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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1986
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\ . . .. .. .. . ... \ ❖ t . * c ' e Europäische Gesellschaft für perinatale Medizin veranstaltete ihren 10. Kongreß in Leipzig Gäste aus dem Ausland Zum Kongreß Prof. Emil Reinold, Universität Wien . In einem Pressegespräch äußerte sich Prof. Dr. Emil Rei- Md von der 1. Universitätsklinik in Wien sehr anerkennend über das wissenschaftliche Niveau des Leipziger Kongresses. „Daß die DDR in der medizinischen For- Schung im Spitzenfeld zu finden ist, zeigt schon die Tatsache, daß der europäische Kongreß dies- mal in Leipzig tagt“, erklärte er. »Uns imponiert immer wieder, wie außerordentlich leistungs- Orientiert in der DDR Forschung betrieben wird.“ Er hob den gro- den Nutzen internationaler wis senschaftlicher Kooperation her- Vor, wie sie auf diesem Kongreß auf hohem wissenschaftlichem Niveau in Erfahrungsaustausch Und Diskussion gepflegt werde oder auch bei bilateralen Arbeits- besuchen stattfinde. Er freue sich über Pläne, den Wissen schaftleraustausch zwischen der DDR und Österreich auch auf die praktische medizinische Arbeit auszudehnen. Dr. Marsden Wagner Dänemark, Vertreter der WHO beim Kongreß Der Vertreter der Weltgesund heitsorganisation (WHO), Dr. Marsden Wagner aus Dänemark, hat in einem Gespräch mit der fresse den vorbildlichen Gesund heitsschutz für Mutter und Kind in der DDR ausdrücklich her- Vorgehoben. Dr. Wagner, der eine Studie über die Situation der gesundheitlichen Betreuung Von Schwangeren und Neugebo- Tenen in den verschiedenen euro- Maischen Ländern angefertigt hat, betonte: ..Die DDR z. B. ver- Wirklicht mehrere gute Pro- Gramme zur Unterstützung Schwangerer Frauen und von Müttern. Ich denke dabei an die Erleichterung der Arbeitsbedin- Eungen, Schwangeren- und Wo- chenurlaub und vieles andere mehr." Er gehe davon aus, daß die Geburt nicht nur ein medizi- Disches, sondern auch ein sozia les Problem ist. „Höchste Priori- tät haben Wege, die den Frieden sichern“, erklärte Dr. Wagner. »Es muß gelingen, daß sich El- tern uneingeschränkt freuen kön- hen, daß eine sorglose Geburt Und Entwicklung des Kindes in Glück und Geborgenheit gewähr- eistet wird.“ Bedeutsame Ausstellung An einer Industrieausstellung, die im Rahmen des 10. Europä ischen Kongresses für perinatale Medizin in den Räumen der KMU gezeigt wurde, beteiligten s 'ch 36 führende Firmen des In- Und Auslandes. Auf ihr wurden Geräte zur Diagnostik und The- Rapie für die Geburtshilfe und Neonatologie sowie Pharmazeu- lika und Fachliteratur demon striert. Ein besonderer Schwer- Punkt waren moderne Geräte Juf der Grundlage der Mikroelek- ‘ r onik, die für die Schwangeren- Untersuchung sowie die fetale Und Neugeborenenüberwachung Und -betreuung eingesetzt wer- den. So zeigte der VEB Meßgerä- tewerk Zwönitz ein neuartiges Elektroenzephalograph-Gerät, das für die klinisch-neuro- Physiologische Diagnostik sowohl bei Schwangeren als auch bei Neugeborenen angewendet wer- Jen kann. Ein neuentwickeltes ultraschallgerät mit größeren Einsatzmöglichkeiten in der peri- Datalen Praxis wurde von der be- bannten Firma Philips gezeigt. Neue Möglichkeiten der Nutzung mikroelektronischer Messungen Offerierte die Firma Corometrics mit einem verbesserten Gerät Jur Überwachung der fetalen Herztätigkeit vor und während der Geburt. Zweimal haben in der DDR die werdenden Mütter während ihrer Schwangerschaft Gelegenheit, mit einem Ultraschallgerät untersucht zu werden. Foto: UZ/Archiv Zum Stand der Perinatalmedizin in der DDR Die Leistungen der DDR auf dem Gebiet der Perinatalmedizin genießen