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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1986
-
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Band
Band 1986
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6 KULTUR 5. September 1986 UZ/31 U= buchtp Gedanken zur Grundfrage unserer Zeit Ursula Eichenberger, Uber Krieg und Frieden. Sentenzen aus zweieinhalb Jahrtausen den. III. v. Harry Jürgens. Ber lin 1986: Miltärverlag. 292 S., Im Schuber. 17 Mark Ursula Eichelberger, deren „Zi tatenlexikon" in wenigen Jahren schon vier Auflagen erlebte, hat Äußerungen von Politikern, Schrift stellern usw. vom 6. Jahrhundert vor unserer Zeit (Konfuzius) bis in un sere Tage (Gorbatschow) zum Thema „Krieg/Frieden" zusammen gestellt. Aus den vielen tausend ein schlägigen Aussprüchen bietet sie knapp 300 in folgenden Abschnit ten: „Krieg und Frieden" historisch und aktuell / Vom Charakter der Kriege / Frieden erhalten ist besser als Frieden machen / Das Recht und die Pflicht, sich zu wehren / Der Krieg ist kein Gesetz der Natur. Der Frieden ist kein Geschenk / Der Schoß ist fruchtbar noch ... / Sozialismus ist Frieden / Dem Frie den wird die Zukunft gehören. Unter den aufgenommenen Dikta ist zu Recht viel Bekanntes, so Brechts „Das große Karthago...“, das in der Jat in einer solchen Sammlung nicht fehlen sollte, und weniger Bekanntes, so der schöne Gedanke des Geschichtsschreibers Herodot (5. Jahrhundert vor unserer Zeit), daß kein Mensch so töricht sein kann, den Krieg dem Frieden voizuziehen, denn im Frieden be graben die Kinder ihre Eltern, aber im Krieg die Eltern ihre Kinder. Um die Auswahl mag man bei so viel Stoff und bei dem begrenzten Um fang eines Midibüchleins nicht rech ten Gewiß sähe jeder gern noch et was anderes berücksichtigt, ich z. B. Platons Erwägung, daß alle Kriege dem Besitzstreben entsprin gen (ähnlich äußert sich vor ihm schon der Komödiendichter Aristo- phanes in der „Lysistrate") und den vielzitierten Satz aus der Bergpre digt „Selig sind die Friede-Schaf fenden“ - so ähnlich muß man übersetzen, nicht quietistisch wie Lu ther („Selig sind die Friedferti gen"), kommt es doch - heute mehr denn je — nicht nur darauf an, daß man friedfertig ist, selbst keinen Streit bzw. Krieg anfängt, sondern auch darauf, Friede zu schaffen, wenn zwei andere sich be kämpfen. Sehr nützlich das alphabetische und das chronologische Autoren verzeichnis. Dazu ein Vorschlag: Auch wer das ganze Büchlein hin tereinander durchliest, möchte doch Aussprüche des einen oder anderen Autors noch einmal nachschlagen können. Dafür braucht er ein Regi ster. Und das läßt sich leicht her- siellen, indem man den Verzeich nissen die Seitenzahlen beigibt. Dank der Autorin und dem Ver lag für das inhaltsreiche, anspre chend gestaltete Bändchen! Prof. Dr. sc. JÜRGEN WERNER Die Frauenfrage Anläßlich des 100. Jahrestages der Erstveröffentlichung erscheint diese Schrift im Verlag für die Frau Im ersten Quartal des Jahres 1886, also genau vor 100 Jahren, veröffentlichten Eleanor Marx- Aveling und Edward Aveling zum er sten Mal ihre Arbeit „The Woman Quostion" („Die Frauenfrage"). Prof. Dr. Joachim Müller und Dr. Edith Schotte von der Pädago gischen Hochschule „Clara Zetkin" Leipzig nahmen dies als Anlaß, die kleine Schrift im Verlag für die Frau herauszugeben. Das kleine Büch lein enthält neben der neuen deut schen Übersetzung die in viktoria nischem Englisch geschriebene Originalfassung des Textes, ein Vor wort und eine die Arbeit in ihrem hi storischen Zusammenhang einord nende Nachbetrachtung. Angefügt wurden die bisher bekannten bio graphischen Daten von Eleanor Marx-Aveling und ein wissenschaft licher Anhang mit Anmerkungen und Verzeichnissen der Person, der veröffentlichten Arbeiten von Elea nor Marx-Aveling und einer Aus- we Hlbiographie. Die Publikation enthält 24 Bildtafeln mit Fotos, Handschriften, Zeichnungen, die 1. T. wenig bekannt sind. Ausstellung an Sektion Physik Acht großformatige Porträtzeich nungen der Leipziger Malerin Doris Ziegler sind im Speisesaal der Sek tion Physik, Linnestr. 