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HL 241. Sonnabend, den 16. Oktober 1869. FMb.AMssrelmh Amtsblatt der AchttSmter «rünhatn, Jo- h««aeorgenstadt, Schnee- iera,Schwarzenberg «.Wil denfels und der Etadträthe »ue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johannacor« aenstadt,Lößnitz Neustädtel, . Schneeberg,Schwarzenberg < Wildenfels und Zwönitz. Erscheint täglich mitAusnahmeMon- tagS. — Preis vierteljähr lich 15 Ngr. — Jnjer- tionsgebühren die gespal tene Zeile 8 Pfennige. — Jnseratenannahme für die am Abende erscheinende Nuniiner bis Vormittags 1l Uhr. (8557—59) KubkLstativ». Von dem unterzeichneten Königl. Gerichtsamte sollen den2l. Decemberl869, die der Frau Emilie verehel. Böhm, geb. Stiehler zugehörigen Wohn- und WirthschaftSgebäude, sowie Feld« und Wiesengrundstücke Nr. 127 des CatasterS von Schneeberg und Nr. 2 von Griesbach, Fol' 127, 770 und 919 des Grund- und HypothelenbuchS für Schneeberg, Fol. 2 und 61 für Gruöbach und Fol. 33 für Mühlberg, welche Grundstücke am 28. September 1869, ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 8260 Thlr. gewürdert worden sind, an «mtö- stelle nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle auöhängengen Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Schneeberg, den 7. October 1869. , Das Königliche Genchtsamt daselbst. Dreßler. S. Bekanntmachung. Um die von uns veranstaltete Sammlung für die Abgebrannten in Zschopau und Frauenstein mehr zu fördern, haben eS die Herren ArmenbezirkSvor- steher auf unsere Veranlassung übernommen, zu diesem Zwecke sich noch einer HauSsammlung zu unterziehen, welche wir freundlich zu unterstützen bitten. Schneeberg, am 14. October 1869. Der Stadtrat h. Körner, Stdtrth. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zu Folge sind am 11. dieses Monats in den NachmittagSstunden aus dem an der Elterlein-Zwönitzer Chaussee bei Burgstädtel ge legenen Wohnhause des Torfmeister August Friedrich Neukirchner mittelst Eindrücken einer Fcnstertafel und Einsteigen in die Wohnstube folgende Gegenstände als: ein Mannsrock von grauem Tuch mit grünem BaSpoil, die vordere Seite mit schwarzem Orleans, die Hintere mit grau gekästeltem Futter gefüttert, ein Paar schwarzgrauc Tuchbeinkleider, eine braune BuckSkmweste mit rothen Pünktchen und aschgrauem Futter, eine graublaue wollene Knaben-Un terziehjacke, ein Paar ziemlich neue rindlcderne Mannsschuhe, eine schwarzblaue Mütze von Stoff mit grünem Futter, ein Paar baumwollene Socken, ein Taschentuch mit gelber und schwarzer Kante, der mittlere Theil roth, ein leinenes MannShemve, ein dergleichen mit Aermeln von Kattun, ein weiß und gelb geflammter Frauenboirock mit weiß und gelber Schweifborde und ein baumwollener rother Frauenrock mit roth und blau gestreiftem Schweiffutter spurlos entwendet worden. Behufs Ermittelung des Thäters und Wiedererlangung der entwendeten Gegenstände wird Solches mit dem an alle Polizeibehörden und sonst Jeder mann gerichteten Ersuchen bekannt gemacht, etwa gemachte Wahrnehmungen schleunigst anher anzuzeigen. Elterlein, den 5. Oct. 1869. Die Stadtpolizeibehörde da selb st. Oertel, Bürgermeister. Bekanntmachung. Nachdem die in Gemäßheit von § 9. deS Gesetzes vom 14. September die Bildung der Geschwornenlisten und der Geschwornenbank betreffend, ausgestellte Urliste für Wildenfels revtdirt und ergänzt worden, wird diese Liste