fernten Kirchdorfs Görnitz eine Parochie oon nur 240 bis 250 Seelen. Die fruchtbaren Felder erstrecken sich östlich bis an die bornaischc Haardt, nördlich von der görnitzer, südlich von der blumrodaev Mark begrenzt; die grasreichen Wiesen bilden einen Theil der großen Pleißenaue, welche sich zwischen 2 klei neren fließenden Gewässern, der Pleiße selbst und dem aus jener abgeleiteten dentzner Mühlgraben vom Städtlein Regis bis Lobstädt und Bergisdorf aus dehnen und zu Zeiten, wenn im Frühjahr bei schnell eintretendem Thauwetter oder sonst bei länger anhaltendem Regen die Flüsse aus den Ufern treten, das Bild eines großen Landsees darstellen. Hat man schon nach der Ostseite hin einen schönen, interessanten Ueberblick über eine Menge Dörfer mit hochragenden Kirchthürmen und über die Stadt Borna, so ist nach den andern Seiten die Ausschau von der Höhe zwischen Hartmannsdorf*) nnd Görnitz eine wirklich romantische. Nach Norden sehen wir in mäßiger Höhe die wohl zweihundertjährige alte görnitzer Kirche vor uns liegen, darunter die in neuerer Zeit erbaute Schüle sammt dem Dinterdenkmale; nach Westen in der Aue auf das stattliche Rittergutsschloß Deutzen; dahinter in geringer Entfernung auf die von Leipzig kommende sächsisch-baiersche Eisen bahn, und nach Süden hin reicht der Blick über die schon genannte kleine Stadt Regis bis zu dem 3 Stunden weit entfernten hochragenden Herzog!, altenburg- schen Schlosse, an welches sich auch für das kindliche Alter schon Erinnerung an historische bedeutsaure Thatsachen wie der Prinzenraub auknüpft, während die ganze Gegend init ihrem Panorama geeignet ist, des Kindes Geist und Gemüth für geographische Betrachtung anzuregen und vorzubilden. Die pracht- *) Die Etymologie des Namens „Hartmannsdorf", welchen ini Königreich Sachsen mindestens 8 Dörfer führen und der auch sonst z. B. in Schlesien vorkommt, ist nicht sicher. Maßgebend dafür ist jedenfalls nicht die Bemerkung eines alten Pfarrers im görnitzer Kirchenbuche, der es für „das Dorf der harten Männer" erklärt. Dinter, darauf anspielend, schreibt berichtigend in einem lateinischen Briefe vom Jahre 1826 an den Berfasfer, indem er den Namen gräcisirt: „Lülerumlroenmionsos umori mao eommkuiäatisÄmi sunt", d. h. „die Hartmannsdörfer sind mir besonders lieb!" — Andere wollten bei der etymologischen Erläuterung auf den Namen Hartmann, als den früheren Besitzer und Lehnherrn, zurückgehen. — Ich vermuthe: Hartmanns dorf bedeutet das Dorf der Hartmäuner, und die Hartmänner sind Männer aus der Haardt (ursprünglich eine Waldstrecke bezeichnend, auch Haart und Hart geschrieben!) d. i. also Männer, die aus dem Wald (Miriquitenwalde?) gekommen und hier sich angebaut haben; vielleicht auch Männer, die ursprünglich Waldbewohner und Wald arbeiter, durch Ausrottung ihr Dorf in ein Ackerbauerdorf verwandelt haben. Mein Geburtsort war von jeher ein nicht frohnpflichtiges Bauerndorf, das vordem unter dem Großhermsdorfer v. Stammerschen Erb- und Lehngericht stand.