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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1986
-
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- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
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- Ausgabe Nr. 13, 31. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
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- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 36, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 17. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 24. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 31. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 7. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 14. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 21. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 28. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. Dezember 1
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Band 1986
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D ie sozialistische Persönlichkeit stand im Mittelpunkt eines fünf- tägigen Weiterbildungskurses begabte junge Wissenschaftler, Qr von der Sektion Psychologie der Karl-Marx-Universität unter Lei- von Prof. H. Schröder vom 31. Härz bis 4. April durchgeführt Vurde. Dieser Kurs fand im Rah- men des INTSEM (Interdisziplinä- [es Seminar für Nachwuchswissen- Schaftler — ein im November 1985 Be8ründetes zentrales fachüber- greifendes Weiterbildungszentrum) latt, das sich mit dieser Veranstal- ng bereits zum dritten Male erfolg reich der wissenschaftlichen Öffent- ichkeit unserer Republik gestellt hatte. Zur Teilnahme am Kurs, des- Thematik unter den jungen Ge- Sellschaftswissenschaftlern ein außerordentlich starkes Interesse asgelöst hatte — exakt hieß sein Thema „Tätigkeitsanalyse und Per- s “nlichkeitsentwicklung in der so- Zialistischen Gesellschaft“ —, waren Von den zahlreichen Bewerbern etli- Che von den betreuenden Professo- Ten delegiert worden. Daß eine sol- Che Thematik bei den jungen Psy- Shologen, Philosophen, Soziologen. Pädagogen, auch einzelnen Histori- kern, Aufsehen erregen mußte, wird bei einem Blick auf das vielseitige Ind anspruchsvolle Programm noch Verständlicher. Es enthielt Kom- Mexe zu persönlichkeitstheore- ljschen Grundlagen, zur Regulation Von geistigen und von Arbeitstätig- keiten und bot neben grundlegen- den theoretischen Problemen auch achbezogene psychologische Fragen und Konzepte zur Persönlichkeits- Entwicklung wie etwa der Pädagogi ken und klinischen Psychologie so- Wie Psychologie für Leiter; es be- käftigte sich auch mit den Kom- Plexen Persönlichkeitsentwicklung m pädagogischen Prozeß, Tätig- keitsregulation, Pathogenese und Probleme der Gesundheitsentwick- lung sowie Methoden zur Entwick- lung der individuellen Handlungs- tähigkeit. Anziehend war für die jungen Wissenschaftler, daß in- '«national bekannte Psychologen, ndere Gesellschafts- und Natur- vissenschaftler sowie Mediziner aus der DDR, einige aus dem Ausland, hach Leipzig gekommen waren. Der Mensch gewinnt für sein Leben Sinnerfüllung erst in der Tätigkeit Vielseitiges und anspruchsvolles Programm beim dritten Kurs des INTSEM stieß auf großes Interesse Trainingsprogramme vervoll ständigten das Programm. Sie rea lisierten sich u. a. im Rollenspiel zu Themen der Persönlichkeitsentwick lung im Kindesalter, bei Verhand lungsverhalten im Außenhandel so wie beim Problemeiösen in Leitungs kollektiven. In den Veranstaltungspausen währ rend des Kurses sprachen wir mit Prof. Schröder und baten, einige Fragen zur Persönlichkeitspsycho logie, die im Kurs besonderes Inter esse erlangten, etwas anschaulicher zu erläutern. „Grundgedanke unse rer Veranstaltung und Ursachen des Mit Untersuchungen zur