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Dresdner Journal : 05.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189111059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18911105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18911105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-05
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 05.11.1891
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i8»t Donnerstag, den 5. Noormbor. abends. O SS7. /Lr vraiä»» I St. du kl-, äs» Lü»«U ä*»t»vU« v»vLtt>i- jLttrliod I X ; »a»»->rä»iv äs» ä«t»c.M-o Le»ä»e» tritt kost- a»ä 8tsmpslr»»stll»8 d^»u. Li»«!»« HaiLwsrLt 10 kl. kür äs» L^nm silier ssipitttelle» 2vi1o ^Isi»sr 8skrikt >0 kt. Outar „L!L^«»»Lät" äis 2vil« bv kk. 8« l^dsUm»- a»ä 2iF«r»»»t» sutipr. Aak»ctü»z. Lr»el»«tt>»»r kkUliok äsr 8oiu»-o. koisrt»x« »b«»äi. k«r»»pr«ol»-^L»olla»»! Ur. t2-L. DreMerÄurml. Für die Gesamlleitung verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ^o»»d»s r»» Lokünälxovxk» »ainLrt»» v»tx»Lss! F> Lran<l«tetter, Xonuiu»«t0oür äs« vrextirsr äourv»!»-, L»»dv» L«rU» Vi»» >»»«! Lr«»I»o rr»iäc1»r< ». N.: lrao,en«t«n <S ko§!er,' L»rU» Vt»» -N»»d«rU- kr»U l.»tx»tU -kr»i>kr»rt ». ». >ü»ck«»: A/oi»«/ k»rt» l«ck«» L«rUi» -rr»»k1ilrt ». H. >t»ttU»rt: Da»«t>« 6o., L«rU»: Znraitäsnäant / >r»»I»»! Laäal^/ L»»»ov«r: <7. Lc?»ü«'«r, L»U« ». I.: / Larvt <S 0». Ler»u»x«der« LSm^I Lipsäitton äs» Vr«äver äourr»»!». vrssäeo, 2vü>8«r»tr. SV. k«r»»xr»ei» -^n»eUu»i: Ur. 1LSb. Amtlicher Teil. Dresden, 2 November. Se. Majestät der König haben dem ordentlichen Honorarprofessor in der medi- cinischen Fakultät der Universilät Leipzig vr. rneä. Johann Leonhard Otto Heubner, Direktor des Äinderkrankcnhausrs daselbst, den Titel und Rang als „Medicinalrath" in der IV. Klasse der Hofrangord nung Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 2. November. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der seitherige Rath bei der Zoll- und Steuerdirection, Oberfinanzrath vr. )ur. Egmont Michael Schaffrath als Hilfsarbeiter in das Finanz-Ministerium versetzt worden. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Paris, 4. November. »W T B.) Hier ein- gegangene Meldungen auS Rio de Janeiro be stätigen, daß der Präsident den Kongreß aufgelöst, ein Manifest über Wiederherstellung der Diktatur erlassen und daS KriegSgcsetz verkündet hat. Paris, S. November.*) Bei Condi stieß ein Personenzug mit einer Rangiermaschine zusammen; s Personen wurden schwer verwundet. London, 5. November. (Tel d. Dresdn Journ.) Die hiesige brasilianische Gesandtschaft erhielt ein Telegramm, in welchem gemeldet wird, daß in Brasilien nach der Auflösung deö Kongresse- voll kommene Ruhe herrscht. Waterford, 5. November. (Tel. d. DreSdn Journ.) Anläßlich des Besuchs des Abg. Dillon kam es zwischen Parnclliten und Antiparntlliten zu blutigen Schlägereien; gegen ISO Personen wurden verwundet. St. Petersburg, 5. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die russische Kaiserfamilie traf gestcrn mittag in Livadia ein. New-Aork,5. November. (Tel.d Dresdn Journ) Der „New-Aork-Hrrald" meldet auS Rio de Janeiro, daß der Kongreß das Gesetz, betreffend die Be schränkung des Budgets sowie des dem Präsiden- teu von der Verfassung übertragenen Vetorechte-, genehmigt». Infolgedessen sprach der Präsident da Konscea die Auflösung des Kongresses auS. New-Port, 5. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „New Uork Herold" meldet, daß in Valparaiso ein Komplott zur Ermordung deS Generals Eanto, welcher die Truppen der Kon- gresfisten befehligte, entdeckt wurde. DaS Kom plott soll von Anhängern BalmactdaS angrzettelt worden sein. Bei den Wahlen wurden deS weiteren in Massachusetts und Pennsylvanien republikanische Kandidaten mit großer Mehrheit, in New Jersey Demokraten gewählt. New Aork, 5. November.*) In der chinesi- scheu Hafenstadt Banko brach ein furchtbares Feuer auS, welches gegen 13W Häuser einäscherte. Viele Personen fanden den Tod; etwa 19W9 wurden obdachlos. *) Nachdruck verboten. Dresden, 5. November. Zur Lage in Böhmen. Stach langer Zeit haben die Alttschechen wieder einmal von sich reden lassen. Das, was ihr Da- iein der politischen Welt abermals in Erinnerung brachte, ist allerdings von der Art der letzten LebenSerscheinungen des mit dem Tode ringenden Organismus, der nicht von der Lebensdühne scheiden kann, ohne daß dessen Abgang den politischen Kreisen zuvor durch einen wirkungsvollen Schlußeffekt ange kündigt worden wäre. Unrettbar verloren war die alttschechische Partei schon feit der Zeit, als sie ein- gefchüchtert durch die tosende Brandung der jung tschechischen Sintflut ihr leckes Schifflein dadurch vor Untergang bewahren wollte, daß sie die deutschböh mische Ausgleichsfrage über Bord warf. Das wußte die ganze Welt, es blieb nur im Dunkel der kom menden Dinge der Zeitpunkt verborgen, wann sie sich selbst zur ewigen Grabesruhe begeben würde. Dieser Zeitpunkt, das rühmlose Ende deS politischen Daseins der Riegerschen Partei ist nun ein getreten. Tie wenigen dem Banner des ehemaligen „Führers der böhmischen Nation" treugebliebenen politischen Kampfgenossen desselben konnten eS schließ lich nicht mehr verwinden, daß, während ihre glück lichen Gegner — die Jungtschechen — in der Reichs hauptstadt an der Donau das große Wort führen und sich als waghalsige Stürmer des Taaffeschen Regie rungssystems mit Ruhm bedecken, ihrer daheim in der böhmischen Landstube die rühmlose Arbeit an dem deutschböhmischen Ausgleichswerke harrt, dessen würde lose, unmännliche Verteidigung ihnen ihre seitherige Stellung als führende Partei des tschechischen Volkes gekostet hat. Sie faßten daher den Selbstmordgedanken, und sind eben daran, denselben auszuführen. Den Eindruck eines derartigen Abschlusses des po litischen Daseins der alttschechischen Partei rufen die jüngsten Eröffnungen ihres Parteiführers Vr. Rieger hervor. Die Partei läßt durch den Mund ihres Füh rers in kaum mißzuverstehender Weise verkünden, daß sie unter den angeblich von der Regierung und den Deutschen verschuldeten Verhältnissen im öffentlichen Leben nicht weiter mitspielen will. Ihre Forderung hinsichtlich der tschechischen Amtssprache, die Ur. Rieger an die Negierung als conüitio sine gua non des weiteren Bestandes seiner Partei stellt, ist nichts an deres, als die dringendste Bitte an den Ministerpräsi denten Grasen Taaste, ihr — der lebensmüden Par tei doch endlich den Gnadenstoß zu geben. Giebt es doch heute unter allen ernsthaften Politikern in Österreich niemanden mehr, der an die Möglichkeit der Verwirklichung jener Forderung glauben wollte. Die tschechische Amtssprache kommt bei diesem Anlasse ganz unverdienterweise noch einmal zu der Ehre, nach ihrer Undurchführbarkeit erörtert und geprüft zu werden, nachdem die Aussichtslosigkeit dieser Forderung in der letzten Tagung des böhmischen Landtags von Seite der Regierung in der bündigsten und entschiedensten Weise gekennzeichnet worden ist. Allerdings wird man sich dieser Mühe