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LIEDERTEXTE Julius Welsmann. Das Dorf. In diesem Dorfe steht das letzte Haus So einsam, wie das letzte Haus der Welt. Die Straße, die das kleine Dorf nicht hält, Geht langsam weiter in die Nacht hinaus. Das kleine Dorf ist nur ein Uebergang Zwischen zwei Weiten, ahnungsvoll und bang, Ein Weg an Häusern hin, statt eines Stegs Und die das Dorf verlassen, wandern lang Und viele sterben vielleicht unterwegs. Der Schalk. Läuten kaum die Maienglocken Leise durch den lauen Wind, Hebt ein Knabe froh erschrocken Aus dem Grase sich geschwind, Schüttelt in den Blütenflocken Seine feinen blonden Locken Schelmisch sinnend wie ein Kind! Und nun wehen Lerchenlieder Und es schlägt die Nachtigall, Rauschend von dem Berg hernieder, Kommt der kühle Wasserfall, Rings im Walde bunt Gefieder, Frühling ist es wieder Und ein Jauchzen überall. Und den Knaben hört man schwirren, Gold’ne Fäden zart und lind Durch die Lüfte künstlich wirren Und ein süßer Krieg beginnt. Suchen, Fliehen, schmachtend irren, Bis sich alle hold verwirren, O beglücktes Labyrinth. Der Hufschmied. Schwarzbrauner Hufschmied, ich will dir sagen, Du sollst meinem Rößlein ein Eisen anschlagen. Mein Rößlein ist lahm — „Gertrud“ ist mein Nam’. „Das Eisen will ich wohl anschlagen, Was aber soll denn mein Lohn betragen? Ich heiße Willfried, umsonst tu ich’s nit.“ „Einen blanken Gulden sollst du bekommen.“ „Ein blanker Gulden mag mir nicht frommen, Ein Küßlein ich will, das ist nicht zu viel.“ „Eh’ daß du Frecher ein Küßlein sollst haben, Will ich zu Fuß mit dem Schimmelein traben. Solch’ dreister Kumpan — wohlan denn, fang an! Schwarzbrauner Hufschmied, was machst du für Sachen, Du tust ja die andern drei Eisen abmachen, Was hat das für Sinn, erkläre, beginn?“