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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1986
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Band 1986
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6 KULTUR 11. Juli 1986 UZ/28 Aber wir sind ein Teil dieser Kraft Dietrich Kittner gastierte im FDJ-Jugend- und Studenten zentrum Moritzbastei Sein Programm „Maden in Germany“ stellte kürzlich der BRD-Kabarettist Dietrich Kitt ner in der Moritzbastei“ vor. Nach 3stündigem Auftritt bat ihn Carsten Böttcher im Auftrag der AG Öffentlichkeitsarbeit der „mb“ um Antwort auf einige Fra gen. UZ: Nach 1980 trittst du nun zum zweiten Mal in der „Moritz ¬ bastei“ auf. Die Tournee ist dies mal kurz — ganze zwei Tage in der DDR. D. K.: Ich wäre gern länger geblieben, aber du weißt ja - der Wahlkampf. Da wollte ich nicht allzulange fehlen. Zumal auch anderweitig ’ne Menge Ar beit vor uns steht. UZ: Zum Beispiel der Umzug in euer neues Theater? D. K.: Genau, im Dezember richten wir uns in einem etwas größeren Haus ein. Bisher nur 80 Plätze, ein gutes Dutzend mehr. Na, und dann soll natürlich Ende des Jahres auch mein zweiter Band fertig werden. UZ: Sind es ausschließlich ei gene Texte, die du auf die Bühne bringst? D. K.: In vielleicht 98 oder 99 Prozent ja. Wenn die Zeit drängt öder wenn es sich besonders an bietet, übernehme ich auch mal eine Sache von einem Kollegen. UZ: Improvisierst du viel? D. K.: Sehr unterschiedlich. Viele Texte entstehen überhaupt erst auf der Bühne. Das kannst du nicht vorher ausknobeln. Manchmal erlangst du regel rechte ‘prophetische Erfolge, sägst in der Satire Sachen, die so absurd und überspitzt sind, daß die Leute drüber lachen. Und ein, zwei Jahre später wird das plötzlich Realität bei uns. UZ: Hast du schon so etwas wie absolute Reinfälle oder Miß erfolge erlebt? D. K.: Kommt darauf an, was du als Mißerfolg ansiehst. In Lü neburg beispielsweise. .Da hatt- die Kreishandwerkskammer mal ’ne Veranstaltung organisiert. Ich stehe da also vor vielleicht 600 bis 800 Mann und — eisiges Schweigen im Walde. Nur ein einziger lacht aus voller Seele. Das war’n IG-Metaller, der hatte anstandshalber ’ne Karte be kommen. Da habe ich eben ein Zweieinhalbstundenprogramm für meinen Kollegen gemacht. UZ: Dietrich, was kann ein als rot verschrieener Kabarettist beim bundesdeutschen Durch schnittspublikum eigentlich er reichen? D. K.: Viel. Sicher, wir können keine grundlegenden gesellschaft lichen Veränderungen bewirken. Aber wir sind ein Teil dieser Kraft. Seit ein paar Jahren merke ich mir z. B., wieviel Leute mich anrufen oder mir schreiben und mir sagen, ich hätte bei ihnen Betroffenheit aus gelöst, den ersten Stein des An stoßes gegeben. 298 sind es bis her ... Du magst sagen, 298 Mann, das sei nicht viel. Ich finde aber doch, zumal wenn du bedenkst, daß sich ja ’ne Menge Leute nicht melden. Oder neh men wir den Krefelder Appell. Es liegen immer ein paar Listen im Theater aus, und auf 15 000 Unterschriften haben wir es im merhin schon gebracht. Das sind unsere Erfolge. Gedankenaustausch, der für alle von Gewinn war Internationale Dramatik im Kulturbund-Disput Im Frühjahrssemester hatte sich der Kulturbund an der Sektion