nur noch dort unterziehen, wo immer noch die Notwendigkeit einer schonungsvollen Rücksicht nahme mit der abtretenden Riegerschen Partei empfun den wird. Die Regierungskrise, welche durch ihre Heranziehung der alttschechischeu Parteiführer zu den vorjährigen Friedenskonferenzen in Wien den Unter gang dieser Partei einge'.eitet haben sollen, werden sicherlich nichts unterlassen, um vr. Rieger und seinem Anhänge die Unmöglichkeit der Berücksichtigung ihrer ultima, ratio klarzulegen. Die tschechische Amtssprache verdankt ihre Rolle als die dringendste Forderung der nationalen Ehre des Tschechenvolkes der Findigkeit der alttschechischen Dissidenten, die unter Führung des vr Skarda gleich bei den ersten Anzeichen der ausgleichsfeindlichen Stimmung der tschechischen Wählermassen einen ehr- vollen Exodus aus der Riegerschen Partei als ratsam erachtet und beschlossen haben. Die Begründung die ser Forderung durch den Hinweis auf die polnische Amts prache in Galizien und die italienische in Süd ¬ tirol (Trentino) erwies sich von sehr zweifelhafter Wirkung, und hatte moßgebendcnortS auch thatsächlich niemanden überzeugt. In den leitenden Wiener Krei sen hatte man an der inneren demschen Amtssprache stets festgehalten als an einem Dogma des öster reichischen Staatsverwalmngssystems. Die polnische, sowie auch die italienische Amtssprache in den eden- genannten Kronländern wurde nur gewährt als — notwendiges Übel, mit dem mau sich angesichts der Thatsache abfinden mußte, daß weder in Galizien noch in Südtirol die nötige Anzahl von Beamten zum Staatsdienste herangezogen werden konnte, die neben der Kei-ntnis der polnischen beziehungsweise der italienischen Sprache auch über die der deutsche» Sprache verfügten In Galizien wurde von der nationalen Intelligenz das Bedürfnis, sich die voll ständige Kenntnis der deutschen Sprache anzueignen, nur in sehr geringer» Grade empfunden, da es daselbst an einer namhaften, nur deutschrcdenden Bevölkerung gefehlt hatte und auch heute noch fehlt Woher sollte nun die oberste VerwaltungSbel örde in Wien die große Menge des Beamtenpersonals für Galizien nehmen, das im Verkehr mit dec polnischen Bevöl kerung sich deren Muttersprache, im amtlichen Verkehre untereinander aber dcr tadellosen deutschen Sprache bedienen sollte? Für die Bestellung des Beamten personals für den welschen Teil Tirols, daS für den doppclsprachigeu Dienst qualifiziert wäre, könnte die Regierung zur Not noch aufkommen, da dcr that- sächliche Bedarf an solchen Beamten angesichts deS verhältnismäßig geringen italienischen Sprachgebietes auch geringfügig war. Hier mußte man aber mit der unabweisbaren Rücksichtnahme auf die nationale Be wegung in Italien vorgehen. Man gewährte den Italienern in Südtirol die italienische Amtssprache in der Erkenntnis, von zwei Übeln das kleinste gewählt zu haben In beiden Fällen liegen die Dinge so, daß in Galizien die polnische und in Südtirol die italienische Amtssprache alsbald wieder der deutschen Amtssprache den Platz räumen müßten, sobald dort vem Mangel an deutschamtierenden Beamten abgeholfen se n würde. In Böhmen treffen ähnliche Bedingungen und Ver hältnisse nicht zu. Weder Rücksichten auf auswärtige Stammverwandtschaft des Tschechenvolkes, noch Mangel an deutsch und zugleich auch böhmisch amtierenden Dienstpersonal sprechen hier für die Notwendigkeit, der LinheetLsprachc im inner» Dienstverkehre das große Opfer der tschechischen Amtssprache zn bringen. Die Böhmen tschechischer Zunge rühmen sich nicht