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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1986
-
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Band 1986
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6 KULTUR 10. Januar 1986 UZ/02 Jose-Marti-Abend in der KB-Reihe „Bücher im Gespräch" Die Kreisorganisation des Kul turbundes der KMU, Kommis sion Kunst/Literatur/Musik. hatte kürzlich zur Veranstal tungsreihe „Bücher im Ge spräch“ eingeladen. Prof. Dr. sc. Kurt Schnelle, Lehrstuhlleiter für 'Romanische Literaturen an der KMU, gab Auskunft zu sei nem Buch „Jose Marti — Apostel des freien Amerika“: die Ge sprächsleitung hatte an diesem Abend Prof. Dr. Ilse Seehase. Nach einführenden Bemer kungen zur weiterwirkenden Be deutung Jose Martis für die ku banische Revolution und für die neueste Geschichte Lateinameri kas. skizzierte Prof. Dr. Schnelle die universale und kämpferische Persönlichkeit des Dichters. Die Vielfalt, der kulturellen, litera rischen und politischen Ideen der zweiten Hälfte des 19. Jahr hunderts, die Marti im europä ischen Exil, in Mexiko und den USA aufnahm und für den Kampf um die Unabhängigkeit Lateinamerikas produktiv machte, ließen die Kompliziert heit in der Auseinandersetzung und Wertung des Politikers. Pu blizisten und Schriftstellers deut lich werden. Es ging Anregung aus von die ser Gesprächsrunde, die die Be züge der Geschichte zur Gegen wart aus der Kenntnis des Lan des und seiner Kultur erhellte. R. F. Im Dezember war wieder Märchenzeit - nicht nur für Kinder (UZ-Korr.) Seit fünf Jahren ist an einem Dezembersonnabend im oberen Foyer des Herder- Instituts Märchenzeit. Bestaunen am frühen Nachmittag zuerst die Kinder die altbekannten Mär chenfiguren, so lassen sich zu vorgerückter Stunde dann die Ve teranen vom märchenhaften Ge schehen auf der improvisierten Bühnenfläche gern „hautnah“ ge fangennehmen. Natürlich ist es jedes Jahr ein anderes Märchen, das die kleine „Theatertruppe“ von acht jungen Lehrerinnen und Mitarbeiterinnen im Auf trag der BGL mit meist selbst- verfaßten Texten und mit viel Freude und Engagement einstu diert und aufführt. Nachdem z. B. bereits „Rotkäppchen“. „Rumpelstilzchen“ und „Der Wolf und die sieben Geißlein“ zu sehen waren, agierten 1985 unter der Regie von Barbara Franken berg Schneeweißchen und Ro senrot in ihrer Hütte und im Wald. Die Kinder waren begei stert. wenn auch einige Angst vor dem bösen Zwerg nicht ver bergen konnten. Während es die Gewerkschafts verantwortlichen für die Kin derbetreuung früher mit einem ansprechenden Programm zur Kinderweihnachtsfeier oft nicht einfach hatten, so ist jetzt mit dem Weihnachtsmärchen dieses Problem gelöst. Gleichzeitig ist dies auch ein gutes Beispiel für eine schöpferische kulturelle Freizeitbeschäftigung, die neben einiger Mühe auch viel Spaß macht. Poetisches Theater gemeinsam mit Kulturschaffenden Das Zusammenwirken des Poe tischen Theaters mit den Kultur schaffenden des Bezirkes Leipzig gestaltet sich zunehmend enger. Anfang November besuchten der Klub der Intelligenz und der Freundeskreis Theater des Kul turbundes eine Sondervorstel lung der Inszenierung „Die Wanze“, Ende des Monats war der Bezirksvorstand der Schrift steller Gast des musikalisch literarischen Majakowski- Programmes. Für die nächsten Spielplanprojekte haben die Mit glieder des Verbandes Bildender Künstler Jürgen Böhme. Prof. Frank Ruddigkeit und Volker Wendt jeweils Plakataufträge übernommen. Einen Einblick m das umfangreiche Werk des Leipziger Malers Prof. Werner Tübke bietet die Ausstellung im KMU-Aus- stellungszentrum. Sie vereint die bisher