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70 den „Gang der Entwicklung" die Stimme der Mehrheit! Selbst der Katholicismus hat sich gescheut oder geschämt oder auch nicht vermocht, dasselbe durchzuführen!" „DieZahl als Grund und das Stimmenzählen als unbedingter Wahrheitsmesser vernichtet oder hemmt die freie Geisterbewe gung, macht die Minorität und gar das Individuum rechtlos. — Wer viel schreit, hat viel Stimme; und wenn Alle schreien, wird nur Eine Stimme vernommen, da ist Stimmeneinheit. — In allen Zeiten bisher sind immer zwei große Zeitbewußtsein gewesen neben einander, noch außer vielen kleineren. In sehr alter Zeit hat das eine den Christus aus Kreuz geschlagen, das andre hat eine christliche Welt werden lassen. In jüngerer Zeit ist das eine protestantisch geworden, das andere katholisch geblieben. (Aber Muhamed und sein Islam? — Das war ein Landbewußtsein, ward nur durch Waffen gewalt Länder- und Völkerbewußtseiu.) „Ihr allein Zeitbewußten, habt ihr nie etwas vernommen vom Geist und von der Art, wie er über die Erde geht, durch alle Weltgeschichte beglaubigt? — Laut dieser sind es zunächst nicht alle hervortretende Geister, welche die Menschheit führen. — Und nach ihr giebt es ohne ins Gegenwärtige hereindauernde Vergangenheit so wenig, wie ohne Gegenwart eine Zukunft." ck) Das hier unter 3, o. Gesagte kann Wohl gegen das allgemeine Stimm- und Wahlrecht in politischen und kirchlichen Angelegenheiten ein Bedenken er regen, aber nicht gegen die Forderung, daß auch alle geeignete Nichtgeistliche zur Förderung und Kräftigung eines neuen christlich-sittlichen Bolksgeistes und der Werke der inneren Mission herbeigezogen werden sollen. Wenn aber in der prophetischen Pfingstfestverheißung eine Geistausgießung „über alles Fleisch" (Joel 3, 1 ff. und Apostelgeschichte 2, 17.) erfolgen soll: so kann damit nicht der Massenautorität der Namenchristen und der religionslosen Mitgenossen dieser unsrer Zeit das Wort geredet sein: sondern es bleibt das „allgemeine Priester- thum" und ein in Sachen des Staats und der Kirche für die heiligsten Ange legenheiten der Völker stimmfähiges Wählerthum auf die beschränkt, die vom Geiste des Herrn ein gut Maaß empfangen haben. Cap. 3. Erfahrungen und Mitthcilungen, die allgemeine und speciellc Seelsorge bctr. (Z. 12 bis 19.) Eine specielle Seelsorge, welche neben dem öffentlichen Gottesdienste sammt der Predigt direct an den Einzelnen mit Belehrung, Ermahnung, Tröstung