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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1986
-
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Band 1986
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Platon: Werke, übersetzt von Schleiermacher, hg. von J. Irmscher; 1/1-2,11/1, Berlin 1984—85, Akademieverlag, 22,-, 24,-, 28,- Mark Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, 1768 bis 1834, "'ar ein berühmter Theologe, der Wie kein zweitel - die Theologie des 19. und noch des 20. Jahr hunderts beeinflußt hat. Von sei ner Bedeutung zeugt auch Au- gust Wilhelm Schlegels (nicht ge- en Schleiermacher gerichtetes!) Epigramm: „Der nackten Wahr heit Schleier machen ist kluger Theologen Amt und Schleierma- cher sind bei so bewandten Sa chen die Meister der Dogmatik allesamt.“ Schleiermachers stark ausgeprägten philosophischen In teressen (im „Philosophenle- xikon" sind ihm dreieinhalb Sei ten gewidmet!) entsprang seine Platon-Übersetzung. Er plante sie zusammen mit Friedrich Schlegel, der aber, mit „Lu- Das Fremde spürbar machen, ohne den Leser Zu befremden Schleiermachers Übersetzung VOn Platons Werken ist von hohem literarischem Rang Cinde" und anderem befaßt, kei- "en selbständigen Beitrag dazu leistete. 1804 bis 1828 erschienen Sechs Bände (1 bis 5 in Uberar- Leitung 1817 bis 1827). Durch 'eine Pflichten auch als Mit arbeiter Humboldts bei der Grün- dung der Akademie der Wissen- Schaften war er so beansprucht, daß er nur reichlich die Hälfte Von Platons Oeuvre übertrug: ein Torso, aber ein eindrucksvol- ler. . Schleiermacher vertrat, ähn- ‘ich wie Humboldt als Aischylos- Und Hölderlin als Pindarüberset- Rer, relativ strenge Übertragungs- Maximen, siehe seine berühmte Abhandlung „Über die verschie- Genen Methoden des Überset- ‘ens". Er wollte das „Ausländ’- Sche" durchscheinen lassen, auf die Gefahr, daß seine Übertra- Rung dem deutschen Leser Schwerer verständlich war als Cem antiken Leser das Original, Coch versuchte er. „das Fremde SDürbar zu machen, ohne zu be- remden". Insgesamt entstand sine Übersetzung von hohem li- erarischem Rang, eine klassi- Sche Übersetzung. Ihre Bedeu- ?ng Hegt nicht zuletzt darin, Gaß Schleiermacher davon ab- Sing. Platon durch das Medium ihderer Strömungen, z. B. des Neuplatonismus, zu sehen, und Saß er außer dem Denker Platon Guch dem Küstler Platon gerecht Wurde. Auch von Philologen wie August Böckh enthusiastisch be- Rrüßt und immer wieder ge- Aruckt. hat sie die Platon- uffassung in Deutschland 'ein gahrhundert lang maßgeblich Peeinflußt. pDer Neudruck begann 1984 zu Ehren von Schleiermachers 70. Todestag. Der Herausgeber Fht die Teile, anders als die Feinbeker und die Darmstädter Sdition, erfreulicherweise ohne ^griffe in den Text, in Schleier- nachers Anordnung und mit sei- nn Einleitungen. Da es nicht nur um Schleiermacher, sondern [ üc h um den heute bei uns dif- fSrenzierter als früher bewerte- en Platon geht, dessen Werk setzt fast zweieinhalb Jahrtau- vende rezipiert wird, werden die ° n Schleiermacher nicht über- Gtzten Platon-Schriften in ance- Ter Übertragung folgen. 