selten, daß sie in Österreich das neueste, regelrechteste Deutsch sprechen und schreiben. Thatsächlich giebt es auch heute noch keinen nur einigermaßen gebildeten Tschechen, der mit der deutschen Sprache nicht ver traut wäre. Es liegt daher im gegebene« Falle nicht der geringste zwingende Grund zn der Berücksichtig ung der altischechischen Forderung vor, die überdies nur unter Umständen durchführbar wäre, die deu nationalen Zwist im Böhmerlande in einem noch nie dagewesenen Maße anfachen würden Die tschechitche Amtssprache würde von den Deutschen in Böhmen als ein gegen sie geführter harter Schlag empfunden werden, und ihre Treue gegen den Ausgleich würde dadurch auf eine höchst gefährliche Probe gestellt werden. Die deutschlibcralc Parteileitung in Böhmen würde schon in Anbetracht der Gefahr von Meinungsverschieden heiten und Zerwürfnissen innerhalb des eigenen Par- teilaqers ganz entschieden Stellung nehme» gegen ein durch die ausgleichsfeindliche Haltung dcr Riegerpartei ertrotztes Zugeständnis. Also abgesehen von der Aussichtslosigkeit der neuesten Forderung, wie sie sich aus der festen Haltung und Anschauung der leitenden Kreise ergiedt, erscheint der Traum der tschechischen Amtssprache als undurchführbar bei richtiger Würdigung der Lage der Dinge in Böhmen. Tie Alttschechen täuschen sich auch sicherlich nicht ob der'Lage der Dinge und werden sich nun, wenn auch nicht ohne Murckn und Klagen, in ihr wohlverdientes Schicksal ergeben. Gegenüber der an und für sich unangenehmen, aber auch schon ans den seitherigen Verhältnissen sich ei gebenden einstweiligen Sistierung deS Ausgleichs- Werkes darf als nächste Folge dcr alttschechischcn Salto- mortale — die vollständige Klärung in den Bezieh ungen des Tschechenvolkes zu der deutsch böhmischen Ausgleichsfrage nicht gering angeschlagen werden. Tie Regierung wird von der lästigen Rücksichtnahme auf das Wrack dcr alttschechischeu Partei befreit sein und den Dingen in Böhmen eine Wendung geben können, die einerseits den Deutschböhmen an und für sich nicht unerwünscht, andererseits aber auch von der Art sein würde, daß innerhalb der besonnenen Kreise im tschechischen Lager bald wieder eine Sehnsucht nach den Fleischtöpfen der Wiener AusgleichSvereiubarungen wachgerufen werden dürfte. Was die Führung der Landesangelegenheiten in der böhmischen Landstube anbetrifft, so wird sich unter allen Umständen auch dort eii e Mehrheit finden, welche die laufenden Ge schäfte und Regierungsvorlagen rach dem Sinne des herrschenden Systems zu erledigen bereit sein wird, zumal ja die juugtschechische Partei, auch wenn sie noch irrer die sämtlichen alttschechischeu Mandate ver fügen würde, nie die Mehrheit in dcr böhmischen Landesvertretung bilden wird. Tagesgeschichte. * Berlin, 4. November. Sc. Majestät der Kaiser arbeitete Henie morgen längere Zeit allein und nahm um 10 Uhr den Voitrag des Chefs des CivilkabineitS ent gegen. Es folgten darauf Konferenzen mit dem Staats sekretär des Auswärtigen und dem Landwirtschaftsminister. — Heute tagten die vereinigten Ausschüsse deS Bundesrats für Handel und Verkehr und für Rech nungswesen. — Dem Bundesrat liegt nunmehr auch der Etat der Reich-schuld für 1<>92/93 vor. — Im vorigen Tagungsabschnitt des Reichstags ist bekanntlich auch ein Gesetz über die Errichtung eines Reichsschuldbuches zu stände gekommen. Es ist den „B. P. N." zufolge anzunehmen, daß die Ein tragungen in das Reichsschuldbuch schon im nächsten Jahre zu Einnahmen führen, und daß diese auch im