Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1986
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 31. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 23 Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 3. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 36, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 17. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 24. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 31. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 7. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 21. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 28. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 19. Dezember 1
-
Band
Band 1986
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Künstliche Blitze über der Steppe Zum ersten Mal in der - Welt Wurde von sowjetischen Ener getikern auf dem Streckenab schnitt Ekibastus-Koktschetaw (Nordkasachstan) eine Hochspan nungsfernleitung von 1150 Kilo volt erprobt. Dabei wurden an bestimmten Stellen Kurzschlüsse hervorgerufen, die eine elektri- sehe Entladung von ungewöhn licher Stärke auslösten —über 2000 Ampere. Für den Bruchteil einer Sekunde war in diesen künstlichen Blitzen über der nordkasachischen Steppe die ge ballte Kraft des größten Kraft werkes im Osten der Sowjet union. des Wärmegroßkraftwer- fees Nr. 1 in Ekibastus, konzen triert. Diese hohe Belastung er möglichte eine Kontrolle des automatischen Havarieschutzes, der Nachrichtenverbindungen so wie anderer Ausrüstungen und Geräte auf ihre Zuverlässigkeit. EKG mi* dem Fernsehgerät Derzeit erfolgen am Unions forschungsinstitut für Medizin technik die technischen Erpro bungen einer neuen Zusatzvor richtung für Fernsehgeräte „Te- leks“, die zur Diagnose von Herzerkrankungen vorgesehen ist. Mit Hilfe dieses nur 500 Gramm schweren Vorsatzgerätes kann der Arzt ohne ein spezielles Ge rät ein EKG am Krankenbett des Patienten anfertigen. Das EKG Wird auf dem Bildschirm eines gewöhnlichen Schwarz-Weiß oder Farbfernsehgerätes reprodu ziert. Durch einen besonderen Spei cherblock. der in der neuen Zu satzvorrichtung vorhanden ist, kann der behandelnde Arzt die EKG-Abbildungen auf dem Bild schirm hin- und herbewegen Und die erforderliche Größe einstellen. Die neue elektroni sche Vorsatzeinrichtung ist nicht nur für Untersuchungen von Pa tienten bei Hausbesuchen vorge sehen, sondern kann auch in Kli- iken als Elektrokardiograph am Krankenbett eingesetzt werden. Neues Meßsystem für Bohrungen Bei Koturdepe in der Turkme nischen SSR ist zum ersten Mai in der Sowjetunion bei einer Tiefbohrung ein neues telemetri sches Mehrkanalsystem industrie mäßig eingesetzt worden. Mit Hilfe von in der Erde befindli chen Geräten warnt das neue Meßsystem die Bohrspezialisten cor eventuellen Havarien, die durch Einstürze in der Bohrung bzw. durch Verklemmen des Hohrgerätes entstehen können. Über Nachrichtenleitungen ge langen Informationen über die auf den Bohrmeißel wirkende axiale Belastung, über den in- herhalb und außerhalb des Roh res herrschenden Druck, über die geothermischen und geophy sikalischen sowie weitere Para meter des Bohrloches an das über der Erde befindliche Steuer- Pult der Anlage. • Rohre mit höherer Haltbarkeit Sowjetische Fachleute entwik- kelten ein neues 1 Verfahren zur Herstellung von abrieb- und ver schleißfesten Rohren für den Druckluft- und Naßtransport Von Erz, Kohle, Zement, Kies und anderem Schüttgut. Die In- henoberfläche der bisher dazu Verwendeten Rohre waren nicht lange haltbar. Sie mußten oft er setzt werden. Die Haltbarkeit der heuen Rohre wird nun verbes sert