1/1 bis 1 enthalten leider nur knappe , emerkungen zum Gesamtpro- skt; der letzte Band wird eine iusführliche Würdigung der Versetzung. Register. Bibliogra- Die und Zeittafel enthalten. em Herausgeber und dem Ver- 28 gebührt Dank für das Enga- Rement. ' Prof. Dr. sc. J. WERNER Rezension zu „Sozialpsyche und Ideologie" von A. K. Uledow Vermittlung unserer Ideologie muß anwendungsbereit erfolgen Neues Werk behandelt den Zusammenhang realer Bewußtseinsprozesse mit der praktischen Tätigkeit sozialer Subjekte. Ein Beitrag von Prof. Dr. sc. Werner Müller Dieses neue Buch (Moskau 1985) des auch bei uns bekannten sowje tischen Philosophen wird all dieje nigen interessieren, die als Leiter von Kollektiven, als Propagandisten der marxistisch-leninistischen Welt anschauung, als Lehrer und Erzie her wirksam sind, Deshalb ist es zu begrüßen, daß der Dietz Verlag Ber lin eine deutsche Übersetzung vor bereitet. Die Monographie des Lei ters des Lehrstuhls Sozialpsycholo gie und Pädagogik an der Akademie für ' Gesellschaftswissenschaften beim ZK der KPdSU befriedigt in vielerlei Hinsicht das bei uns ge wachsene soziale Bedürfnis, bei der weiteren Gestaltung der entwickel ten sozialistischen Gesellschaft tie fer in die Entwicklungsprozesse des Massenbewußtseins einzudringen. Uledow setzt frühere Untersuchun gen zur .öffentlichen Meinung (Ber lin 1964), zur Struktur des gesell schaftlichen Bewußtseins (Berlin 1972), zum geistigen Leben der Ge sellschaft (Moskau 1980) fort und knüpft unmittelbar an seine Schrift „Aktuelle Probleme der Sozialpsy- chologie" (Moskau 1981) an. Eine aktuelle Problemstellung Die inhaltliche Skizze der in fünf Kapitel gegliederten Abhandlung soll einen (bei der gebotenen Kürze möglichen) Einblick vermitteln. In der Einleitung werden praktische, theoretische und geistig-praktische Bedürfnisse genannt, die die Pro blemstellung von Ideologie und So zialpsyche bedingen und dermaßen aktuell machen. Grundanliegen des Verfassers ist es. die sozialen und so zialpsychischen Mechanismen der Wechselbeziehung von sozialisti scher Ideologie und sozialer Psyche zu erklären sowie die Annäherungs tendenzen dieser beiden Sphären des gesellschaftlichen Bewußtseins im realen, sich entwickelnden So zialismus aufzudecken — um sie auf alle Ebenen der Leitungstätigkeit, in allen Bereichen der Bildungs- und Erziehungsarbeit entsprechend berücksichtigen zu können. Ei nerseits geht es um die verstärkte Einwirkung der wissenschaftlichen Ideologie auf die soziale Psyche der Menschen, ihre Gefühlswelt, Le benspositionen. Wertorientierungen u. a.; andererseits wird die erhöhte Wirksamkeit der öffentlichen, gesell schaftlichen Meinung, der politisen- moralischen Atmosphäre, der kultu rellen Traditionen u. a. für Entwick lung und Funktionieren der marxi stisch-leninistischen Ideologie nach gewiesen. Im I. Kapitel wird die „Methodo logie der Untersuchung des Verhält nisses von Sozialpsyche und Ideolo gie“ dargelegt, von der sich der Autor leiten läßt. Kurz gesagt, geht es hierbei um die Anwendung der Prinzipien des sozialen Determi nismus, des konkrethistorischen und systematischen Herangehens, der Parteilichkeit. Für Uledow heißt dies insbeson dere. den erkenntnistheoretischen. den Widerspiegelungsaspekt un trennbar mit dem soziologischen Aspekt zu» verbinden, der sich auf das im realen praktischen Lebens prozeß der Klassen, Kollektive und Individuen funktionierende gesell schaftliche Bewußtsein bezieht. So richtet sich der Blick eben auf den gesetzmäßigen Zusammenhang der realen Bewußtseinsprozesse mit der praktischen gesellschaftlichen Tätig keit der sozialen Subjekte, mit den gesellschaftlichen, kollektiven und individuellen Bedürfnissen (auf de ren Befriedigung die verschiedenen Arten sozialer Tätigkeit gerichtet sind) sowie auf die gesellschaftli chen Verhältnisse und Beziehungen des Verkehrs der Menschen mitein ander als Formen, in denen sich die materiellen, sozialen und geistigen Tätigkeiten vollziehen. Diesem kom plexen Herangehen entsprechen die drei Ebenen, auf denen in den