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Über seine Sinfonie in c-moll op. 13 schreibt der Komponist Walter Abend- r oth : „Nachdem im Rahmen des Dresdner Musiksommers 1941 Paul van Kempen meine erste Sinfonie zur Uraufführung gebracht und mit den Dresdner Philharmo nikern dem Werke auch in anderen Städten bedeutende Erfolge verschafft hatte, fühlte ich den Wunsch, in einem zweiten Werke der gleichen Gattung andere Saiten der Empfindung zum Klingen und andere Möglichkeiten der Gestaltung zur Geltung zu bringen. Unverändert blieb dabei mein Bestreben, unbeschadet des natürlichen Gefühlsausdrucks eine echte Musiziersinfonie zu schreiben, d. h. ein Werk, das nicht von sogenannten „Ideen“ oder außermusikalischen Vorstellungen lebt — und seien es nur die auf sinfonische Musik immer wieder so gern angewandten Begriffe „Kampf“ und „Sieg“ —, sondern nur von der reinen musikalischen Substanz und deren organischer Lebensentfaltung. Mit anderen Worten: Diese Musik will nicht „dramatisch“ verstanden werden, sondern sozusagen „vital“, als Bild lebendiger Entwicklung musikalischer Kräfte, deren in den thematischen Gedanken zum Aus druck kommende Gegensätze einander weniger bekämpfen als ergänzen, wie es auch bei der Sinfonik vor Beethoven gemeinhin der Fall war. Die Struktur aller Sätze ist auf teils freier, teils strenger Kontrapunktik auf gebaut. Im ersten Satz, dem inner lieh erregtesten, tritt dem fugatoartig eingeführ ten und auch weiterhin ähnlich behandelten drängenden Hauptthema ein gesang liches Seitenthema gegenüber, das zuerst von der Klarinette gebracht wird. Die Durchführung ist sehr knapp. Die Reprise gipfelt in der von Posaunen und Tuba vor getragenen Vergrößerung des Hauptgedankens. Ohne Pause schließt »ich der lang same Satz an, eine Elegie, in deren choralartigem Mi ttelstück eine charakteristische Wendung der Durchführung des ersten Satzes als melodisch-harmonische Gipfelung erscheint. Der dritte Satz (Scherzo) bedarf keiner Erläuterung; er ruht auf dem Gegensatz Bewegung (Hauptsatz) und Ermattung (Trio). Der Schlußsatz ist eine Art Mischform aus Sonatenform und Doppelfuge. Hier wirken als Fugenelemente ein breit ausladendes Bläserthema (am Anfang: Trompete) und ein heiter-beschwingtes Streicherthema zusammen, zwischen denen zwei nur sinfonisch verwendete Motiv komplexe vermitteln. An den gleichzeitigen Schlußtriumph der beiden Fugenthemen schließt sich als Krönung des Ganzen der Choral des zweiten Satzes.“ „Die Moldau“ ist das zweite Stück eines Zyklus von Tondichtungen, die der tschechische Komponist Friedrich Smetana unter dem Titel „Mein Vaterland“ zusammengefaßt hat. Zu den einzelnen Teilen existieren kurze Programme von V. Zeleny, die von dem Komponisten gutgeheißen wurden. Demnach ist der Inhalt der „Moldau“ der folgende: „Zwei Quellen entspringen im Schatten des Böhmer Wal des; die eine warm und sprudelnd, die andere kühl und ruhig. Die lustig in dem Ge stein dahinrauschenden Wellen vereinigen sich und erglänzen in den Strahlen der Morgensonne. Der schnell dahineilende Waldbach wird zum Flusse Moldau, welcher, immer weiter durch Böhmens Gaue dahinfließend, zu einem gewaltigen Strom an wächst; er fließt durch dichte Waldungen, in denen das fröhliche Treiben einer Jagd immer näher hörbar wird und das Waldhorn erschallt, er fließt durch wiesenreiche Triften und Niederungen, wo unter lustigen Klängen ein Hochzeitsfest mit Gesang und Tanz gefeiert wird. In der Nacht belustigen sich die Wald- und Wassernymphen beim Mondscheine auf den glänzenden Wellen, in denen sich die vielen Burgfesten und Schlösser als Zeugen vergangener Herrlichkeit des Rittertums und des ge schwundenen Kriegsruhms vergangener Zeit abspiegeln. In den Johannisstrom schnellen braust der Strom, durch die Katarakte sich durchwindend, und bahnt sich mit Gewalt, mit schäumenden Wellen den Weg durch die Felsenspalte in das breite Flußbett, in welchem er mit majestätischer Ruhe gegen Prag weiter dahinfließt, be willkommnet von der altehrwürdigen Burg, worauf er in weiter Ferne den Augen des Dichters entschwindet.“ :»fr-VI