15 soweit immer christliche Pastoralklugheit es ihnen gestattet, freundschaftliche Beziehungen mit ihnen zu unterhalten. Mein pfarramtliches Leben und Wirken fiel in die frühere Periode, da der Einfluß der Kirchenpatrone noch ein unbeschränkterer war; da höher gebil dete Männer in ihrer Patronatsstellung viel Ansehen und eine gesegnete Wirk samkeit geltend machten. 2) Unter diese gehört vor Andern vr. I. M. W. Baumann, der mich, wie (Erlebtes I Z. 14) berichtet, zum Pfarramt in Trebsen designirt hat; ein in mehrfacher Hinsicht ausgezeichneter seltener Mann, dessen vielseitige Bildung ebenso, wie sein bildender Einfluß auf mich und viele andre Geistliche an dieser Stelle zu einer etwas weiteren Darstellung verpflichtet. Ursprünglich Besitzer des väterlichen Gutes Steinbach bei Borna erbte er von seinem kinderlos verstorbenen Onkel Or. Vincent Baumann das große Mannslehngut Trebsen und wurde dadurch Collator von 5 Pfarrstellen (zwei besetzte er alternirend!) und 5 Schulstellen, zugleich Gerichtsherr über die beiden kleineren Städte Trebsen und Nerchau und einer größeren Zahl von Dörfern. Er War ein wissenschaftlich gebildeter Mann, der, nachdem er als vr. juris 1792 promovirt, sich bei der juristischen Facultät zu Leipzig habilitirt, dann aber nach seiner Verheirathung sich, dem Wunsche des vorgenannten Onkels entsprechend, auf seine Güter zurückgezogen hatte, hier in ländlicher Zurück gezogenheit seinen Lieblingsstudien, namentlich auch den Naturwissenschaften lebte und als Kirchenpatron und Gerichtsherr einen eigenthümlich schönen Wirkungskreis sich begründete. Er lebte hier als ein Polyhistor und Polytechniker. Mit regem Interesse für alle wichtigeren Erscheinungen der Literatur setzte er sich in den Besitz einer bedeutenden Bibliothek, besonders auf dem Gebiete der Naturwissenschaften; er veranstaltete naturhistorische Sammlungen und schaffte sich Apparate für physikalische Untersuchungen an. Neben einer Silber- stein'schen Orgel nnd verschiedenen Saiteninstrumenten, die er selbst spielte, hatte er sich eine kleine Sternwarte mit kostbaren Telescopen eingerichtet. Dazu be saß er mehrere Drechselbänke, eine Schmiede- und Tischlerwerkstatt, darin er zu Zeiten selbst arbeitete oder auch durch geeignete Personen sich Manches an fertigen ließ. 3) Meuder Einfluß des flirchenpatrons auf seine Geistlichen. Indirekter wirkte Iw. B. durch sein Vorbild und reges Interesse für Kirche und Schule. Er besuchte deu öffentlichen Gottesdienst selbst gern und forderte das zugleich von seinen Untergebenen, betheiligte sich auch an der Feier des heil. Mahles. Die Predigten beurtheilte er namentlich vom christlich-mora lischen, practischen Standpuncte aus sorgfältig, wohnte den öffentlichen Schul-