fol genden drei Kapiteln das Verhältnis von Sozialpsyche und Ideologie un tersucht wird: im gesellschaftlichen Bewußtsein, im geistigen Leben und gung entsprechender emotional willensmäßiger Haltungen. Bekannt lich ist es im Bildungs- und Erzie hungsprozeß eine täglich zu bewäl tigende Aufgabe, daß die Vermitt lung wissenschaftlicher Kenntnisse, ideologischer Theorien, moralischer Normen lebensnah und anwendungs bereit zu erfolgen hat, so daß mit der Fähigkeitsentwicklung zugleich Interessen, Einstellungen, Haltun gen des Subjekts selbst ausgeprägt werden, angeeignetes Wissen in selbstbewußte Überzeugung „um schlägt“. Ähnlich wie Dieter Wit tich von „gelebter Weltanschauung“ spricht, kennzeichnet Uledow „Welt anschauung“ hier — als dyna mischen Bewußtseinszustand, der sich in Denken mit Gefühlen, Bestre bungen, innerer Handlungsbereit schaft usw. untrennbar verknüpft, oder anders gesagt: wissenschaftli che, ideologische und sozialpsychi sche Komponenten der geistigen Welt der sozialen Subjekte orga nisch miteinander verbindet (S. 145 ff.). „Die ideologische Arbeit ist eine schöpferische Arbeit. Sie kennt keine Patentlösungen für alle Lebensfälle und erfordert ständiges Forschen und die Fähigkeit, mit dem Leben Schritt zu halten. Heute kommt es besonders darauf an, eine tiefe Einsicht in den Charakter der heutigen Aufgaben, eine feste wissenschaftliche Weltanschauung, Prinzipientreue, hohe Kultur und eine verantwortungsbewußte Einstellung zu den Aufgaben an jedem beliebigen Abschnitt auszuprägen. Den Reifegrad der Gesellschaft zu er höhen und den Kommunismus aufzubauen bedeutet, unablässig die Be wußtseinsreife zu erhöhen und die geistige Welt des Menschen zu berei chern." MICHAIL GORBATSCHOW in der Lebensweise der Gesellschaft insgesamt. Im II. Kapitel, worin das „Ver hältnis von Sozialpsyche und Ideo logie im gesellschaftlichen Bewußt sein“ allgemein erklärt wird, wer den als korrelative Sphären des ge sellschaftlichen Bewußtseins unter sucht: Ideologie — als theoretisches Begreifen der Wirklichkeit durch das Prisma sozialer Interessen und als Selbstbewußtsein der Klasse (S. 97 ff.); Sozielpsyche — als (dynami scher) Bewußtseinszustand der gei stigen Welt sozialer Gruppen oder der Gesellschaft insgesamt, in Ge stalt von Meinungen, Stimmungen, Gefühlen, sozialen Einstellungen, Überzeugungen, Lebenspositionen (S. 85 ff.). Die wichtige Rolle der Propaganda Im III. Kapitel „Der wechselsei tige Zusammenhang von Sozialpsy che und Ideologie im geistigen Le ben der Gesellschaft“ konzentriert sich der Verfasser auf den ideolo gischen Prozeß. Eine wichtige Rolle in ihm spielt die Propaganda der marxistisch-leninistischen Theorie in ihrer Einheit von Systematik, Ge schichte und Auseinandersetzung, das Hineintragen der revolutionä ren Ideen und programmatischen Orientierungen der Partei der Ar beiterklasse ins Massenbewußtsein, ihre Aneignung und die Ausprä- Tendenzen der Annäherung Das IV. Kapitel zeigt den „wech selseitigen Zusammenhang von So zialpsyche und Ideologie auf der Ebene der Lebensweise“, wie das le bendige Wechselspiel dieser Bewußt seinssphären in die Lebenstätigkeit der Klassen, sozialen Gruppen und Kollektive, der Gesellschaft ins gesamt eingegliedert ist. Wie wich tig diese Fragestellung ist, erhellt daraus, daß es hier um Ideale und Ziele, Bewußtsein und Gefühl gesell schaftlicher Pflicht, persönliche Ver antwortlichkeit der Menschen geht — als innere Triebkräfte, als Motive des Verhaltens und Handelns der Persönlichkeit und der Kollektive, denen diese zugehört. Im V. Kapitel „Tendenzen der An