durch eine Überzugsschicht, die auf deren Innenoberfläche durch Aufschmelzen und Kristal lisieren von Eisenaluminium- Thermit bei Zentrifugalrotation dufgetragen wird. Pflückmeschine für Himbeeren Die Ernte der saftigen und sü- e n Himbeeren erforderte bisher Poch viel Handarbeit. Daher ist 'P der Sowjetunion eine Ma schine für die Himbeerernte ent- Wickelt worden, deren Versuchs- Duster kürzlich auf den Planta- Een von Wygonitschi (Bezirk srjansk) erprobt wurden. Die "Hände“ des Erntegerätes, das a P den Reihen der Himbeersträu- Cher entlang fährt, erfassen die Einzelnen Ruten und schütteln 8 leicht. Ohne verletzt zu wer- den fallen die Früchte ganz auf m Transportband, von dem aus 5 in einen Spezialtransportbe- nalter gelangen. Zum 40. Jahrestag der antifaschistisch-demokratischen Schulreform Einige aktuelle Lehren aus dem Aufbau unseres wahrhaft demokratischen Bildungswesens Auszüge aus dem Vortrag von Prof. Dr. Gottfried Uhlig auf dem Festkolloquium zum 40. Jahrestag des „Gesetzes zur Demokratisierung der deutschen Schule" Es begann im Frühjahr 1945 über all dort, wo Kommunisten und So zialdemokraten gemeinsam mit an deren Antifaschisten neue Verwal tungsorgane schufen, Faschisten dingfest machten, Trümmer weg räumten, die Versorgung organisier ten und im Verlauf dieser mühseli gen Arbeit die fortschrittlichen Kräfte unseres Volkes formierten. Im Verlauf dieses Umwälzungspro zesses festigte sich die Aktionsein heit der Arbeiterklasse und gestat tete es, immer weiterreichende Auf gaben in Angriff zu nehmen. So konnten das Zentralkomitee der KPD und der Zentralausschuß der SPD am 18. Oktober 1945 einen ge meinsamen Aufruf an alle Eltern, Lehrer und Hochschullehrer rich ten, mit dem sie eine antifaschi stisch-demokratische Schul- und Hochschulreform auf die Tagesord nung setzten. Der Gründungsparteitag der SED verabschiedete am 21. April 1946 die „Grundsätze und Ziele der So zialistischen Einheitspartei Deutsch lands“, die alle Parteimitglieder un ter anderem verpflichteten, sich für die Verwirklichung der folgenden Gegenwartsforderungen einzuset zen: ..Demokratische Reform des ge samten Bildungs- und Erziehungs wesens. Aufbau der Einheitsschule, Erziehung der Jugend im Geiste einer fortschrittlichen Demokratie, der Freundschaft unter den Völkern und einer wahren Humanität. Jeder Deutsche hat das Anrecht auf Bil dung nach seinen Anlagen und Fähigkeiten, Trennung der Kirche von Staat und Schule.“ Die SED trug so der Notwendig keit Rechnung, auch mit Hilfe einer demokratisierten Schule die Köpfe von der faschistischen und militari stischen Ideologie zu säubern, den Menschen Zuversicht zu vermitteln, sie zu aktivieren und ihnen das Wis sen zu geben, das für den Aufbau einer neuen Gesellschaft unentbehr lich war. Schule auf dem Gebiet der heutigen DDR gekennzeichnet. Es war unter den damaligen Be dingungen verhältnismäßig leicht, die Schüler zur Ablehnung des Krie ges zu veranlassen. Allzuviel Väter und Brüder waren aus dem Krieg nicht zurückgekehrt. Hunderttau sende von Schülern überlebten Luft angriffe und andere Kampfhand lungen, mußten vor dem heranna henden Krieg fliehen, erlebten die Zerstörung der vertrauten Woh nung. So gelangten viele Schüler und Lehrer zu der Überzeugung:. „Nie wieder Krieg!