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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1986
-
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Band
Band 1986
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„Nürnberg — nicht schuldig!" - Ein neuer Dokumentarfilm von Karl Gass Im November 1945 ist Nürnberg von einem babylonischen Sprach gewirr erfüllt. Aus allen Ländern der Erde sind Betroffene, Interes sierte, dienstlich Beschäftigte — vor allem Korrespondenten — angereist. Längs der breiten und geraden Für ther Straße ist ein ganzes Viertel fast unbeschädigt geblieben. Hier erhebt sich ein massives dreistöcki ges Gebäude mit der stolzen Be zeichnung „Justizpalast". Auf den Fluren im Inneren des .Palastes' re ges Treiben. Die Angeklagten im Prozeß ge gen die Hauptkriegsverbrecher wer den in den Saal geführt. Es waren 22 Exponenten der barbarischsten Herrschaftsform des deutschen Monopolkapitals, die auf der An klagebank saßen. Der Prozeß be ginnt am 20. November 1945 und endet am 1. Oktober 1946. Es finden 218 Gerichtssitzungen statt. Alle waren Urheber von Untaten und Katastrophen, die die ganze Welt betroffen haben. Verbrechen gegen die Völker dieser Erde, wie Ein Film, der an das Gewissen appelliert sie die Menschheit noch nie erlebt hatte, sind angeklagt und verurteilt worden. Und wir dürfen nie mals vergessen, daß nach dem glei chen Maß, mit dem wir die Ange klagten heute messen, auch wir mor gen von der Geschichte gemessen werden." (Jackson). Dieses „mor gen" ist unser „heute" - und ge meint war, den „Geist von Nürn berg" wachzuhalten. Wie steht es damit am Schau platz des „Gerichts der Völker“ — 40 Jahre -anach in Nürnberg? K. Gass schaute sich mit seinem Filmteam in Nürnberg um und „be fragt" mit einer Fotokamera die Fas saden, die Eingänge, die Türen, die Flure, die Säulen, die Wände, die Treppenhäuser, die Arbeitszimmer, den Gerichtssaal...! Keine Antwort! Kein Schild! Keine Tafel! Kein Buchstabe! Keine Inschrift! Nicht ein einziger Hinweis darauf, was hier 10 Monate lang vor den Augen der Völker und fü ihre sichere und friedliche Zukunlt stattgefunden hat. Die Verdrän gungsmechanismen funktionieren al lenthalben in der BRD. Ein Film - knapp, präzis und schlüssig in Bild, Wort und Musik. Scharf und unerbittlich in seinen Feststellungen und in seiner Ana lyse. Mit sparsamen Mitteln werden historische Prozesse und Wen depunkte deutlich gemacht, werden Kriegsverbrecher entlarvt und her vorstechende Tendenzen des Ver- gessens und Verdrängens dokumen tiert. Nürnberger Parteitage, Nürn berger Gesetze und Nürnberger Pro zesse erinnern an das, was 40 Jahre danach in dieser Stadt und in die ser BRD keine Spuren mehr er kennen läßt. Das Gegenwärtige wird mit Fotos und Off-Tönen ver mittelt. Gewagt? Vielleicht! Aber hier ging es um äußerste Aussa gekraft. Die Filmschöpfer konfrontieren die historische Wirklichkeit mit heu tigen Erscheinungen und Auffas sungen, um daraus die Aktualität des Nürnberger Urteils abzuleiten und gleichzeitig die Tatsache zu do- kumentieren, daß es in der Stadt Dürers ebenso wie in Bonn am poli tischen Willen mangelt, in diesem Sinne zu wirken. Im Gegenteil! Die „Großen“ von Nürnberg; die Hauptkriegsverbre cher kommen wieder zu Wort — ihr nicht schuldig!" wird auf Zehn tausenden von Seiten verbreitet. Sie sind nicht tot - diese Verbre cher, denen die Richter das ein dringliche „... death by hanging" verkündet haben, mit dem der Film beginnt. Ein Film mit zupackender ge schichtlicher Dimension, 1946 bis 1986, der an das Gewissen des Zu schauers appelliert. Er, vor allem auch der junge wieder, wird ge mahnt, nicht geschichtslos zu leben, wachsam zu bleiben. Denn die letz ten Bilder und der letzte Satz klin gen nach: „Wo vergessen wird, soll weitergemacht werden.” Auftaktveranstaltung im Anrechtszyklus „Künstlerische Ensembles“ Ein Erlebnis für alle, die gekommen waren Gruppen „Bolivia