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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1986
-
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Band
Band 1986
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kultur spiegel Begegnung mit Prof. W. Schubert Mehr als 40 Studenten und Wissenschaftler nahmen am Er öffnungstag des XI. Parteitages die von der Kulturbund- Grundorganisation an der Sek tion Germanistik und Literatur wissenschaft gebotene Möglich keit wahr, mit dem Generaldirek tor der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klas- sischen deutschen Literatur in Weimar, Prof. Dr. Werner Schu bert, zusammenzutreffen. Prof. Schubert gab einen anschauli chen Einblick in den Anteil, den diese 1953 gegründete Einrich tung an der Verwirklichung der kulturpolitischen Ziele der SED bisher gehabt hat und auch künf tig haben wird. In der Diskussion wurden viele Detailfragen gestellt, die nicht zuletzt den wissenschaftli chen Arbeitsmöglichkeiten gal ten. Für alle aber war es die be eindruckende Begegnung oder Wiederbegegnung mit einem ehe maligen Hochschullehrer unserer Universität, der vor nahezu 40 Jahren als junger ABF-Student Genosse geworden ist und seit dem in unserem Land oder in dessen Auftrag im Ausland viel für das internationale Ansehen der DDR geleistet hat, ohne je seine bescheidene, die Sache und nicht die eigene Person be tonende Grundhaltung auf zugeben. Prof. KLAUS PEZOLD Zu Gast in der „Literarischen Stunde" Dr. Adel Karasholi von der Sektion ANW unserer Universi tät ist Gast der „Literarischen Stunde“, die am 10. Mai. 20 Uhr, von Radio DDR II gesendet wird. Adel Karasholi legte jüngst sei nen dritten Gedichtband vor un ter dem Titel „Daheim in der Fremde“. Es ist Poesie, die in deutscher Sprache entstand und dennoch nicht die Herkunft ihres Schöpfers aus dem arabischen Raum verleugnet. Mediziner musizier ten in der Börse Ein „Kleines Konzert“ mit So naten von Haydn. Telemann. Co relli und anderen Komponisten des 18. Jahrhunderts gab am 12. April die Kammermusikgruppe „Collegium musicis delectans" in der Alten Börse am Naschmarkt. Die Laienmusiker dieser 1967 gegründeten Gruppe sind vor wiegend Studenten, Lehrkräfte und Mitarbeiter des Bereiches Medizin unserer Universität. Seit 1975 treten sie jährlich zweimal für Erwachsene und einmal für Kinder öffentlich auf. Ihre Pro gramme enthalten zum größten Teil Stücke, die in professionel len Konzerten nicht erklingen. Mit seinem unbeschwerten Musi zieren verschaffte das ..Colle-’ gium musicis delectans“ den Zu hörern Entspannung und Freude, wofür es mit starkem Beifall be lohnt wurde. Am 4. Juni lädt die Kammer musikgruppe vor allem die 5- bis 14jährigen wieder zu einem Kin derkonzert in die Alte Börse ein. SYLKE BERBIG Freunde aus 13 Ländern auf der Bühne der Leipziger Kongreßhalle Gemeinsam sangen die Freunde des Ensembles das südafrikanische „Shosholosa", Socratis Socratous aus Zypern verab- die Schillersche »Ode an die Freude“ sowie andere Lieder. Fotos: Kühne schiedete sich an diesem Abend mit einem „Siebtanz" aus dem Ensemble. . Brüder, im Frieden sind unsere Träume der Atem der Welt.. Großes Konzert des Ensembles „Solidarität" zeugte von der Sehnsucht und dem Willen der Menschheit nach Frieden, Abrüstung und Völkerfreundschaft „Die Mitglieder des Ensembles .So lidarität“ von vier Kontinenten wol len der Sehnsucht und dem Willen aller Menschen nach Frieden, Ab rüstung, Völkerfreundschaft und Glück Ausdruck geben.