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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1987
- Erscheinungsdatum
- 1987
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19870000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19870000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1987
-
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- Ausgabe Nr. 37, 16. Oktober 1
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Band 1987
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R । T Neues aus der Sowjet wissenschaft m *2 Synthetische Gewinnung des Präparats Interferon Im sowjetischen pharmazeu-' ischen Werk für Ferment- Präparate in Ladyshin, 220 Kilo- Heter südwestlich von Kiew ge- een, ist es sowjetischen Mikro- biologen gelungen, das durch Sine hohe Heilwirkung oe- kannte Präparat Interferon aus finem ausreichend vorhandenen rganischen Medium synthetisch Au gewinnen. Interferon dient SPeziell zur Heilung von Vi- Eüserkrankungen und wurde bis- ler nur aus Spenderblut, das be- knntlich nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, hergestellt. ■ Mit dem neuen Verfahren da- Eegen konnten die Herstellungs- Kosten für dieses teure Medika- Pent wesentlich gesenkt, seine Heilwirkung aber weiter erhöht Werden. 1986 sind im pharmazeu- tischen Werk von Ladyshin be- Ceits 50 000 Packungen Interfe- Eon nach dem neuen sowje- tischen Verfahren hergestellt Worden. In diesem Jahr ist die Produktion von 100 000 Packun- 8en vorgesehen. Zur Zeit wird eine Industrie- enlage mit der Jahresleistung Von 24 Millionen Ampullen für die Herstellung von Interferon Drojektiert. die in zwei Jahren in- Rn Betrieb aufnehmen soll. Eingläserner Schutzschild ^'Stahlrohre „'m Betriebsteil für Schutzüber- züge der sowjetischen Produk- tionsvereinigung der Erdölindu- Strie Mangyschlakneft in Schewtschenko wurde die Pro jektion von nichtrostenden Stahlrohren aufgenommen. Die irrste Lieferung solcher neuen Rohre, die mit Glasemaille über- Psen sind, ging im Januar zu Wn Erdölfeldern der Halbinsel Mangyschlak. Die neue Techno- 0gie, bei der ein gläserner Schutzschild auf das Metall auf- 8etragen wird, entwickelten Wis- Senschaftler Kasachstans und Be- IOrußlands. Das neue Verfahren macht die Wände von Rohren kOrrosionsbeständig, schützt sie VOr Säure- und Laugeneinwir- kung und schließt die Ablage- Tung von Salzen und Paraffin an Sen Rohrwandungen aus. Haupt- "«standteil des Rohstoffes für die Herstellung dieses effektiven Schutzüberzuges ist Sand. Der Vertragsforschung sich mit der nötigen Konsequenz stellen UZ-Interview mit dem Leiter der Arbeitsgruppe „Mathematische Statistik", Dr. Walter Jahn Ist von" der Mathematik die Rede, denken wohl die meisten Zeitgenos sen zuerst an abstrakte Zahlen und Formeln. Ein Beispiel, wie praxisorientiert Mathematiker heute forschen, ge ben die sieben Mitarbeiter der Ar beitsgruppe „Mathematische Stati stik“ an der Sektion Mathematik un serer Universität. UZ sprach mit dem Leiter der Arbeitsgruppe, Dr. Walter Jahn: UZ: Forschungskooperation bzw. Vertragsforschung sind Begriffe, die in letzter Zeit Sehr häufig gebraucht werden. Für Sie verbirgt sich da hinter allerdings bereits seit Jahren ein ganz konkreter Inhalt. Dr. Jahn: Das stimmt. Schon in den 60er Jahren hat es erste persön liche Kontakte zu Kollegen aus dem Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, heute Betrieb des Kombinates Mik roelektronik, gegeben. Damals ha ben wir uns hauptsächlich noch mit elementaren statistischen Auswer tungen beschäftigt, um die Vielzahl an Daten, die in der Mikroelektro nik