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32 Sylvesterabends ließ er mich rufen und mir melden, sein Ende sei nahe und es verlange ihn von Herzen, noch das heilige Abendmahl zu genießen. Ich hatte, von den Geschäften der Woche gedrängt, bis 11 Uhr studirt und sollte schon des Morgens früh vor 7 Uhr nach dem Filial fahren. Da ließ ich ihm sagen, ich würde des Morgens vor 6 Uhr zu ihm kommen, und hoffte nun noch auf ein paar Stunden stärkenden Schlummers. Vergebliches Hoffen! Ich war im Halbschlummer mit dem Kranken beschäftigt, der mich an sein Sterbelager be gehrte ; ich hörte ihn seufzen und stöhnen. Da schämte ich mich vor mir selbst und dachte: Der hat so viele Nächte für uns Alle gewacht, und nun willst du nicht einmal eine Stunde deines nächtlichen Schlummers ihm zum Opfer bringen! Ich raffte mich auf und wanderte stracks mit der Laterne durch die finstere Nacht hinaus vor das Städtlein an das Sterbelager. Die Zeit des Mannes eilte; der Engel des Herrüstand schon zu seinen Häupten, ihn zur Heimfahrt zu geleiten. Da betete ich mit ihm, für ihn und die Seinigen und segnete ihn ein zu seinem Heimgange. Sein Abscheiden erfolgte noch in meiner Gegenwart. Getröstet im eigenen Herzen kehrte ich zurück und verwaltete dann meine mehrfachen amtlichen Neujahrsarbeiten mit größerer Kraft und Freudigkeit, als ich an manchem andern Neujahrstage gethan hatte. ir. Grundsatz, Mittel zum Zweck betreffend. 8- 7. Dritter Grundsatz. „Dazu leuchte mit der Autorität glaubens- und thatkräftiger Persönlichkeit vor; so wirst du religiöses Leben unmittelbar auf Gemüther übertragen, und wird auch deine Lehrthütigkeit zur Förderung eines selbstbewußten Glaubens lebens wirksamer werden". (Or. W. BauFr; der evangel. Erzbischof Borowsky.) 1) Erläuterung. Der Funke des Göttlichen glimmt im Gemüthe des Menschen, wenn auch oft nur als ein matt glimmender Docht und harret seiner Anfachung und Belebung; Gemüthsstimmnngen tragen sich vielfach unmittelbar über, edlere, wie unedlere; sympathische religiöse Gefühle sammt dem Nach ahmungstrieb helfen das religiöse Leben begründen. Im Familienleben erweist sich das Vorbild einer frommen Mutter, der Anblick der betenden Familie segensreich wirksam auf das kindliche Gemüth; einer ganzen christlichen, zur Andacht versammelten Gemeinde gegenüber wirkt gleicher Weise religiös belebend und anregend die vorbildliche Autorität des Geistlichen mit durchgebildetem religiösem Charakter. — „ Einer ist's, sagt der vor Jahrzehnden in Dresden, dann in Hamburgwor großen Christenversammlungen zeugende Prediger Schmalz, Einer ist's, den ich erst durch ernste Betrachtung und Gebet kräftig erbaut haben