weltweit einen guten Ruf. So ist die Wahl der Gesell schaft für perinatale Medizin der DDR als Organisator des 10. Kon gresses ein Ausdruck der inter nationalen Anerkennung, die den auf diesem Gebiet tätigen Medizinern der DDR entgegen gebracht wird. Die DDR zählt heute zu den führenden Ländern der Erde, die in der Perinatologie, insbeson dere bei der Senkung der Früh geburtenrate und der Säuglings sterblichkeit, auf besondere Er folge verweisen können. Die DDR hat heute die 10-Prozent- Grenze der Säuglingssterblickeit unterschritten. In der DDR star ben im Jahre 1985 von je 1000 Neugeborenen 9,6. Vierzehn Jahre zuvor, im Jahre 1971, be trug diese Rate noch 18 pro tau send. Im jetzigen Fünfjahrplan zeitraum sollen in der DDR bei der Säuglingssterblichkeit sieben bis acht Prozent erreicht wer den. Die prophylaktischen Maß nahmen in der perinatalen Medi zin der DDR gelten heute inter national als beispielgebend. Dazu gehören vor allem die in fortge schrittenen Ländern praktizierte Herztonüberwachung des Kindes während der Schwangerschaft und während der Geburt, die Ul- traschalldiagnostik und die Ver besserung der Sauerstoffversor gung des Kindes in der Gebär mutter und nach der Geburt. Die Perinatalmedizin in der DDR hat von Anbeginn ent- seneidende staatliche Förderung erfahren. Die erneut auf dem XI Parteitag der SED bekräf tigte Sozialpolitik zielt auf die Förderung der Familie sowie die materielle und finanzielle Unter stützung der Mutter wie Schwangeren- und Mütterbera tung Durch verstärkte Bereitstel lung entsprechender Schonar beitsplätze werden die vorgeburt lichen Bedingungen zielgerichtet verbessert, durch bezahlte Frei stellung der Mutter nach der Ge burt des Kindes die'gesunde Ent wicklung des Säuglings geför dert. Vom 12. bis zum 16. August tagte an unserer Universität der 10. Europäische Kongreß für perinatale Medizin. Rund 1000 Experten dieser medizinischen Spezialdisziplin, die sich mit der Entwicklung des Kin des in den letzten Wochen der Schwangerschaft und in den ersten Lebenstagen beschäftigt, nahmen an ihm teil. Auf einer Vielzahl wissen schaftlicher Veranstaltungen tausch ten sie neueste medizinische Er kenntnisse aus. Einen gewichtigen Anteil an der Vorbereitung und Durchführung dieses bedeutenden internationalen Kongresses in Leip zig hat u. a. Dozent Dr. Wolfgang Raue, Leiter der Abteilung Neona tologie an der Kinderklinik der KMU. Als Mitglied im Exekutivko mitee des Kongresses sorgte er mit für seinen reibungslosen Verlauf. In einem Gespräch mit der UZ stellte er aus seiner Sicht als Kinderarzt, der sich besonders mit der medizi nischen Betreuung von Neugebore nen beschäftigt, die Bedeutung die ses Kongresses und einige der wis senschaftlichen Schwerpunkte dar, die auf dem Kongreß diskutiert wur den. UZ: Von der Perinatalmedizin spricht man erst seit zwanzig oder dreißig Jahren. Sie ist damit eigent lich eine recht junge medizinische Spezialdisziplin. Geburtshilfe und Kinderheilkunde, aus denen sie sich entwickelte, sind dagegen viel äl tere Disziplinen mit einem umfang reichen Wissens- und Erfahrungs schatz. Was sind die Gründe für eine solche Konzentration der Ärzte auf den perinatalen Zeitraum? Dr. Raue: Die Perinatalperiode liegt ja zwischen der 28. Schwan gerschaftswoche und dem 7. Lebens tag eines Neugeborenen. Das ist jene Phase, in der die Organe des Kindes ihre entscheidende Reifung erfahren. Keine Störung, egal ob von innen oder von außen, darf dabei das Zusammenspiel von Mut ter und Kind über die Plazenta stö ren. Ansonsten kann es zu Beein trächtigungen der Organfunktionen und damit der Qualität des entste henden Lebens überhaupt kommen. Das stellt aber nur einen Grund