vom 16. October d. I. an in dem Gasthof zu den drei Kronen vierzehn Tage lang zu Jedermanns Einsicht öffentlich ausliegen. Einsprüche dagegen sind innerhalb jener vierzehn Tage amubringen, und haben Diejenigen, welche nach 8 5. j.nes Gesetzes von dem Geschwornenamt befreit zu werden wünschen, ihre Gesuche bei deren Verlust schriftlich in der angegebenen vierzehntägigen Frist anher einzui eichen. Wildenfels, den 14. October 1869. Der VerwaltungSrath das. Junghänel, Bürgermstr. Tagesgefchichte. Der Aufstand in Spanien Die Morgenröthe, welche dem unter bourbonischer Mitregierung seufzen den Spanien in der Bucht von Cadiz aufging, ist leider nicht die Verkünde rin eines heiteren Himmels, sondern die Vorbotin neuer verheerender Stürme gewesen. Ein Johr der mit überschwänglicher Begeisterung begrüßten Freiheit hat hingereicht, um das Land in das alte Elend des Belagerungszustandes zurückzusühren. Die militairische Dictatur ist die Krone, welche den großarti gen EmpfangSsesten, den unabsehbaren Aufzügen, den wimmelnden Volksver sammlungen, dem ganzen Freudenräusche einer — wie sie sich bäuchte — wiedergeoorenen Nation nun aufgesetzt wird. Hätte die Natur in diesem Jahre nicht mehr für die unglückliche Halbinsel gethan als die Menschen, so wäre der schwache Schimmer der Freiheit mit dem theuren Preise der HungerSnoth und gänzlichen Verarmung erkauft worden. Der Verkehr liegt darnieder, die Fabriken st.hen still, der Unternehmungsgeist ist gelähmt, das Capital wan dert aus oder verbirgt sich, ein Glück, daß Oelbaum und Orange, daß Wei zen und Rebe sich für ein Jahr an Thau und Sonne genug sein lassen, un bekümmert um die politische Unsicherheit, durch welche jede Regung in Han del und Wandel deS Menschen niedergedrückt wird. Die Regierung, zusammengesetzt aus den Männern, welche sich die her vorragendsten Verdienste um die Herbeiführung der September-Umwälzung er worben hatten, zeigte sich unfähig, die hochtönenden Anweisungen auf die versprochene neue Zeit des Fortschrittes in klingendes Gold umzusetzen; und das Volk hat die alten Gewohnheiten, Vorurtheile und Fehler nicht abschüt teln können, die ihm so oft die Kraft zur Verjüngung seiner selbst geraubt haben. Die Parteien, welche sich im October vorigen Jahres zur gemeinsamen Befolgung großer vaterländischer Zwecke verbrüderten, gehen jede wieder ihren eigenen Weg; überall erblickt man von Neuem das häßliche Schauspiel der Aemterjagd wie in den trübsten Zeiten deS BourbonenthumS, und die Hände der Regierung bleiben nicht rein. Eine liberale Verfassung ist freilich vorhan« Händen, an der billige Anforderungen sich wohl genügen lassen könnten; aber von der Religionsfreiheit abgesehen, welche soweit schon Früchte getragen hat, wie eS mit den Nachwehen einer dunkeln Vergangenheit vereinbar ist, sehen wir jetzt ihre Bestimmungen und Verheißungen theilS nicht erfüllt, »Heils schon durch Ausnahmegesetze für wer weiß wie langt Zeit und wir häufige Wieder holungen außer Kraft gesetzt. Die Heiligkeit der Wohnung, der Schutz por polizeilicher Willkür, daS VersammlungS- und Vereinörecht, die Rede- und Preßfreiheit, kurz, die höchsten bürgerlichsten und politischen Rechte sind, kaum eingesührt, bereits wieder aufgehoben. Freilich hat sich diese Sachlage schon feit einem halben Jahre vorbereitet. Als das Königthum in der Theorie wieder eingesetzt worden, hatten seine republikanischen