Masis" und „Nicarauac" sowie Gerhard Erber erhielten viel Beifall Nikaragua, Bolivien — welche Nachrichten und Gefühle verknüp fen sich mit diesen beiden Ländern? Es sind in erster Linie Nachrichten über den Kampf des werktätigen Volkes für soziale Gerechtigkeit, den Kampf gegen Unterdrückung und Aggression, über das schwere Leben der Menschen, aber auch die tiefe Solidarität, die alle friedlieben den und fortschrittlichen Menschen der Welt diesen Völkern entgegen bringen. Bolivien und Nikaragua — damit verbindet sich aber auch das Wissen um einen kulturellen und folkloristischen Reichtum, dessen Schönheit uns immer wieder begei stert. Diesen nahezubringen und über das Leben und die Kämpfe ih rer Völker zu berichten, das haben sich die Gruppen „Bolivia Masis“ und „Nicarauac“ des Ensembles „Solidarität“ vorgenommen und es erst unlängst wieder während der Auftaktveranstaltung der Anrechts- Der Pianist Gerhard Erber brachte im Anrechtszyklus „Künstlerische Ensembles" das ihm gewidmete Stück „Achuapa/Nikaragua" zur Aufführung. Fotos: Görne (3) reihe „Künstlerische Ensembles“ temperamentvoll praktiziert. Die fünf jungen Bolivianer und acht Ni karaguaner sangen über das Leben und die Hoffnungen ihrer Völker und auch über die vielen Kämpfe, die ausgetragen werden müssen, um die Hoffnung auf ein besseres Le ben zu erfüllen. Sie boten ein wah res Feuerwerk temperamentvoller Weisen, die das Publikum begeister ten. Höhepunkt des Abends war für mich aber zweifelsfrei die Auffüh rung von Max F. Kellers (Schweiz) „Achuapa/Nikaragua“ durch den Pianisten Gerhard Erber, dem das Werk auch gewidmet ist. Der opfer reiche Kampf des nikaraguanischen Volkes gegen die imperialistische Aggressionspolitik wird hier an-, hand vielfältigen authentischen Ma terials, kommentiert durch unru hige, zutiefst aufwühlende Klavier musik, dem Publikum nahege bracht, Betroffenheit auslösend, zur Solidarität rufend; aber auch Op timismus verdeutlichend: Der Kampf des nikaraguanischen Vol kes wird siegreich sein! GUDRUN SCHAUFUSS Temperamentvoll stellten sich die jungen Musiker der Gruppe „Bolivia Masis" vor. fand mit ihren Melodien viel Beifall. „Hautnah": Fachrichtungen und -zweige der Filmbranche öffentliche Filmfete in der mb fand großen Zuspruch Zelluloid und Leinwand, aber auch Masken, Schminke und an geregte Debatten prägten kürz lich das Geschehen, als das FDJ- Jugend- und Studentenzentrum Moritzbastei Vertreter der Hoch schule für Film und Fernsehen zu einer öffentlichen Filmfete eingeladen hatte. Verschiedene Fachrichtungen und -zweige der Filmbranche stellten sich an die sem Abend vor und zum Ge spräch. So beispielsweise eine kleine Mannschaft von Masken bildnern, die mb-Gäste nach Be lieben um Jahrzehnte altern lie ßen, Glatzen, Trinkernasen oder Brandblasen verpaßten und un heimliche Begegnungen beinahe dritter Art zustande brachte. Das alles sehr im Interesse und zum ausgiebigen Gaudium des Publi kums. Als „A“ und „O“ standen na türlich die Filme im Blick- und Mittelpunkt. des Abends. Aus nahmslos Studentenarbeiten hat ten die Potsdamer mitgebracht. Kurze Drehübungen aus dem er sten Studienjahr wurden ebenso der kritischen Wertung dargebo ten wie Zeugnisse aus der Dok.- Filmausbildung oder ein Diplom film, dem künstlerischen Hö hepunkt nach Abschluß des Stu diums an der HFF. Ja, selbst eine Uraufführung gab es. Erst wenige Stunden vor der mb- Aufführung war der 8-Minuten- Streifen „Berührung“ des Por tugiesen Faria aus dem Schnitt gekommen. Leider wußte das Publikum zu vorgerückter Stunde eine Ge sprächsrunde mit den Filmauto ren und in Person Dr. Hoffs auch mit einem der renommier ten Dozenten der HFF nicht zu nutzen. Die daraus resultieren den Podiumsdiskussion zwischen den Fachleuten mußte zwangs läufig unter ihren Möglichkeiten bleiben. Abschließend sei noch ein gro ßes „Hut ab“ gestattet für Anke Singer, AG Politik/Philosophie der mb, bei der alle Organi sationsfäden