5, zu sehen. Doris Ziegler ist nicht zuletzt durch ihre Beiträge zu den Bezirkskunst ausstellungen der letzten Jahre bei einem größeren Kreis bekannt ge worden (so z. B. „Musizierender En gel in Plagwitz“, „Frauen in der Spinnerei“, „Projekt Ziehwerk“ zu sammen mit dem Fotografiker Peter Oehlmann). Gegenwärtig arbeitet sie an einer Reihe Porträts von Wis senschaftlern der Karl-Marx- Universität. Dr. K. D. BRZOSKA, Sektion Physik Höhepunkt war die Teilnahme an der Volkskunstinitiative Erfolgreiche Spielzeit 1985/86 des Poetischen Theaters „Louis Fürnberg“ Eine der erfolgreichsten Spielzei ten . für das Poetische Theater ..Louis Fürnberg“, Studiobühne der Karl-Marx-Universität, war die zu Ende gegangene Saison 1985/86. In der 35jährigen Geschichte hatte das Amateurtheater der Leipziger Uni versität selten so landesweit Furore gemacht. Mit der Wiedereröffnung der Spielstätte Ernst-Beyer-Haus (nach umfangreicher Rekonstruk tion) und mit der aufsehenerregen den Premiere von Majakowskis Mär chenzauberkomödie „Die Wanze“ in der Regie von Konrad Zschiedrich (Berlin) bahnte sich ein „Hoch“ an, das bis zum Spielzeitende anhielt. Nicht nur, daß die „Wanze“ fast 50 Vorstellungen erlebte. Sie machte zwei Jahre lang Schlagzeilen und er oberte sich das Publikum in Gera während , der Sowjetdramatik- Werkstatt, in Jena zur Panto mime-Werkstatt, auf heimischem Boden während der Bezirks amateurtheater-Werkstatt und in Halle zum Republikausscheid. Ein Höhepunkt der Saison war dann zweifelsohne die Teilnahme an der Volkskunstinitiative zum XI. Par teitag der SED mit einer „Wanze“-Vorstellung in der Volks bühne Berlin. Ein adäquater Saison- Schluß gelang den „Fürnbergs" mit ihrem Arbeiterfestspielbeitrag. Quasi für die letzte „Wanze“ in Stendal gab es verdientermaßen eine Goldmedaille. Wie urteilt im nachhinein einer von den 50 Mitwirkenden darüber? Thomas Nicolai, zur Zeit Angehöri ger der NVA, schrieb kürzlich in einem Brief an den Theaterleiter, Dr. Peter Reichel, in bezug auf die ..Wanze“: „...ich glaube, daß es et was Besonderes und Wertvolles war. was wir da gemacht haben. Ich bin stolz und glücklich, daß ich da bei sein konnte. Überhaupt waren die zwei Jahre beim ,Poetischen’ sehr ergiebig für mich...“ Thomas Nicolai wird, ebenso wie „Wanze“-Hauptdarsteller Peter Deh ler. in Berlin ein Schauspielstudium aufnehmen. Über 60 junge Leute zählt das Team der Studiobühne, und sie alle, Darsteller und Techniker, haben an den 65 Vorstellungen und 18 Gast spielen der vergangenen Spielzeit mitgewirkt. Immerhin kam es noch zu drei weiteren Premieren. Dabei handelt es sich um das musikalisch literarische Programm „Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern“ (Re gie Dietmar Voigt), des weiteren um die DDR-Erstaufführung von Thorn ton Wilders Antikriegsstück „Wir Mit dem Programm „Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!“ fanden die Amateure ebenfalls viel Beifall. Foto: UZ-Archiv (Müller) sind noch einmal davongekommen“ (Regie: Christian Becher) und um das Revolutionsstück „Der Auftrag“ 'von Heiner Müller. Die Premiere von Müllers „Auf trag“. wiederum in der Regie von Konrad Zschiedrich, leitete im April eine Werkstattwoche ein. Diese Werkstatt aus Anlaß des XI. Parteitages der SED war ein kul turpolitischer Höhepunkt und bot dem Publikum im Ernst-Beyer- Haus elf Veranstaltungen, darunter alle Eigeninszenierungen, Gastspiele des Meininger und Karl-Marx- Städter Theaters, Lesungen von DDR-Dramatikern. Insgesamt gab es in der vergangenen Saison we nigstens einmal monatlich Auftritte von Gästen. „Das gehört einfach zur Arbeitsweise