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rchKLmter Miluhzäch Jo- Hartensteh,, Johann«»«- «nstadt,Löhnitz ReustÄtel, Schneeberg,Schwarzenberg WNdenfel« «nb Zw-nttz. ^L2SS. Dienstag, dnr 16. November 1869. IrMßMtksstemh Erscheint täglich mit «»«nähme Mon tag«. — Preis vierteljähr lich 15 Sigr. — Jnser- tionSgebühren di« gespal- tcne Zeile 8 Pfennige. — Jnseratenannahme für dia am Abende erscheinende <b Nummer bi- Dormillag» l l Uhr. " Concurseröffnung. Zu dem Nachlasse de» verstorbenen Christian Gotthilf Gerber, früher Kirchenvorsteher in Weißbach ist vom unterzeichneten GerichtSamte der E-neur-prozeß eröffnet worden. Es werden daher alle Diejenigen, welche Ansprüche an diese- Schuldenweseu als ConcurSgliabiger erheben wollen, hiermit aufgefordert, b« Ver meidung der Ausschließung von demselben bis zum 18. December dieses Jahres ihre Forderungen nebst den Ansprüchen auf bevorzugte Befriedigung unter Anführung der begründenden Thatsachen bei dem unterzeichneten GerichtSamte au- zumelden und binnen der gesetzlichen Frist mit dem bestellten RechtSoertret-r, nach Befinden mit einzelnen Gläubigern rechtlich za verfahren, hiernächst oder am 18. Januar 1870, Vormittags 10 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle zur Verhandlung über deu Bestand der Moste und die Gebahrung mit derselben, zur Prüfung und Anerken- uuog der streitigen Forderungen und Ansprüche auf beooizugie Befriedigung, sowie zur Gütepfiegung zu erscheinen und zwar unter der Verwarnung, daß Diejenigen, welche in diesem Termine auobleiben oder eine von Seilen de« Gericht- von ihnen verlangte Erklärung nicht abgeben, Alle», was über Fest stellung der Maste und über Gebahrung mit derselben, sowie über Anerkennung der angemeldeteu Forderungen und Ansprüche auf bevorzugte Befriedigung oder über andere den EoncurS betreffende Fragen verhandelt und beschlossen werden wiro, gegen sich ebenso gelten zu lassen haben, als 0V sie an den Ver handlungen Theil geuomweu und de« gefaßten Beschlüssen zugeftimmt hätten. Für den Fall, daß sich da» weitere Verfahren durch Abschluß eines Verglciche» nicht erledigen sollte, ist der 8. Februar 1870, Vormittags 12 Uhr, als Termin für Eröffnung eines Ordnung-erkenntniste» auberaumt worden. Auswärtige Betheiligte haben bei 5 Tylr. — - —. Strafe zur Annahme künftiger Zufertigungen Bevollmächtigte am hiesigen Ort? zu bestellen. Wildenfels, am 9. November 1869. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Stoß. ° üeknnntmLedunK. Don dem unterzeichneten Königlichen GerichtSamte soll den 29. December 1869 da- dem Bäckermstr. Carl Heinrich Kreißig in Elterlein zugehörige Haus- und Gartengrundstück Nr. 68 des Katasters und Nr. 69 deSGrund- undHtz« pothekenbuchS für Elterlein, welches Grundstück am 1b. October 1869 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 410 Thaler — - — - gewütdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger GerichtSstelle auShängendrn Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Grünhaiu, den 19. October 1869. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Kretzschmar. M. Bekanntmachung. Nachdem da» Cataster zur Aufbringung der Gemeinde- und Schulboucaffen-Anlagen auf da» Jahr 1869 aufgestellt worden ist, so wird dies mit dem Bemerken andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß ermähnte» Cataster von heute an auf hiesiger RathSexpedltion zur Einsichtnahme ausliegt und etwaige Reklamationen binnen 14 Tagen und spätesten« bis zum 3« November I8LS bei Verlust de» ReclamationSrechte» bei dem unterzeichneten Stadtrathe anzubrtngen sind. Elterlein, den 13. November 1869. Der Stadtrath daselbst. Oertel, Bürgermeister. TageSgefchichte. Wochenschau. Weißt Du auch, mein lieber Leser, weshalb es gegenwärtig auch aus die ser lieben GolteS Welt in politischer Beziehung in vielen Dingen so gar miße« rabel unv erbärmlich beschaffen ist, weshalb überall so viel Unzufriedenheit und Mißmuch herrschen über die politischen Zustände? Der große Haken liegt da rin, daß in unserer großen Zeit so sehr viel geistig lle'ne, zag- und zwerghaste Menjchen auf dem großen Weltthcater agiren und daß Männer von Charak ter und umvanvelbarer UeberzeugungStreu e s» rar sind, daß man am Hellen lichten Tage mit Laternen meilenweit darnach suchen muß. Unsere Zeit ist eine Zeit des Tastens, des Suchen-, des ruhelosen Hin- und HerlappenS ohne den rechten Weg, der zum schönen Ziele führt, finden ,u können. Und weshalb? Weil ihr die