Ger- manistik/Literaturwissenschaft un ter anderem dem Theater ver schrieben. Drei verschiedene Spiel stätten wurden besucht, um inter nationale Dramatik zu erleben: Der erste Abstecher führte im April ins Bauhaus-Theater Dessau zu Jean- Paul Sartres „Die ehrbare Dirne“. Der im Titel steckende Widerspruch durchzog das Stück, das mit einer Kapitulation der Ehrbarkeit endete. Eine ungewöhnliche Sicht auf den US-amerikanischen Rassenwahn in diesem Stück aus dem Jahre 1946! Das Amateurtheater des VEB Me dizin- und Labortechnik spielte im Haus der Volkskunst in Leipzig Goe thes „Clavigo“. Nun war zwar keine Erregung der Öffentlichkeit wie bei der Uraufführung 1774 in Hamburg zu registrieren, aber Meinungen und Fragen hatte das Publikum im Anschluß schon. Es wurde allge mein der Mut bestaunt, daß Laien sich an dieses antiquierte Trauer spiel heranwagten. Die Schauspieler gaben Auskunft über ihren Annähe rungsprozeß an die Figuren bei den Proben. Sehr unterschiedliche Auf fassungen bestanden hinsichtlich der Aktualität der dargestellten Ver haltensweisen (besonders Clavigo) und Schicksale (Marie). Zu einigen originellen dramatischen Einfällen wurden verschiedene Sichtweisen ausgetauscht. Ein hoffentlich beide Seiten der Diskussionsrunde berei chernder Abend! Für einige Aufregung sorgte die kurzfristige Spielplanänderung in der Neuen Szene am 13. Mai, denn zu dem erwarteten „Aufstieg auf den Fudschijama“ war schon ein Theatergespräch für den 4. Juni ge- 'plant. Prof. Karl Kayser ermög lichte es, das Stück noch am Vor abend des Gespräches zu sehen. Diejenigen, die in den Besitz einer Karte kamen, fanden ihre Erwar tungen bestätigt, was sich in viel Zu stimmung bei der Diskussion äußerte. Zur Einführung sprach Dr. sc. Adelheid Latchinian über Ait matows Leben und Werk, seine Zu ¬ sammenarbeit mit dem Kasachen Muhamedshanow sowie über Ait matows eigene Vorbehalte gegen sein einziges dramatisches Werk. Prof. Roland Opitz ordnete das Stück, das trotz gewisser Schwä chen ein Gewinn für unsere Bühnen ist, in gegenwärtige Tendenzen der Sowjetliteratur ein. Im Anschluß be tonte Prof. Kayser, Generalinten dant der Leipziger Theater, die Ak tualität der moralisch-ethischen Fra gestellung des Werkes, die aus schlaggebend für seine Stückwahl war. Daraus ergab sich eine leb hafte Unterhaltung zwischen dem Publikum, den Literaturwissen- schaftlern und den Mitarbeitern vom Theater, die außerdem durch den Chefdramaturgen Hans Michael Richter, die Dramaturgin Hanne Röpke und den Bezirksvorsitzenden des Verbandes der Theaterschaf fenden der DDR. Wolfgang Haus wald, vertreten waren. Inwieweit stehen Probleme der Verantwortung des Menschen für sich und die Gesellschaft auch unab hängig vom konkreten Vorfall um Sabur noch oder gerade heute auf der Tagesordnung? Wird die Schuld frage durch die Inszenierung ein deutig geklärt? Hat die Mehrzahl der Lehrer unter den Figuren eine symbolische Funktion? Werden die Frauengestalten, die beim Klas sentreffen ihrer Männer eigentlich nur Randfiguren sind, genügend dif ferenziert gespielt und gesehen? u. v. a. m. Alles Fragen, die Ait matows Anliegen, die szenische Um setzung auf der Bühne und die Sicht weise der Zuschauer betrafen. Übergreifende Aspekte zur ästhe