für diese gesonderte Entwicklung einer Perinatologie dar. Denn ebenso gefordert sind wir ja auch bei der Geburt und in den ersten Le benstagen des Neugeborenen. Dabei stellt die Geburt, obwohl sie eine starke mechanische Belastung ist, ersteinmal nichts Problematisches für das Kind dar. Das eigentliche Problem ist die Anpassung an die neue Umwelt. Kommt doch das Kind aus einer geschützten Umge bung, der Gebärmutter, mit einer konstanten Temperatur, einer kon stanten Feuchtigkeit und einem im munologischen, optischen, akusti schen und mechanischen Schutz vor der Außenwelt in eine für ihn laute, helle und kalte Umwelt. Wir wissen heute, daß die Qualität dieser ersten Lebensminuten, sie stellen den Be ginn der Selbständigkeit der Organe dar, ganz entscheidend ist für das gesamte Weitere Leben des eben ge borenen Menschen. Aus diesem Grunde wurde vor etwa zwanzig Jahren die Anwesenheit eines Kin derarztes im Kreißsaal bei jeder sich abzeichnenden problematischen Geburt eingeführt. Dieser kann so fort das Neugeborene betreuen, wäh rend der Geburtshelfer sich weiter um die Mutter kümmern kann. Das ist heute ganz selbstverständlich. Aus solchen zwangsläufig sich erge benden Formen der Zusammenar beit zwischen Geburtshelfer und Kinderarzt entwickelte sich die Peri natalmedizin. Inzwischen sind daran nicht nur die genannten me dizinischen Disziplinen beteiligt, sondern ebenfalls z. B. die Kinder chirurgie, die Pharmakologie, die Genetik usw. DDR-Perinatologie mit hohem Niveau UZ: Aufgrund der großen Bedeu tung des Zeitraumes „um die Ge burt herum“ ist also die Peri natalmedizin und ihre weitere Ent wicklung enorm wichtig. Welchen Stand haben hierbei die Kliniken tionen schützen. Bei untergewichti gen Kindern reicht allerdings ihr Eiweißgehalt nicht in jedem Falle aus. Deshalb stellten wir auf diesem Kongreß vor, wie wir in unserer Kli nik den Eiweißspiegel durch eine Anreicherung der Muttermilch mit zusätzlichem Frauenmilcheiweiß er höhen. Das ist allerdings nur eine Möglichkeit. Der Neonatologe steht auch vor der schwierigen Aufgabe, Infektio nen zu verhindern. Das Immunsy stem des Kindes muß erst ausreifen. Dazu gehört vor allem Zeit. Das un tergewichtige Kind würde, wenn wir seine Abwehr nicht unterstüt zen oder die einströmenden Keime nicht vermindern, schwer erkran ken. Deshalb ist eine engmaschige Kontrolle vonnöten, um problemati sche Keiminvasionen sofort zu er kennen, z. B. über Blutuntersuchun gen. Aufgrund der Gefahren durch besonders resistente Keime sind wir Gegner einer allgemeinen antibio tischen Prophylaxe. Wir sind Be fürworter einer Frühdiagnose und Frühtherapie. Nikotin schränkt Durchblutung ein UZ: Wie Sie schon sagten, ist es am besten, Frühgeburten und Un für die weitere Lebensqualität gilt der wehrstoffe, die das Kind vor Infek- ■ Medizin ein Erfolg wurde. Wissenschaftlerkollektiven KMU erarbeitet worden. Im Gespräch mit Doz. Dr. Wolfgang Raue, Leiter der Abt. Neonatologie an der Kinderklinik der KMU über den 10. Europäischen Kongreß für perinatale Medizin dabei den stark untergewichtigen Kindern. Heute können wir etwa die Hälfte aller Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1000 g am Leben erhalten, und bei einem Gewicht von 1000 bis 1500 g sind es 80 Prozent. Das zeigt die großen Fortschritte, die wir in der perina talen Medizin gemacht haben. An erster Stelle steht aber natür lich, das ist auch die deutliche Aus sage des Kongresses, Frühgeburten überhaupt zu verhindern. Wenn eine Schwangere rechtzeitig mit den ersten Anzeichen von zu früher We hentätigkeit zu uns kommt, dann kann man eine Tokolyse beginnen, eine Therapie, die die Wehentätig keit hemmt. Sie kann man solange