Robert Schumann eroberte sich Schumann die sinfonische Gattung (Erste Sinfonie in B-Dur, Erstfassung der Vierten Sinfonie in d-Moll). 1842 schuf er seine ersten kammermusikalischen Werke (unter anderem die drei Streichquartette opus 41). Ein Jahr später schrieb er das bedeutende weltliche Oratorium „Das Paradies und die Peri“. Und nachdem er bereits Szenen aus Goethes „Faust“ vertont hatte, wählte er schließlich den Genoveva-Stoff Hebbels für die Komposition einer Oper. Im Jahre 1848, sofort nach der Vollendung der „Genoveva“, begann Schumann die Arbeit an der Bühnenmusik zu Byrons „Manfred“. Er verehrte in Byron „das gewaltigste Zeugnis höchster Dichterkraft“. Seine Musik soll nur „Folie“ sein und ganz dem poetischen Vor wurf dienen. Er legte Liszt, der das Werk 1851 in Weimar zur Uraufführung brachte, vor allem die Ouvertüre der aus 15 Nummern bestehenden Bühnenmusik ans Herz: „Ich halte sie für eines meiner kräftigsten Kinder.“ In der Tat gehört die Manfred-Ouvertüre zu Schumanns besten Orchesterwerken. Dem Komponisten gelang hier eine meisterhafte Verschmelzung von dichterischer Phan- .tasie und musikalischem Gehalt. Die tragische Gestalt Manfreds, sein leidenschaftliches 'Ringen und sein Scheitern an den Grenzen des eigenen Geistes werden in der Ouvertüre mit zwingender Eindringlichkeit gezeichnet und nacherlebt. In der langsamen Einleitung erklingt sogleich das Kernmotiv des Werkes, das sich aus einem Halbtonschritt nach oben und unten zusammensetzt: Dieser’Halbtonschritt wird gewissermaßen zur Keimzelle des Werkes und verkörpert gleichzeitig seine dichterische Idee: in seiner Aufwärtsbewegung bringt er ruheloses Sehnen, in seiner Abwärtsbewegung schmerzliches Resignieren zum Ausdruck. Auch im Allegro-Hauptteil wird der Halbton schritt zur treibenden Kraft der Entwicklung. Pessimismus und Verzweiflung gewinnen immer mehr die Oberhand. Ein langsamer, resignierend ausklingender Schlußteil beendet die Ouvertüre. Das a-Moll-Klavierkonzert, sein einziges Werk dieser Gattung, vollendete Schumann im Jahre 1845. Schon lange hatte er sich mit dem Gedanken getragen, ein Klavierkonzert zu schreiben. Aus dem Jahre 1827 stammt ein Entwurf in E-Dur, aus der Heidelberger Studienzeit ein ebensolcher in F-Dur. Aber die Arbeiten blieben unvollendet und Schu mann schrieb an Clara: „Ich kann kein Konzert schreiben für Virtuosen, ich muß auf etwas anderes sinnen.“ Und es gelang ihm, als er im Jahre 1841 eine „Konzertphantasie in a-Moll“ vollendete. „Das Klavier ist auf das feinste mit dem Orchester verwebt“, berichtet Clara in ihrem Tagebuch. Im Sommer 1845 erweiterte Schumann diese Phantasie durch Hinzu fügen eines zweiten und dritten Satzes zu einem Konzert, und noch im gleichen Jahre fand die Uraufführung des a-Moll-Klavierkonzertes mit Clara Schumann als Solistin in Dresden .statt. pln der innigen Verschmelzung von Orchesterpart und Soloinstrument knüpft Schumann an Beethoven an, schafft aber gleichzeitig Neues, indem er das sinfonische Konzert Beet hovens durch gleichsam improvisatorische Elemente auflockert. Hierin ist der Komponist echter Romantiker. Auch klaviertechnisch bringt Schumann Neues: die Brillanz liegt nicht mehr in der alten Passagentechnik, sondern in einem „Arabeskenspiel, in der kühnen, über legenen Disposition über den Klangraum“ (K. H. Wörner). Scharf akzentuierte, wuchtige Akkordschläge des Klaviers leiten das Konzert ein. Das schwärmerische, leicht wehmütige Hauptthema des ersten Satzes wird von denHolzbläsern an gestimmt : ■