tischen Linie der Leipziger Theater erläuterte der Generalintendant, in dem er außerdem die Stücke von Uwe Saeger und Michail Bulgakow hervorhob. Der Gewinn dieses Abends bestand in einem von schö ner Gemeinsamkeit getragenen Ge dankenaustausch über Gewissens- fragen unserer Zeit, angeregt durch Theaterkunst von hohem Niveau. Dr. CLAUDIA GÜSSMER E ine Sonderausstellung der „Gi tarrensammlung Weißgerber“ ist seit 7. Juni im Musikin- strumenten-Museum der KMU zu sehen. Die ausgestellten 26 Gi tarren der „Kunstwerkstätte Weißgerber“ wurden zwischen 1917 und 1959 von Richard Jacob (1877 bis 1960), einem der be rühmtesten Markneukirchener Gitarrenbaumeister, hergestellt. Als Künstlermarke hatte Ri chard Jacob aus persönlicher Tradition heraus das Signum „Weißgerber“ gewählt. Von Jugend an bemühte sich Richard Jacob um die Vervoll kommnung des Gitarrenklanges, stets ging es ihm um die mög lichst starke musikalische Aus druckskraft seiner Instrumente. Meisterwerke des Gitarrenbaus Ausstellung im Musik- instrumenten-Museum Kritisch untersuchte er alle wich tigen Modelle aus der Geschichte der Gitarre vom 17. bis zum be ginnenden 20. Jahrhundert. Mit überragender kunsthandwerkli cher Meisterschaft und mit ho hem künstlerischen Einfühlungs vermögen schuf er bei der Ver wendung edelster Werkstoffe die historischen Modelle interpre tierend nach: — die schmale und hohe spani sche Vihuela des 17. Jahrhun derts, — die fein geschwungene deut sche Biedermeier-Gitarre aus den Jahren um 1830 sodann weitere Modelle aus dem 19. Jahrhundert: — die Wiener Gitarre mit stark eingezogenem Bug — die dagegen ausgeglichenere Müchner Gitarre, — die großen spanischen Gitar ren — und schließlich die von dem spanischen Gitarrenbauer Anto nio de Torres Jurado (1817-1892) modernisierte Gitarre für an spruchsvolles Konzertieren. In seinen eigenen Entwürfen experimentierte Richard Jacob mit neuen Formen, vor allem aber entwickelte er die von ihm bewunderte Torres-Konzert- gitarre ideenreich weiter. Es ent standen maßstabsetzende Hö hepunkte des Gitarrenbaus, In strumente, die technisch brillan tes Spiel zuließen und bei leich ter Ansprache eine Fülle schöner Klänge ergaben. Da Richard Jacob die Eigenart besaß, jedes typische Instrument mit allem kunsthandwerklichen Aufwand doppelt zu bauen und ein Exemplar für sich zurückzu behalten. ist es heute möglich, sein Lebenswerk fast lückenlos zu überschauen. Die Gitarrensammlung Weiß gerber, wurde 1985 aus der fach- männisch-pflegenden Bewah rung seines Sohnes Martin Jacob für das Musikinstrumenten- Museum der Karl-Marx- Universität erworben. Erfolgreiche Spielzeit ging zu Ende (UZ-Korr.) Eine sehr erfolg reiche Spielzeit ging am Poe tischen Theater der KMU zu Ende. Sie brachte u. a. die Pre miere des musikalisch-litera rischen Programms „Morgenrot! Kiabund! Die Tage dämmern!