größte Kollektion von Aquarellen des Künstlers, die bisher in einer Exposition ge zeigt wurde. Foto: Müller Die Geschichte ist in seinen Bildern immer gegenwärtig Zur Ausstellung mit Werken von Werner Tübke im KMU-Ausstellungszentrum Die Phantasie des Betrachters an zusprechen. sie freizusetzen, das ge hört zu den vornehmsten Eigen schaften bildender Kunst. Freilich darf sie nicht zu Illusionen verfüh ren. darf nicht Trugbilder für die Wirklichkeit vorgaukeln, Kunst muß immer mit ihren phantasievol len Bildern die Wirklichkeit durch schaubarer machen. Wie sie derglei chen Forderungen gerecht wird, so wohl der Phantasie des Betrachters Räume schafft als auch ihn damit nachdrücklich auf innere Zusam menhänge unseres Lebens Verweist, das ist bei den Werken des Leipzi ger Malers Werner Tübke im stren gen Sinne des Wortes zu erleben. Seine Bildergehören zu unserer Nationalkultur Um auf seinen Namen zu stoßen, bedarf es nicht des äußeren Anlas ses einer Ausstellung. Die Vielzahl seiner Bilder, die inzwischen zu dem reichen Fundus unserer Na tionalkunst gehört, bewirkt das von ganz allein. Erinnert sei nur an sol che originären Werke wie die „Le- benserinnerungen des Dr. jur. Schulz III“ (1965), der „Sizilianische Großgrundbesitzer mit Marionet ten“ (1972) oder an das bisher nur im Entwurf bekannte Panorama- Gemälde „Frühbürgerliche Revolu tion in Deutschland“, das in der Bauernkriegsgedenkstätte Franken hausen entsteht. In diesen wie auch in seinen weiteren Bildern verblüfft immer wieder die Sicherheit, mit der sich Werner Tübke frei in Alle gorie und Metapher, in historischen und kunstgeschichtlichen Bezügen bewegt. Gerade das letztgenannte Bildnis zeigt, welch gewaltige gei stige Dimensionen er inzwischen dabei erreicht hat. Denn mit diesem auch in seinen räumlichen Ausma ßen einzigartigen Gemälde — 2000 Quadratmeter Leinwand sind zu be malen — liefert er uns ja keines der üblichen Schlachtengemälde aus dem 19. Jahrhundert mit Blitz und Don ner. er hat mit ihm eine gigantische „Vision zurück nach vorn“ entwor fen. die den komplizierten, wider sprüchlichen Charakter einer gan zen Epoche mit ihren abertausend verschiedenen Gesichtern uns auf für die Sinne erfaßbare Weise vor führt. Eine Vorstellung von der die pro duktive Phantasie des Betrachters belebenden Wirkung Tübkescher Bilder gibt derzeit eine Exposition im Ausstellungszentrum der KMU. Neben rund 80 lithografischen Ar beiten aus den Jahren 1974 bis heute werden erstmals in diesem Umfang 90 kleinformatige Land schaftsaquarelle von Tübke gezeigt. Die Phantasie ist beim Betrachten der Bilder gefordert Seine Lithographien sind be kannt, sie haben eine unverwechsel bare eigene Sprache, so vielen The men sie sich zuwenden mögen. So sind Lithographien zu sehen, die im Umfeld des Frankenhausener Ge mäldes entstanden. „Gen Narrago nien“, „Reformation in Deutsch land“. „Auf dem Weißen Berg (Müntzer)“, „Ende der Narrenge richtsbarkeit“ — das sind die Titel einiger von ihnen. Sie stellen Mo mente der geistigen und sozialen At mosphäre in der frühbürgerlichen Revolution vor, mannigfaltige ge schichtliche Bezüge zeichnen sie aus. Mit ihnen beweist Tübke. wie tief er in die Kunst, ja in das Leben zur Zeit »er Renaissance eingedrun gen ist. So kann er ohne Selbstüber hebung von sich sagen, daß er „sich in der Zeitachse auf natürlichste Weise eingebettet“ fühlt und keinen Sinn für historische Distanz kennt. Historie sieht er als aktuelle Ge genwart. Diese Konsequenz macht ein Bild wie das Frankenhausener überhaupt erst möglich. Ihnen scheinen Lithographien wie „Happening in Pompeji“. „Tischge spräch“ oder „Neun Musen und Ku rier“ eng verwandt. Ein Unter schied zwischen ihnen ist dennoch gegeben. Auf den letztgenannten be völkern mit heutiger Phantasie aus gestattete Figuren antike oder mit telalterliche Staffage bzw. altertüm liches Interieur, treten auf bestimm te Art in Beziehung miteinander — oder nicht. Die dargestellten Szenen wirken häufig skizzenhaft, wie aus geschnitten und nicht ausformu liert. Irgendwelche direkten ge schichtlichen Bezüge fehlen, auch mit kunstwissenschaftlichem Wis sen sollen sie nicht entschlüsselt werden. Bei ihnen ist noch in stär kerem Maße als bei den anderen die Phantasie gefordert, das Nachemp finden von Stimmungen und Gefüh len. Sie bestätigen auf schlüssige Weise, daß für Tübke Vergangenes nicht abgeschlossen ist, sondern wei terwirkt, gegenwärtig ist. Landschaftsaquarelle nehmen großen Platz im Schaffen ein Vergessen werden sollen auch nicht die hier vertretenen gra phischen Porträts oder Selbstpor träts. Die Darstellung von Swerd low, von der Uljanowa und der Krupskaja, von Leonid Radin und nicht zuletzt von der eigenen Per son entspringen dem gleichen Kunst ¬ verständnis wie die vorangegange nen Lithographien: Durchleuchtung der Zeit und ihrer Charaktere. Während die Grafik Werner Tüb- kes schon große Bekanntheit ge nießt, dürfte das für seine Land schaftsaquarelle noch nicht zutref fen. Obzwar die früheste Datierung eines Aquarells in dieser Ausstel lung aus dem Jahre 1961 stammt, ist diese Exposition die bisher größte von solchen Bildern aus seinem Schaffen. Dabei nehmen sie darin einen festen Platz ein. 1979 schreibt Werner Tübke: „Beinahe scheint es mir, die äußerste Lust an unmittel barer Naturanschauung- nimmt zu. Das wäre vorzüglich, ja bildnot wendig beim ständigen Balancieren im Gedanklichen.“ Diese Ausstel lung könnte das bestätigen. Denn seitdem hat die Anzahl seiner neuen Landschaftsaquarelle nicht abge nommen. Man sieht es ihnen an, daß sie Produkte aus dem Urlaub sind, daß sie trotz des beim Aquarellieren ge forderten schnellen Pinsels in Ruhe und Entspannung, mit viel Malfreude entstanden. Von Lange weile oder Wiederholung kann den noch auf den Bildern nicht die Rede sein. Tübke erweist sich auch hier als ein Meister. Seine Aquarelle zeichnen sich aus durch genaues Er fassen des inneren Duktus einer Landschaft über deren Struktur und Farbe. Mit sicherem Blick für ein Motiv wurden Ausschnitte aus Land schaften abgebildet, die sich oft als geschichtsträchtig, als von Men schen bewohnt und gestaltet, her ausstellen. Das eilt vor - allem für die Bilder aus italienischen und grie chischen Landstrichen, die durch Ruinen, Resten menschlicher Be hausungen, oder durch noch be wohnte Stätten an historische Vor gänge erinnern. Geschichte ist bei Werner Tübke immer gegenwärtig. Daneben sind auch jene Aquarelle aus gleichsam archaischen Land schaften von nicht geringerem Reiz. Berge. Felsbrocken, Meeresbuchten — scheinbar unberührt, unbeeinfluß bar. Ein Wort noch zur Hängung der Werke: Bedauerlich ist es, daß ei nige Lithographien zu hoch hängen. Denn wie immer bei Tübke. reizen die filigranen Strukturen zum nähe ren Hinschauen. Das ist aber bei ei nigen der Grafiken kaum möglich, Beleuchtung und Höhe der Hän gung wirken sich ungünstig aus. Dem Genuß an den meisten Bildern tut das allerdings keinen Abbruch. Bis zum 1. Februar kann die Aus stellung noch besichtigt werden. U. H. Unterhaltsam, kurzweilig und tiefgründig in der Analyse Ein Theaterabend mit Dieter Wien und Madeleine Lierck „Mann, sind Sie doof.. stand auf dem Veranstaltungs plan des Jugend- und Stu- dentenzentrums „ Moritzbastei “. Ich war