fortsetzen, bis das Kind reif genug für eine Geburt ist, UZ: Wenn aber die Schwangere nicht rechtzeitig in die Frauenklinik kommt? Dr. Raue: Dann hilft natürlich die Tokolyse nicht mehr und es kommt zur Geburt eines unreifen Kindes. Unreife aber bedeutet immer Pro bleme bei der Anpassung an das Le ben außerhalb des Mutterleibes, ge gebenenfalls sogar enorme Pro- Untergewichtige Kinder bedürfen einer besonderen Pflege, ihr Organismus ist noch nicht ausgereift. An einem Inkubator im Frühgeborenenhaus: Doz. Dr. Wolfgang Raue (Mitte), Dr. Doris Hückl und Dr. Lothar Bergmann. Foto: HFBS/Schiefer Vielleicht nehmen wir einmal ein zentrales Problem heraus, von dem aus sich eigentlich alle weiterhin diskutierten Fragen mit ergeben — das Problem der Frühgeburtlich- keit. Denn drei Viertel aller Todes fälle im Säuglingsalter haben Un tergewichtigkeit als Ursache. Darin sind allerdings nicht nur die Früh geborenen inbegriffen, sondern auch jene Kinder, die zwar zum richtigen Termin geboren werden, aber durch Mangelernährung im Mutterleib untergewichtig blieben. Jedes Kind, das mit weniger als 2500 g zur Welt kommt, fällt darun ter. tergewichtigkeit überhaupt zu ver meiden. Was kann die werdende Mutter dazu leisten? Dr. Raue: Eigentlich, und das konnte man bei fast jedem Kollo quium des Kongresses heraushören, eine ganze Menge. Denn Unterge wicht kann ja nicht nur die Folge einer zu frühen Geburt, sondern auch einer mangelnden Versorgung des ungeborenen Kindes über die Plazenta sein. Ihr normales Funk tionieren wird eben z. B. durch ein Rauchen der Mutter eingeschränkt. Rauchen stellt ein großes Risiko dar. Nikotin mindert die Durchblu tung der Plazenta, die‘ausreichende Versorgung des Kindes mit Sauer stoff und Nährstoffen ist gefährdet. Es kommt eventuell zu einer Schä digung, die die Mutter durch eine ge sunde Lebensweise hätte verhin dern können. Ein weiterer Punkt wäre, daß die werdende Mutter wissen muß, daß sie beim geringsten Abweichen vom normalen Schwangerschaftsverlauf die nächste Schwangerenberatung aufsuchen sollte. Bei zu frühem We henbeginn, bei Abgang von Frucht wasser, von Blut hat sie sofort zu dieser Beratungsstelle oder gleich zu einer geburtshilflichen Einrich tung zu gehen. Eine drohende Früh geburt könnte so noch verhindert werden. UZ: Bei diesem umfangreichen wissenschaftlichen Programm, bei dieser Vielzahl von neuen Erkennt nissen. die ausgetauscht wurden, kann man wohl vermuten: Der 10. Europäische Kongreß für perinatale Medizin in Leipzig war ein Erfolg. Dr. Raue: Dieser Jubiläumskon greß war ganz sicher ein Erfolg. Na türlich war er auch sehr anstren gend - vor allem für die veranstal tenden Kliniken Greifswald, Halle und Leipzig. Der Klinikbetrieb mußte ja ohne Abstriche weiterge hen. Aber der Kongreß war erfolg reich wegen des beachtlichen in ternationalen Echos. Für die wissen schaftlichen Beiträge, die organisato rischen Leistungen wurden wir von vielen ausländischen Gästen be glückwünscht. Darunter waren auch jene, die sich anfangs skeptisch zeig ten, diesen großen Kongreß an die DDR zu vergeben. Deswegen, so glaube ich, dürfen wir zufrieden sein, ja sogar ein bißchen stolz. Wir haben unser Land, unser Gesund heitswesen, nicht zuletzt die perina tale Medizin gut vertreten. Besonders freue ich mich über das Engagement der beim Kongreß eingesetzten Medizinstudenten des dritten und vierten Studienjahres. Mit ihrem Fleiß und ihrer Exaktheit haben sie unserer Hochschule alle Ehre gemacht. Sie haben so, wie die vielen Mitarbeiter in den beteiligten Kliniken, wie die Studenten der Sek tion TAS und die Fachschulstuden ten, mitgeholfen, daß dieser 10. Europäische Kongreß für perinatale bleme. Die