nächsten ReichShauShaltsetat ihre Erwähnung finden werden Es würde damit im Etat der Reichsschuld zum ersten Male ein Einnahmeposten erscheinen. — Die Abteilung des ReichsversicherurrgS- amteS für JnvaliditätS- und Altersversicherung hat bereits einen eigenen Dirigenten. Wie die „B. P. N." hören, soll es nun geplant fein, temnächst auch für die Unfallversicherungsabteilung eine solche Dirigentenstelle zu schaffen. Daß sich auch die Not wendigkeit der Erhöhung der Stellenzahl für die stän digen Mitglieder des Amtes ergeben hat, kann bei der stetigen Zunahme der Arbeiten desselben nicht Wunder nehmen. — Der Präsident des Reichstages v. Lcvetzow hat, wie der „Reichsanz." schreibt, die nächste Sitzung des Reichstages auf Dienstag, deu 17. November, nachmittags 2 Uhr, angesctzt. Auf der Tagesordnung stehen: die erste Beratung des Entwurfs eines Ge setzes über die Bestrafung des Sklavenhandels und mehrere Kommissionsberichte, so über Petitionen wegen Ausdehnung des Kranken- und des Unfallversicher ungsgesetzes aus die Insassen der Gefangenen-, Besser- ungs- rc. Anstalten, wegen R, Vision des Wuchergcsetzes vom 24 Mai 1.88", wegen Verleihung von Kvrpora- tiovsrechten an Jnnungsausschüsse und wegen Ab änderung der UnfallvcrsichcrunqSgesetze. Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 4. November: „Der Kriegsplan." Historisches Jntriguenstück in 4 Akten von I)r. Julius v Werther. (Hr. Friedrich Mitterwurzer als Gast) Der beliebte Künstler führte uns schon im Februar des vorigen Jahres die Rolle Tschernitscheff mit vielem Glück vor. Er hatte diesen eine interessante Färbung mitbringenden Jntriguantencharakter besonders auch in der Sprache und Redeweise trefflich dem nationalen Wesen eines echten Naturrussen angepaßt. Wie da mals dieses Bild genauer durchgeführt erschien, als im Mai des Jahres 1889, so hat cs auch gegen wärtig wieder an typisch kennzeichnenden Einzelzügen zugenommen; ich glaube nicht, daß man im Sprach kostüm weiter gehen dürfte, ohne den vollen Gesamt- eindruck durch das pikant Nebensächliche zu zerstreuen. Die Wiikung ist eine überaus lebendige und rassen- hafte, voll Wahrheitstreue und Studium des genre- bildlichen Lebens. Das gutbesctzte Haus bekundete durch seinen Bei fall das Anregende dieser Darstellung. Im übrigen ist die Aufführung bekannt genug. Frl. Ulrich siih-4 darin mit vielem Schwung die Episode der Herzogin von Abrantes vor und Hr. Dettmer wendet dem Sekretär Rehberg sichtbar lohnende« Fleiß zu. O. B Der Bankdirektor. Erzählung vo > R Ortmann 2 (Fortsetzung.) Und nun fielen auch schon die ersten 'chweren, eisig kalten Regentropfen — nur wenige Minuten und die beiden Spaziergänger, die sich nicht einmal durch einen Mantel oder ein Tuch gegen das Unwetter zu schützen vermochten, mußten bis auf die Haut durch näßt sein. Da erschien ihnen im Augenblick der höchsten Not eine Hilfe, auf welche Fräulein Magda in dieser menschenleeren Einöde sicherlich am wenigsten zu hoffen gewagt hatte. „Verzeihen Sie, mein Fräulein, aber ungewöhn liche Umstände rechtfertigen wohl auch eine ungewöhn liche Kühnheit." Eine jugendliche Männerstimme war es, welche unmittelbar hinter ihrem Rücken diese Worte gesprochen. Bei dem Heulen deS Sturmes, dem Rauschen des brandenden Meeres und dem Rollen des Donners hatte sie von seiner Annäherung nichts wahrgenommen; sie war nun sehr bestürzt, und in dieser Bestürzung ließ sie es widerstandslos geschehen, daß der Fremde mit einer Geschicklichkeit, welche auf seine Übung in solchen