anfallen, zunächst einmal zu sammenzufassen. UZ: Und heute? Dr. Jahn: Heute ist die statisti sche Prozeßsteuerung selbst mehr in den Vordergrund gerückt. Die Ausbeutemodellierung bei der Pro duktion von integrierten Festkör perschaltkreisen gehört neben Ko stenmodellen und der Bearbeitung zeitabhängiger Phänomene zu den drei Schwerpunktthemen unserer Arbeit, zu denen uns Leistungsver träge mit Partnern im Halbleiter werk Frankfurt/Oder und im VEB Mikroelektronik „Karl Marx“ Er furt verbinden. UZ: Was verbirgt sich hinter die sen Themen? » Dr. Jahn: Das ist mit wenigen Worten nur schwer zu erklären. Vielleicht bleibe ich noch mal bei der Ausbeutemodellierung. Nach wie vor gibt es bei der Produktion der Chips eine beträchtliche Streuung in der Ausbeute zwischen den einzelnen Chargen. Unser Ziel ist es nun, die Ausbeute auf einem möglichst hohen Niveau zu stabili sieren. Dazu werden die verschie densten Prozeßfaktoren in ihrer Ab hängigkeit zum Endergebnis erfaßt und auf dieser Grundlage eine so genannte statistische Steuerung ent wickelt'. Seit diesem Jähr sind wir mit unserer Arbeit übrigens auch an einem Staatsplanthema beteiligt. UZ: In welcher Form arbeiten Sie dabei mit ihren Partnern zusam men? Dr. Jahn: Formen existieren meh rere. Es gibt die bereits genannten persönlichen Kontakte zu allen Ver tragspartnern, es gibt monatliche Konsultationen mit den Betrieben, es gibt unsere jährlichen For- schungsabschlußberichte, die zwei jährlichen Fachtagungen ... Hervorheben möchte ich vielleicht noch den Anteil, den Studenten an der Gestaltung dieser Beziehungen haben. Im wissenschaftlichen Stu dentensommer oder in den Betriebs praktika leisten sie eine für uns sehr wichtige Arbeit. Mir schwebt hier immer die Reali sierung einer Kette vom wissen schaftlichen Studentensommer über das Betriebspraktium und die Jah resarbeit bis zur Diplomarbeit vor. Zwei Kollegen unserer Arbeits gruppe, die diesen Weg gegangen sind, stehen jetzt vor dem Abschluß ihrer Promotion B. Publikationen gefragt. Wir fertigen unter anderem jährlich drei For schungsabschlußberichte von 50 bis 100 Seiten an. In ihnen sind unsere Arbeitsergebnisse einschließlich der Anwenderlösungen und Programm beschreibungen zusammengefaßt. Die Forschungsberichte sind wis senschaftliche Leistungen, die Pu blikationen entsprechen. In bezug auf die Anerkennung der Vertrags forschung als Tätigkeit des Ma thematikers an einer Universität muß aber, noch gerungen werdan Andere Probleme sehe ich auch bei der Bereitstellung geplanter und von unseren Vertragspartnern fi nanziell mitgetragener Grundmittel. Dr. Walter Jahn, Leiter der Arbeitsgruppe „Mathematische Statistik" an der Sek tion Mathematik. Fotos: HFBS/Schulz UZ: Bleiben Wünsche offen? Dr. Jahn: Mehr Gelegenheit für unsere Mitarbeiter, die Bedingun gen unmittelbar vor Ort kennenzu lernen. Noch nicht mal alle haben einen clean-room von innen gese hen. Bloß, Zahlen sind für den Ma thematiker nicht nur Zahlen. Ver körpern sie doch immer einen ganz bestimmten Gegenstand. Und mit der Beziehung zu diesem Gegen stand entwickelt sich auch das Enga gement für die jeweilige Aufgabe. UZ: Fehlt die Zeit? Dr. Jahn: Die Zeit ist es nicht al lein. Da spielt meiner Meinung nach die Hartnäckigkeit der unmittelbar Betroffenen ebenso eine Rolle wie herkömmliche Denkweisen in der Leitung. Forschungskooperation ist für mich letztlich keine Frage des Wol lens, sondern der Notwendigkeit. Und wenn ich einen Vertrag ein gehe. muß ich mich ihm auch mit al len Konsequenzen stellen. UZ: Zum Beispiel? Dr. Jahn: An der Universität sind UZ: Und was