des Abends zu- sammenliefen. Wenngleich die Luft in der Veranstaltungstonne zum Schneiden war — die Filme stießen auf reges Interesse. Si cher ein guter Grund, eine Neu auflage der Filmfete nicht aus den Augen zu verlieren. CARSTEN BÖTTCHER Studenten trugen durch ihre Arbeit zum gutenGelingen bei Kammerkonzert der Capella f idicinia bot Raritäten Unbestritten: Es fällt an man chem Abend schwer, aus der Fülle musikalischer Angebote zu wählen. Aber ist es nicht eigentlich schade, wenn dabei unauffälliger plaka tierte Konzerte — oft mit selten zu hörenden Werken, ausgesproche nen Raritäten — nur recht wenige Musikfreunde anziehen? So blieben auch zahlreiche Plätze unbesetzt, als Vokalsolisten und Mitglieder der Capella fidicinia zum ersten Kammerkonzert des Studienjahres 1986/87 ins Musikinstrumentenmu seum einluden. Wirklich schade! Im Mittelpunkt des Abends stan den drei Motetten von Martin Roth (um 1600) und die „Missa mon coeur se recommande a vous“ von Philipp de Monte (1521 bis 1603)- Studenten der Fachrichtung Musik wissenschaft hatten die Drucke in unser Notensystem übertragen und in Partitur gesetzt (spartiert): Ker stin Hagemeyer die Motetten Roths im Rahmen ihrer Diplomarbeit, die Seminargruppe 83-51 die Messe de Montes während ihres 3. Studienjah res. Und wie Hans Grüß, der lang jährige Leiter der Capella fidicinia, bemerkte: Durch diese Arbeit konn ten einige Fehler der Druckaus gabe korrigiert werden. Uber das sachkundige, engagierte Vertraut sein mit der Musik jener Zeit erneut bekundende Musizieren braucht wohl wenig geschrieben zu werden. Dies könnte hier ohnedies nur oberflächlich und mit wenigen cha rakterisieren wollenden Floskeln ge schehen. Daß Auseinandersetzung mit Aufführungspraxis des 16./17. Jahrhunderts auch Eindrin ¬ gen in die schwer wörtlich faßbare Emotionswelt der Musik voraussetzt, wurde - glaube ich - erneut spür bar. Albrecht Lepetit stellte zu nächst den Choral „Allein zu dir Herr Jesu Christ“ vor, den der thüringische Kantor Martin Roth zu einer Motette (für zwei Chöre zu vier Stimmen und Generalbaß) ver arbeitete. übrigens stammt diese Motette, ebenso wie die beiden an deren zu hörenden Kompositionen Roths, aus der noch zu Lebzeiten Bachs bekannten, von Erhard Bo denschatz herausgegebenen Samm lung „Florilegium Portense". Glanz- und würdevoller, feierlicher wirkte de Montes Messe. Interessant war die Gegenüberstellung der Meß sätze zu Orgelwerken Frescobaldis (Canzona in g und Toccata in g), die Maria Bräutigam musizierte- Eigentlich verdienten die Leistun gen der Vokalsolisten (Josephine Eichler, Renate Golde, Irmgard Ber newitz, Ekkehard Wagner, Albrecht Lepetit, Wolf Reinhold, Günther Schmidt und Gothart Stier) ausführ lichere Besprechung ... Erwähnt sei ferner, daß dieses Konzert in enger Verbindung mit der Musikbibliothek der Stadt Leipzig stattfand. Aus de ren Besitz stammt übrigens der Druck des „Florilegium Portense". Bleibt zu hoffen, daß in Zukunft auch die Konzerte im Bachsaal des Musikinstrumentenmuseum größe res Interesse bei Musikfreunden fin den. Es lohnt sich! THOMAS SCHINKOTH Raritäten bot die Capella Fidicinia unter der Leitung von Dr. Hans Grüß im ersten Kammerkonzert des Studienjahres 1986/87. Foto: Müller Chorkonzert im Gewandhaus (UZ) Mit Motetten, Volksliedern und Spirituals stellt sich am 14. No vember, 19.30 Uhr, im Kleinen Saal des Gewandhauses, der Leipziger Universitätschor dem Publikum vor. Mitwirkende des Abends, der unter der bewährten Leitung von Univer sitätsmusikdirektor, Prof. Dr. Max Pommer, steht, sind weiterhin Brun hild Fischer (Flöte) und Nelly Bo denstein (Klavier). Ein Weihnachtskonzert gestaltet der Chor am 5. Dezember in der Ni- kolaikirche, in der er auch am' 21. Dezember Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium unter der Lei tung von Dr. John Eric Floreen (USA) mit den Solisten Venceslavo Hruba-Freiberger, Bettina Denner- Deckelmann, Martin