Ritterdiensten schließen ließ, ein dickes, plaid artiges Tuch um ihre Schultern legte. Nur wie in halber Betäubung sah sie, daß er ein hübsches, ge bräuntes Gesicht mit zwei langen, fast parallel laufen den Narben auf der linken Wange und einen statt lichen blonden Schnurrbart hatte Dann zwang sie der strömende Regen, welchen der Sturmwind ihnen gerade ins Gesicht peitschte, die Augen sekundenlang zu schließen. „Sei nur still, mein Junge! Das Gewitter thut Dir nichts zu Leid, und ich bringe Dich sicher zu Deiner Mama! — So, lege nur den Kopf an meine Brust, damit Du es nicht blitzen siehst! — Und Sie, mein Fräulein, nehmen wohl meinen Arm, damit ich Sic au ein leidlich geschütztes Plätzchen in den Dünen führen kann." Es war eine so ruhige Heiterkeit uud zugleich eine so zuversichtliche Bestimmtheit in dem Klang seiner angenehmen Stimme, daß Magda ihre erste Befangen heit und Verwirrung rasch schwinden fühlte. Er hatte den Knaben ohne viele Umstände auf seinen rechten Arm gehoben, und der Umstand, daß das Weinen des Kindes sofort verstummt war, bezeugte am besten, wie sicher und wohl geborgen eS sich an diesem Platze sühlte. Nun stützte sich auch das junge Mädchen ohne weiteres Zögern auf den dargebotenen linken Arm und ihre Lippen bewegten sich zu einem Dankeswort, das in dem Tosen der Elemente freilich ungehört verhallte. Wenn auch die kahlen, nur hier und da mit hartem Strandhafer dürftig bestandenen Sandhügel der Dünen kette keinen nennenswerten Schutz gegen daS Unwetter gewähren konnten, so machte sich in der kleinen Thal- senkung, zu welcher dcr ritterliche junge Mann seine beiden Schützlinge geführt hatte, doch wenigstens die Gewalt deS Sturmes minder unangenehm fühlbar, und das Tuch, welches er übe» MagdaS Schultern gehängt hatte, erwies sich al» ein sehr wirksames VerteidigungSmittel gegen die niederströmendcn Wasser fluten. „Aber Sie selbst, mein Herr, werden ja vollstän dig durchnäßt werdend rief die junge Dame plötzlich aus, als sie mit Erschrecken wahrgenommen hatte, daß das Wasser überall von seinem leichten Sommeranzug triefte. Er hatte sich auch seines Überrockes entledigt, um das Kind darin einzuwickeln, und nun mußte ihm die unangenehme, kühle Feuchtigkeit in der That be reits bis auf die Haut gedrungen sein. „Sie werden sich um unsertwillen eine Erkrankung zuziehen; eS wär eine Unbedachtsamkeit, daß ich Ihre Aufopferung so ohne weiteres annahm!" Es machte ihm sichtlich Vergnügen, ihre Helle, an genehme Stimme zu hören, denn seine Augen hingen mit einem eigentümlichen Leuchten an ihren Lippen. Aber als Erwiderung auf ihre besorgten Worte schüt telte er lachend den Kopf. „Ein ehemaliger Corpsstudent und ausgedienter Soldat fürchtet sich auch vor schlimmeren Dingen nicht, als es einige Regentropfen sind. Und was die Aufopferung anbetrifft, nun, so wäre ich dem Himmel dankbar gewesen, wenn er mir Gelegenheit gegeben hätte, sie auf eine heldenmütigere Art zu beweisen." Die Wärme, mit welcher er das sagte, machte da junge Mädchen von neuem verlegen. Ein längere- Schwcigen folgte diesem ersten Anlauf zu einer Unter- halmng, und die seltsame Situation begann für Magda einigermaßen peinlich zu werde», als zu ihrer großen Erleichterung die Macht deS Gewitters eben so plötzlich gebrochen schien, wie sie sich entfaltet hatte. „Da lacht uns wahrhaftig schon wieder ein blaues Himmelsauge an", rief der unbekannte Ritter, indem er auf einen Neinen Riß in der dunklen Wolkenwand
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