steht als nächstes auf Ihrem Terminkalender in Sa chen Vertragsforschung? Dr. Jahn: Im März hatten wir eine gemeinsame Weiterbildungs veranstaltung zu multivarianten sta tistischen Methoden organisiert. Als nächstes größeres Vorhaben steht dann im November unsere 9. Fach tagung in Frankfurt/Oder auf dem Plan. Hierbei wird über Probleme der' statistischen Prozeßanalysen vorgetragen und diskutiert. Mit der Aufzählung unserer Ar beitsformen in der Forschungsko operation habe ich vorhin ja bereits angedeutet, daß wir auch darüber hinaus in der Zwischenzeit nicht un tätig bleiben werden. Im laufenden Jahr wird unsere Forschung für das Kombinat Mikroelektronik Bestand teil eines Staatsplanthemas werden. Hieraus folgt schon, daß diese Ar beiten wichtig sind, anerkannt wer den und uns mit noch größerer In tensität fordern werden (Das Gespräch führte JÜRGEN FRITSCH) löbliche schwartze Bret mit Weyh- einem nicht zu den Realdisziplinen über allethand/ fürnehmlid aber 2 $ue Vbur,uri 3r012cHN3 “ sn.Vrgeunrggebadoruce, , T <■ J. -49- Christian Thomasius gab auch unter dem Titel „Freymüthige Lustige und Ernst- hoffte jedoch Vernunfft- und Gesetz-Mässige Gedanken oder Monats-Gespräche/ löbl. Universität. Ein solcher Greul ist nicht erhöret worden, weil die Universität gestanden. Ich muste da mals in Gefahr stehen, dasz man nicht gar solemni processione das 30 in an Das alte „aristotelische Orgelwerck" spielte aus Vor 300 Jahren kündigte Christian Thomasius in Leipzig die erste Vorlesung in deutscher Sprache an rechnenden Fach, nämlich in dem hochwürdigen philosophischen Dis ziplinbereich, erhob sie, auf der Ba sis eines neues Bildungsgedankens, zum Programm und setzte sie Jahren als berühmter Gelehrter Halle, „ein teutsch programma das lateinische schwartze Bret zu 69040 oDqdeja pA22€/, • j Zwei unserer der Universitätsge- Schichte gewidmeten Bücher er- Wähnen das Ereignis nur in einem Satz. In „Karl-Marx-Universität, Erbe und Verpflichtung“ zum 25. ahrestag der Namengebung (Mini- Ausgabe) kann man auf Seite 56 f. Asen: „Gottfried Wilhelm Leib- niz... und Christian Thomasius, Cer es als erster gewagt hatte, gegen die geheiligte Ordnung des akade- Tischen Lebens aufzubegehren, in- dem er 1687 eine Vorlesung in deut- Scher Sprache am Schwarzen Brett der Universität angekündigt hatte, Drachen mit ihrer Universität, weil Siese ihnen den Boden für eine Ehöpferische wissenschaftliche Ar- M nicht gewähren konnte.“ Und ln der herrlichen Ausgabe „Alma Fater Lipsiensis. Geschichte der arl-Marx-Universität Leipzig“ um 575. Gründungstag heißt es auf Seite 80: „Zunächst als Student und Hann als Dozent, wagte in den acht- cger Jahren Christian Thomasius ie alte Tradition zu durchbrechen änd Collegia in deutscher Sprache iDzukündigen und zu halten. Er . urde aus Leipzig ebenso vertrie- p8n wie der unbequeme Pietist Au- &ust Hermann Francke“. wasser besprengte “. Es war in der Tat die erste deutschsprachige Ankündigung am Schwarzen Brett einer deutschen Universität. Vorlesungen in deut- Gewisse Unsicherheiten in der Da- terung haben uns nicht davon abge- palten, der Sache weiter nach- ugehen. Aus neuerschlossenen Quellen, aus denen hier zitiert wird, Wissen wir jetzt, daß wahrschein lich gegen die Ostermesse 1687 am Schwarzen Brett der Leipziger Uni- Versität folgender Anschlag hing: »Christian Thomas/ eröffnet/ Der studirenden Jugend/ zu Leipzig/ in snem Discours/ Welcher Gestalt Tan denen Frantzosen in gemeinem bhen und Wandel nachahmen J?Ue?/ ein Collegium über des Gra- kans Grund Reguln/ Vernünftig, * U R und artig zu leben...