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28 Oder, gemäß den Worten, wie sie in I. I. Winkler's (f 1722 als Oberdom prediger in Magdeburg) Pastoralliede: „Sollt ich aus Furcht vor Menschenkindern des Geistes Trieb in mir verhindern rc. ent halten sind: V. 10: Weß ist das Amt, das ich hier trage? Wer fordert's, daß ich's ihnen sage? Jst's nicht des großen Gottes Mund, Der thut durch mich sich ihnen kund? B. 13: Die Liebe Christi, die mich dringet, Die ist's, die mich im Geiste zwinget, Mit Rufen, Locken, Bitten, Flehn Der Menschen Seelen nachzugehn. V. 15: Hier ist mein Blut, mein armes Leben! Soll ich's bei deinem Wort hmgeben, — Ja, Herr, dein Will gescheh' an mir! Bring' nur dadurch viel Gut's herfür! 8- 6. Zweiter Grundsatz. „Als Hauptaufgabe des Amtes behalte Einführung und Befesti gung der Seelen in der Gemeinschaft mit dem Herrn vor Augen; so wirst du alle deine Amtshandlungen ernst und würdig, dazu freudig mit beharr licher Treue vollbringen". Vorbemerkung: Mit diesem Grundsätze soll selbstverständlich nicht einseitige theocentrische Bildung (Gegensatz zur geocentrischen-materialistischen Weltanschauung) als Hauptaufgabe des evangelischen Predigeramtes bezeichnet, es sollen nicht Fakirs, vermeintliche Heilige gebildet werden, die, indem sie mit starrer Passivität unverrückt in das Sonnenlicht schauen, für irdische Dinge und Lebensaufgaben erblinden und unfähig werden. Die Aufgabe unseres Amtes ist vielmehr, den Christenmenschen in der Gemeinschaft mit dem Herrn, mit Gott dem Vater durch Christum und seinen heiligen Geist also zu begründeu und zu befestigen, daß er als Diener Gottes und Kind des himmlischen Vaters sich fühlend und wissend Kraft aus der Höhe, heilige Liebe, volle Freudigkeit gewinne, um zu irdischer und bürgerlicher Berufstüchtigkeit sich durchzubilden und dieselbe unter allen Umständen und Verhältnissen in höherer oder niederer Stellung zu beweisen. Bei rechter Auffassung dieses Grundsatzes wird nun, sagen wir, der evan gelische Geistliche seine Amtshandlungen 1. würdig und ernst vollbringen. Betrachten wir zuvörderst a) die Taufweihe. Als Aufnahmesacrament von Christo eingesetzt und mit Segensverheißung versiegelt, begründet sie die Gemeinschaft des Christenkindes mit dem dreieinigen Gott und legt einen Keim grund zu dem noch unentwickelten Taufbewußtsein. Bedenkst du das, so wirst