computergestützten Diagnostik beschäftigen sich Studen ten der Sektion Psychologie unserer Universität im Fach Angewandte Informatik im Psychodiagnostischen Labor. Dr. Mario Caruso (r.) leitet die künftigen Kinder psychologen dabei an. Neben einer gediegenen Grundausbildung erhalten sie Spezialvorlesungen, die sie auf ihr späteres Einsatzgebiet - u. a. Kinderkrippen und Mütterberatungsstellen - vorbereiten. Foto ADN-ZB großen Interesses sehe ich darin, daß wir das Verhältnis von Mensch und Umweltanforderung konkreter bestimmen müssen. Es ist ein regula tives Verhältnis auf biologischer, psychologischer und sozialer Ebene und realisiert sich auf höchster Ebene, dem Niveau der Persönlich keit, als Tätigkeit. Im Alltagsver ständnis wird der Mensch oft nur als Individuum isoliert betrachtet, gewissermaßen als ein Mosaik von Verhaltenseigenschaften. Im Gegen satz dazu sind wir inmitten eines Entwicklungsprozesses, in dem sich diese Sichtweise grundlegend ver ändert. Die neue Betrachtungsweise von der Persönlichkeit sieht den Men schen in seinem konkreten Anfor derungsfeld als Subjekt von Ge ¬ staltungsaktivität. Und die Tätigkeit ist eine zweckbestimmte, motivierte menschliche Aktivität, z. B. Arbeits tätigkeit, Lerntätigkeit; hier ge winnt der Mensch Motiv- und Sinn erfüllung seines Lebens. Diese Tätigkeit realisiert sich in Hand lungen, die durch Ziele bestimmt werden. In vorherigen Auffassun gen wurde die Rolle der Tätigkeit für die Persönlichkeitsentwicklung unterschätzt oder stark in den Hin tergrund gedrängt. Unter Persönlich keit wurden mehr allgemeine Cha rakterzüge verstanden. Uns interessierten in der Diskus sion die Qualitäten, die nötig sind, um die Persönlichkeitsanforderun gen zu erfüllen, also die Handlungs voraussetzungen, die für das Erfül len konkreter Umweltanforderun gen nötig sind. Das wurde im Semi nar einmal von den philosophischen Grundlagen und von der marxisti schen Persönlichkeitstheorie aus gehend über die Konkretisierung der geistigen Tätigkeit bis zur An wendung, z. B. auf die pädagogische Tätigkeit, diskutiert.“ Alle Teilnehmer äußerten sich an erkennend, z. T. begeistert und streitbar zu den aufgeworfenen The men. Der Gedanke, daß die Betrach tungsweise von der Persönlichkeit mit der Tätigkeit zu verbinden ist, setzt sich durch; eine wichtige Er kenntnis auch dieses Weiterbil dungsseminars. Dr. K. SCHRÖDER „Die konstruktive Atmosphäre wird eine nachhaltige Wirkung haben..." Teilnehmer äußern ihre Meinung zum Kurs des INTSEM über Fragen der Persönlichkeitsentwicklung Kerstin Schulze, Dipl.-’Ok., Institut für Soziologie und Sozialpolitik, AdW der DDR Das interdisziplinäre Seminar für Nachwuchswissenschaftler gab mir als Arbeitsökonom, der in der so- Ziologischen Forschung arbeitet, die hervorragende Möglichkeit, einen Umfassenden Überblick über die Dsychologische Persönlichkeitsfor- Bchung zu erhalten. Die vorgestell- len Ansätze und die dargestellten Widersprüche in der Forschung, die 68 in der nächsten Zeit zu lösen gilt, Sind für mich in mehrfacher Hin- icht nutzbar. Ich möchte den Organisatoren Und Veranstaltern dieses interdiszi- Dlinären Seminars für die gelun- gene Durchführung der wissen- Schaftlichen und der Rahmenveran- Staltungen danken. Die konstruktive Atmosphäre in den Diskussionen so- Wie das umfangreiche Wissensan- Eebot werden sicherlich eine nach- haltige, noch nicht abgeschlossene Wirkung haben. Korvettenkapitän Volker Voigt, Dipl.