“ So die Ab sicht des diesjährigen Großen Kon zerts dieses internationalen Ensem bles, das am 25. April Hunderte in die traditionsreiche Leipziger Kon greßhalle zog. Unter den Gästen der Sekretär der SED-BL, Dr. Roland Wötzel, sowie Mitglieder des Se kretariats der SED-KL. In einem fast zweistündigen, von begeisternden Ovationen begleiteten Programm zeigten die Freunde aus 13 Ländern in Liedern und Tänzen ihre Entschlossenheit, mitzuhelfen, die Gefahren für den Frieden zu bannen, erhoben sie ihre Stimme ge gen Unterdrückung und dokumen tierten ihren Willen, für die Freiheit und Souveränität aller Völker zu kämpfen. Nicht ohne Grund, so meine ich, eröffneten nach einer „Perenitza“ — Vertreter aus allen Gruppen zeigten diesen Tanz — die Freunde vom ANC Südafrika das Programm, blickt doch die Welt auf das ge peinigte Volk, das sich immer ent schlossener und machtvoller gegen die Apartheid erhebt und um seine Selbstbestimmung kämpft. „Shosho losa — Vorwärts zur Freiheit“ riefen sie, und daß sie in ihrem Ringen nicht allein stehen, kam nicht zu letzt auch darin zum Ausdruck, daß das gesamte Ensemble in diesen Ruf einstimmte. Zwei weitere Lieder zeigten die Kampfbereitschaft. „Scheue nicht den Schweiß und die Peitsche im Rücken, du tust es für das gemarterte Volk, und es wird aufgehen der zarte Sämling der Freiheit“ heißt es in einem der Lieder. Auch die Mädchen und Jungen der Gruppe Palästina wurden mit viel Beifall bedacht. Sie verspra chen in ihren Liedern und Tänzen, im Kampf nicht nachzulassen, die Waffen zu übernehmen, um für Frei heit und Recht zu streiten. „Ich gehe ins besetzte Gebiet“ und „Ich rufe euch“ hießen die beiden pa lästinensischen Beiträge, die von der Siegeszuversicht auch dieses Volkes kündeten. Lampenfieber hatten die Freunde aus Bolivien, die sich zum ersten Mal dem Publikum vorstellten. Der Aufforderung von Ensemble-Leiter Hans Thomas, der gemeinsam mit Ali Idi Siwa sehr einfühlsam durch das Programm führte, kam das Pu Zum ersten Mal dabei waren die Freunde aus Bolivien mit Roberto Alva rado. blikum gern nach, denn das, was die Gruppe bot, war in jedem Falle hörenswert. Männertänze aus Zypern, der an mutige Lichtertanz der vietname sischen Mädchen, Tänze aus Rzes- zow - gezeigt von den polnischen Freunden — die feurigen Tänze der bulgarischen Mädchen und Jungen oder die von den Mitgliedern der so wjetischen Tanzgruppe tempera mentvoll getanzte Quadrille, die be kannte Theodorakis-Melodie „Nur diese eine Schwalbe“ aus dem Volks oratorium „Axion esti“ — dargebo ten von der Gruppe „Hellas“ — all das waren Erlebnisse, die sich ein prägten und wohl auch nicht so schnell vergessen werden. Fraglos aber auch, daß vor allem die Freunde aus Nikaragua mit be sonderer Anteilnahme begrüßt wur den, denn ein festes Band vereint uns mit diesem Volk, das sich in sei nem Kampf der festen Solidarität al ler friedliebenden Menschen sicher sein kann. Das drückte auch die Gruppe „Alerce“ aus Chile in ihrem „Fröhlichen Lied für Nikaragua“ aus, in dem sie sagten, daß Ni karagua nicht beweint wird. Das Volk hat Freunde und Kämpfer in der ganzen Welt. Die chilenischen Freunde richte ten erneut den eindringlichen Ap pell an die Anwesenden, alles zu tun, damit der Krieg für immer aus dem Leben der Völker verbannt wird. „Gib dem Frieden deine Kraft" sangen sie, denn „es wird nur Frieden auf der Erde, wenn du es willst“. Wem wohl geht dieser Appell nicht unter die Haut? Publi kum und Akteure auf der Bühne wa ren und sind sich einig in ihrem Wollen. Das zeigte sich auch in der eindringlichen Interpretation der „Ode an die Freude“, die von den chilenischen Genossen angestimmt wurde und in die in immer stärker anschwellendem Gesang alle Freunde des Ensembles „einfielen“. Worte