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Dienstag, den 6. Juli ^L153 1869 ßrWö.IMsfmmh Erscheint täglich mit «u-nahme Mon tag«. — Drei« vierteljähr» N« IS Ngr. — Ins«» tionsaebühren die aespal- tear geile 8 Pfennige — Jnseratenannahme für die am Abende erscheinende G Nummer di» Vormittag« 11 Uhr. der Ge- «icht«ämter «rünhatn, Jo» hanngeorgenftadt. Schnee» bera,Schwarzenberg u.WU» denfel« und der Etadträthe Sue, Elterlein. Grünhain, Bekanntmachung. Der hinter dem Schlofsergesellen Heinrich Gustav Ziegler an» Schneeberg unter« 21. Mai d. I. erlassene Steckbrief wird mit dem Bemerken hierdurch erneuert, daß die in einigen öffentlichen Blättern verbreitete Nachricht von dem erfolgten Ableben Ziegler» nach den von hier au» angestellten Erörterungen sich nicht bestätigt hat. Eibenstock, den 30. Juni 1869. Der Untersuchungsrichter am Kömgl. Bezirksgericht daselbst. v. Wolf. "Bekanntmachung. Der in Robert Hoffmann» Ereditwesen auf den 10. l. M. anberaumte Termin zu Bekanntmachung de» Classenurtel» wird in Verfolg de» unterm 12. v. M abgeschlossenen Vergleich» hiermit aufgehoben. Schneeberg, den 3. Juli 1869. Das Königliche Gerichtsamt das. Dreßler. " Zwangsversteigerung. Seiten de» unterzeichneten Gerichtsamtes soll den 10. Juli 18KS da« der verehel. Therese Louise Scheffler hier zugehörige Hausgrundstück mit Garten Nr. 185V. de» Brandcataster» und Nr. 277 de» Grund- und Hy. pothekenbuche» für Wildenfels, welche» am 29. April 1869 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 1026 Thlr. —. — - gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle auShängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. WilvenfelS, am 3. Mai 1869. Das Königliche Gerichtsamt. Meusel. Oeser. Gras-Anetiou. T' früh 8 Uhr, soll da» anstehende Gra» auf 2, vormals zum Georg Mehlhorn'schen Gute gr> vvN » . VkPsPv hörigen Parzellen an Ort und Stelle gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Königliches Blaufarbenwerk Oberschlema, den 5. Juli 1869. Die Administration. Tage-gefchichte. Wochenschau. Spanien gleicht immer noch, wie schon seit Monaten, recht eigentlich einer Wage, in der das Zünglein in einem steten Schminken begriffen ist; noch ist allerdings die Schale der Monarchisten um ein Ansehnliches schwerer, allein irgend ein ganz unvorhergesehenes Ereigniß kann die ganze Sachlage ändern und die Schale der Monarchisten kann mit einem Male, als zu leicht befunden, hoch empor schnellen und die Schale der Republikaner kann ein sehr bedeutendes Uebergewicht erhalten. Jetzt arbeitet der Kriegsminister Prim daran, die Nationalmilitz (die Bürgerwehr, Bürgcrgarde) in der Hauptstadt Madrid und in den Provinzen einer totalen Umgestaltung zu unterziehen, und bei dieser Gelegenheit will man die republikanisch gesinnten Freiwilligen-Ba- taillone entfernen und von den Hauplführern reinigen. Wird das Mittel hel fen, oder wird eS zum — Bürgerkriege führen? — Der Ruf: „Es lebe die Republik!" ist übrigens in Spanien bereits verboten, denn wie der Minister Sagasta in einer Sitzung der CorteS erklärte, sei dieser Ruf der Verfassung und der Negierungsform zuwider. Frankreich. Ohne Sang und Klang haben sich, wie seit Wochen schon bestimmt war, vorgen 28. Juni die neugewählten Vertreter deö franzö sischen Volkes in Paris zusammengefunden. Von einer feierlichen Eröffnung der Session durch den Kaiser in eigener Person, also auch von einer Thron rede dieses Mal — keine Spur. Die ganze europäische Presse ist also da durch um die schöne Gelegenheit gekommen, eine kaiserliche Thronrede Wochen hindurch in allen möglichen Tonarten, in Dur und Moll, zu variiren und durchzufiedcln. Für die Presse in dieser an wichtigen Ereignissen so armen Zeil allerdings ein herber Verlust, für das lesende Publikum aber jedenfalls ein Gewinn, denn nichts wird nachgerade langweiliger, als zwanzigerlei Be trachtungen über eine Thronrede zu lesen und sie mit den größten Spitzfin digkeiten in ihre kleinsten Atome zerlegt zu sehen, so daß die Welt schließlich den Wald vor den Bäumen nicht mehr sieht. UebrigenS gilt die gegenwär tige Session des Gesetzgebenden Körpers bloS den Wahlprüfungen; doch wird e» dabei nicht an Gelegenheit fehlen, daß die Geister stark auf einander pla tzen. — Rochefort, der rücksichtslose und scandalfüchtige Laternenmann, ist endlich gründlich als Candidat bei den zwei nöthigen Nachwahlen in Paris beseitig«, denn er ist „wegen Mitschuld bei der