Petzold und Gotthold Schwarz zur Aufführung bringen wird. Studenten spielten vor Jugendlichen (UZ-Korr.) Mit ihrem Anti- Apartheid-Stück ., Das gelobte Land“ — nach einer Zeile des südafrikanischen Malers und Dichters Breyten Breytenbach - waren Studenten der SG 22 der Sektion Journalistik unlängst in die Veranstaltungsreihe „Junge Literatur und Jazz“ in Leuna ein geladen, wo sie Gelegenheit hat ten, ihr Stück erneut vor jungen Leuten zur Diskussion zu stellen. „Das gelobte Land“, eine Mon tage. die Dokumentation. Prosa, Lyrik und Jazzdance in eine Spielhandlung integriert, wurde beim diesjährigen Kulturaus scheid im Universitätsmaßstab mit dem Prädikat „sehr gut“ aus gezeichnet. 118. FOLGE Das gekrönte „Z" Im OktoberJ1733 verlieh die Deut sche Gesellschaft zu Leipzig den Preis der Dichtkunst einer Frau von Ziegler. Wer diese Dame war, dar über schweigt sich selbst der Große Brockhaus aus. Für Johann Chri stoph Gottsched (1700 bis 1766), seit 1730 an der Leipziger Universität Professor der Poesie und seit 1734 der Logik und Metaphysik, war es jedoch ein Anlaß, das lange Preis- gedicht (40 Strophen zu zehn Ver sen) „Daß die Poesie am geschickte sten sey, die Weisheit unter den ro hen Menschen fortzupflanzen .. zu verfassen, in dem es heißt: „Sie kömmt/blickt auf/ des Phöbus Glanz Umgiebt ihr Haupt, und scheint sie zu vergöttern; Ein ewig grüner Lorbeerkranz Umzirkt die muntre Stirn, mit den geweihten Blättern. Sie hat Minervens Rüstung an, Ein Seytenspiel in den gelehrten Händen; Ein gilldner Zaum hängt an den Lenden, Der Herzen wilder Art mit Sanft- muth zähmen kann. Man sieht zugleich, an beyden Sei ten, Die Gratien bereit, sie tanzend zu begleiten.“ Studenten der Universitäten Halle und Leipzig gaben ihrem Unntut über die Huldigung der Dichterin dadurch Ausdruck, daß sie Parodien und Karikaturen verfaßten bzw. ver breiteten. So findet sich im Leipzi ger Universitätsarchiv eine „Acta, die Untersuchung einiger wieder die Frau von Ziegler ausgestreuten Sbhmähschriften betr. — löbl. Univ. Leipzig de anno 1733“ (siehe Abb.). Unter dem 23. November 1733 heißt es, daß „verschiedene scan- daleuse ... Pasquille so wieder der Frau von Ziegler Person gerichtet, herumgehen und der Studiosus von Klix hiervon Wissenschaft habe.“ Der Student von Klix wurde also vor das Universitätsgericht zitiert und bekannte, daß auf Frau von Ziegler gemünzte „Pasquille theils in Zeichnungen, theils in Schriften vorhanden“. Er habe davon gehört und eine Parodie erhalten. Eine Ab schrift sei in seinem Besitz. Der Pe dell erhielt darob den Auftrag, die Abschrift sicherzustellen. Sie wurde der Akte beigelegt und blieb da durch erhalten. Die erste der neun Strophen lautet: „Poeten, werft die Feder hin, und laßt euch Stricke-Nadeln rei chen, denn eine tolle Dichterin mißbraucht jetzt eurer Mannheit Zeichen: was hilft der Lohn geschickter Lie der, wenn man ihn alten Weibern beut. Jetzt, da man so den Kranz ent weiht, Kömmt Sappho aus dem Grabe wie der und fragt: Warum hat Phöbus Hand mir so ein Glück nicht zugewandt?“ Rechtschreibung wurde mo- erg, an der (Die dernisiert.) Die Vernehmung weiterer Stu denten förderte mehrere Parodien auf Gottscheds Gedicht und eine Zeichnung zutage. Sie stellt ein mit einer Krone versehenes „Z“ dar, eine Anspielung auf die Krönung der Frau von Ziegler als Kaiserliche Poetin durch die Philosophische Fa kultät zu Wittenberg. (Die 1502 ge gründete Universität Wittenberg und die 1694 gegründete Universität Halle wurden erst 1817 vereinigt.) Wer die Urheber der Schmäh schriften waren, konnte das Univer sitätsgericht jedoch nicht ermitteln, da die Leipziger Studenten, die am Ende der Kette standen, beteuerten, die belastenden Dokumente in an onymen Briefen aus Halle erhalten zu haben. So bliel) es lediglich bei einer Ermahnung der Studenten, die weitere Verbreitung zu unterlassen. G.K./G.Si
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