können wohl das Gefühl nicht aus drücken, das einen beim Gesang die ser Friedenshymne, die von der Sehnsucht der Menschheit nach Frieden und Völkerverständigung spricht, ergreift. Keine Frage, daß das Publikum im Saal einige Zuga ben forderte. Stehend wurden sie aufgenommen, gemeinsam wurde ge sungen. Es war ein aufrüttelndes, ein zum Kampf auf rufendes und motivieren des, aber auch die in der Ge meinsamkeit liegende. Stärke de monstrierendes Programm. das Kraft, Mut und Zuversicht gab für den gemeinsamen Kampf um Frie den und Gerechtigkeit in der Welt. Dank all jenen, die dafür Sorge trugen, daß das Große Konzert des Ensembles „Solidarität“ ein wunder bares Erlebnis wurde. Denn, wie sagt es der große griechische Dich ter Iannis Ritsos in einem seiner Ge dichte?: Brüder, im Frieden Sind unsere Träume der Atem der Welt. Reicht euch die Hände meine Brü der, Das ist der Frieden. GUDRUN SCHAUFUSS Hüten wir unsere Erde, wir haben nur diese eine Kulturbund-Gespräch zum Friedensgedanken in der Geschichte des Bürgertums Dr. Rosemarie Schumann. Autorin des im Dietz Verlag er schienenen Buches „Amsterdam 1932“ war Gast der Kulturbund- Veranstaltungsreihe „Wissen um die Gefahr — Verantwortung für das Leben — Wissenschaftler im Kampf für die Erhaltung des Friedens“, die unter dem Thema „Der Friedensgedanke in der Ge schichte der Menschheit“ stand. Vor einem leider nur sehr klei nen Publikum bezog sich die Re ferentin in leichter Abänderung des vorgesehenen Themas auf den „Friedensgedanken in der Geschichte des Bürgertums“; ein bislang noch reichlich unerschlos senes Gebiet, wie sie feststellte. Dazu verwies sie eingangs sehr anschaulich auf die Entstehung der Friedensbewegung, seiner zeit freilich noch nicht unter die ser heutigen Bezeichnung. Als „Vater der Friedensbewe gung“ könne Hugo Grotius (1583—1645) gesehen werden, eng verbunden mit dieser Thematik aber auch Christian Thomasius (1655—1728) oder Immanuel Kant (1724—1804). Letzterer . manife stiert seine Gedanken hierzu be reits 1795 in der bekannten Schrift „Zum ewigen Friedn"! Doch erst in der postnapoleo nischen Ära kam es zu ersten Formen organisierten Auftretens bürgerlicher Kräfte. Der Wiener Kongreß (1814/15) beförderte die weitere Zusammenarbeit, und 1815 wurden in den USA erste Friedensgesellschaften gegrün det. Ein Jahr später bildete sich in Großbritannien eine Peace so- ciety der sogenannten Quäker. Andere europäische Friedensge sellschaften entstanden in Genf (1830), Brüssel (1848), Paris (1849) und Frankfurt am Main (1850). Sie alle waren geleitet vom humanistischen Grundan liegen. Selbst der 1919 gegrün dete Völkerbund, eine erste juri dische Niederlegung des Völker rechts, basierte auf Entwürfen des Mittelalters, die bereits 1889 die Interparlamentarische Union (IPU) mit solchen Vorhaben wie der Förderung internationaler Zusammenarbeit und gemeinsa mer Aktionen zur Sicherung des Weltfriedens weiterführte. Im folgenden orientierte Dr. Rosemarie Schumann nun auf bürgerliche Friedenskräfte in Deutschland, wo 1889 das Buch „Die Waffen nieder“ der Berta von Suttner auf große Resonanz stieß, ja sogar Auslöser für die Gründung weiterer Friedensge sellschaften war, denen sich ne ben Vertretern des Bürgertums auch Adlige und Militärs an schlossen. Auf der Suche nach prak tikablen Lösungswegen für Frie densgedanken entstand eine bür gerliche Abwehrbewegung, die gegen, jede Form von Chauvinis mus und Kolonialismus einen an timilitaristischen und antimon archistischen Einfluß geltend ma chen wollten, dabei allerdings von den Idealen der frühbürger lichen Revolution und des Idea