-Psych., Ministerium für Nationale Verteidigung Der Gegenstand dieses Seminars - Tätigkeitsanalyse und Persönlich ¬ keitsentwicklung in der sozialisti schen Gesellschaft — fordert zwin gend Interdisziplinarität, die hier in dankenswerter Weise vorbildlich de monstriert und realisiert wurde. Das betrifft einerseits die .Gestal tung des Arbeitsprogramms, in dem führende Wissenschaftler verschie dener Disziplinen, insbesondere von den Universitäten, Hochschulen und Akademien der DDR, ihre neuesten Erkenntnisse in uneigennütziger Art vorstellten. Andererseits ist begrü ßenswert, daß auch Vertretern ver schiedener Wissenschaftsdisziplinen die Teilnahme an diesem hochinter essanten und erkenntnisreichen Se minar ermöglicht wurde. Hervor hebenswert ist, daß nicht nur Wis senschaftlern aus der Grundla genforschung die Teilnahme ermög licht wurde, sondern auch solchen, die überwiegend in der Praxis ihr Betätigungsfeld haben und vor der Aufgabe stehen, die neuesten Er kenntnisse anzuwenden und umzu setzen. Bewunderungswürdig an dem ab solvierten Programm ist sowohl die qualitative als auch quantitative Or ganisation. Das Auftreten von füh renden Wissenschaftlern, die frucht baren Diskussionen mit diesen und die perfekte Organisation trugen we sentlich zum Erfolg dieses Kurses bei, inklusive die hervorragende Be treuung während dieser Zeit. Peter Lehnert, Dipl.-Psych., wiss. Ass. an der HfV „F. List", Dresden. Sekt. ML Dem Thema „Tätigkeitsanalyse und Persönlichkeitsentwicklung in der sozialistischen Gesellschaft“, einer anspruchsvollen Thematik, stellten sich bekannte Wissenschaft ler verschiedener Wissenschaftsdis ziplinen unseres Landes (sowie Gä ste ausländischer wissenschaftlicher Einrichtungen). Die damit garan tierte hohe Qualität der Veranstal tungen fand Ergänzung in interes santen Diskussionen der aus ver- schiedenen Fachrichtungen kom menden Teilnehmer des Kurses mit den Referenten. Allerdings muß an dieser Stelle kritisch vermerkt wer den, daß Vertreter durchaus rele vanter Wissenschaftsdisziplinen, u. a. der Sozialpsychologie und der Soziologie sowohl in der Reihe der Referenten als auch der Teilnehmer des Seminars nicht die entspre chende Achtung fanden. Die Möglichkeit, sich über inter disziplinäre Zugänge zum For schungsgegenstand zu informieren, verschiedenen Fachdisziplinen ad äquate Standpunkte kennenzulernen und selbst zu artikulieren, Kontakt zu anderen Nachwuchswissenschaft lern zu gewinnen, mit ihnen zu diskutieren, machten den besonde ren Reiz dieser Veranstaltungen aus — nicht zuletzt auch dank der aus gezeichneten Organisation des Kur ses, inklusive seiner Rahmenbedin gungen. Karla Hoffmann, Dipl.-Psych., Sekt. Rehabilitations pädagogik, HU Berlin Der Lehrgang bot ein breites Spek trum von Themen an, die sich ins besondere auf theoretische Grund lagen der Psychologie bezogen. Da mit wurde jedem Teilnehmer die Möglichkeit gegeben, sich einen Ein blick in theoretisch-psychologische Ansätze zu verschaffen, die sein Ar beitsgebiet nicht unmittelbar betref fen. Die relativ großzügige Pausenge staltung (30 min pro Einheit) räumte den Teilnehmern die so wichtige Möglichkeit der Diskussion untereinander ein. Darüber hinaus wäre für künftige Seminare zu über legen, ob man einen Veranstaltungs tag für die Diskussion der Teilneh mer untereinander — natürlich vor bereitet — offenhält, da hierfür ein großes Bedürfnis zu spüren war. IIS veranstaltete Konferenz zu dem Thema: „Frieden — Sicherheit — Recht" A nfang April 1986 fand am In stitut für internationale Stu dien der Karl-Marx-Univer sität Leipzig eine Konferenz der Nachwuchswissenschaftler zum Thema „Frieden — Sicherheit — Recht“ mit Gästen aus den ver schiedensten Hochschuleinrich tungen der DDR statt. Diese zweitägige Beratung steht im Zu sammenhang mit dem am IIS langfristig zu bearbeitenden in terdisziplinären Forschungs thema: „Vertrauensbildung, Frie denssicherung, Abrüstung“. In der Diskussionsgrundlage (C. Judt) wurde besonders die Friedenserhaltung als Problem Nummer Eins der Menschheit un terstrichen, die Universalität der Friedensfrage