“ Aber es erwies sich als wesentlich schwieriger, die Frage nach den Ursachen des Krie ges und damit nach den Verantwort lichen zu beantworten. Durch die Aus- und Weiterbildung der Lehrer, durch außerunterrichtliche Veran- staltungen, in denen Funktionäre der antifaschistisch-demokratischen Parteien und Organisationen auftra ten, durch Diskussionen in der FDJ, durch die Tätigkeit der Massenme dien, in zunehmendem Maße aber auch durch die tägliche Bildungs- und Erziehungsarbeit vieler Lehrer wurden immer mehr Schüler und Pädagogen zu der Erkenntnis ge führt, daß die Erhaltung des Frie dens die Bändigung des Imperialis mus erfordert und für die aktive Be teiligung an der antifaschistisch demokratischen Umwälzung ge wonnen. Die Förderung aller Begabungen Als eine zweite aktuelle Lehre der Schulreform ergibt sich mithin, daß die Schule der DDR von An fang an eine Stätte der Erziehung zum Frieden war und ist. Indem un sere Schule mithalf, die faschisti sche und militaristische Ideologie in unserem Lande auszurotten, indem sie erfolgreich den Rassismus be kämpfte, indem sie die Jugend lehrte, im Imperialismus den Haupt- 1946 wurde an unserer Universität die Pädagogische Fakultät gegründet. Unter schwierigen Bedingungen eigneten sich ihre Studenten das nötige Wissen an, um als Lehrer dann die antifaschistisch-demokratische Schulreform mit durchzu setzen. Ob eine Schule wirklich demokra tisch ist, ob sie das Bildungsmono pol herrschender Minoritäten bricht, keine Privilegien kennt und alle Schüler optimal zu fördern sucht, das wird nicht durch diese oder jene organisatorische Maß nahme entschieden, sondern durch den Charakter _ der Macht- und Eigentumsverhältnisse. Eine Erziehung zum Frieden Das „Gesetz zur Demokratisie rung der deutschen Schule“ wurde durch die Präsidien der Landes und Provinzialverwaltungen am 22. Mai 1946 in der Provinz 'Sach sen, am 23. Mai 1946 in Mecklen burg-Vorpommern, am 31. Mai 1946 in Sachsen und der Mark Branden burg, am 2. Juni 1946 in Thüringen nach fast gleichlautendem Text ver abschiedet. Mit seiner Verkündung in Thü ringen am 12. Juni 1946 trat es auf dem gesamten Territorium der spä teren DDR — Berlin zunächst aus genommen — in Kraft. Paragraph 1 des Gesetzes stellte der Schule die verbindliche Auf gabe, „die Jugend frei von nazisti schen und militaristischen Auffas sungen im Geiste des friedlichen und freundschaftlichen Zusammen lebens der Völker und einer echten Demokratie zu wahrer Humanität zu erziehen“. Damit wurde die Erziehung zum Frieden und gegen den Krieg von vornherein als Hauptaufgabe der feind der Menschheit zu erkennen, sie in den antifaschistisch-demokra tischen und später in den sozialisti schen Aufbau einbezog, erzog sie sie zugleich zur Sicherung des Frie dens. Erziehung zum Frieden war stets ein Wesensmerkmal dieser Schule. Das „Gesetz zur Demokratisie rung der deutschen Schule“ brach mit dem Bildungsmonopol der bür gerlichen Schule. Entsprechend die ser Grundposition forderte Para graph 1 des Gesetzes, die neue Schule müsse „ausgehend von den gesellschaftlichen Bedürfnissen, je dem Kind und Jugendlichen ohne Unterschied des Besitzes, des Glau bens oder seiner Abstammung die seinen Neigungen und Fähigkeiten entsprechende vollwertige Ausbil dung geben.“ Auch in diesem Falle lernten wir erneut: Der Weg zur Ausbildung für hohe Leistungen beginnt nicht mit der Auslese von Schülern, die als „begabt“ eingestuft werden, son dern mit der Förderung aller, mit der Entwicklung ihrer Fähigkeiten, Neigungen, Begabungen und Ta lente. Gerade heute, da unsere Ge sellschaft einen hohen Leistungs zuwachs auf dem Wege der Intensi vierung braucht, müssen wir jeden Schüler optimal entwickeln. Das ist eine dritte aktuelle Lehre, die uns die Schulreform vermittelt. Das Gesetz erhob zwei Forderun gen, die nach dem Denken vieler Re- formpädagogen schwer zu verei nende Alternativen darstellen: Ent wicklung der Selbständigkeit und sy stematische