recht neugierig, zu er fahren, von wem denn diese nicht gerade feinfühligen Worte an wen gerichtet waren. Ein deutig kann ich diese Frage auch jetzt nicht beantworten. Das mu sikalisch-satirische Programm zweier Darsteller von der „Volks bühne“ Berlin unter Mitwirkung eines Musikus war jedenfalls dem Lehrer und seiner gesell schaftlichen Rolle in Vergan genheit, Gegenwart und Zukunft gewidmet. Der . eingangs er wähnte Titel des Programms ist so wahrscheinlich als ein liebe voller Fingerzeig auf menschli che Schwächen und typische Ver haltensweisen des Lehrers im Wandel der Zeiten zu verstehen, Schulalltag in unserer soziali stischen Gegenwart diente als Ausgangspunkt des Programms. Dieter Wien als etwas nervöser, korrekter Klassenlehrer ver blüffte das Publikum gleich zu Beginn, indem er es in seine außerordentliche Elternversamm lung einbezog, gekonnt improvi sierte und sogar die zu spät kom menden „Eltern“ mehr oder we niger freundlich begrüßte. Der-so- genannteElternkörper“ in Form theaterinteressierter Studenten erfuhr Lob und Tadel des Leh rers: Wien für Stärken und Schwächen seiner Schüler und erlebte dessen Verwirrung mit, als er auf der Tafel jene Schü lerbehauptung aus Kreide ent deckte: „Wien ist doof!“ Mit kabarettistischen Mitteln wurde ins Bühnenlicht gerückt, was den Lehrer denn nun beson ders „charakterisiert“ — ein biß- chen Schulmeisterei, pedanti sches Gebaren. liebevolle Strenge, die er nach dem Läuten der Schulglocke eben nicht so einfach ablegen kann. Das Pro gramm beleuchtete verschiedene Aspekte. Noch gut in Erinnerung ist mir das Lied einer alleinste henden Mutter, vorgetragen von Madeleine Lierck auf jener El ternversammlung. Durchaus ern ste Probleme standen hier auf der Tagesordnung des sati rischen Programms, das auch Fragen nach der Verantwortung von Eltern und Schule bei der Erziehung der Kinder stellte. Den Kindern, den Schülern wurde ebenfalls auf den Mund geschaut bzw. ins Aufsatzheft Zu zwei Fragen „Wieviel Zeit ha ben eigentlich die Eltern für euch?“ und „Wer ist für euch eine Autorität?“ nutzten die Künstler Ausschnitte aus Origi nalaufsätzen von Schülern, beeindruckend und manchmal be drückend zugleich. Ein Lehrer aus der Vergan genheit kam auch zu Wort! ..Mit der Schule ist es wie mit der Me dizin — sie muß bitter schmek- ken, sonst nutzt sie nichts.“ Ein gewisser Pfeiffer bekommt diese Weisheit in der ..Feuerzangen bowle“ zu hören. Madeleine Lierck und Dieter Wien gestalte ten einige interessante Szenen aus diesem bekannten Roman nach. Im Verlaufe des Abends lauschte das Publikum unter an- derem auch Dialogen zwischen zwei Lehrern im nächsten Jahr tausend, zwischen einem Neu lehrer und einer alten Studienrä tin im Jahre 1946, zwischen einem Schuldirektor und einer Pädagogik-Absolventin 1985 so wie einer Beichte Maxim Gorkis, seine Beziehung zu einem Lehe- rer betreffend. Das Publikum empfand das musikalisch-satirische Pro- gramm der zwei Berliner Schau spieler als unterhaltsam und kurzweilig. Dieses war dennoch tiefgründig in der kritischen Ana lyse des Verhältnisses zwischen Lehrer und Schüler. Schülern und Eltern. Eltern und Lehrern und gab einige wichtige Denkan stöße. K. STÄDTNER Neue Ausstellung in der Galerie (UZ) Als erste Ausstellung im Jahre 1986 wird am 11. Januar, 10.30 Uhr mi einer Veranstaltung im Hörsaal 13 des Hörsaalgebäudes eine Exposition mit Malerei, Zeichnung und Druckgrafik von Wolfgang Böttcher eröffne' Die Arbeiten des Künstlers sind ab 13. Januar in der Galerie im Hörsad bau zu sehen. Die Galerie lädt Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr una Samstag von 9 bis 12 Uhr zum Besuch ein. Ein Aussteilungsgespräch mI dem Künstler findet am 13. Februar, 18 Uhr, in der Galerie statt. 