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30 im Gegensatz zu jenein unheiligen aufbrausenden Zorn solcher, die, wenn einmal bezüglich des Gesangs oder Besorgung der Elemente rc. rc. eine Versäumniß vorgekommen, durch ihr Verhalten die Andacht stören und Gefahr laufen, die heilige Handlung segenslos zu vollziehen. (Z. 5, 3.) 2. Freudig und mit beharrlicher Treue wird der evangelische Geistliche, von diesem Grundsätze geleitet, seines Amtes warten, selbst wenn es ihm schwer wird. — a) Es gab eine Zeit, da auch in unsrer Landeskirche der lebendige Christen glaube bei manchen Dienern der Kirche erkaltet, erstarret und damit auch die ideale Auffassung ihrer Berufsaufgabe, von der wir reden, verloren gegangen war. Zu dieser Zeit wurde ihr Dienst vielfach ein mechanischer, freudenloser; sie wurden des Amtes überdrüssig. Als junger Theolog und Candidat ver nahm ich von solchen Geistlichen bei meinen Besuchen Klagen und seufzende Reden, wohlgeeignet, meine erste Liebe und Begeisterung zu dämpfen. Das Seufzerwort eines solchen Mannes: „Mich ekelt zu Zeiten der Speise, die ich darreichen soll!" ist mir nie wieder aus den Gedanken gekommen! — „Das Manna, vom Himmel gegeben (2. Mos. 16, 20.) war übelriechend geworden, und wuchsen ihnen Würmer darin!" — Möchte das in unsrer, glaubenskräf tiger Zeugen so bedürftigen Zeit nirgend mehr bei den Dienern der Kirche Vor kommen! — b) Die Menge der wiederkehrenden, oft alsbald auf einanderfolgenden Tauf-, Trau-, Hochzeits-, Begräbnißfeierlichkeiten, die Menge der Abkündigungen mit gleichartigen Fürbitten, die großen Communionfeiern, bei welchen dieselbe Spendungsformel fort und fort sich wiederholt, die vielen Haus- und Kranken besuche namentlich in großen Parochieen und übervölkerten Städten, wo auf einen Geistlichen die Fürsorge für Tausende, oft viele Tausende von Seelen zu rechnen ist, können wohl auch dem ernsten christlichen Geistlichen die ausdauernde freudige Stimmung behindern, und dürfte Verfasser bekannte und befreundete Geistliche nennen, welche der großen Last der ihnen gestellten Aufgabe unter lagen. Ich kann auch selbst nicht leugnen, daß an Tagen, wo Kanzel-, Altar-, Begräbnißreden sich häuften, wenn die Zahl der Communicanten nach zweifach gehaltener Predigt in der Filial- und Mutterkirche eine übergroße war; wenn nach Bet- und Katechismusstunden noch andere Amtshandlungen meiner warteten, noch auf dem entfernten Filial, vielleicht zur rauhen Winterszeit, ich hin und wieder von verminderter Amtsfreudigkeit und von der Gefahr, in einen Dienstmechanismus zu verfallen, etwas verspürt habe. Der Gedanke aber, daß alle jene Handlungen zur Gründung und Befestigung der Gemeindeglieder in