Wissensvermittlung. Der Mangel an Lehrbüchern und selbst einfachsten Unterrichtsmit teln, der häufige Unterrichtsausfall, Wissenslücken und fehlende Er fahrung der Neulehrer — das alles trug in den ersten Jahren nach 1945 dazu bei, daß Systematik und Wis senschaftlichkeit des Unterrichts nicht immer das angestrebte Niveau erreichten. In den fünfziger Jahren dagegen wurde von der pädago gischen Wissenschaft mitunter ange nommen, systematische Wissens vermittlung führe ganz von selbst zu entsprechenden , Überzeugungen, Einstellungen und aktivem Han deln. Gestützt auf Erkenntnisse der sowjetischen Pädagogik und Psy chologie gelang es etwa seit Beginn der sechziger Jahre, in der DDR eine neue didaktische Konzeption zu erarbeiten und zunehmend in den pädagogischen Alltag einzufüh ren, die auf die aktive Aneignung 'einer wissenschaftlichen Bildung durch den Schüler und die damit verbundene Befähigung zu aktiver Tätigkeit gerichtet war. Angesichts der Schlüsselfunktion, die heute der Anwendung und Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zukommt, gewinnt die Befähigung aller Schüler zu selb ständigem Denken, verantwortungs bewußten Entscheiden und schöp ferischer Arbeit einen noch höheren Stellenwert als in früheren Etappen unserer Entwicklung. Kaum eine andere Festlegung des „Gesetzes zur Demokratisierung der deutschen Schule“ stieß auf so ein helligen Widerspruch der konserva tiven Kräfte wie die Abschaffung der bisherigen höheren Schule. Sie verschlossen dabei die Augen vor der Tatsache, daß der Unterricht der höheren Schule bisher durch viele unfähige Kinder zahlungskräf tiger und einflußreicher Eltern bela stet wurde, die sich nicht gerade durch Bildungshunger auszeich neten, während in die neue Ober schule nur die wirklich befähigten Schüler aus allen Kreisen der Be völkerung aufgenommen werden sollten. Vor allem aber ignorierten die „Kritiker“ das Hauptanliegen der Schulreform, den Kindern der Werktätigen in der einheitlichen Grundschule ein ungleich höheres Wissen zu vermitteln als in de- alten bürgerlichen Volksschule. Entlassung aller faschistischen Lehrer In der Tat gelang es nicht sofort, in allen Grundschulen ein Leistungs niveau zu erreichen, das die besten Schüler gut auf den Oberschulbe such vorbereitete. Dennoch trafen die düsteren Vorhersagen der An hänger des Alten nicht ein, denn es gelang in wenigen Jahren, dank der beharrlichen Arbeit Zehntausender von Lehrern, die Leistungen der Grundschule und damit auch der Oberschule Schritt für Schritt zu er höhen. So läßt sich aus der antifaschi stisch-demokratischen Schulreform eine fünfte Lehre ableiten: Das Lei stungsniveau der Abiturstufe wird nicht allein auf dieser Stufe ent schieden, sondern in hohem Maße durch den gesamten vorherigen Bil dungsgang der Schüler. Wie die Schulreform zeigt, ist es bei kon tinuierlicher pädagogischer Arbeit möglich, alle Schüler in der obligato rischen Schule zu Leistungen zu füh ren, die Jahre vorher nur von aus gewählten Schülern erreicht wur den. Auf diesem Wege wird der Ge sellschaft ein größeres geistiges Po tential zugeführt als durch die frü here Aussonderung der als leistungs stark erkannten Schüler. Die Entlassung der faschistischen Lehrer und die Neuformierung einer Lehrerschaft, die zu antifaschi stisch-demokratischer Bildung und Erziehung bereit war, stellte die ent scheidende Voraussetzung für den Erfolg aller Maßnahmen der Schul reform dar. Nur so gelang es, die fa schistische und militaristische Ideo logie, die Kriegsverherrlichung, den Rasissmus und den bis zum Wahn sinn gesteigerten Nationalismus in der Schule mit