unseres Ensembles, denn Gastspiele regen an, ermögli chen den Vergleich, fördern das Ur teilsvermögen und lassen Wertmaß stäbe finden“, erklärte der Leiter des Poetischen Theaters, Dr. Peter Reichel. Ein herausragendes Gast theaterereignis war übrigens der Auftritt des polnischen Theaters „Akne“ mit Genets „Zofen“. Mit den Gästen aus Krakow fand dar über hinaus eine freundschaftliche Begegnung statt. Überhaupt hat die vergangene Theatersaison das wachsende Inter esse in- und ausländischer Theater fachleute an der Arbeit des Leip ziger Studententheaters deutlich ge macht. So kam es zu einem Erfah rungsaustausch mit einer Delega tion des sowjetischen Theaterver bandes WTO, zu einem Arbeitsge- spräch zwischen Ensemble-Vertre- tern und dem Generalsekretär der Internationalen Amateurtheaterver einigung AITA, dem Norweger John Ytteborg usw. Welches wird das Inszenierungs ereignis der kommenden Saison sein? Fleißig geprobt wurde bereits an der Pantomime „Die Kaiserin von Neufundland“ nach Wedekind, die im Herbst Premiere haben soll. Zuvor wird im Probenlager Anfang September intensiv die Spielzeit 1986/87 vorbereitet, in der sich das Poetische Theater „Louis Fürnberg“ auch an Stücken lateinamerikani scher Dramatik versuchen will. MARIANNE H.-STARS gel ihm rem ein der unter seiner Mütze. Die machen einen schönen hellen Kopf mit ih- Gezwitscher. Bringen aber auch paar Schwierigkeiten mit sich, ehe fortan lustige Holzfäller die Köni gin heiratet. Was alles passiert in der Geschichte, das erzählten, spielten die Studenten der DHfK in einer Weise, die den Zu schauern großen Spaß machte (Regie: Michael Hase). An den beiden Tagen im Ernst- Beyer-Haus zeigten sie ihre Aufführung (leider) zum letzten Mal. „Ich sehe was, was du nicht siehst“ Jede Geschichte beginnt irgend- Zum Spielzeitabschluß kamen im Ernst-Beyer-Haus an beiden Abenden zwei Stücke zur Aufführung: Peter Deh lers „Ich sehe was, was du nicht siehst", hatte als Experiment eines Mit gliedes des Studententheaters Pre miere; und „Vogelkopp" von Albert Wendt, vorgestellt durch Studenten der DHfK als Gäste - entsprechend der Tradition des Hauses, befreundete Amateurgruppen einzuladen. „Vogelkopp" Wozu ist eine Mütze da? Um sie vor dem Königlichen Untersekretär zu zie hen. Doch bei einem gewissen Holzfäl ler geht das seit einiger Zeit nicht mehr. Er trägt zwei kleine gerettete Vö- klemmung wächst das Gefühl füreinan der zur Aggressivität, den anderen um bringen zu wollen. Doch da wird alles in Frage gestellt. In der größten Not springt der Lahme auf, sieht der Blinde. Weshalb sollte man nun noch zusammengehören? Unerträglicher Ein schnitt, den sie nicht bewältigen kön nen. Zurück: in den Rollstuhl, die Augen dunkel. Schluß oder ewiger Kreislauf? Zwei faszinierende schauspielerische Leistungen von Amateuren des Poe tischen Theater, die keine technischen Spielereien benötigen, um zu wirken. Elke Schumann als der Blinde, sensi bel, träumerisch und zugleich sich wild aufbäumend; mit großer Ausdrucks- 1 kraft der Stimme und einer hervorra genden Körpersprache. Peter Dehler, Autor des Stückes, Regisseur und Spie ler des Lahmen zugleich, zeigte mit die ser Aufführung eine ungeheure Aktivi tät. Wie gut die beiden Vorstellungen ankgmen, bezeugte der langanhal- tende Beifall. Wohl kaum einer, der un betroffen blieb. Besonders unter den Mitgliedern des Studententheaters fand dieses Experiment große Re sonanz. Viele fühlen sich dadurch er mutigt, nun auch, eigene Ideen um- und durchzusetzen. So war diese Pre miere am Abschluß der Spielzeit 1985/86 keineswegs ein Ende, vielmehr ein Anfang: sowohl für Peter Dehler als auch für das Theater der Karl- Marx-Universität, auf dieser Ebene wei terzuarbeiten. Auch deshalb bleibt zu wünschen, daß das Stück noch mehr mals zu sehen sein wird. ANNETT SEIFERT MANDY EHNERT wann, um das zu