“ (Regie: Dietmar Voigt), die DDR-Erstaufführung von Thorn ton Wilders Antikriegsstück „Wir sind noch einmal davonge- kommen“ (Regie: Christian Be cher) und die Erstaufführung von Heiner Müllers „Der Auf trag“ durch ein Amateurtheater (Regie: Konrad Zschiedrich). Höhepunkt waren der Auftritt mit der Inszenierung von Ma jakowskis „Die Wanze“ in der Volksbühne Berlin und die er folgreiche Teilnahme mit der gleichen Inszenierung an den 21. Arbeiterfestspielen in Mag- deburg/Stendal. Das Ensemble wurde für die Inszenierung mit einer Goldmedaille ausgezeich net, zusätzlich erhielten Peter Dehler als Hauptdarsteller und das Technikkollektiv des Ensem bles jeweils Sonderpreise der Jury. Den Spielzeitabschluß bildeten eine Klabund-Vorstellung. ein Arbeitsdurchlauf des Panto mime-Projekts „Die Kaiserin von Neufundland“ und Werkstatt aufführungen von Albert Wendts „Vogelkopp" (Gastspiel der DHfK) in Verbindung mit der Experimentalinszenierung des Stückes „Ich sehe was. was du nicht siehst“ (Text, Regie. Darstellung: Peter Dehler) im Ernst-Beyer-Haus. Für die Ar beit im Herbst sind Stücke der la teinamerikanischen Dramatis vorgesehen. Neue Ausstellung in der Moritzbastei Die Ausstellungsräume des FDJ-Jugend- und Studentenzen trums Moritzbastei zeigen zur Zeit Arbeiten des Dresdner Ma lers Lutz Fleischer. Er stellt sich vor allem mit Ölbildern, klein formatigen Zeichnungen und einer Vielzahl von Studien und Skizzen vor. Fleischer sucht seine Motive im Alltäglichen. Das Porträt. Zif fern und Buchstaben sind auf großformatiger Leinwand wie dergegeben. Besonders die Por träts erhalten durch ihre heftig- derbe Strichführung drama tischen Ausdruck. Die Ausdrucks vollen Gebärden werden durch die dunkle, intensive Farbigkeit und die- kräftig gesetzten Farb akzente noch bestärkt. Das vor herrschende Schwarz gibt den „Köpfen“ etwas Kantiges. Im Rahmen der Ausstellung läßt das Plakative der Ölbilder die Zeichnungen mit ihrem ge lockerten Duktus fast vergessen. Spontaner als die Malerei zeich nen sich die fast skizzenartigen Blätter durch eigenwillige Form- und Größenkontraste aus. Sie er halten etwas Dynamisches, nicht zuletzt durch die technisierte Symbolik, von der wir den Men schen umgeben sehen. Die Ausstellung ist noch bis 1. August zu sehen. UTA FÖTZSCH Stadt Leipzig auf Karten und Plänen Eine Sonderausstellung „Leip zig auf Karten und Plänen“ ist im Alten Rathaus bis 17. August zl sehen. Mit ihren fast 90 Plän nen und Karten aus Sammlun gen des Alten Rathauses gibt sie einen Einblick in die Entwick lung Leipzigs von der befestigten Stadt des Spätmittelalters bis zur modernen sozialistischen Großstadt. Der große Plan der Belagerung der Stadt durch die Schweden im Jahre 1637 ist eines der frü hesten Zeugnisse Leipziger Stad: plangeschichte. Die Karten und Pläne des 19. Jahrhunderts 802 ber über die Industrialisierung und das damit verbundene 86- waltige Anwachsen Leipzigs zur kapitalistischen Großstadt Aus kunft. Das Ausmaß der Zerstörungen Leipzigs im zweiten Weltkries wird auf einer Karte ebenso ver deutlicht wie Detailpläne der Ge" genwart Kenntnisse über den S0- zialistischen Wohnungsbau ver mitteln Ergänzt wird die Schau durch Meßgeräte die der Ma thematisch-Physikalische Salon Dresden und die Technisch 6 Hochschule Leipzig zur Verfü gung stellten. 