ERLÄUTERUNGEN Große Ouvertüre zur Oper Benvenuto Cellini von Berlioz (1838). Die Oper Benvenuto Cellini des Franzosen Berlioz (1803—69), der als Programmusiker Vorläufer von Liszt und Rieh. Strauß ist, gehörte zu Schuchs Zeiten zu den ständigen Stücken des Spielplanes der Dresdener Oper. Berlioz schrieb zwei Ouvertüren für diese Oper. Die sogenannte „kleine“ (im Konzertsaale heimisch unter dem Namen „Römischer Karne val“) als Zwischenaktsmusik und die heute erklingende „große“ als Vor spiel zum ersten Akt. Während die „kleine“ sich aus Motiven der Oper zusammensetzt, sind die Hauptthemen der „großen“ frei erfunden. Nur einige Nebengedanken sind der Oper entnommen. Die Karnevalslust, die den Stimmungsuntergrund für die Handlung der Oper bildet, kommt gleich im rassig pikanten Anfangsthema zum Aus druck. Ein zartes Zwischenspiel mit der Melodie des „Harlekinständchens“ aus der Oper und dem auf den Ernst der nahen Passionszeit weisenden „Kardinalsthema“ leitet über zum Hauptabschnitt, der wieder ganz Aus druck der Faschingslust ist. Vergeblich mahnt nochmals die Kirche. Doch nach einer plötzlichen Pause gewinnt der Ernst die Oberhand. Aschermittwoch. Das Violln-Konzert D-Dur von Tschaikowsky entstand 1878, und ist das einzige dieses größten russischen Tonsetzers, der von 1840—93 lebte. Es sollte ursprünglich dem jetzt noch lebenden Virtuosen Leopold von Auer (geb. 1847) gewidmet werden, dem es aber nicht zusagte und der es auch nicht öffentlich spielen wollte. Der damals jugendliche russische Geiger Brodsky hob es später in Wien aus der Taufe, fand aber damit viel Widerspruch. Der berühmte Musikkritiker Hanslick urteilte z. B.: „Da wird die Violine nicht mehr gespielt, sondern Violine gezaust, gerissen, gebläut.“ Dem Geiger trug diese Aufführung aber die Widmung des Werkes durch Tschaikowsky ein. Die berüchtigten technischen Schwierigkeiten stoßen die Violinvirtuosen schon lange nicht mehr ab, das Konzert vorzutragen. Der erste Satz (Allegro moderato = mäßig bewegt) steht europäischem Empfinden verhältnismäßig am nächsten. Es werden zwei schwungvolle, freudige Themen, die nicht sehr gegensätzlich sind, verarbeitet. I m z w e i t e n Satz (Canzonetta = kleines Lied, Andante = gehendes Zeitmaß) herrscht slawische Schwermut, während im Finale (Endsatz: Allegro vivacissimo = äußerst lebhaft) slawisches Feuer sprüht. Die Musik ist von äußerst volksechten Themen getragen. Eine gewisse asiatische Roheit ist ihnen nicht abzusprechen.