“ Diese ‘Ankündigung war ein Skandal. Ihr erheber, der 32jährige Privatdozent shristian Thomasius hatte schon orher Anstoß erregt durch die Ab- qandlung über „Vielweiberei“, in gar er die Auffassung vertrat, Poly- Emie verstoße zwar gegen göttli- es und menschliches, nicht aber d igen natürliches Recht, und da- । durch, daß er nicht im Talar, son- vrn in Kavalierskleidung in seine orlesungen ging, und nun dies. -u nu u.o. über allerhand fürnehmlich aber Neue Bücher" die erste wissenschaftliche Zeit- Denckt doch!“, schreibt er nach schrift in Deutschland heraus. scher Sprache hatte es schon vorher vereinzelt gegeben. 150 Jahre frü her, 1527, las Paracelsus in Basel über Medizin auf deutsch. Deutschsprachige Vorlesungen gab es auch nach ihm ganz vereinzelt, aber Thomasius hielt die erste deutschsprachige Vorlesung in | SM Durd alle atvWffBott Des168S. und 6 jahrs burbgchuibret (VNIVERS, Ips BIBL. durch. Nicht zufällig hatte er seinen ersten deutschen Discours über das Handorakel der Weltklugheit (1647) des spanischen Jesuiten Balthasar Graciän angekündigt. Die Wahl der politischen Klugheitslehre als Text grundlage markiert eine Neudefini tion des kulturtragenden Ideals, die in Frankreich fünfzig Jahre früher vorgegangen war. Das humanisti sche Milieu hatte dort längst an Pre- stige verloren gegenüber dem aristo kratischen, die Universität und der lateinische Gelehrte waren zurück getreten vor Hof und Adel. Auch Thomasius wollte an die Stelle des alten Gelehrtenideals das französi sche Ideal des in der Welt brauch baren. des weitläufigen „honnete homme“ setzen und, darin Para celsus vergleichbar, in der Loslö sung vom Latein zugleich die Lö sung von der tradierten Autorität und ihren Lehrinhalten erreichen. Seine Berufungsinstanz war das „lumen naturale“, das Prinzip einer praktischen Vernunft. In dem Kampf gegen das Lateinische wen det er sich gleichzeitig gegen das alte „aristotelische Orgelwerck“, ge gen eine im überlieferten Lehrka non erstarrte lateinische Universi tät: Gelehrsamkeit, Erkenntnis, Bil dung seien nicht mehr an die über kommene Gelehrtensprache gebun den. diese sei in dem Zustand, in dem sie zur Zeit gelehrt und gehand habt werde, sogar eher hinderlich. Thomasius untergräbt die Auffas sung von einem Bildungsprivileg der Lateinkundigen. Er wendet sich erklärtermaßen allgemein an den vernünftigen Menschen, gleich wel chen Geschlechts und welcher sprachlichen Vorbildung, und will Philosophie, „Weltweisheit“, grund sätzlich allen in ihrer Mutterspra- he vermitteln. Er erweitert also sein Publikum, wendet sich an eine nicht mehr zunftgebundene breitere Öffentlich keit — das war auch finanziell in teressant —, bezieht auch die „Frau enzimmer“ mit ein und treibt es mit dem Vernunftprinzip so weit, daß er sich bei ihnen für seinen Unterricht sogar besseren Erfolg verspricht, weil sie nicht wie viele Mannsper sonen durch den üblichen Lehr kanon und Lateindrill verbildet seien. Prof. Dr. LOTHAR HOFFMANN Der interdisziplinäre Arbeitskreis „Sozialistisches Weltsystem" ver anstaltet seit dem November 1985 eine spezielle Kolloquienreihe zu ak tuellen Fragen der gesellschaftli chen Entwicklung in Ländern der so zialistischen Gemeinschaft (siehe UZ 02/86, S. 5). Das Ziel der Veran staltungen besteht im konkreten Nachweis der Dialektik von Interna tionalem und Nationalem in den Gesellschaftsstrategien regierender kommunistischer Parteien unter den Bedingungen der 80er Jahre. Dabei nimmt die Analyse der Dokumente Der XIII. Parteitag der BK? schätzte im April 1986 ein, daß die vom XII. Parteitag (1981) ge stellte sozialökonomische Haupt aufgabe