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und Bleicherei wurde von Mutter und Großmutter, dazu Bienenzucht, Netz strickerei, Fischerei und kleine Jagd (mit Netzen) von dem Groß und Auszugs vater Christian Wirth, dessen Sohn der erste Mann meiner vorgenannten Mutter war, fleißig betrieben. — Mein Vater (der Großvater Köhler war früher Soldat gewesen, zu Anfang des 7jährigen Kriegs mit dem größten Theile der churfürstl. sächs. Armee bei Pirna in Gefangenschaft gerathen, und nachdem er dringende Aufforderungen, im preußischen Heere fortzudicnen, als wider sein Gewissen streitend beharrlich abgelehnt, in die Heimath zurückgekehrt und hatte sich bald darauf mit einem kleinen Bauerngut in Hartmannsdorf angekauft) — wird in der Dinterschen Selbstbiographie in etlichen Stellen als ein entschieden rechtlich gesinnter und wahrheitsliebender Mann, namentlich auch in seinen Functionen als Dorfrichter und Gemeindevorstand, bezeichnet. Er bediente sich zur Aufrechterhaltung der Zucht und Ordnung in der Familie auch hin und wieder der Ruthe und des Stockes, die Gewissen zu schärfen, und ich bin selbst, obschon von zärtlicher Mutterliebe gern vertreten, etliche Male wegen ungebührlicher Knabenstreiche von ihm gezüchtigt worden. Da er indeß mit dem Landbau und dem Erwerb zur Ernährung der zahlreichen Familie, wie mit der Leitung der Gemeindeangelegenheiten vielfach beschäftigt war, fiel immer die specielle Sorge für die Kindcrerziehung der Mutter zu. Die Kriegsunruhen beschäftigten den guten Vater im Jahre 1813 Tag und Nacht. Hcrumstreifende Kosakencorps brachen öfters zur Nachtzeit iu das Dorf herein und beunruhigten mit unbemessencn Forderungen, deren Befrie digung die Hungernden selbst durch Mißhandlung erzwingen wollten. Reichere Nachbarn und Gutsbesitzer verschlossen dann oft ihre Thore nnd erschwerten dein Schulzen, an den man sich immer zunächst wendete, seine amtliche Thä- tigkeit. Unbemesscn waren insbesondere die Forderungen der Russen bezüglich der Branntwcinguantitüten, die sie beanspruchten. Dabei nöthigtcn sie den Vater bald aus einer Art Gutmüthigkeit, bald aus Mißtrauen znm Bor- und Mittrinken des Branntweins, den er nicht liebte, der seiner Gesundheit nach theilig wurde. Wenn dann die roheren Söhne der russischen Steppen in ihrer Weise nur erst mit Speise und Trank befriedigt waren, so bewiesen sie wieder, besonders die älteren, die selbst in ihrer Heimath Kinder hatten, gegen uns, die Kinder des Hauses, viel Freundlichkeit, welche bis zum frohen Lachen und Liebkosen sich ausdehnte, wenn ich ihnen als 9 jähriger Knabe aus einem vom Vater angckauften Büchlein — einem russischen Dolmetscher — einzelne russische Wörter und Fragesätze vorzulesen bemüht war. — Auch wohl Irrungen in der Disposition der verschiedenen Truppen, die vor der Schlacht bei Leipzig in dieser Gegend einander ans der Ferse folgten, führten oft sehr lästige Verhand-