beleuchtet, und auf den Beitrag der Wissenschaft im Friedenskampf hingewiesen. Eine interdisziplinäre Zusam menarbeit auch aller jungen Wis senschaftler auf diesem Gebiet zen innerhalb der herrschenden Klasse, insbesondere innerhalb der Monopolverbände im Hin blick auf die Friedensfrage und die Beziehungen zur imperiali stischen Führungsmacht USA deutlich, und andererseits wurde das massive Bemühen aller Ver treter der Monopolbourgeoisie, insbesondere auch mittels der Anwendung des Rechts, gegen die Friedensbewegung vor zugehen, aufgezeigt. Hier wiederum stand vor al lem die Frage nach den Grenzen des innerstaatlichen Rechts zur Diskussion, da das Recht als Machtinstrument der herrschen den Klasse ganz massiv zur Durchsetzung der Interessen der Monopolbourgeoisie genutzt wird. Jedoch wurde auch deut lich, daß die Rechtsgrundlagen der imperialistischen Ordnung nicht ohne weiteres immer für imperialistische Interessen nutz- Der Beitrag des Rechts zur Friedenserhaltung von jungen Wissenschaftlern untersucht sei daher zu erhöhen. Des weite ren wurde besonders auf die Pro blematik der. Effektivität des Rechts im Friedenskampf und der Möglichkeiten eines Systems der internationalen Sicherheit, wie es auf dem XXVII. Partei tag der KPdSU von M. Gorba tschow vorgeschlagen wurde, hingewiesen und eine Diskussion dazu angeregt. Im Verlauf der Konferenz wurde zu folgenden drei Schwer punkten die Aussprache geführt: 1. der Zusammenhang von Frie den, Sicherheit und Recht; 2. die Effektivität von Völker recht und Landesrecht im Zu sammenhang mit der Friedens frage und 3. Bestandteile eines Systems der internationalen Sicherheit. Am Anfang der Diskussion wurde auf die Schwierigkeit oder auch Notwendigkeit der Schaffung international rechts verbindlicher Normen hingewie sen. Im Mittelpunkt stand u. a. das Projekt des Weltvertrages über Gewaltverzicht in den in ternationalen Beziehungen. Eine Annahme dieses Vertrages wäre eine rechtsverbindliche Bekräf tigung und Ausgestaltung des völkerrechtlichen Grundprinzips des Verbots der Androhung und Anwendung von Gewalt. Im An schluß daran kam es zu einem angeregten Meinungsaustausch zum Umfang des Gewaltbegrif fes, in dessen Ergebnis deutlich hervortrat, daß die Anwendung jeglicher militärischer Gewalt in jedem Falle vom Gewaltverbot in der gegenwärtigen Form er faßt wird, jedoch nicht darauf re duziert werden kann. Mit Interesse wurden Ausfüh rungen zu innerstaatlichen Wir kungsmechanismen in imperiali stischen Staaten im Zusammen hang mit den Funktionen der Mo nopolbourgeoisie auf verstärkte Bemühungen progressiver Kräfte zur Sicherung und Er haltung des Friedens aufgenom men. Dabei wurden einerseits die widersprüchlichen Tenden- bar sind und sich so unter Um ständen gegen ihre eigenen Schöpfer richten. Ebenso wurde auf die Nutzung rechtlicher Mög lichkeiten im Friedenskampf hin gewiesen. Im Mittelpunkt einer sehr breit gefächerten Diskussion stand das sowjetische Abrü stungsprogramm, das von M. Gorbatschow vorgeschlagen wurde. Neben einer sehr ausführ lichen Darstellung der militär politischen Aspekte dieses Pro gramms wurden diejenigen Fak- toren aufgezeigt, die die USA zu Verhandlungen über diesen Vor schlag bewegen würden. Mit Interesse wurde ein Dis kussionsbeitrag zu wirtschaftli chen Konsequenzen für die Welt bevölkerung, die sich aus der ge genwärtigen militärischen Ent wicklung ergeben, aufgenom men. Trotz der Beachtung einer Rangfolge der einzelnen Berei che beim System der internatio nalen Sicherheit, wo die Sicher heit auf militärischem Gebiet die absolute Priorität besitzt, muß natürlich auch konsequent die Si cherheit auf wirtschaftlichem Ge biet erreicht werden. In diesem Zusammenhang wurde vor allem auf die verheerenden Auswir kungen der wirtschaftlichen Lage hingewiesen, falls bis zum Jahre 2000 keine Fortschritte auf militärischem Gebiet erzielt wer den. M. Gorbatschow verlieh dem Begriff der ökonomischen Sicherheit neue Akzente. Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussion bildeten Pro bleme der Regelung von interna tionalen Konflikten auf dem afri kanischen Kontinent, deren Be deutung sich daraus ergibt, daß die Möglichkeit ihrer Eskalie rung immer gegeben ist. Hierbei wurde die Rolle der OAU beson ders hervorgehoben. Mit dieser Konferenz gelang es den jungen Wissenschaftlern zu analysieren, welchen Beitrag das Recht zur Friedenserhaltung lei sten kann. M. HEINE, C. GRÜNER Wie ganz anders sieht es im Nach- carland BRD aus. Darüber berichtet Günter Wallraff in seinen sensatio- nellen Reportagen über das Leben usländischer Arbeiter (Erschienen bej Kiepenheuer & Witsch, Köln 1985). aGanz unten“ — dieser Titel erinnert in Maxim Gorki. Er schrieb 1902 sein Weltberühmtes Stück „Nachtasyl“, "8 im Original „Auf dem Boden“ Na dne“), eben „ganz unten“ Deißt. Zufall in der Titelwahl? Viel- iSicht. Nur gibt es einen grundsätz- c hen Unterschied: Gorkj be- Chreibt die Situation der absolut Hiestrandeten, die bestenfalls noch ’nen Traum von Menschlichkeit tnd Gerechtigkeit besitzen. Wall dagegen erfaßt das Leben aus pndischer Arbeiter in der BRD, eu- pemistisch Gastarbeiter genannt, 16 aus den verschiedensten Grün- S eit 35 Jahren gibt es ein Studium für Ausländer in der DDR; seit fast drei Jahrzehnten werden Ausländer bei uns zu Facharbeitern Aualifiziert oder als ingenieurtech- Disches Personal weitergebildet. Al- in 9000 Jugendliche aus Asien, Afrika und Lateinamerika erhielten 1985 eine Berufs-, Fach- oder Hoch- Schulausbildung in der DDR; - am 14.2.1986 beendete der 10 000. viet- namesische Lehrling (seit 1973) Seine Facharbeiterausbildung in Neubrandenburg. Niemand bei uns drehtet deshalb um seinen Arbeits- Oder Ausbildungsplatz; das Gefühl Olidarischer Hilfeleistung über- "iegt; Diskriminierung dieser aus- indischen Mitbürger auf Zeit in po- itischer oder sozialer Hinsicht hat da keinen Platz. Der Türke Levent Ali Sigirlioglu oder die alltägliche Apartheid in der BRD Bemerkungen zum neuen Buch von Günter Wallraff „Ganz unten" den im vermeintlichen „Wohlfahrts staat“ BRD zu Geld kommen wol len. Sie sind (noch?) nicht gestran det, suchen ihr Glück zu machen, um entweder in der BRD selbst oder wieder daheim ein menschen würdiges Dasein führen zu können. Eine täuschend echte Maske Wallraff geht „ganz unten“ den Dingen auf den Grund. Er beobach tet wie immer vor Ort, wie die Masse der ausländischen Arbeiter wirklich lebt und vor allem wie sie behandelt wird. In der hierar chischen Klassenstruktur der bun desdeutschen Gesellschaft sind die ausländischen Arbeiter ganz unten angesiedelt, neben jenen anderen, „die im Schatten leben“ (so der Ti tel einer 1981 bei Pahl-Rugenstein erschienen Schrift von Walter Bau mann), den Sozialhilfeempfängern, den Pauperisierten, dem Lumpen proletariat. Diesen Befund legt Wall raff anhand seiner eigenen Erfah rungen dar: Als Testperson für Me dikamente, als Arbeiter in einer Ent sorgungsanlage ohne Strahlen schutz, als Abräumer in einem McDonalds-Restaurant, als Knecht auf dem Lande oder als Kolonnen arbeiter bei Thyssen. Wallraff bedient sich wie immer seiner spezifischen Recherchierme thoden. Er schlüpft zwei Jahre lang in die Gestalt des Türken Levent Ali Sigirlioglu und verdingt sich als Ausländer „auch für wenig Geld“, der bereit ist zu aller Schwerst- und Drecksarbeit, wie er annonciert. Die Maske ist echt, täuschend echt, selbst die nur mit wenigen Köl nischen Dialektelementen angerei cherte vermeintliche Ausländerspra che wird als normal empfunden: Ein gemeinsames Foto mit dem bay rischen Ministerpräsidenten