8 volle« Sonnenuntergänge im Westen jenseit der Pleißenaue, die ich auf unsern Spielplätzen unter den Hartmannsdorfer Dorflinden oft mit Verwunderung anschaute, vermochten das Gemüth des Knaben zu einem religiösen Naturcultus zu erwecken. Der Gemcindegeist der ausschließlich bäuerlich-öcouomischcn Bevölkerung zeichnete sich zu meiner Zeit durch wetteifernde Berufsthätigkeit im Sommer und Winter aus, uud verbanden damit die Bewohner ein nachbarlich-freund schaftliches Wohlwollen unter einander, bei dem sie in der Zeit der Noth nnd Bedrängniß sich gern unterstützten, der Wiedervergeltung immer gewiß im Herzen. Die Leute waren, da Dinter dort als Pastor wirkte, fleißige Kirchen gänger und sind's auch später geblieben. Sic vergaßen bei ihrem Bcrufsfleiße, mit dein sic den dankbaren Boden bearbeiteten, im Gegensätze zu dem Reli- gionsindisfereutismus mancher Fabrikgegenden, nicht den Segen Gottes, von dem sie sich abhängig wußten. Wie oft habe ich doch nach meiner frühzeitigen Trennung von der Hei- math, wenn ich als königsberger Gymnasiast in alten und neuen Classikern, namentlich in Schiller*) das Thun nnd Schaffen der Landleute symbolisch poetisch geschildert las, aus der Ferne sinnend an meine Hartmannsdorfer, diese frommen, frischen Bauersleute, zurückgcdacht! 2. Vas Mmchaus Md der Vater. Ju diesem Hartmaunsdorf ist mein Geburts- und Elternhaus das 3. Bauerngut auf der nördlichen Häuser- und Güterreihe; hier bin ich den 19. März 1805 geboren und den 21. unter Beilegung des Namens „Johann August" getauft worden. Als Knabe habe ich lange aus Unwissenheit meinen Tanftag für meinen Geburtstag gehalten und habe, so oft er wicderkehrte, gern mit einiger Selbstgefälligkeit meiner häuslichen Umgebung verkündigt: „Mit meinem Geburtstage zieht der Frühling ein; Tag nnd 'Nacht sind sich gleich nnd die Tage mit ihrem Lichte nehmen nun zu!" Meine Eltern: Gottfried -Köhler aus Hartmauusdorf, uud die Mutter, Marie Rosina, eine geb. Held, beschäftigten sich im Besitze zweier kleiner Baucr- güter vorzugsweise mit Laudbau und Viehzucht; aber auch Gartenbau, Spinnen *) Vergl. z. B. Schiller: „Der Sämann". „Siehe voll Hoffnung vertraust Du der Erde den goldenen Samen „Und erwartest im Lenz fröhlich die keimende Saat; „Nur iu die Furche der Zeit, bedenkst Du Dich Thate» zu streuen, „Die von der Weisheit gesät, still für die Ewigkeit blühn? Bergl. auch in der Glocke u. a. 1*