner Kunst, anerkannt und verehrt, aber auch ebensosehr an gefeindet, aufgefordert, die Leitung der Meininger Hofkapelle, eines der hervorragendsten deutschen Orchester, das durch die Schule Hans v. Bülows gegangen war, zu übernehmen. Nun trat er in unmittelbaren Kontakt mit dem Orchesterapparat, nun wurde er mit der Orchesterliteratur der Vergangen heit und der Gegenwart aufs innigste vertraut. Darunter waren „Prelude ä L'apres-midi d un faune". Der Rausch des Orchesterklangs erfaßt ihn, und es entsteht eine Reihe von Werken, mit denen er sich scheinbar der Programmusik nähert, die aber ihre Entstehung eigentlich der Experimentier freude des Dirigenten Max Reger verdanken. Die nach seinen eigenen Worten „erste Frucht der Meininger Tätigkeit" war die „Romantische Suite", op. 125, in der der „Fugenseppl" zum Impressionisten wird. Das Werk, das Ernst v. Schuch in Dresden zur Uraufführung brachte, ist dreisätzig. Die Bezeichnung der Sätze, Notturno, Scherzo, Finale, rückt eigentlich deutlich genug von aller Programmunsik ab. Die Themen und ihre Verarbeitung sind das primäre, die thematische Gebundenheit wird nicht aufgegeben. Das bedeutet keinen Widerspruch zu der Tatsache, daß Reger selbst geäußert hat, die Anregungen zu den drei Sätzen habe er auf seinen Reisen zwischen Leipzig und Meiningen empfangen, der mondbeglänzte Thüringer Wald, ein Sonnenaufgang hätten ihn zur Komposition angeregt. Wichtig ist auch, daß die der Partitur vorangestellten drei Gedichte Eichendorffs erst nach träglich als Hinweise unverbindlicher Art hinzugefügt wurden. Daß sich ein Gleichklang von Poesie und Musik ergibt, beweist nur, daß Dichter und Musiker gleicher Art und gleichen Sinnes waren. Diese Gedichte sind denn auch die beste „Einführung", die man dem Werk Regers geben kann. Das erste stellt an den Hörer die Frage: Hörst du nicht die Quellen gehen Zwischen Stein und Blumen weit Nach den stillen Waldesseen, Wo die Marmorbilder stehen In der schönen Einsamkeit? Von den Bergen sacht hernieder, Weckend die uralten Lieder, Steigt die wundetbare Nacht, Und die Gründe glänzen wieder, Wie du’s oft im Traum gedacht. — Musik und Text des zweiten lassen es verstehen, daß ein Freund Regers den Titel „Elfenreigen" (der dem Komponisten zu „abgegriffen" klang) vorgeschlagen hatte: Bleib bei uns! Wir haben den Tanzplan im Tal Bedeckt mit Mondesglanze, Johanniswürmchen erleuchten den Saal, Die Heimchen spielen im Tanze. Die Freude, das schöne leichtgläubige Kind, Es wiegt sich in Abendwinden: Wo Silber auf Zweigen und Büschen rinnt, Da wirst du die schönsten finden.