Volltext Seite (XML)
95 gestanden; sie nahm sich der Schulen an, sie leuchtete selbst mit einem kirchlich religiösen Sinne vor, wie schon weiter oben (Z. 3.) bemerkt worden. Von den aufrührerischen Bewegungen im Jahre 1830 verspürte man denn nichts in Trebsen; die Frohndienste, soweit sie noch nicht beseitigt waren, wurden nach Erlaß der Constitution und der bezüglichen Gesetzgebung ohne Schwierigkeiten abgelöst, und auch 1848 und 1849 wären die anderwärts sehr fühlbaren revo lutionären Bewegungen vor Trebsen vorübergegangen, wenn nicht nach Zer störung des Fürstlich-Waldenburger Schlosses Emissäre von dort nach Trebsen gekommen wären und zu etlichen Anträgen und Forderungen bezüglich des Grundzinses der Häusler Veranlassung gegeben hätten. Der hochbejahrte Gerichtsherr erließ dann freiwillig schenkweise kurz vor seinem im Jahre 1849 erfolgten Tode jene Grundzinsen, die er nicht mehr für zeitgemäß achtete. 2. Bekämpfung der „kleinen" Eigenthumsvergehen und der Bette lei. a) Bei Alledem kamen unter der ärmeren trebsener Bevölkerung hin und wieder „kleine" Eigenthumsvergehen vor, namentlich Feld-, Wald-, Gartendeuben; Entwendung von Victualien, Brennmaterialien u. dgl. — soge nannte kleine Diebstähle, welche in der Zeit der Noth und Bedrängniß, oder nur bei reicheren Leuten verübt, Manche für kein sonderliches Vergehen halten mochten. Ich habe nun derartige, sür Kleinigkeiten geachtete Vergehungen in Kirche und Schule immer streng verurtheilt und habe meine Mitarbeiter in der Seelsorge unter den Kleinen zu gleichem Verhalten ermuntert. Die Grund sätze, die wir vertraten, lauteten: Göttliche und menschliche Gesetze gebieten im Allgemeinen: „Du sollst nicht stehlen weder Großes noch Kleines! Du sollst weder reiche noch arme Leute bestehlen! Du sollst's weder in der Zeit des Wohl standes noch in der Zeit des Mangels! — Nicht die Größe oder Kostbarkeit der Sache, die du giebst oder nimmst, sondern Herz und Gesinnung, womit du es thust, bestimmt den Werth und Unwerth deiner Handlung! — Wer im Geringen getreu ist, der ist's auch im Großen! Wer im Geringsten untreu ist, der ist's und wird's auch im Großen! Grobe Verbrecher, Räuber, Mörder haben ihr Süudenleben immer erst mit kleineren, scheinbar unbedeutenden Dingen und Vergehungen angefangen; Entwendung von Pfennigen und Stecknadeln, Thierquälereien, schadenfroher Uebermuth, im Stillen geübt, sogenannte Noth lügen, mit denen Menschen sich aus Verlegenheiten helfen wollen, sind der Anfang und Ausgangspunkt zu jener Gewisfenslosigkeit gewesen, bei welcher der Mensch — fortschreitend auf der Lasterbahn zum Raub, Meineid,