werden, was sie wer den soll. Diese „Geschichte" — Peter Dehlers Inszenierung seines Textes „Ich sehe was, was du nicht siehst" begann am Poetischen Theater bzw. im Probe lager 1985 mit einer dialogisierten Idee - deren erste „runde Form“ im April dieses Jahres im Rahmen einer Lesung im Ernst-Beyer-Haus erstmals einer klei nen Öffentlichkeit zugänglich wurde. Aus einer überwiegend von Unverständ- nis geprägten Resonanz, kam für den 23jährigen die Kraft zu zeigen, daß die ser Text doch etwas mit Theater zu tun haben kann. Durch die darauffolgende szenische Arbeit daran, vor allem unter spielerischen Gesichtspunkten, kristal lisierte sich das Wesentliche heraus. Und dieses Kristall, das unter größtem Engagement aus dem überflüssigen Ge stein herausgelöst wurde, strahlte zur Premiere im selben Haus am 30. Juni durch seine Klarheit der Sprache und des Spiels einen großen Eindruck aus. Auf der Bühne nichts, außer den zwei Figuren: der Lahme im Rollstuhl, der Blinde mit seinem Stock. Beide, durch den jeweiligen Verlust einer Fähigkeit aneinander gebunden, sträu ben sich gegen diese Abhängigkeit. Die gegenseitigen Vorwürfe werden zur Anklage gegen sich selbst. In der Be- Faszinierendeschauspielerische Leistungen von zwei Amateuren Werkstatt-Doppelprojekt zum Spielzeitende Politische Überzeugung fand Ausdruck in seinem unermüdlichen kulturpolitischen Wirken Prof. H. Schachtebeck zum 100. Geburtstag Am 6. August 1986 jährte sich zum 100. Male der Geburtstag von Professor Heinrich Schach tebeck. Die Karl-Marx-Universi tät, besonders die Mitarbeiter des Fachbereiches Musikwissen schaft und Musikerziehung der Sektion Kultur und Kunstwis senschaften, schätzen ihn als den Mitbegründer des ehemaligen In stituts für Musikerziehung an der Pädagogischen Fakultät unse rer Universität, aus dem der heu tige Fachbereich hervorgegangen ist und dessen Geschichte 1948 beginnt. Kammermusikabende für die „Rote Hilfe" Als Heinrich Schachtebeck zu An der KMU waren es beson ders sein violinpädagogisches und organisatorisches Können, seine menschliche Güte und Reife, die ihn sofort die Zunei gung und Verehrung der Studen ten gewinnen ließen. Meine Erinnerungen aus meiner Studentenzeit sind heute noch ganz lebendig: Im Zeit raum 1950 bis 1954 waren es etwa 30 bis 40 Musikerzieher, die im Fach Violine von ihm unter richtet wurden. Schon Fortge schrittenen wurden Meister werke der Violinliteratur tech nisch treffend erläutert und emo tional so dargestellt, daß es ih nen „ unter die Haut“ gehen mußte. Aber auch der Anfänger dieser Zeit als Professor für Vio- linspiel an die Karl-Marx- Universität berufen wurde, konnte er — damals 62jährig — auf ein reiches künstlerisches Schaffen und ein bewegtes Le ben zurückblicken. Der aus Diemarden bei Göttingen stammende Bauernsohn, in des sen Elternhaus viel musiziert wurde, hatte von früher Kind heit an Violine gespielt und sich auch mit Klavier und Orgel be schäftigt. Nach Lehrjahren in einer Göttinger Instrumental schule ging er auf musikalische Wanderschaft nach England und studierte dann, schon mit beacht lichen praktischen Erfahrungen ausgerüstet, am Leipziger Kon servatorium. Zeitweilig wirkte er als Geiger im Gewandhausor chester und im Bayreuther Fest- spielorchester, später war er Konzertmeister des Leipziger Winderstein-Orchesters. Neben dem solistischen Spiel und der Arbeit im Orchester wid mete er sich schon in jungen Jah ren der Kammermusik und grün dete das Schachtebeck-Streich- quartett, das sich im nationalen wie im internationalen Musikle ben viele Jahre hindurch einen Namen gemacht hat. Beachtlich für eine renommierte Kammer musikvereinigung in der Weima rer Republik waren die Veran staltungen des Quartetts für Ar beiterpublikum und für die „Rote Hilfe“, wo sowohl über zeugendes Engagement für die besondere Aufgabe, künstleri sche