lismus getragen war. Rosemarie Schumann hob her vor, daß die Regelung kriegs rechtlicher Fragen auf der Haa ger Konferenz von 1907 zwar nur auf eine „Humanisierung des Krieges“ hinausgelaufen sei und eine noch nicht obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit erzielte; daß ihre Bedeutung jedoch zwei fellos darin läge, die aufgewor fene Problematik erstmals zum Gegenstand öffentlicher Diskus sionen erhoben zu haben. Als schwerer Schlag für die interna tionale Friedensbewegung sei hingegen der erste Weltkrieg zu werten, während dessen Verlauf alle deutschen Friedensgesell schaften verboten wurden. Später entstandene Frie denskartelle, denen sich auch Christen und Sozialdemokraten anschlossen, wendeten sich von bürgerlichen Zielen teilweise ab. konnten sich aus einem recht ver haltenen Humanismus jedoch nicht erheben. Grundlage des Friedensbundes deutscher Ka tholiken war 1919 die Bergpre digt, immerhin ein Anzeichen des Aufbruchs in der Theologie. Bis in die 30er Jahre hinein war die deutsche Friedensbewe gung sehr aktiv, mußte dann aber nach und nach Rückschläge hinnehmen. 1930 bereits unter sagte die deutsche Sozialdemo kratie ihren Mitgliedern die Be teiligung in den Friedensgesell schaften, und 1933 wurde dann jede Form einer derartigen Be tätigung in Deutschland verbo ten. Den Amsterdamer Friedens kongreß 1932 sparte die Autorin aus. schließlich liegt ja ihr Buch zu dieser Thematik vor. In einer abschließenden Zu sammenfassung hob Dr. Ro semarie Schumann hervor, daß der Pazifismus eine vom Impe- rialismus hervorgebrachte Bewe gung sei, die ihren Existenzbo den auch nur dort findet, wo die Sicherung des Friedens keine zU oberstem Prinzip erhobene Staatspolitik ist. „Hüten wir die ses Haus, unsere Erde“, sagte sie. „Wir haben nur dieses eine Haus.“ Das Forum fand seine Fortset zung in einer Diskussion, die - obwohl oder gerade weil - nu wenige die Runde füllten, als sehr ergiebig sich gestaltete. MICHAEL ERNST Dr. Rosemarie Schumann war Gast der KB-Veranstaltungsreihe über .di Verantwortung der Wissenschaftler im Friedenskampf. Foto: Mülle treff punkt Haben Sie schon einmal etwas von „Reflexionen“ gehört? Jener Reihe im Filmkunsttheater am Neu markt, die seit September vergange nen Jahres zum Programmangebot des Hauses gehört und nachhaltiger mit neuen, bemerkenswerten Do kumentarfilmen der DEFA vertraut machen möchte? Ehrlich gesagt: Bis a Anfang April kannte ich sie noch nicht, erfuhr davon erst durch eine Anzeige in der Zeitung, die mich neugierig machte — und schließlich in die mittlerweile 4. Folge lockte. Auffallend viele junge Leute — Oberschüler noch — waren ebenfalls erschienen, um den erstmals im UNO-Jahr der Jugend 1985 aufge führten Streifen „erste Liebe“ zu se hen und anschließend mit Autor- Regisseur Konrad Weiß und Prof. Dr. Kurt Starke vom Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig ins Ge spräch zu kommen. „erste Liebe“ ist ein Filmtage buch, entstanden zwischen Mai 1983 und Juni 1984 bei und mit Schülern einer 8. Klasse der 23. Oberschule Berlin-Bohnsdorf. Über ein Jahr lang — in der Schul- und Freizeit, auf Klassenfahrten und bei Geburts tagsfeiern — begleitete das Film team die Mädchen und Jungen, lernte deren Ansichten, Wünsche, Freuden und Sorgen kennen und er kundete insbesondere die Auffas sungen der 13-, 14jährigen über Vor stellungen und Erwartungen vom anderen Geschlecht. Um zu gültigen Aussagen zu gelangen, war ein wirk liches Vertrauensverhältnis zwi schen den jungen Leuten und den Filmemachern notwendig: „Absolu tes Stillschweigen über alles, was Eine Lanze für den Dok.