ihrer Hilfe zu über winden. Die Schule der DDR half also von Anfang an mit, die Ziele der aus Vernunft und Realismus geborenen, weltumspannenden Koalition zur Rettung der Menschheit vor dem Fa schismus zu verwirklichen. So be steht die wichtigste aktuelle Lehre der Schulreform darin, daß sich die Schule auch heute und gerade heute als Teil der weltweiten Koalition der Vernunft und des Realismus be währen muß, die für die Sicherung des Friedens und damit für die Le bensinteressen unseres Volkes kämpft. UZ-Rezension zu „Dr. Karl Marx - Das Werden der neuen Weltanschauung 1835-1843" von Martina Thom; Dietz Verlag Berlin 1986, 342 Seiten „Auf alle Fälle soll man sich klar sein, daß man den Marxis mus aus den Quellen erarbeiten muß“, lautet eine Forderung Her mann Dunckers. Er will unter „Quellen“ vor allem die Original schriften der Klassiker verstan den wissen, wenn er fortfährt: „Ein Satz von Marx ist gemein hin wichtiger und aufschlußrei cher als zwanzig Sätze über ihn.“ Für das Studium des Mar xismus ist das gewiß eine rich tige und wichtige Orientierung, die auf die Notwendigkeit inten siven Lesens und eigener An strengungen verweist, um Origi nalität und • Gedankentiefe der Klassikerwerke gründlich zu er fassen. Das heißt natürlich nicht, auf Literatur über Marx zu ver zichten, denn die effektive An eignung des Marxismus erfor dert, die zeiträumlichen Zusam menhänge, die objektive Situa tion, in der bestimmte Auffas sungen entwickelt wurden, zu er kennen und zu berücksichtigen. Denn: „Jede neue Generation... muß sich unsere Weltanschau ung zu eigen machen und sie — angesichts neuer historischer Aufgaben — zur Methode ihres Denkens und Handelns ausbil den. Dazu braucht sie das Wis sen um das Werden dieser Welt anschauung.“ (S. 9) Womit das Anliegen von Prof. Dr. sc. Mar tina Thom kurz umrissen wäre. nischen Zeitung“ unter preu ßischen Zensurbedingungen für seinen Bruch mit dem Hegel- sehen Idealismus und die Fun dierung seiner materialistischen Position von besonderer- Bedeu tung war, wird von ihm selbst rückblickend in seinem Vorwort „Zur Kritik der Politischen Öko nomie“ (1859) ausgesprochen: „Im Jahr 1842/43, als Redakteur der „Rheinischen Zeitung“, kam ich zuerst in die Verlegenheit, über sogenannte materielle Inter essen mitsprechen zu müssen ... über Holzdiebstahl und Parziel- lierung des Grundeigentums,... die Zustände der Moselbau ern ..., Debatten endlich über Freihandel und Schutzzoll, ga ben die ersten Anlässe zu meiner Beschäftigung mit ökonomischen Fragen.“ Kritische Revision Hegelschen Denkens Zwar ist er erst 1844 in der Lage, mit größeren ökono mischen Studien zu beginnen, doch: „Indem Marx die sozialen Fragen der Volksmassen zu stu dieren beginnt,... stößt er zu ge wissen Einsichten über die Grundlagen der gesellschaftli chen Entwicklung, die Rolle der ökonomischen Prozesse und die sozialökonomische Gliederung Der junge Marx war kein trockener Streber und kein weltfremder Träumer ■ Das Buch unternimmt den dan kenswerten Versuch, den inter essierten Leser zu den „Quel len“, d. h. hier: den Anfängen der Herausbildung bzw. des Her anreifens der Weltanschauung des jungen Marx zu geleiten. Dabei wird, im Prinzip seinen er sten Lebensstationen folgend, er sichtlich, daß Karl Marx kein trockener Streber, kein weltab gewandter Träumer und auch kein „Deus ex machina“ war und daß sich sein eigener „Rei- feprozeß“ sowohl intensiv und dynamisch als auch als ein wi dersprüchlicher, in „Brüchen“, d. h. keinesfalls geradlinig ver- laufender Vorgang vollzog. Man muß jedoch beachten, daß der in diesem Buch erfaßte Zeitraum der geistigen