25 der durch ihn geoffenbarten Wahrheit berufen werde, so kam mir das doch erst durch das Amt selbst und die durch das Amt gestellten Aufgaben zum deutlicheren Bewußtsein. Da ich in meinem 24. Lebensjahre kurz vor Weihnacht 1828 ins Pfarramt eintrat, hatte ich — das damals noch dreitägige Weihnachtsfest fiel in die Mitte der Woche — neben etlichen Begräbnißreden — in 9 Tagen mit Zurechnung der Filialpredigten zehnmal als Kanzelredner aufzutreten und vor großen Schaarcn der Christen auf verschiedenen Bildungsstufen die evangelische Wahr heit zu verkündigen. Die Predigten konnten in formeller Beziehung keine voll kommenen Leistungen sein, ich konnte aber auch nicht aus dem Schatze eigener Weisheit und Erfahrung immer neue Lehrstoffe vortragen. Ich war an das Weihnachtsfest und die bezüglichen evangelischen Texte gewiesen und hatte nun als gewissenhafter Geistlicher diese biblischen Texte für Alle, Vornehm und Gering, Arm und Reich in anschaulicher, populär-rhetorischer Form auszulegen und für Alle ein Zeugniß der Heilswahrheit zu geben. Ich hatte daneben gleich in den ersten Wochen Hunderte von Beichtenden Sündenvergebung und Gottes Gnade zu verkündigen und die Unterpfänder dieser Gnade beim heiligen Abendmahle zu reichen. Das aber konnte ich auch wieder nicht anders als im Namen des Herrn und seinem höheren Auftrage thun, unter Hinweis auf das Schriftwort 2. Cor. 5. 19 f. „Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber". — Wir sind nun Botschafter an Gottes Statt: „Lasset euch versöhnen mit Gott!" Ich wurde bald nach meinem Einzuge in Trebsen an das Kranken- und Sterbelager des mir benachbarten Gerichtsdieners Engelhardt gerufen, der zum ewigen Frieden eingchen und der göttlichen Barmherzigkeit im himmlischen Ge richt gewiß werden wollte. Der Mann mochte nun auch nicht von mir etwa philosophische Wahrscheinlichkeitsbeweise von der Unsterblichkeit der Seele hören: er brauchte thatsächliche Zeugnisse und Bürgschaft höherer Autorität, wie sie das Evangelium von Christi Tod und Auferstehung und himmlischer Verklärung den Seinen darbietet. Ich konnte ihn nur mit den Worten trösten und erheben: „Christus hat dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergängliches Wesen an's Licht gebracht". Christus spricht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben rc.". 2) Wie mir durch diesen Grundsatz gegeben wurde, wie ich in schwierigen Fällen reden und handeln sollte. s) Etliche Wochen darnach kam stattlich gekleidet die Ehefrau eines Unter beamten bei der Accise und erzählte heftig klagend in sehr aufgeregter Stimmung, daß ihr Mann die öffentlichen Wirthschaften immer besuche, Frau und Kinder