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1190 Unterfertigten beschlossen, da- Ministerium zu ersuchen: im Interesse der Wohlfahrt de- österreichischen Volke- dahin zu wirken, daß bei Beginn der NeichSrathSfesfion da- unbeschränkte Coalition-recht bewilligt und da- Gesetz über die Zwang-genossenschaften beseitigt werde; daß ferner noch im Laufe dieser Session dem ReichSrath Vorlagen gemacht werden bezüglich der Her stellung de- völlig freie« Verein-- und Versammlung-recht-, der absoluten Preßfreiheit und der Einführung de- gleichen und direkten Wahlrecht-. Wir unterlassen hierbei nicht, da- Ministerium daran zu erinnern, daß da- Volk Bürgschaften verlangt für den Frieden und die Freiheit, und zwar die Besei tigung der stehenden Heere durch die Einführung der allgemeinen Volksbe waffnung. Sollten die erwähnten Forderungen in dieser ReichSrathSsession nicht berücksichtigt werden, so dürfte es möglich sein, daß da- Volk wiederholt und in größeren Massen erscheint, um seinen Willen kundzugeben." AuS Anlaß dieser Demonstration war die gesammte Reserve der Sicherheit-wache aufgeboten und in der Nähe de- Schauplätze- erschienen; da- Abgeordneten haus war durch 20 Sicherheit-Wachmänner besetzt. Die Behörde legte große MäHUig an den Tag, da ihr da- Recht zuftand, die zur Zeit einer Reich-- tag-sesston ungesetzliche Versammlung sofort aufzulösen. Frankreich. Paris, 15. December. Der Sieg der Regierung bei der Prüfung der DuvernoiS'schen Wahl wird als eine neue Verstärkung des Forcade'schen Mi nisteriums betrachtet; r» war eine am härtesten angefochtenen Wahlen. Du- vernoiS vertheidigte sich versönlich in überraschend geschickter Weise und nahm besonders dadurch für sich rin, daß er eine Anzahl von Gegcnvrotesten vor- legte, welche mit Tausenden von Unterschriften bedeckt, die Angaben seiner Gegner und Wahlconcurrenten Lügen straften, wogegen freilich v. Choiseul behauptete, ein großer Theil dieser Unterschriften rühre von Frauen her. Auch Bancel griff die Wahl heftig an und nannte DuvernoiS den wahren Con didaten des persönlichen Regiments. Die beantragte Enquete wurde indeß mit 135 gegen 112 Stimmen abgelehnt und Clement DuvernoiS zugelaffen. Spanien. Madrid, 15. December. Man versichert, daß der König von Italien Spanien den Herzog von Genua definitiv verweigert. Auch der Bruder des Kaisers von Oesterreich, Erzherzog Ludwig Victor, lehnt die von Spanien gemachten Anerbietungen ab. Türkei Konstantinopel, 1-1. Dec. Die Pforte ordnete Truppenverstärkungen an der Ostgrenze an. Der Fürst von Montenegro lehnt jede Verantwortung für die Haltung der Montenegriner ab Izzet Pascha soll nach Paris reisen, um der französische« Regierung ein SituationSbild über die südslavische Be wegung zu geben. ASntgretch Sachse«. Dresden, 16. Dec. Ueber die Eisenbahn Chemnitz Aue-Schöneck rc. liegt nun auch der Bericht der Ersten Kammer vor. Derselbe stimmt im Wesentlichsten den Beschlüssen der Zweiten Kammer zu, wacht aber die Zwö- nitz-Stollberg-Lugaurr Zweigbahn zu einer ausdrücklichen Bedingung und will auch die Prioritäten erst dann zulaffen, wenn 50 (statt 40) Procent tinge- zahlt und zum Bau verwendet sind. Morgen wird die Angelegenheit in der Ersten Kammer zur Verhandlung kommen. ES dürfte interessant sein, zu erfahren, daß bei einer in der PetitionS- Commission de- preußischen Abgeordnetenhauses stattgehabten Verhandlung über das Klofterwesen auch der Ueberhandnahme der Ansiedlung von Jesuiten in Preußen gedacht und der RegierungScommiffar des CultuSministerS gefragt wurde: „ob denn die Regierung von dieser Ueberfluthung gar keine Kenntniß habe, keine Ermittelungen habe anstellen lassen?" Der Cowmiffar de- Kultus minister- erklärte, daß die Regierung nach dieser Richtung hin