Einführung der in Frankreich verbotenen Laterne" in Contumaziam zu 3 Jahren Gefängniß, 19,000 Gul den Geldbuße, Entziehung der bürgerlichen Rechte, also auch des activen und passiven Wahlrechtes während 3 Jahren verurtheilt. — Die Exkönigin Isa bella in Paris ist von ihrem treusten Anhänger, Marfori, verlassen worden. Er hat zärtlichen oder auch nichtzärtlichen Abschied von ihr genommen und will auf gut Glück in — die Fremde gehen. An dem nöthigen Reisegeld wirds ihm sicher nicht fehlen. Aus Italien keine Neuigkeit von einigem Interesse in der ganzen ver flossenen Woche. Oesterreich fährt kräftig fort das neue treffliche Schulgesetz allenthal» den zur Geltung und Ausführung zu bringen, trotz des heimlichen Sntgegrn- arbeitenS der Hähern und niedern Geistlichkeit in manchen Ländergebieten. — Auch der in Oesterreich immer mehr in Fluß kommende» Arbeiterfrage wen. det die öftcrreichnche Regierung eine praktische Aufmerksamkeit zu. ES soU ein General-Fabrik-Jnspector ernannt werden, welcher die Verhältnisse der Arbeiter in den Fabriken sorgfältig zu prüfen und auf Grund seiner Wahr nehmungen ein vollständiges FabrikaufstchtSrecht auszuarbeiten hat. Rußland fährt fort Polen und jetzt vorzugsweise die höhere katholi sche Geistlichkeit zu drangsaliren. Der polnische Bischof Subinöki, der nach Sibirien in die Verbannung geschickt werden sollte, ist unterwegs den Stra pazen erlegen. Jetzt ist auch der Bischof v. Kielce verhaftet und nach Sibi rien gebracht worden, weil er nur den Papst als seine oberste kirchliche Be hörde anerkennen wollte. Preußen. Graf Bismarck hat sich am 1. Juli auf sein schönes Gut Varzin in Pommern zurückgezogen, um längere Zelt nur seiner Erholung und seiner Gesundheit zu leben. Wir wollen gern glauben, daß der stets so viel fach beschäftigte und rastlos thätige Bundeskanzler einer Erholung bedarf, zu mal der Reichstag und das Zoüparlament auf seine warm bevorworteten Steuervorschläge nicht eingegangen sind und dadurch jedenfalls viele seiner Pläne durchkreuzt haben. — UebrigenS erzählt jetzt ein amerikanischer Zei tungsschreiber, der vor einiger Zeit ausdrücklich um eine Unterredung mit dem Grafen Bismarck gebeten hatte, daß Graf Bismarck auf die Frage: „Ob die europäische Lage in der That eine Verminderung des hohen MilitäretatS nicht zulasse?" geantwortet habe: „Nein! Norddeutschland müsse bewaffnet und wachsam sein; denn es habe keine Bürgschaft für die Abstchten Frankreichs und Oesterreichs." Und wenn Graf Bismarck Frankreich nicht traut (Oesterreich dürfte gewiß weit weniger zu fürchten sein, denn daS hat noch zu viel an seinen innern Zuständen, den Raxenkämpfen re. zu arbeiten,) so wird ihm das sicher nicht zu verdenken sein. Wir werden auf dieses wich tige Thema in unserem nächsten Leiteartikel zurückkommen. — Die Auswei sung von drei preußischen Officieren aus dem französischen Lager, worüber unser Volksfreund bereits ausführlich berichtet hat, hat in der verflossenen Woche bedeutendes Aufsehen gemacht. Bis jetzt haben die officiellen preußi schen Zeitungen diese Ausweisung noch nicht dementirt, sie wird also auf Wahrheit beruhen. Es ist diese AnSweisung aber jedenfalls eine Thatsache, deren Tragweite nicht zu unterschätzen sein dürfte, wenn auch für jetzt Preu ßen dazu zu schweigen scheint. In Süddeutschland, namentlich in Baiern, machen die freireligiösen Gemeinden immer weitere Fortschritte. Jetzt ist auch der freireligiöse Sprecher, der hochbetagte und vielgenannte Uhlich aus Magdeburg in Baiern eingeiroffen, um in den größeren Städten, Nürnberg, Augsburg, München rc. freireligiöse Vorträge zu halten. Der Besuch dieser Vorträge soll stets ein sehr starker sein. Die baierische Regierung scheint durch die — Jesuiten ein Gegengewicht Herstellen zu wollen, denn sie hat jetzt den Jesuiten die Ver breitung ihrer ReligionSlehren und die Ausübung geistlicher Functionen, auch anderortS Missionspredigten zu halten, gestaltet. Ob dieses Mittel das rechte sein dürste, der freireligiösen Bewegung Einhalt zu thun, möchte stark in Zweifel zu ziehen sein. UebrigenS haben sich die Jesuiten seit einem Viertel- jahrhundert leider Gott l ungemein vermehrt, denn nach einem von der Jesuilen- gesellschaft selber veröffentlichten Bericht hat sich seit dem 1. Januar «841 bi» zum 1. Januar 1869 die Zahl der Mitglieder der Gesellschaft Jesu verdoppelt. Im Jahre 1838 lebten 3067 Jesuiten in allen Ländern der Welt. DaS Jahr