30 Gedichte fehlte nicht; in Prima namentlich hatten wir anch lateinische freie Redeübungen und wurde ein und der andre Autor lateinisch ausgelegt. Beim Geschichtsunterrichte war die alte Geschichte der Griechen und Römer Wohl vorherrschend und wurde bei dem Vortrage immer auf die Geschichts- guellen als: Herodot, Plutarch, Livius, Tacitus u. a. hingewiesen,,auch wurden einzelne wichtige Stellen daraus vorgelesen. In der Mathematik wurde bis zur sphärischen Trigonometrie vorgeschritten und der Privatfleiß durch gestellte Uebungsaufgaben exereirt. In der Naturgeschichte wurde in Tertia am meisten Pflanzenkunde betrieben; wir übten das Linne'sche System ein und gaben mit Hilfe einer dictirten lateinischen Nomenelatur die einfache Pflanzenbeschreibnng sofort in lateinischer Sprache. Mit Bedauern denke ich daran, daß in jener Zeit der Unterricht in der französischen Sprache aus dem Kreise der Unter richtsgegenstände wie anderer Lehranstalten, so auch der Gymnasien in Königs berg ausgeschieden war, was vielleicht noch eine Folge des Franzosenhasses ans der vorhergegangenen Zeit der Freiheitskämpfe sein mochte; mit Bedauern anch daran, daß kein gymnastischer Unterricht auf dem Gymnasium ertheilt wurde. Denn nachdem erst von der obersten Behörde in Berlin aus dieser Unterricht allgemein angevrdnet war, wurde doch bald darauf die Verordnung widerrufen, weil politisch-demagogische Umtriebe mit dem Turnwesen sich ver bunden hätten. Den Religionsunterricht anlangend, so erinnere ich mich mit Freuden an die erbauliche Lectüre und Auslegung der Bibelstellen, namentlich der Psalmen im A. T., die der damalige Prediger der Anstalt mit uns Tertianern hielt. In den beiden obersten Classen trat neben einzelnen religiös-moralischen Gesprächen die Lectüre des neuen Testamentes in der Grundsprache hervor. Freilich galt uns bei unserer Lectüre des Lenophon und Plato und unseren griechischen Uebersetzungen der reine attische Dialect als Hauptsache und lernten wir das griechisch-neutestamentliche Sprachidiom nicht würdigen. Bei der in der damaligen Zeit vorherrschenden theologischen Richtung kam es denn aller dings auch nicht dazu, über die Stellung der alten griechisch-römischen Cultur zum Christenthuine einen näheren Aufschluß zu geben. 2. n) yistiplin und Ferien; 1») Feierlichkeiten; a) Meine Contirmation. Zur Aufrcchthältung der Zucht und Ordnung dienten die Censurbücher in den Classen, worin namentlich Berspätigungen und Versäumnisse eingetragen wurden; dazn kamen Privatadmonitionen, Strafpensa oder doch wiederholte Bearbeitung der Aufgaben; weiter Vorladungen vor die Couferenz der Lehrer,