näherung von Ideologie und So zialpsyche unter den Bedingungen des entwickelten Sozialismus“ wer den die Untersuchungsergebnisse in gewissem Maße zusammengefaßt und aktualisiert. Vor allem wird konsequent materialistisch-dialekti sches und konkret-historisches Her angehen demonstriert, wenn auf objektive Anforderungen und aus zuschöpfende Möglichkeiten intensi ver und effektiver ideologischer Tätigkeit auf allen Ebenen des so zialen Lebens nachdrücklich hin gewiesen wird. Aus alldem wird er sichtlich, wie organisch sich Ule- dows Schrift in die Beschlüsse des XXVII. Parteitages der KPdSU wie auch in die Auswertung unseres XI. Parteitages der SED einordnen läßt. Sein tatkräftiger Einsatz trug bei zur Festigung der deutschen Arbeiterpartei Jutta Seidel: Wilhelm Bracke. Vom Lasselleaner zum Marxisten, Dietz Verlag Berlin 1986,219 S. Unter dem gleichen Titel erschien vor 20 Jahren die Erstauflage dieses Buches. Sie ist schon lange aus unse ren Buchhandlungen verschwun den. Die von der Autorin, Professor für Geschichte der deutschen Arbei terbewegung an der Sektion Ge schichte unserer Universität, nun mehr vorgelegte zweite Auflage wurde von ihr beträchtlich überar beitet und erweitert. Wilhelm Bracke (1842 bis 1880) ist dem historisch Interessierten be kannt als Führer der revolutionär proletarischen Opposition im All gemeinen Deutschen Arbeiterverein und Mitbegründer der Sozialdemo kratischen Arbeiterpartei 1869 in Eisenach, als Empfänger der Marxschen Kritik am Gothaer Pro- gramm(entwurf) 1875 und als der jenige, „der während der Debatten um das Bismarcksche Sozialistenge setz im Herbst 1878 den reaktionä ren Abgeordneten des deutschen Reichstages stolz die historischen Worte .Meine Herren, ich will Ih nen sagen: wir pfeifen etwas auf das ganze Gesetz’ entgegenschleu derte“ (S. 6). Vielleicht tauchten aus der Erinnerung beim Nennen dieses Namens auch seine Schrift „Der Lassallesche Vorschlag“ (1873), der Zirkularbrief von Marx und Engels an die Führer der deut schen Sozialdemokratie (1879) oder die Tatsache auf, daß der Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig eine Wilhelm-Bracke- Medaille verleiht. S. umreißt die hi storische Bedeutung dieses Mannes, damit zugleich den roten Faden ih res mit viel Sympathie für den Ge genstand geschriebenen Buches mar kierend, folgendermaßen: Bracke „war einer der engsten Vertrauten von Marx und Engels in der deut schen Arbeiterbewegung und einer der bedeutendsten Kampfgefährten von Bebel und Liebknecht. Sein Name ist uns heute weniger geläu fig, obwohl sein tatkräftiger Einsatz ganz wesentlich zur politischen und organisatorischen Festigung der jun gen deutschen Arbeiterpartei bei trug und sein theoretisches Wirken die Aufnahme und Verbreitung des Marxismus in ihren Reihen maß geblich beeinflußte.“ (S. 5). Gegenüber der ersten Auflage wurden in der' vorliegenden die Ver bindungen Wilhelm Brackes zur I. Internationale, seine Kontakte zur Magdeburger Arbeiterbewe gung, die Vorbereitung des Eisen acher Parteitages, sein Zusam menwirken mit Marx und Engels, sein Auftreten während des deutsch-französisches Krieges, wäh rend der Programmdiskussionen 1875 sowie seine Vorkehrungen zum Umgehen der sozialistengesetzli chen Bestimmungen genauer be leuchtet. Als besonderer Gewinn können die eingehendere Schilde rung seiner kenntnist und erfolgrei chen verlegerischen Tätigkeit sowie der internationalen Ausstrahlung seines Wirkens betrachtet Werden. Es entsteht ein ausgewogenes Bild vom politischen Kampf eines ersten Mannes der zweiten Generation füh render Funktionäre