108. FOLGE „Wächter Lange meldete../' Franz Mehring vor dem Universitätsgericht Das „Journal der Raths-Nachtwa che" der Messestadt vom 29./30. Ja nuar 1S67 enthält unter der Num mer 125 die Notiz „Wächter Lange meldete:. 1/4 3 Uhr hörte ich in der Grimmaischen Straße von zwei Mannspersonen ruhestörend schreien und singen, ich. eilte hinzu, um diesen Skandal zu unterdrücken und traf in der Nähe der Reichs straße die Studenten Alwin Herr mann und Franz Wehring (in Wirk lichkeit Mehring. G. KJG. S.), wel che ungestört fortlärmten; ich er klärte ihnen, ihres aüsgearteten Schreiens halber, ohne weiteres die Arretur, worauf sie mir entgegne ten: ,wir schreien nicht, wir singen, und das können sie uns nicht ver bieten!’ Mittlerweile waren zwei Po lizeidiener, welche diesen Skandal in der Wachstube gehört, hinzu ge kommen, worauf wir beide der Poli zeiwache sistierten. Karl Weiske, Obernachtwächter.“ Diese Notiz zählt zu den wenigen Quellen, die etwas über Franz Meh rings Jugendjahre aussagen. Außer dem bestätigt sie die Einschätzung des Mehring-Forschers Thomas Höhle, daß der spätere Autor der Lessing-Legende, der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und der Marx-Biographie als Student al les andere als ein Mucker oder Stu benhocker gewesen sei. Er habe seine Studienjahre recht lebhaft genossen, sich in lustiger Ge sellschaft äußerst wohl gefühlt und sich als der tüchtige Zecher erwie sen, als der er auch später geschil dert wurde. Dabei geriet er mit den akademischen Bestinimiingen und den Verfügungen des Leipziger Ra tes mitunter in Konflikt. Die Mel dung des Nachtwächters Lange führte dazu, .daß Franz Mehring vom Universitätsgericht am 9. Februar 1867 wegen „nächtlicher Ruhestörung“ zu einer 24stündigen Karzer-Strafe zweiten Grades ver urteilt wurde. Bereits einen Monat später, am 9. März 1867, sprach ihm das Universitätsgericht eine achttä gige Karzer-Strafe ersten Grades wegen „Verbalbeschimpfuhg der im Dienst befindlichen Communalgar- denwache“ aus. Die Akten des Uni versitätsgerichts geben Auskunft darüber, was sich dahinter verbirgt. Dabei ist zu beachten, daß Streitig keiten zwischen Kommunalgardi ¬ sten und Studenten an der Tages ordnung waren. Nach Aussagen mehrerer Kommunalgardisten seien diese von 20 bis 25 Studenten am Verlassen des Wachlokals gehindert worden. Obendrein habe man sie be schimpft, und es sei der Ausdruck gefallen, „wir werden die Schwei- nehttnde schon kriegen“. Nach Dar stellung Franz Mehrings hätten die Kommunalgardisten die Studenten gedrängt und gestoßen. Mehring nahm, die Äußerung auf sich und er klärte schließlich, daß er sie getan habe, als er einen zweiten Stoß er hielt. Er sei über dieses „barbarische Benehmen“ empört gewesen, auch hätten die Kommunalgardisten die Studenten „dumme Jungen“ ge nannt. Ein drittes Mal mußte sich der Leipziger Student der Philologie vor dem Universitätsgericht ver- • antworten, weil ihn der Besitzer des Cafehauses in der Petersstraße 7, Ernst Sack, bezichtigte, zusammen mit einem Kommilitonen in seinem Lokal Zänkereien und Raufereien provoziert und sich an ihm tätlich vergriffen zu haben. Das Universi tätsgericht verurteilte Mehring zu Zeichnung aus „Brummkaefer oder d Musen in Carcere solae" 1836 bis 18 , die einer zweitägigen Karzerstraje, er jedoch in Berlin verbüßte. . (Vgl. die ausführliche DarsteU 1 '^ in: Leipzig aus Vergangenheitate Gegenwart. Beiträge zur Staatü schichte, Bd. 1, S. 207 ff.) IG $
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