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34 einen frommen Eifer und ein Bestreben wecken, das Wort Gottes immer kräf tiger zu erfassen und vom Autoritätsglauben zur deutlicheren selbstständigeren Erkenntniß hindurchzudringen, wenn schon die „Geheimnisse Gottes", die in der Schrift geoffenbarten Heilsrathschlüsse mit uns vielfach noch Sache des Autoritäts glaubens bleiben müssen. Er thut das mit Anwendung aller unterrichtlicher und erziehlicher Grundsätze, wie sie in der heiligen Schrift und der Erfahrung christlicher Pädagogen gegeben sind. Von den biblischen Geschichten und der heil. Geschichte in ihrem wunderbaren Zusammenhangs geht er aus, auf die großen Thatsachen geoffenbarter göttlicher Macht und Gnade gründet er die Glaubenslehre, damit die Spruchweisheit, die biblischen Lehren, Weissagungen, Psalmen und heiligen lieblichen Lieder verbindend. Die Katechismnslehre der evangelischen Kirche, dieses populäre System der biblischen Heilslehre, erläutert er dem Wortverstande nach, dann aber nach dem inneren Zusammenhänge von Gesetz, Evangelium und Heils- und Gnadenmitteln, um dieses Centrum der Lehren engere und dann bald weitere peripherische Kreise ziehend. Durch dieß Alles gründet er auf höherer Stufe eine christliche tiefere Gnosis, von der schon die alexandrinischen Väter handelten, mit deren Hülfe ein dazu geförderter Christenmensch die ideellen Wahrheiten der heiligen Geschichten erfaßt, die evan gelischen Lehren nach ihrer Conformität zu den höheren religiösen Anlagen und Entwicklungsgesetzen, zu den Bedürfnissen des Menschengeistes und deren Befrie digung erkennt, gemäß dem bedeutsamen Worte Christi Ev. Joh. 4, 14: „Wer des Wassers trinkt, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten, sondern es wird in ihm ein Brunnen des lebendigen Wassers werden, das in das ewige Leben fließt". 2) Weitere historische Erläuterung und Beweisung des Grundsatzes: Solche mächtige autoritätsvolle Persönlichkeiten, die durch Vorbild und Lehre zugleich auf die Menschen ihrer Zeit religiös belebend einwirkten, treten uns gar viele in der Geschichte des Reiches Gottes entgegen. — Moses gehört hierher, der treue Knecht Gottes, der fort und fort mit dem Herrn redete über das, was seinem Volke Israel Noth that, der da lehrte und zeugte vom Gesetze des Herrn, den theokratischen Cultus ordnete, durch alle Gefahren des Wüstenlebens die Seinen rathend und rettend geleitete und in herzlicher Fürbitte für das oft sündige Volk verharrte. Von ihm heißt's 2. Mos. 34, 34. f.: „Wenn Mosel) hineingegangen war vor den Herrn, mit ihm zu reden — und wenn er heraus kam und redete mit den Kindern Israel, was ihm geboten war: so sahen die Kinder Israel sein Angesicht an, daß die Haut seines Angesicht's glänzte;" es trug sich ein Wiederschein von der Herrlichkeit des Herrn auf die frommen Israeliten über und erfüllte sie mit heiliger Gottesfurcht.