wohl habe Ermittelungen anstellen lassen, die da» Factum vollständig bestätigen. „Wenn die Regierung dagegen nicht eingeschritten, so geschah e- auf Grund der In tervention deS Grafen Bismarck. Der Herr Ministerpräsident habe ausdrück lich verlangt, daß man die Jesuiten in Ruhe lasse; sie seien loyale Unter« thanen, die unbehelligt bleiben müssen. Im Jahre 1866 hätten die Jesuiten nicht auf Seite Oesterreichs gestanden, schon diese Thatsache genüge, die Je suiten zu dulden. Außerdem aber sei der unbedingte Gehorsam gegen die Regierung die Grundlage der Lehre der Jesuiten und das mache sie zu gute« Staatsbürgern." Feuilleton. * Paris, 15. Dec Traupmann hat vor zwei Tagen den Besuch seines Bruders, der bekanntlich Marinesoldat ist, erhalten. Die Zusammen kunft war eine sehr peinliche. Der Soldat warf sich zuerst in die Arme sei ne- Bruder-, und nachdem er ihm seine scheußlichen Verbrechen vorgeworfen, bat er ihn mit aufgehobenen Händen, seine Mitschuldigen zu nennen, um so dem Schaffst zu entgehen. „Deine Hinrichtung" — meinte er — „würde der Tod unserer Mutter sein." Traupmann blieb stumm. In Folge dieser Zusammenkuft ist derselbe äußerst niedergeschlagen. Er weigerte sich, heute seinen gewöhnlichen Spaziergang zu machen. Nach der Unterredung ging er lange Zeit in seinem Gefängnisse auf und ab und warf sich dann aufs Bett und weinte. Man befürchtet, daß er sich das Leben nehmen will und hat deshalb die Vorsichtsmaßregeln verdoppelt. * Paris, 15. Dec. In einem der Waggons erster ClaffedeS Schnell zuges, welcher vorgestern Abend um 74 Uhr von Marseille nach Nizza ab- aing, wurde auf den bekannten Arzt vr Konstantin James ein Mordver such gemacht. Auf dem Bahnhöfe von Marseille, bemerkte der Zahnarzt Knitzinger, der mit dem vr James auf dem Eisenbahnhof zu Mittag aß, einen jungen, schwächlich aussehenden Menschen, der ihm durch seine Klei dung sowohl, als sein ganzes Auftreten verdächtig vorkam. Beim Abgang deS EisenbahnzugeS stieg dieser junge Mensch in einen Waggon erster Clafse. Beim ersten Halt (10 Uhr 20 Minuten) wechselte er den Wagen und stieg in das Coupe, wo sich vr Konstantin James ganz allein befand, und schlief. Glücklicher Weise für ihn, hielt der Zug um 10 Uhr 56 Minuten ausnahmsweise in St. ChamaS an, den« der Mörder, der glaubte, daß man bis Miramar« weiter fahren werde, halte sich kurz vor St. ChamaS mit ei nem Todtschläger über ihn hergeworfen und ihm fünf Hiebe versetzt. Al der Zug wider alle- Erwarten anhielt, war der Mörder vollständig verblüfft und ließ den Docter los, den er zu Boden geworfen und an der Kehle ftst- hielk. Der Doctor sprang sofort auS dem Wagen, aber der Mörder war ihm zuvorgekommen und hatte sich aus dem Staube gemacht. Die Spuren desselben — Knitzinger hatte dessen Signalement gegeben — wurden bi- zum Kanal verfolgt, ohne daß man jedoch seiner habhaft werden konnte. Der Doctor ist stark zugerichtet; seine Wunden sind aber nicht lebensgefähr lich. Während deS Kampfes biß er den Mörder in die Hand. Nur im Oastkau» Lur 8onuv befindet sich zum bevorstehenden Schwarzenberger Jahrmarkt wegen Aufgabe eines renommirten Herren- und Damen-Garderobe-Geschäfts ein großer und gänzlicher Ausverkauf obiger Waaren und, da selbige bis Ende dieses Monats gänzlich ausverkauft werden müssen, find die Preise, wie unten folgt, 3V Prozent unter dem Kostenpreise herabgesetzt. Prers-Cowraul. Herren-Garderobe. Damen-Garderobe. Winter-Ueberzieher in Double von b bis 8 Thlr. Winter-Ueberzieher in Ratinv von 6 bis 10 Thlr. Dicke Winterhosen in Wolle von 24 bis Thlr. Jaquets in allen Stoffen von 21 bis 6 Thlr. 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Fetter w. p. «» Zu haben in B. F. Goedsche'-^ Z Buchhandlung in Schneeberg. Loltlw-uw L FLoüv,