114. FOLGE Der heitere Diogenes In der Reihe B der Deutschen Na- tianalbibliographie werden alle Er scheinungen außerhalb des Buch handels verzeichnet. Da jedoch die Nationalbibliographie den Büchern. Broschüren und Dissertationen um Monate bzw. Jahre hinterherhinkt und immer hinterherhinken wird — lediglich die Frist ließe sich verkür zen können Bücherfreunde und -Sammler nur im Nachhinein voller Wehmut und Trauer festhalten, was ihnen alles entgangen ist. So gab der VEB Kombinat Elek troenergieanlagenbau 1984 in einer Auflage von 1000 Exemplaren (in deutscher Sprache) unter dem Titel „Der heitere Diogenes“, „Fröhliche, besinnliche und aufschlußreiche An ekdoten und Episoden über be rühmte Frauen und Männer aus der Welt der Wissenschaft“ heraus. Die Zusammenstellung besorgte Wolf gang Polte und die Illustrationen zeichnete Werner Klemke. Einige Anekdoten, die Professo ren der Leipziger Universität betref fen, seien im folgenden wiedergege ben: Kuß und Heiligenschein Die Universität Leipzig war von Anfang bis nach der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Zentrum, von Ver suchen, die der Erforschung der Elektrizität dienten. Drei Professo ren aus dieser Zeit haben Anspruch darauf, besonders genannt zu wer den: Christian August Hausen (1693 bis 1743), Georg Mathias Bose (1710 bis 1761) und der sie noch überra gende Johann Heinrich Winkler (1703 bis 1770). Boses Leben war an Ereignissen reich. Er versuchte sich auch nicht ohne Erfolg als Poet und war über dies ein glänzender, ideenreicher Ge sellschafter. Zu den phantasievollen Auftritten seiner Gesellschaften ge hörte auch der elektrisierende Kuß. Am Eingang seines Salons stand ein hübsches, junges Weib vor einem Vorhang, hinter dem ein Mit arbeiter Boses eine Elektrisierma schine bediente, die durch einen Draht, unsichtbar für den Eintre tenden, mit der Schönen verbunden war. Jeder Besucher wurde nun von der Dame mit einem Kuß empfan gen. Der Effekt muß verblüffend ge wesen sein: Die Herren fuhren, vom Schlag getroffen, entsetzt zurück. Einen der Besucher soll dieser Kuß, dem er sich gar zu innig hingab, einen Zahn gekostet haben. Eine weitere kuriose „Nummer“ seiner Auftritte war die sogenannte Beatifikation, die Erscheinung eines Heiligenscheines. Auch hier stand Bose mit einem Mitarbeiter in Ver bindung, der, unsichtbar für die Be sucher, eine Elektrisiermaschine be diente. Nach viel Hokuspokus und einem verabredeten Zeichen leuch tete der gemogelte Heiligenschein in dem verdunkelten Zimmer um das Haupt Boses. Öer Engländer Watson versuchte vergeblich, das Experi ment zu wiederholen. Ihm gestand Bose später, daß er zweifach gemo gelt habe; denn er trug bei dem Be- atifikationsauftritt unter seinem Rock auch noch eine Metallweste, die mit Stahlspitzen versehen war. Als Professor Bose eines Tages von einem Abgesandten des Rates der Stadt Leipzig gefragt wurde, ob er nicht gewillt sei, „sein Spektakel während der Michaelismesse auf dem Markte vor Meßfremden“ (ge gen ein ansehnliches Salär) vorzu tragen, da wurde Bose sehr wütend: „Fürwahr es hat von Seiten des Ra tes letztlich nie an Versuchen ge fehlt, Magister unserer ehrwürdigen Alma mater zu Hanswürsten zu de gradieren. Mich verschonen Sie aber bitte mit solcherart Ansin nen!