Entwick lung des jungen Marx (begin nend mit dem Jahr 1835, aus dem erste schriftliche Doku mente, insbesondere seine Ab ituraufsätze und eine größere Zahl z. T. inniger Liebesgedichte an seine spätere Frau Jenny exi stieren) im Grunde dort (1843) endet, „als Marx eben erst be gann. Marx zu werden“, wie Le nin formulierte. Weitere Veröf fentlichungen der Autorin zur Problematik sollen daher diesem Band notwendig folgen. Stationen des geistigen Werde gangs In Form von 10 Vorlesungen wird in diesem Buch dem fak tischen und geistigen Werdegang von Karl Marx gefolgt — über die Stationen Elternhaus und Schulzeit, Studium und Promo tion, Tätigkeit bei der „Rhei nischen Zeitung“ bis zur Über siedlung mit seiner jungen Frau Jenny nach Paris. Dazwischen sind, die wesentlichen philoso phischen Einflüsse zwischen 1835 und 1843 kennzeichnend, in je weils einer Vorlesung Exkurse zu Hegel, zu den Junghegelia nern und zu Feuerbach eingear beitet. Bekanntlich hat Marx über die kritische Aneignung und Über windung ebendieses philoso phischen Gedankengutes seine eigene Entwicklung vom Ideali sten und revolutionären Demo kraten zum dialektischen Ma terialisten und wissenschaftli chen Kommunisten vollzogen. Die Anfänge bzw. ersten Schritte dieser Entwicklung werden von Marx’ Dissertation (5. Vorle sung), in seiner Tätigkeit an der „Rheinischen Zeitung“ (6. Vorle sung) sowie in seiner „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ (7., 9. und 10. Vorlesung) nachzu zeichnen gesucht. Wer das Ausmaß der Revolu tion im philosophischen Denken, die Marx und Engels bewirkten, in ihrer historischen und aktuel len Bedeutung begreifen will, der kommt an den Anfängen die ser Entwicklung, von denen das vorliegende Buch handelt; nicht vorbei. Daß z. B. Marx’ Tätigkeit in der Redaktion der „Rhei der Gesellschaft vor - zumindest kommt er während seiner Arbeit an der „Rheinischen Zeitung“ an diese heran.“ (S. 189) In diesem Zusammenhang ist auch seine Beschäftigung mit Fragen des Kommunismus und seine Absage an die Gruppe der „Freien“ um Bruno Bauer einzuordnen. Er gelangt über die kritische Aneignung von Feuerbachs „Vor läufigen Thesen zur Reformation der Philosophie“ (1843) zur Er kenntnis, daß die Philosophie „nur durch das Bündnis mit der Politik und der Ökonomie eine Wahrheit werden kann“ (S. 222) und begreift die Unzulänglich keit der Hegelschen Gesell- schafts- und Geschichtsinter- pretation: „Die erste Arbeit, unternommen zur Lösung der Zweifel, die mich bestürmten, war eine kritische Revision der Hegelschen Rechts philosophie ... Meine Untersu chungen mündeten in dem Er gebnis, daß Rechtsverhältnisse und Staatsformen weder aus sich selbst zu begreifen sind noch aus der sogenannten allgemeinen Entwicklung des menschlichen Geistes, sondern vielmehr in den materiellen Lebensverhältnissen wurzeln ..." Martina Thom hat, insbeson dere in ihrer sechsten und sie benten Vorlesung, diesen geisti- h Der junge Karl Marx als Student. Fotos: UZ/Archiv gen Umwälzungsprozeß unter Verwendung neueren Quellen materials (MEGA) meisterhaft nachzuzeichnen versucht. Dabei wird deutlich, daß die „Marxwer- dung“ — auf der Grundlage her angereifter objektiver Bedin gungen — Resultat eines enor men geistigen Kraftaufwandes und hohen Engagements einer hervorragenden und äußerst dy namischen Persönlichkeit war. Wer, den Prozeß dieses Werdens nachvollziehend, die Mühe nicht scheut, dabei „steile Pfade zu er klimmen“, der wird aus diesem und folgenden Bänden der Auto rin sicher Erkenntnisgewinn da vontragen. Dr, HEINZ SÄNGER
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)