im großen und ganzen erfüllt wurde. Die stabile und dy namische Entwicklung der Wirt schaft hielt an, wenn auch mit gegenüber den vorangegangenen Planjahrfünften geringeren Zu wachsraten ökonomischer Lei- stungskennziffern. Auf breiter Basis wurde „die Arbeit zur um fassenden Intensivierung ... ent faltet“. Die in der ökonomischen Entwicklung erreichten Positio nen und das Lebensniveau der Bevölkerung wurden, so hob der Parteitag hervor, trotz wirt- der jüngsten Parteitage der jeweili gen Bruderparteien selbstverständ lich einen breiten Raum ein. Nachfolgend veröffentlichen wir Auszüge aus dem Referat von Dr. sc. Kurt Hövelmans, Institut für Öko nomie und Politik sozialistischer <änder, Akademie für Gesellschafts wissenschaften beim ZK der SED, Berlin, zu ausgewählten Problemen der Gestaltung der entwickelten so zialistischen Gesellschaft in der VR Bulgarien, das im Mittelpunkt der Diskussion des 9. ASW-Kolloquiums stand. technische Ergebnisse rasch und umfassend in die Produktion ein geführt werden. Objektiv besteht in der VRB ein Grundproblem darin, durch die intensive Nutzung und die Modernisierung des vorhande nen Wirtschaftspotentials die Grundlagen für die intensiv ' er weiterte Reproduktion in um fassendem Sinne zu schaffen. Der Anteil extensiver Erweite rungen wird dabei noch für län gere Zeit hoch bleiben. Es sind Vorhaben zur Vervollkomm nung der volkswirtschaftlichen Makrostruktur weiterzuführen oder zu vollenden. Diese not wendigen extensiven Wachstums Alle Faktoren intensiven Wirtschaftswachstums sind maximal zu nutzen 9. Kolloquium des Arbeitskreises „Sozialistisches Weltsystem" erörterte den XIII. Parteitag der BKP schaftlicher Schwierigkeiten ge währleistet. Das produzierte Nationalein kommen stieg von 1981 bis 1985 um 20 Prozent. Dem lagen Zu wachsraten der Industrieproduk tion von 25 und der gesellschaft lichen Arbeitsproduktivität von 18 Prozent zugrunde. Die Agrar produktion erhöhte sich gegen über dem Zeitraum 1976 bis 1980 im Jahresdurchschnitt um 6,3 Prozent. Das ermöglichte es, das Realeinkommen pro Kopf der Be völkerung um 20 und den Ein zelhandelsumsatz um 21 Prozent anzuheben. ' Gestützt auf die kritische Ana lyse des Erreichten, beschloß de BKP für den Fünfjahrplan 1986 bis 1990 folgende Hauptaufgabe: „Auf der Grundlage der wis senschaftlich-technischen Revo lution, das heißt durch eine um fassende technologische Erneue rung der materiell-technischen Basis, generelle Intensivierung und dynamische Entwicklung der Produktion durch die Ver vollkommnung der gesellschaft lichen Beziehungen, die Entfal tung der schöpferischen Kräfte der Nation und die Vertiefung der Beteiligung des Landes an der sozialistischen ökonomischen Integration ist eine weitere He bung des Wohlstandes des Vol kes und komplexe Befriedigung der materiellen, geistigen und so zialen Bedürfnisse der Persön lichkeit zu erzielen.“ Die BKP geht davon aus, daß bisherige Faktoren des histo rischen Fortschritts ausgeschöpfr sind und herangereifte Fragen einer Lösung bedürfen. Die Ver wirklichung der wissenschaft lich-technischen Revolution wiro in diesem Zusammenhang als die Kernfrage der weiteren gesell schaftlichen Entwicklung be zeichnet. Der XIII. Parteitag be schloß, das Tempo der Wirt- sohaftsentwicklung zu erhöhen und dazu alle Faktoren eines in tensiven Wirtschaftswachstums maximal zu nutzen. Grundlage der neuen ökonomischen Dyna mik ist die technologische Er neuerung der Produktion. Nachdrücklich orientiert der Parteitag auf die strikte Beach tung des engen wechselseitigen Zusammenhangs von Wict- schafts- und Sozialpolitik