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93 Anblicke der mächtigen Flamme zum Tode erschrocken, — hatte alsbald alle Besinnung verloren und sich an einem der nächsten Bäume erhängt. In ähnlicher Weise endete sein Leben als Selbstmörder ein älterer Mann in Trebsen (N.), ein Invalid, welcher mit dem sächsischen Contingent bei dem denkwürdigen Napoleonischen Winterfeldzug 1812/13 in Rußland betheiligt gewesen und in Folge der außerordentlichen Strapazen, die er bei großer Kälte ertragen und etlichen Wunden, die er erhalten, von einen: nervös - rheumatischen Kopf- und Gemüthsleiden vielfach heimgesucht wurde. Obschon Besitzer eines kleinen Gutes quälte er sich trübsinnig mit schweren Sorgen der Nahrung, die auch durch seelsorgerischen Zuspruch nicht beseitigt wurden. — (Hier möge auch noch der Z. 12, 3. „Fluch des Meineids" angeführte Selbstmord Erwähnung finden.) — b) Einen Gegensatz zu N. bildete unser alter Wachmeister B., der die Stra pazen desselben Feldzugs mit überstanden hatte und in Folge erhaltener Kopf wunden zeitweilig an schweren Kopfleiden laborirte. Der menschenfreundliche religiös-gesinnte Mann hatte sich nach seiner Entlassung mit einer ärmeren, aber sehr wirthschaftlichen Predigerstochter verheirathet, nährte sich von seiner mäßigen Pension und dem Anbau eines Gartens, den er mit seinem Hause erworben. Wenn sein körperliches Leiden wiederkehrte, zog er sich still duldend zurück; sonst besuchte er fleißig den öffentlichen Gottesdienst und trat auch gern einmal in kleine heitere gesellige Kreise ein, die seinen Erzählungen über seine Erlebnisse als Soldat, besonders als Wachmeister während des russischen Feld zugs gern zuhörten. Ein Freund der Thiere, namentlich der Pferde, gedachte er oft dankbar seines braven Schimmels, den er längere Zeit während des Feldzugs geritten. So oft er bei den einzelnen Kämpfen und in Schlachten den Schimmel geritten, sei er, so sagte er, immer unversehrt zurückgekommen; denn das Pferd, wie von einem thierischen Magnetismus geleitet, habe die Gefahren durch geschickte Bewegungen abgewendet; seine mehrfachen Wunden aber habe er erhalten, Wenn er ein anderes Pferd habe reiten müssen, wie das im Wach meisterdienste bei der Cavallerie ja oft vorkommt. B. erreichte ein höheres Alter, und wurden die Beschwerden desselben ihm vielfach erleichtert und seine späteren Tage erheitert durch die treue Fürsorge seiner Gattin, wie durch einen musikalisch begabten Sohn, der, nachdem er schon in Trebsen durch die ihm dargebotene Gelegenheit einen guten Grund zu seiner Bildung gelegt, später in Dresden eine weitere Durchbildung erlangt und als Musikdirektor und Posaunenvirtuos bei der sächsischen Armee, wie auf Kunst reisen sich bekannt gemacht hat.