der deutschen Arbeiterbewegung. Und es gehört zu den Vorzügen des vorliegenden Bandes, Neugier auf detailliertere Kenntnisse über den Lebensweg des aus gutbürgerlichem Elternhaus stammenden, gelernten Kaufmanns geweckt zu haben, der sich durch die Schriften Ferdinand Lassalles der Arbeiterbewegung anschloß, der zu einem der ersten und schärfsten Kritiker der Lassalleschen Theorien wurde und sich zu einem der fähig sten Marxisten der deutschen Ar beiterpartei in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte, Dr. HARALD KOTH Ein Brief von Johannes Kepler an Professor Philipp Müller (1585-1659) von der Leipziger Universität, der ihre Freundschaft bezeugt. Foto: UB Briefe von J. Kepler in Unibibliothek gefunden Bisher unbekannte Schriftstücke geben Auskunft über Beziehung des bekannten Astronomen zu Leipziger Gelehrten Der Zeitabschnitt zwischen Re formation und Frühaufklärung gehört von jeher zu den am stief mütterlichsten behandelten Epo chen der Leipziger Universitäts geschichte. Scheinbar ganz von der weithin immer noch als steril empfundenen protestantischen Neoscholastik beherrscht, wird die Bedeutung der Leipziger Hochschule für die Wissen schaftsgeschichte der frühen Neu zeit als denkbar gering veran schlagt. Es wird, und das gilt nicht nur für Leipzig, eine der großen Aufgaben der künftigen Forschungen zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte sein, dieses überkommene Bild einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Begründet liegt die Notwendigkeit dieser Aufgabe in der schlechthin zentralen Be deutung des 17. Jahrhunderts bei der Herausbildung des mo dernen Weltbildes, die sich in je ner Zeit im Zusammenhang mit den großen sozialen und ökono mischen Umwälzungen im Über gang zur kapitalistischen Gesell schaftsformation vollzog. Bei einem solchen, weithin in völliges Neuland vorstoßenden Forschungsunternehmen wird es zuerst darauf ankommen, die ge druckten und ungedruckten Quel len zur Leipziger Wissenschafts geschichte dieser Zeit zusam menzutragen. Freundschaft mit Professor Müller Wie wenig hier bisher gesche hen ist, zeigt die Tatsache, daß der einschlägigen Universitätshi storiographie beispielsweise die enge Freundschaft Johannes Kep lers mit dem Leipziger Mathe matikprofessor Philipp Müller (1585 bis 1639) gänzlich verbor gen geblieben ist. In den Jahren seines Aufenthaltes am Hofe Wallensteins in Sagan (1628 bis 1630), die zugleich seine letzten Lebensjahre bildeten, verband Kepler mit dem Leipziger Ge lehrten ein intensiver Briefwech sel, der zu den Hauptquellen für Keplers Biographie in den Jah ren 1629/30 gehört. Während die Briefe Müllers heute als verloren gelten müssen, sind Keplers Schreiben kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges in Paris, wohin Teile des Müller-Nachlas ses im 18. Jahrhundert gebracht worden sind, aufgefunden wor den. Ihre Veröffentlichung er folgte 1927. Überraschenderweise konnten im Sommer 1982 in der Leipziger Universitätsbibliothek weitere Bruchstücke des Nach lasses von Philipp Müller ent deckt werden, worunter sich auch einige noch unbekannte Briefe Keplers und seiner Fami lie befinden. Es handelt sich um das Original eines bisher nur ab schriftlich bekannten Briefes Keplers an Müller aus dem Jahre 1622, um einen Brief vom 18. 9. 1630, der damit als der vor letzte aller uns überlieferten Briefe Keplers anzusehen ist, um ein Schreiben seines Schwieger sohnes Jakob Bartsch vom 15. 9. 