bei der Gestaltung des entwickelten So zialismus. Besondere Auf merksamkeit erfährt in diesem Zusammenhang das Leistungs prinzip. In seiner Verwirkli chung sieht die BKP den Kein des sozialistischen Typs sozialer Gerechtigkeit. Bis 1990 sollen im Vergleich zu 1985 das produzierte Nationalein kommen um 22 bis 25 Prozent, die Arbeitsproduktivität um 25 bis 30 Prozent, die Agrarproduk tion um 6 bis 8 Prozent und das Realeinkommen pro Kopf der Bevölkerung um 12 bis 15 Prozent anwachsen. Die BKP faßt den Übergang zur intens v erweiterten Reproduktion als einen Prozeß tiefgreifender Wandlungen in der gesamten Volkswirtschaft. Die Partei schlußfolgert, daß die Wissen schaft in der Gesellschaft eine qualitativ neue Funktion erhal ten muß. Technologische Erneue rung der Produktion unterstellt daß ständig Wissenschaftlich prozesse sind aber künftig der Intensivierungsstrategie unter geordnet; durch sie werden ma terielle Voraussetzungen für die intensiv erweiterte Reproduktion geschaffen. Zugleich werden der Intensivierungsprozeß schritt weise komplexer gestaltet und die Merkmale umfassender In tensivierung nach und nach ver wirklicht. Die zentrale Leitung und Pla nung soll effektiver mit einer größeren ökonomischen Selbstän digkeit und Eigenverantwortung der Wirtschaftseinheiten ver bunden und so den neuen Re produktionsbedingungen entspro chen werden. Die BKP entwik- kelte in Vorbereitung auf den XIII. Parteitag das Konzept der .selbstverwaltenden sozialisti schen Organisationen“. Diese, als die Grundeinheiten der Volks wirtschaft (Betriebe, Wirtschafts organisationen. Forschungsinsti tute usw.) sollen in der Durch führung staatlicher Aufgaben einen größeren Entscheidungs spielraum erhalten. Das betrifft die Leitung des gesamten Re- Produktionszyklus von der For schung und Entwicklung über die Produktion bis zur Realisie rung der Produkte. Als Hauptrichtungen der Ver vollkommnung des ökono mischen Mechanismus be stimmte der XIII. Parteitag — die Herausbildung und Festi gung der Wirtschaftseinheiten und wissenschaftlichen Einrich tungen als „selbstverwaltende Organisationen “, - die Umwandlung dieser Orga nisationen in „wirkliche Waren produzenten“. Damit verbindet die BKP fol gende Erfordernisse: - die Festigung des demokra tischen Zentralismus, — eine Verbesserung sowohl der strategischen Planung des wis senschaftlich-technischen Fort schritts als auch ihrer Umset zung in den Gegenplänen der Wirtschaftseinheiten, — die Vertiefung des Systems der Wirtschaftsverträge als ein Hauptweg zur Verbesserung der Bilanziertheit, — die Stimulierung des ökono mischen Wettbewerbs zwischen den „selbstverwaltenden Organi sationen“ zwecks Erhöhung ih rer Leistungsfähigkeit (vor allem ihres wissenschaftlich-tech nischen Innovationspotentials) und Konkurrenzfähigkeit auf den Außenmärkten. Um dem Bedürfnis nach einer engeren und flexibleren Ver bindung des wissenschaftlich- technischen mit dem Produk- tionsvotentials zu entsprechen, werden die Vertragskooperation und der freiwillige Zusammen schluß von Wissenschafts- und Wirtschaftsorganisationen auf Zweigbasis vorangetrieben. Es entstanden spezielle Überlei tungsorganisationen, die im Auf trag von Wirtschaftseinheiten und wirtschaftleitenden Organen Projeke erarbeiten. Zur Lösung dieser Probleme sol len die auf Initiative der BKP gebildeten „Programmkollektive“ beitragen. Das sind zeitweilige, interdisziplinär zusammenge setzte Kollektive, die alle zur Lö sung der ihnen übertragenen Aufgaben aus dem Staatsplan er forderlichen Rechte erhalten.
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