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Frank Martin (geb. 18k0) Konzert für sieben Bläser, Schlagzeug und Streicher Frank Martin, 1890 in Genf geboren, ist als Komponist verhältnismäßig spät bekannt geworden, nicht nur bei uns, sondern auch in der internationalen Musikwelt. Bewußt sind wir ihm und seiner Musik erst nach 1945 begegnet. So wenig Werke wir von ihm auch leider nur hören konnten, der Eindruck war fast ohne Ausnahme stark und nachhaltig. Das ist wohl nicht zufällig zu er wähnen, denn Martin gehört zu jenen Meistern, die streng, unerbittlich und verantwortungsbewußt an sich gearbeitet haben, die sich vor allem viel, viel Zeit genommen haben und ihr Werk in aller Stille reifen ließen. Martin ist ein Landsmann der französischen Schweiz, und so verstehen wir, daß das klangliche Element seiner Werke eine bedeutende Bolle in seinem Gesamt schaffen spielt. In seiner Musik steht nie das Dogma einer bestimmten Konipo sitionstechnik im Vordergrund, sondern die starke Persönlichkeit des Kompo nisten. Bezeichnend dafür ist das 1949 entstandene „Concerto 4 ’, das Martin der „Bernischen Musikgesellschaft“ widmete. Die deutsche Erstaufführung fand in Köln unter Günter Wand statt. Es ist ungewöhnlich, daß als solistische Concerto-Gruppe gleich sieben Blas instrumente dem Orchester gegenübergestellt sind, war doch in der klassischen Musik im Höchstfall die Vierzahl vertreten. Durch die lockere Satztechnik des Komponisten wird dennoch eine bemerkenswerte Durchsichtigkeit des Klang bildes erreicht. Die Harmonik ist höchst einfach gehalten, sparsam im Farbigen, die Form wird von Martin meisterlich beherrscht, und durch die überlegen elegante Instrumentierung werden reizvolle Klangwirkungen erreicht. Das ge samte Werk ist in seiner persönlichen Verquickung von gelöster Spielfreude und beherrschter Form bezeichnend für die zeitgenössische Schweizer Musik französischer Herkunft. Für Martin „Concerto 44 gelten im besonderen die schönen Worte des Kompo nisten, die er 1950 in einer Ansprache „Erfahrung des Schöpferischen 4 * formu lierte: „Es kann nicht das Ziel des schaffenden Künstlers sein, die anderen an seinen Geburtswehen teilnehmen zu lassen; und welche Empfindungen seiner Seele er auch zum Ausdruck bringen muß, ud wie tragisch und düster sie auch sein möge, sein Werk sollte immer den Stempel jener Gelöstheit tragen, die eine vollkommene Gestaltung in uns bewirkt und die, glaube ich, das ist, was man Schönheit nennt. Richard Strauß (1864-1949) Burleske liir Klavier und Orchester d-moll Die „Burleske 44 von Richard Strauß gehört zu den Frühwerken des Meisters. Sie entstand bereits 1885. zur Zeit, als Richard Strauß Dirigent der Kapelle in Meiningen war. Die „Burleske 44 war ursprünglich für Hans von Bülow kompo niert worden, dieser lehnte jedoch das Werk als unspielbar ab: „Jeden Takt eine andere Handstellung, glauben Sie, ich setze midi vier Wodien hin. um so ein widerhaariges Stück zu studieren? 44 Natürlich war die „Burleske“ spielbar! Am 21. Juni 1890 wurde sie beim Eisenadier Tonkünstlerfest von Eugen d’Albert erfolgr.eidi uraufgeführt, dem sic dann auch endgültig gewidmet wurde. Obwohl selbst der Meister der Meinung war, das Stück sei „reiner Unsinn 44 und zudem „miserabel instrumentiert“, gehört die „Burleske 44 zu den wenigen Früh werken, die sich von Richard Strauß gehalten haben.