-Film oder Vom Gefühl, erstmals verliebt zu sein Konrad Weiß’ DEFA-Dokumentarstreifen „erste Liebe" im Gespräch wir gehört und miterlebt haben, auch Eltern und Lehrern gegenüber, war selbstverständlich“, so der Re gisseur. Wenn letztlich auch nicht alle Schüler dieser Klasse begeistert waren, „bei ihren Unternehmungen immer neugierige Erwachsene mit der Filmkamera dabeizuhaben oder Fragen über ganz Persönliches“ zu beantworten,- so nötigt der Film als Resultat doch einigen Respekt ab. Denn daß es den Autoren mit viel Fingerspitzengefühl und Zurückhal- tung gelungen sein muß. die mei sten der Jugendlichen aufzuschlie ßen und von ihnen akzeptiert zu werden, beweist mir schon das lok- kere und sehr ehrliche Auftreten der Mädchen und Jungen vor der Kamera, ihre Bereitschaft, offen und ungehemmt auch über Intimes zu sprechen. Das hat mir ebenso im poniert wie die Art und Weise der Gesprächsführung mit Manuela, Romy, Jens, Cordula, .Peter, den bei den Claudias und anderen — die Fra gen . waren weder (moralisierend noch belehrend angelegt, sondern vielmehr partnerschaftlich-konkret, auf die individuellen Charaktere zugeschnitten. So wurden auch Ant worten zu Tage befördert, die nicht wie ein Ei dem anderen glichen, den noch' zumeist die Sehnsucht nach einem festen Freund, einer festen Freundin zum Ausdruck brachten. Da wirkte nichts gekünstelt oder konstruiert gar, wie überhaupt,'so Konrad Weiß, keine Interviews vor her „geprobt“ worden sind. In den Mittelpunkt ihres Filmtagebuches haben die Autoren die junge Liebe von Claudia und Thomas gerückt, damit gleichzeitig ein wichtiges (weil weit verbreitetes) Problem be rührt: Wie reagieren die Eltern auf die Beziehung ihrer 13jährigen Toch ter zu einem 17jährigen Jungen? Gut, daß hier auch Claudias Eltern vor der Kamera zu Wort kamen, wenngleich man über ihre Auffas sungen geteilter Meinung sein wird. Und schließlich: Geschickt scheint mir der Film auch dramaturgisch angelegt zu sein — die Einteilung des Tagebuches nach jahreszeitli chen Begegnungen und Befragun gen sowie die Einbeziehung effekt voller Musiktitel mit Marion Sprawe, Thomas Natschinski und Jessica. Das bewirkt Kurzweil und ermöglicht zudem notwendige Ru hepunkte zwischen' den Interviews. Daß dieser Film auch viele der jungen Zuschauer angesprochen hat, an die sich „erste Liebe“ zu allererst wendet, belegten die zahl reichen Fragen im Anschluß an die Aufführung — vor allem zur detail lierten Entstehungsgeschichte des Tagebuches, während sich Erwach sene vor allem nach der pädago gisch-methodischen Herangehens- weise erkundigten. Schüler aus ach ten Klassen Leipziger Oberschulen bestätigten die Äußerungen un Empfindungen ihrer im Film befrag' ten Altersgefährten, Prof. Da Starke ergänzte manche Bemerkung mit aktuellen Ergebnissen soziolog scher Untersuchungen zu den im und durch den Film aufgeworfene Fragen: Während die überwiegen^ Mehrheit der jungen Leute ihr Wi sen über Liebe und Sexualität yo etwa 20 Jahren noch „auf de Straße“ erworben habe, sei heu. die entsprechende Literatur o Hauptinformationsquelle. Erst an zweiter und dritter Stelle würde sich Heranwachsende an ihre Elte' und Lehrer mit Partnerschaftspro blemen wenden . . . Egal, wie man nun zu dem Film und den hie 11 aufgeworfenen Problemen steheor mag: Das besondere Verdienst OSn Filmschöpfer sehe ich darin, einer Beitrag zur Selbstverständigung d angesprochenen Altersgruppe ‘ leistet, zu haben - junger Mensen, in der Pubertät, die das Recht ha ben, mit ihren Fragen von uns E wachsenen ernst genommen zu wen den. HOLGER STEPHAN
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