Franz Joseph Strauß belegt es. Bewundernswert ist nicht nur der außerordentliche Mut des Autors, der nach seinen Erfahrungen mit dem Springer-Konzern seinen Kampf zur Entlarvung eines die Menschenrechte verhöhnenden, nur auf Profit bedachten Systems fort setzt. Bewundernswert aber auch das Wagnis, sich als Dreiundvierzig jähriger mit einem Bandscheiben schaden schwersten körperlichen Be lastungen und auch gesundheitli- liehen Gefahren zu unterziehen. Angst taucht auf — Angst vor ran dalierenden Rassisten und vor Ge sundheitsschäden. Warum, so könnte jemand fragen, macht das Wallraff? Wissen wir nicht schon das meiste über die Situation des ge wöhnlichen Gastarbeiters im ge wöhnlichen Kapitalismus? Wir viel leicht, trotzdem ist es gut, daß die ses Zeitdokument auch bald in der DDR erscheint. Aber was will man von diesen Zuständen in der BRD wahrhaben? Gerade die Sicht des Augenzeu gen kann hier auch für den lesewil ligen bundesdeutschen Leser viele neue Erkenntnisse bringen, schon um ein bestimmtes Wirklichkeitsde fizit in den bürgerlichen Medien auszugleichen. Daß dem so ist, ver rät der sensationelle Erfolg des Bu ches, das in wenigen Monaten eine Auflagenhöhe von über 1 Million er reichte und in viele Sprachen über setzt wird. Das von Freunden wäh rend dieser Jahre „ganz unten“ auf genommene Filmmaterial sorgte als Dokumentarfilm auf dem Westber liner Filmfestival für großes Aufse hen. Zustände wie im 19. Jahrhundert Wallraff diagnostiziert als Türke Ali: Der Gastarbeiter ist für schlimmste und schmutzigste Arbeit gerade noch gut genug. Pfiffige, raff gierige Geschäftsleute suchen unter Umgehung aller arbeits- und versi cherungsrechtlichen Regelungen bil ligste Lohnkräfte als „Leiharbeiter“ einzustellen; der moderne Sklaven handel blüht. Türken müssen alles tun (und tun es aus Not oder der Furcht, ausgewiesen zu werden), was der gewerkschaftlich organi sierte bundesdeutsche Arbeiter ab lehnt. Aber noch etwas verdeutlicht Wallraffs Buch: Wie sehr es den im perialistischen Medien in 40 Jahren BRD gelungen ist - aufbauend auf den üblen Traditionen der Vergan genheit —, auch bundesdeutsche Ar beiter mit Fremdenhaß und Überle genheitsgefühl zu infizieren: „Der all tägliche Ausländerhaß hat keinen Neuigkeitswert mehr. Da war es schon wieder bemerkenswert, wenn msion einem mal keine Feindschaft entge genschlug.“ Eben darum ist Wall raff um Solidarität zwischen Deut schen und Ausländern in der BRD bemüht und stellt einen großen Teil seines Honorars dem Fonds „Aus ländersolidarität“ zur Verfügung. Aber das Fazit bleibt deprimierend, wie Wallraff schreibt: „Ich weiß in zwischen immer noch nicht, wie ein Ausländer die täglichen Demüti gungen, die Feindseligkeiten und den Haß verarbeitet. Aber ich weiß jetzt, was er zu ertragen hat und wie weit die Menschenverachtung in diesem Land gehen kann. Ein Stück Apartheid findet mitten unter uns statt — in unserer Demokratie. Die Erlebnisse haben alle meine Er wartungen übertroffen. In negativer Hinsicht. Ich habe mitten in der Bundesrepublik Zustände erlebt, wie sie eigentlich sonst nur in den Geschichtsbüchern über das 19. Jahrhundert beschrieben werden.“ Wallraff will eingreifen, Zustände aufdecken, verändern. Aber er tut das ohne Illusionen, wohl wissend: Veränderungen sind bei dieser ge sellschaftlichen Realität in der BRD nur über lange Zeiträume zu errei chen. Dafür standen bereits die er sten zwei Prozesse ins Haus, die aber Wallraff für sich entscheiden konnte. Sein Material ist zu gewich tig und in seiner Authentizität un anfechtbar. Für den Verbotsfall aber sind bereits neue Kapitel vor bereitet, „um das kontinuierliche Er scheinen dieses Buches zu gewähr leisten“. Prof. ERHARD HEXELSCHNEIDER
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