Lunge ist nicht reif, das ganze Immunsystem ist nicht ausge reift, der Stoffwechsel ist unreif. UZ: Wie kann da der Arzt helfen, daß dieses noch unreife Leben den noch eine normale Entwicklung nimmt? Dr. Raue: Das untergewichtige Kind kommt in einen Inkubator, da mit es bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie bei einer dosierten Sauerstoffversor gung geschützt ist vor Infekten, Aus kühlung und Sauerstoffarmut. Denn all das würde zu einer zusätzlichen Schädigung führen. Was wir aber nicht können, ist, die Unreife der Or gane innerhalb kurzer Zeit zu ver- ' bessern. Deshalb muß der betreu ende Arzt, der Neonatologe, und das wurde breit auf dem Kongreß dis kutiert, im Prinzip jede unge nügende Organfunktion überneh men. Stabil funktioniert schon das Herz-Kreislauf-System; es ist trai niert, denn das Herz schlägt im Mut terleib schon viele Wochen. Aber die Sauerstoffversorgung ist noch ungenügend. Unreife Kinder neigen zu Atemnotsyndromen, man muß sie beatmen. Sauerstoff wirkt dabei wie ein Medikament, es sollte ganz exakt dosiert werden. Ein Unteran gebot an Sauerstoff würde zu einer Hirnschädigung führen, ein Über angebot könnte eine Schädigung der Lunge und der Netzhaut des Auges hervorrufen. Die Sauerstoffzufuhr muß also mit modernster Technik überwacht werden. Dazu gibt es eine transkutane Sauerstoffmes sung, die durch die intakte Haut ge schieht. ohne diese zu verletzen. Weiterhin ist in der intensiv medizinischen Betreuung der un tergewichtigen Neugeborenen eine optimale Ernährung wichtig. Am be sten hat sich immer wieder die rohe Muttermilch bewährt. Ihre Bedeu tung ist gar nicht zu überschätzen. Sie ist in ihrer Zusammensetzung optimal für den kindlichen Organis mus und enthält eine Vielzahl spe zifischer und unspezifischer Ab- Hilfe für Säuglinge mit Untergewicht Die größte Aufmerksamkeit der KMU erreicht? Dr. Raue: Die Perinatalmedizin an unseren Kliniken kann sich zwei felsohne sehen lassen. Wie über haupt die Perinatologie in der DDR ein hohes Niveau hat. Der Schutz von Mutter und Kind spielte in un serem Land schon immer eine große Rolle, ich erinnere nur an die vielen sozialpolitischen MaßnanmeA. Die Säuglingssterblichkeit liegt in der DDR unter 10 Prozent. Das ist eine wichtige Tatsache, dazu hat auch die KMU ihren Anteil geleistet. Wir waren z. B. 1968 die ersten; die eine medizinische Intensivbetreuung für Neugeborene eingeführt haben. Und die Ergebnisse, die seitdem in der Frauen- und in der Kinderklinik er reicht wurden, sind beachtlich. Sie dürfen natürlich nicht darüber hin wegtäuschen, daß es noch viele un gelöste Fragen gibt. UZ: Diese Erfolge unseres Landes und auch der KMU in der Perinato logie waren sicherlich der ent scheidende Grund dafür, daß der 10. Europäische Kongreß für perinatale Medizin in Leipzig, an der KMU stattfand. Dr. Raue: Natürlich spielte das. neben einigen anderen Gründen, vor allem technischer Art, eine Rolle. Die Leipziger Ergebnisse sind inter national durchaus anerkannt. Der Jubiläumskongreß bewies das eigentlich auch. Von den zehn mit einer Auszeichnung bedachten Kon greßbeiträgen kamen vier aus der DDR und davon waren zwei von UZ: Das wissenschaftliche Pro gramm des Kongresses war äußerst umfangreich. In über 30 Kolloquien wurden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse-diskutiert. Um welche Themen ging es vor allem? Dr. Raue: Das Themenspektrum war in der Tat sehr groß — es reichte von Fragen der Wirkung von Schadstoffen auf Fetus bzw. Neugeborenen bis hin zu Fragen der historischen Entwicklung der Peri natologie. Schon die Schwangerschaft und die Geburt sind entscheidend
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