1630 und schließlich um einen Brief von Keplers Tochter Su sanne aus der Zeit nach dem Tod ihres Mannes, des eben genann ten J. Bartsch. Die drei letzt genannten Briefe werden zu sammen mit einer Biographie Philipp Müllers, der Darstellung der verschiedenen Beziehungen Keplers zu Leipziger Persönlich keiten und einer Skizze der Astronomiegeschichte in Leipzig vom 15. bis 17. Jahrhundert als Publikation erscheinen (Detlef Döring: Die Beziehungen zwi schen Johannes Kepler und dem Leipziger Mathematikprofessor Philipp Müller. Eine Darstellung auf der Grundlage neuentdeck ter Quellen unter besonderer Be rücksichtigung der Astronomie ¬ geschichte an der Universität Leipzig. Berlin 1986 Sitzungsbe richte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Philolo- gisch-historische Klasse, Band 126, Heft 6.) Besonderes interesse innerhalb dieses bedeutenden Quellenfun- des kommt dem Schreiben Kep lers vom 18.9.1630 zu. Zu die sem Zeitpunkt befindet er sich inmitten der Vorbereitung zu einer Reise, die ihn nach Regens burg bringen soll, wo er hofft, zu mindest Teile der ihm vom Kai ser geschuldeten Gelder aus gezahlt zu bekommen. Schwierigkeiten mit Logarithmen Philipp Müller hat ihn zu einem Aufenthalt in Leipzig ein geladen und sein Haus als Quar tier zur Verfügung gestellt. Kep ler bittet in seiner Antwort darum, daß auch für die Unter bringung seines Pferdes Sorge ge tragen werde, wofür er in fi nanzieller Hinsicht jedoch selbst aufkommen wolle. Auf keinen Fall sei er an einem offiziellen Empfang durch die Universität interessiert. Ausführlich geht dann Kepler auf mehrere fachli che Anfragen Müllers ein. Wir er fahren dadurch, aber auch aus Bartschs fast gleichzeitigem Brief, einiges über Müllers Lehr tätigkeit. So hielt Müller zu die ser Zeit bereits Vorlesungen über die Anwendung der von Kepler erarbeiteten und 1627 ge druckten Rudolfinischen Tafeln. Besondere Schwierigkeiten muß Müller das Verständnis der in den Tafeln verwendeten, erst vor wenigen Jahren entwickelten Logarithmenrechnung bereitet haben. Kepler geht darauf, aber auch auf andere mit dem Tafel werk in Verbindung stehende Fragen erklärend ein. Aus Bartschs Brief wiederum erfah ren wir über eine von Müller durchgeführte Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis vom 10. 6. 1630. Auch die Analyse der Publikationen Müllers zeigt uns eine Persönlichkeit, die zwar die naturwissenschaftlichen For schungen ihrer Zeit nicht durch revolutionierende Erkenntnisse und Entdeckungen bereicherte, sich jedoch um die Aneignung und Weitergabe des neuesten Wissensstandes bemühte. Quellenmaterial erschließen Was nun Keplers Aufenthalt in Leipzig angeht, so wissen wir leider nur, daß er tatsächlich vom 14. 10. bis mindestens zum 21. 10. in Müllers Haus als Gast weilte, sonst nichts. Am 2. 11. traf er schließlich in Regensburg ein, wo ihn wenige Tage später (15. 11.) der Tod ereilte. Auch über Keplers Ende hinaus blieb Müller jedoch dessen Tochter und ihrer Familie freundschaft- lih verbunden. Neben manchen schon länger bekannten Briefen bezeugt dies vor allem ein be wegendes Schreiben der Susanne Kepler, verwitwete Bartsch vom 5. 1. 1636, das ihre Notlage in mitten der Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges schil dert. Es bleibt zu hoffen, daß dieser Untersuchung weitere Arbeiten folgen werden, die uns helfen können, den bisher weithin un bekannten Abschnitt Leipziger Wissenschaftsgeschichte zwi schen Joachim Camerarius und Christian Thomasius schritt weise aufzuhellen. Das dazu not wendige Quellenmaterial jeden falls ist in breiter Fülle vorhan den: es bedarf nur seiner Er schließung. Dr. DETLEF DÖRING
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