Gegner nicht- Angelegentlicheres zu thun, als ihrem Wider stande einen Rückhalt in der Gründung eines Bundes zu geben, der sich über ganz Spanien erstreckte. Die schlimmen Ahnungen, welche sich uns bei der Kunde von der Errichtung der republikanischen BundeSverträge in Tortosa, Cordoba, Valladolid, Eibar und Corunna aufdrängten, haben sich so rasch bewahrheitet, wie es kaum zu erwarten war. Die republikanische Empörung wüthet schon in einem großen Theile der Halbinsel und Abgeordnete, die noch vor weriigen Tagen auf ihren Sitzen in den CorteS zu sehen waren, stehen an seiner Spitze oder haben schon ihr Leben für ihre Sache dahingegeben. Die Regierung, welche den Aufstand zu unterdrücken hat, mach sich Glück wünschen, daß er verfrüht auSgebrochen ist, daß er nicht einem Rufe zu den Waffen, der nach gereiftem Plane von dem republikanischen Central-AuSschusse an die Vereine seiner Gesinnungsgenossen ergangen wäre, sondern einem zu fälligen Ereignisse seine Entstehung verdankt und daher die Partei unvorberei tet und ungeeinigt inS Feld gelockt hat. Dieses Ereigniß war die republi kanische Kundgebung in Tarragona, welche zu dem Morde deS stellvertreten den Gouverneurs Garcia Reyes und in Folge dieser Thai zu der Verhaftung deS republikanischen Abgeordneten und Generals Pierrard führte. Darauf ordnete die Regierung tue Entwaffnnng der ihr verdächtigen Freiwilligen der Stadt an. Gleicher Befehl erging nach Barcelona, als die dortige Bürger- Wehr gegen die Behandlung ihrer Waffenbrüder von Tarragona Einsprache erhob und eine drohende Haltung annahm. Der Aufruhr brach los in Bar celona, Barrikaden wuchsen in den Straßen empor und eS floß Blutes nur allzuviel, ehe die Truppen den Sieg behielten. Seitdem hat die Empörung an fast unabsehbar zahlreichen Punkten ihr Haupt erhoben; eS bedarf nur der Aufzählung der militairischen Bezirke, über welche der Belagerungszustand verhängt ist, um sich die Ausdehnung der Bewegung zu vergegenwärtigen: Catalonien, Aragonien, Valencia, Andalusien, Corunna, Altcastilien. In allen diesen Landschaften ziehen bewaffnete republikanische Schaaren umher, denen die Regierungsberichte alle möglichen Gräuelthaten 'andichten, um sie bei dem noch nicht angesteckten Theile der Bevölkerung in Miißcredit zn setzen — gerade wie eS O'Donnell geschah, als er gegen Narvacz inS Felo rückte, und wie Prim selbst eS in seinen letzten AufstandSversucheu von Narvaez und Gonzalez Bravo erfahren mußte. In Catalonien behaupten die Behörden dem Aufiuhre keine Bedeutung mehr zuschreiben zu dürfen, nachdem RcuS zur Ordnung zmückgekehrt, die Banden bei Manresa gesprengt, SunneS Schaaren bei FigueraS über die Grenze geworfen worden. Einigt Siege aber genügen nicht, um eine spanische Erhebung zu unterdrücken, die immer daS Gepräge eines Guerillakrieges trägt; die Geschlagenen ziehen sich in die Gebirge zurück, um dort die zersplitterten Kräfte zu sammeln. DaS ost heimgesuchte Sara gossa hat eben erst den Donner der Kanonen in seinen Straßen verstummen hören, die noch daS Blut vieler Gefallener röchet. In Valencia wüthet eiw Kampf, dessen Ende uns noch nicht bekannt ist; es klingt bedenklich, wenn eS noch am dritten oder vierten Tage heißt, daß die Truppen auf Verstär kungen warten, um den Hauptangriff zu unternehmen. In den übrigen gro ßen Städten, deren republikanische Gesinnung bekannt ist, Sevilla, Jerez,