“ Professor Boltzmanns Sonntagsspaziergänge Der Physiker Professor Ludwig Boltzmann (1844 bis 1906) in Wien hatte mehrere Kinder. Bei schönem Wetter schickte ihn seine Gattin je den Sonntagmorgen mit dem Kin derwagen in den nahegelegenen Rat hauspark. Dort versank der Ge lehrte meist ins Grübeln. Gedanken verloren kramte er dann Heft, Zet tel und Bleistift aus den weiten Rocktaschen und begann zu schrei ben, Kind und Umwelt vergessend. Kurz vor der Mittagszeit schaute er auf die Uhr, nahm seinen Hut von der Bank und ging nach Hause. Es soll mehrmals vorgekommen sein, daß Passanten den stehengelassenen Kinderwagen auf die nächste Poli zeiwache brachten. Bald kannten die Beamten den boltzmaunschen Kinderwagen. So geschah es. daß ein Polizist mit dem Kinderwagen einmal früher an der Wohnungstür stand als der Professor. Frau Boltzmann entschuldigte sich höf lich bei den Beamten und sagte freundlich: „Sollte bei Ihnen in Kürze auch noch mein Mann ab gegeben werden, so bringen Sie ihn bitte bald nach Hause. — Das Essen ivird sonst kalt.“ Die Testperson Über einen längeren Zeitraum ver öffentlichte Frau Hanna Budzis- lawski, die hervorragend zu kochen verstand, unter, einem Pseudonym in der Zeitschrift „Magazin“ raf finierte Kochrezepte. Während eines Gespräches be merkte ein Mitarbeiter ihres Gat ten, des Publizisten und Pressewis-' senschaftlers Professor Hermann Budzislawski (1901 bis 1978). an erkennend. daß seine Frau bereits mehrere Gerichte nach diesen Re zepten zubereitet habe, die er ganz vorzüglich' fand. Darauf brummte Hermann Budzislawski: „Ach, die Küchenfeuilletons meiner Frau mei nen Sie. Wenn sie bloß endlich da mit aufhören wollte. Ich muß. man ches Gericht viermal hintereinander über mich ergehen lassen, bis eine- Rezeptur druckreif ist.“ Examen mit vertauschten Rollen Ein heute angesehener Professor erzählt über eine ihm unvergeßliche Begegnung mit Professor Wert^’ Heisenberg folgende Geschichte: „Ich studierte in Leipzig und mußl ! zu Heisenberg, um mich von dem df mals noch jungen, aber bereits bl' rühmten Gelehrten prüfen zu las. sen. Mit einer unbeschreiblich^ Angst im Nacken saß ich dem ga. nicht zum Fürchten aussehende'' Heisenberg gegenüber. Weder ff munterndes Zureden, noch sein gü 1 '' ger Blick konnten mich retten. R 1 war wie erstarrt, bekam feucM 1 Hände und brachte kein Wort bet' aus. Da erhob sich Heisenberg. Jet ist alles aus, dachte ich. denn, ich nun das Zimmer verlassen mub gilt die Prüfung als nicht bestände"' Plötzlich stand Heisenberg hinM mir. .Kommen Sie. wir vertausclP" einmal die Plätze und Rollen. S1. sind der Prüfende, ich bin der Prm' Ung. Seien Sie aber gnädig, denn d“ Nervosität des Prüfenden übertrhü Sich sehr leicht auf den. Prüflif Das Stoffgebiet kennen Sie. also 105 Achten Sie aber peinlich genau 0 meine Antworten, ich werde Ihf ■einige Fehler hineinpacken.' Diese Chance faßte ich beim Schopi-' Angst und Scheu waren plötzl' c wie fortgeblasen. Ich prüfte Heise"' berg', aber nicht lange: dann wa r " trotz der vertauschten Plätze di Rollen Wieder in den richtigen Hä"' den. .Gratuliere', rief Heisenberg zu" Schluß und schüttelte mir lache" die Hand.'.Das-ging doch ausgezeie"' nef!‘ .Ich muß ein Brett vor den Köpf gehabt haben. Herr Professä" Heisenberg schmunzelte. .Das ha0 ich bemerkt. Sie saßen falsch. Sie 808 ßen hinter dem Brett, deshalb lep ich uns die Plätze tauschen, um S1 vor das Brett zu setzen,“ G. K./G. Sl
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