Meisterschaft und vorbild liche Programmgestaltung von Kritikern der „Sächsischen Ar beiterzeitung“, dem Bezirksor gan Leipzig der KPD, gelobt wur den. Nach Befreiung vom Faschismus sofort wieder aktives Wirken Das kammermusikalische Wir ken in der großen Öffentlichkeit wurde nach der Machtergreifung Hitlers jäh unterbrochen. Hein rich Schachtebecks Frau Augu ste, die als Pianistin tätig war und sich dem Quartett oft zu gesellte, war Jüdin. Sie starb nach vielen Leiden und Entbeh rungen und schwerer Krankheit noch vor dem Ende des zweiten Weltkrieges. Heinrich Schachte beck hatte die Möglichkeit, wäh rend der Nazizeit in der Alten burger Hofkapelle zu wirken. Sofort nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus 1945 stellte er sich in den Dienst des damals wieder beginnenden Leipziger Musiklebens. Seine politische Überzeugung fand Ausdruck in seiner Mitgliedschaft in der SED und in seinem unermüdlichen kulturpolitischen Wirken, sei es als Dirigent und Lektor beim Rundfunk, als Stadtverordneter, als Rektor der Leipziger Musik hochschule von 1946 bis 1948 in mitten eines großen Kreises von Studenten und nicht zuletzt als populäre Leipziger Musiker persönlichkeit, nicht zu überse hen auf seinem Stammplatz in der Kongreßhalle bei Gewand haus- und Rundfunkkonzerten mit dem .Auftakt"-Klatschen als solidarischer Geste für seine Musiker-Kollegen. nanm den Unterricht mit viel Ge winn wahr und erlebte durch Schachtebecks pädagogisches Ge schick, daß der Anfang der Vio line durchaus nicht mühsam sein muß. Alle Studenten vereinigten sich im „Collegium musicum“ der Pädagogischen Fakultät un ter seiner Leitung. Dieses En semble bestand bis zur Emeritie rung von Heinrich Schachtebeck im Dezember 1954 und war durch seine kollektivbildenden Impulse der Mittelpunkt des In stituts. Es musizierte als Streich orchester oder auch in sinfoni scher Besetzung mit Bläsern. Schüler der Leibniz-Oberschule wirkten mit, ebenso erfahrene Orchestermusiker in uneigennüt ziger Weise aus Verehrung für Schachtebeck. Unser Repertoire reichte von Bach bis in die Ge genwart. Angehenden Musiklehrern nicht nur praktische Kenntnisse vermittelt Besonders im Gedächtnis sind Beethoven- und Schubert- Ehrungen in den Jahren 1952 und 1953. Die Konzerte fanden statt vor Arbeitern in Leipziger Betrieben, in Betrieben der Um gebung, vor Schülern in Schulen und vor Bauern in den ersten LPG-Einrichtungen sowie in kleineren Städten und Gemein den. Wir erfüllten damit eine wichtige kulturpolitische Auf gabe, die uns angehenden Mu siklehrern nicht nur praktische Kenntnisse vermittelte durch le bendiges Musizieren, sondern auch den Blick schärfte und wei tete für das Verhältnis Musiker — Publikum. Auch nach seiner Emeritie rung widmete sich Heinrich Schachtebeck mit uneinge schränktem Interesse und Enga gement dem Leipziger Musikle ben und der Entwicklung von Staat und Gesellschaft. Durch einen tragischen Unglücksfall wurde er am 12. März 1965 aus. dem Leben gerissen. Sein Ver mächtnis kann nicht anders sein als eine optimistische und freu dige Lebenshaltung, die er siel’ trotz Sorgen und Schwierigkei ten immer bewahrt hat. Dr. RENATE VÖLKEL FB Musikwissenschaft und Musikerziehung Konzertanrecht ausverkauft Wir möchten allen Konzert freunden mitteilen, daß das An recht 1986/87 des Akademischen Orchesters ausverkauft ist. Die wiederum große Nachfrage führte dazu, daß wir zu unserem größ ten Bedauern an etwa 300 Kon zertfreunde eine Absage schik- ken mußten. Außerdem können etliche umfangreiche Bestellun ¬ gen nur zum Teil nach Wunsch realisiert werden. Des weiteren möchten wir noch einmal darauf hinweisen, daß die bis zum 24. September 1986 nicht abgeholten Anrechte an derweitig vergeben werden. Organisationsbüro des akademischen Orchesters, Tel. 79 60 4 06
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