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ZUR EINFÜHRUNG/ Max K E ü Ji R (18 73—19 IG) prägte einmal folgenden Satz: ..Jede Musik.-ob absolut oder sinfonische Dichtung, ist mir höchst willkommen, wenn sie eben Musik ist“, womit" er nicht etwa seine Hinwendung zur : Programmusik entschuldigen* sondern seihe Einstellung kundtun wollte, daß es ihm ausschließlich ums Musizieren' ginge. Diese Grundhaltung spürt man aus jedem Takte der ..Vier Tondichtungen nach A. BÖCKLIN“, die ihrem Vorwurf zufolge Programmusik sein müßten, der musikalischen Struktur gemäß jedoch sehr .streng geformte, beinahe klassizistische Musikstücke sind, die ihrem Klang nach jedoch wiederum so etwas wie einen deutschen Impressionismus verkörpern. Rogers einzigartigem Können und seiner inspiratorischen Kraft ist cs jedoch gelungen, diesen Zwiespalt zu bannen. Der ,,geigende Eremit“ ist dem langsamen »Satze eines Violinkonzertes vergleichbar. Im ,.Spiel der Wellen** ist Rogers Bildkraft zu bewundern, die das schaumig- spritzige Wasser, das graziöse GekräuseL der Oberfläche des Meeres, die neckisch-launige l'nberechenbarkeit der Wogen schildert. Nixen, Meermänner und Delphine tummeln sich darin. Die ,,Toteninsel“ gibt die Düsternis und Schwere, aber auch die farbige Süße dieser weltabgelegenen Insel der Gestorbenen wieder. Das ,,Bacchanal“ entfesselt eine tolle Musik, trunken, voller Taumel. — Reger beschwört, und hierin ist er ganz Romantiker, eine ausschweifende, hemmungslose Welt. Dieses Werk beweist die umfassende Fülle seiner Persönlichkeit, seinen weitgesteckten Horizont, seine schöpferische Freiheit. »Sein <>p. 128 gehört damit zu den großen Meisterwerken, die die letzte Wdlle der Romantik, die moderne Musik im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts liervorbrachte. Zoltän KODÄLY (geb. 1882) ist heute, nach. Ba.rtocks Tode, der anerkannte und hoch verehrte Altmeister der ungarischen Musik. Er ist nicht nur der angesehenste und in aller Welt bekannte Komponist, sondern war auch ein hervorragender Pianist und ein gesuchter Dirigent, vor allem- ungarischer Musik. Darüberhinaus beteiligte er sich schon seit seinen Studienjahren an Bartocks Volksliedforschung, die sein Schaffen entscheidend beeinflußte. »Sein vielleicht bedeutendstes Werk ist der Psalmus hungaricus, in welchem das eigentümlich Ungarische am deutlichsten und klarsten zum Ausdruck kommt. Un garische Musik ist nicht dasselbe wie Zigeuncrrnusik, wie gerade Bartock und Kodäly ein deutig und von der gesamten Musikwissenschaft anerkannt nachgewiesen haben; ungarische Musik ist auch nicht in den ungarischen Rhapsodien Franz Liszt*s enthalten, die zwar oft auf den Czardas als typisch ungarischen Tanz zurückgreifen, ihn aber mit einer europäischen Harmonik übergießen, sondern einzig und allein im ungarischen Volkslied, über dessen Reichtum und Schönheit zuerst Bartock und Kodäly berichteten. Kodäly hat sich auf allen Gebieten der Musik mit größtem Erfolg versucht. Am unmittel barsten wirkt er dort, wo er ungarisches Folklore verwenden kann, wie in dem Singspiel „Die Spinn stube“, wie in dem Liederspiel ,.Harry Janos“; wie in den ..Tänzen aus Galanta“ für Orchester. Das ,,Konzert für Orchester“ ist 19 11 komponiert worden und gleich im Februar dieses Jahres zum goldenen Jubiläum des Cliigagoor Sinfonie-Orchesters unter Frederick »Stock uraufgeführt worden. Kodäly befand sich damals in Nordamerika, da er dem Nazis mus durch Emigration aus dem Wege ging. Das Konzert ist zwar einsätzig, gliedert sich jedoch in fünf sich scharf von einander abhebende Teile. Der erste Teil entwickelt aus einer einstimmigen stürmisch vorgetragenen Linie ein auf alle Instrumentengruppen ver teiltes lebhaftes Orchesterspiel. Das erste Motiv mit der nach unten schlagenden Quarte, die in ihren Ausgangston zurückspringt, spielt eine entscheidende Rolle. Der dritte Teil kgreift auf dieses Hauptmotiv zurück, um .es allerdings anders zu verarbeiten und in deinem Fugato durch alle Höhen und Tiefen des Orchesters hindurehzujagen. Zwischen diesen beiden sich ähnelnden Teilern steht ein feierliches Largo, das in breiten, ge haltenen Notenwerten dahinst römt. Das in Quintsprüngen ab'wärtsfallende und in Quart sprüngen sich wieder nach oben wendemde Thema wiederholt Cr kurz vor dem Schluß noch einmal, kleidet es jedoch in ein neues und anderes Orchostergewand. um am »Schluß das stürmische Motiv des Anfangs nochmals zu bringen und zu einer großartigen Steigerung des gesamten Orchesters emporzureißen. Mit aller Kraft endet das Konzert iur Orchester, Kunde von einein großen Meister unserer Zeit gebend. Der Partitur der S T RAUSB'B C 11 E N T ONDIC II T UNO „D 0 N J U A N“ sind drei Abschnitte aus Lenaus fragmentarischer Dichtung „Don Juan“ vorangestellt, die an andrer Stelle dieses .Programmes abgedruckt sind. Die Verse geben die Seelenlage des Helden an, die sich in der Musik widerspiegelt. „Mein Don Juan“, so sagte Lenau, „darf kein Weibern ewig nachjagender, heißblütiger Mensch sein. Es ist die Sehnsucht in ihm, ein Weib zu finden, welches ihm das inkarnierte Weibtum ist und ihm alle Weiber der Erde, die er denn doch nicht als Individuen bc-itzen kann, in der einen genießen macht. Weil