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110 edler Geselligkeit, verbreiteten unter der Jugend der Gemeinde gymnastische Spiele und förderten durch ihre Angehörigen unter der erwachsenen weiblichen Jugend Sinn für gebildeteres Hauswesen, Wirthschaft und häusliche Geselligkeit. b) Die Hauptfrage bleibt nun auf das Wie? der Betheiligung gerichtet. — Es giebtLeute, welche die Geistlichen in ein alltägliches geselliges Weltleben herabziehen möchten, so, daß sie ihr höheres ideales Streben, ihre christlich-religiöse Lebensanschauung und Haltung verleugnen sollen. Ein reicher Mann, der ein geselliges Haus repräsentirte, sagte einst zu einem meiner Be kannten: „Sie wären mir bei Ihren geselligen Talenten lieber, wenn Sie kein Geistlicher wären." — Es giebt dagegen wieder Geistliche, welche geselliges Welt- und Genußleben fliehen und namentlich öffentliche Wirthschaften geflissent lich vermeiden, als ob sie daselbst Schaden leiden könnten. Ein solcher Amts genosse, da er einem, in einem unbescholtenen Wirthshause lebenden alten, am Besuche des Gotteshauses verhinderten Mann jährlich zwei Mal das heilige Abendmahl reichen mußte, beschränkte dabei seinen Aufenthalt auf die kürzeste Frist und eilte hastig davon, als ob ihm dort eine Gefahr drohe, worüber ich selbst den kranken Alten klagen hörte. Wie und unter welchen Bedingungen soll und darf nun der Geistliche an solchen industriellen und geselligen Vereinen theilnehmen? — Nicht so, daß darüber Amt und Gemeinde versäumt wird. Wer indust riellen Versammlungen und geselligen Vergnügungen nachgehn wollte, wenn er als geistlicher Seelsorger daheim dienen sollte, der wäre kein treuer Haus halter seines Herrn! Nicht so, daß über der, auf gewerbliche Speculationen verwendeten Zeit keine Zeit für wissenschaftliche Studien und theologische Fortbildung mehr übrig bleibt. Nicht so, daß er seinen Parochianen mit seinen gewerblichen Einrichtungen, landwirthschaftlichen Unternehmungen Gewinn und Erwerb schmälert. Ein schon länger verstorbener, wohlhabender Geistlicher kaufte sich in einem zu seiner Parochie gehörigen Dorfe bei günstiger Gelegenheit ein Bauergut als Familien eigenthum an und erstand die auf dem Gute erforderlichen Ackerpferde auf der Militairpferdeauctiou in der nächsten Garnisonstadt, wobei er wiederholt etliche bei der Auction eoncurrirende geringer begüterte Nachbarn überbot. Er zog sich dadurch Aerger und Haß der Leute zu und mußte es erleben, daß seine große Scheune, wie man annahm, von ruchloser Hand angezündet, mit allen Vorräthen durch Feuersbrunst zerstört wurde. Wohl aber soll der Geistliche an industriellen Vereinigungen sich dazu betheiligen, daß er in umsichtiger und gemeinnütziger Weise Handel und Verkehr