entschiedenen, klarjehenben und cha rakterfesten Männer fehlen. Halbheit hier, Hohlheit dort und Charakterlosig keit allenthalben. Charakterlosigkeit, gepaart mit niedriger Selbstsucht und blin der Erfolganbeterei ist die Hauptkrankheit unserer Zeit. Und diese Zeilkrank- heit wird noch schwere und traurige Folgen nach sich ziehen. Jüst in diesen Tagen und Wochen ist z B. einmal die allgemeine Klage über die hohen Militärlasten und starken Friedensheere recht laut worden und m der vorvorigen und der verflossenen Woche sind im Preuß. Abgeordnetenhaus wie in der zweiten sächsischen Kammer Anträge auf Entwaffnung oder Abrüstung ein- gebrachl worden. Ja, der große Militäraufwand, der von Bajonetten starrende Friede ist eine die Schultern der Völker schwer drückende Last, die sie für län gere Zeil durchaus nicht tragen können, ohne daran schließlich zu Boden ge drückt und ruinirt zu werden; allein, lieber Leser, wer trägt die große Haupt schuld, daß die Völker jetzt unter dieser riesigen Militärlast seufzen? — Wer anders, als alle jene charakter« und innerlich haltlosen Volksführer, die vor 66 nicht Worte unv Betheuerungen genug für eine herbei zu führende allge meine VolkSglückfeligkeit finden konnten und die in Volksversammlungen rc. den BlömarckiSmuS bis anS Messer bekriegen wollten. Als es aber nach 66 im ersten Reichstage galt, gegen die hohen, bis dorthin unerhörten Forderungen für das Militär fest und mannhaft al« ein Mann aufzutreten, wo waren da dte Männer von Charakter, Consequenz und Entschiedenheit im Reichstage? DaS Volk in seiner Gesammtheit fühlte recht wohl, welche Lasten durch Annahme der Art. 59 (die Stärke deS BundeöhrereS) und Art. 62 (pro Mann Militär jährl. 225 Thlr.) der Bundesverfassung dem Volke aufgebürdet wor den; daS Vclk fühlte recht wohl, welche rlscrne Bestimmung eö sei, baß bis zum Jahre 1871 die hoben Miltlärlasten ohne Abänderung getragen werden müssen und daß nach Art. 70 der Bundesverfassung bis zum Jahre 71 „die Ausgaben für das Bundesheer dem Reichstag nur zur Kenntniß nähme und Erinnerung rorzulegen find": allein was half eS, baß das Volk daS furchtbar Drückende und Erdrückende dieser eisernen Bestimmungen lebhaft fühlte und klar erkannte? Nichts, gar nichiS halfs! denn im Reichstage fehlten lei der! die festen, gestählten Charaktere, die mit Ueberzeugungöireue unv aller Entschiedenheit gegen solche Bestimmungen sprachen und stimmten. Und die Wenigen, die Charakter und Muth genug halten, gegen diese Bestimmungen u fprichcn, blieben in so winziger Minorität, daß sie gleichsam zum Spott und Gelächter der überwältigenden Majorität wurden. Gebt also um Gotteöwillcn die Schuld, daß Norddeutschland unter dieser schweren Mililärlast seufzet, nicht den RcgierungSgewalten allein. Diese versuchten eben, waS in Bezug auf ein starkes, allzeit gerüstetes dastehendes Heer zu erreichen sei, und sie erreichten in oer charakter- und männerarmen Zeit weit mehr, als sie jedenfalls anfänglich zu erreichen hofften. WaS können also also jetzt Anträge auf Entwaffnung nützen? Rein gar mchlS I die Norddeutsche Bundesverfassung besteht, besteht zu Recht, denn der erste Reichölvg in seiner charakterlosen Haltung hat eingewilligt und so ist bis zum Jahre 71 absolut nichts an dem hohen Militäretat abzumindern. Und weshalb konnte der Bundeskanzler, Graf Bismarck, die große Mi- litairlast auf die Schulter der Norddeutschen legen? Ganz einfach dehalb, weil Bismarck — denke und urtheile man sonst über ihn, wie man will — Cha rakter, zäher, ganz entschiedener Charakter vom Scheitel bis zur Zehe ist. Er verfolgt mit eiserner Konsequenz seine Pläne und als Charaktermensch ragtffer über viele Millionen seiner Zeitgenossen hoch empor. Wenn aber schon ein einzelner Charakter so viel durchsetzen kann, waS hätten dann wohl die Hunderte im Reichstage durchzusetzen und zu erreichen vermocht, wenn sie nur der großen Mehrzahl nach kräftige, kernige und entschiedene Charaktere gewesen wären? Ein kurzer Rückblick auf die verflossene Woche lehrt unS wieder die Er< bärmlichkeit unserer Zeit ganz deutlich erkennen, eben weil eS allenthalben an Charakteren fehlt. Im benachbarten Baiern begannen in der verflossenen Woche die Wahlbcwegungen, da just heule am 16. November durch ganz Baiern die Wahlmänner gewählt werden, welche wenige Tage darauf die Abgeordne ten für die U. Kammer zu wählen haben. Wenn man ober in der verflosse nen Woche verschiedene bairische Blätter gelesen hat, o, wie charakterlos giu-