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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1987
- Erscheinungsdatum
- 1987
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19870000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19870000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1987
-
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- Ausgabe Nr. 2, 16. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 23. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 30. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 6. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 6. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 13. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 20. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 20. April 1
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- Ausgabe Nr. 23, 12. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 29, 24. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 31. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 32, 11. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 18. September 1
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- Ausgabe Nr. 35, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 36, 9. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 16. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 23. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 30. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 6. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 13. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 20. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 27. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 4. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 11. Dezember 1
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Band
Band 1987
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- —————— NACHRICHTEN AUS ANDEREN HOCHSCHULEN Neuartige Substanz synthetisiert Humboldt-Universität: Dem In- Etitut für Virologie an der Cha- fite gelang es, in Zusammenar- “eit mit dem Zentralinstitut für Molekularbiologie der AdW und der Medizinischen Akademie Er- furt, eine Substanz zu syntheti sieren und zu erproben, die die Vermehrung bestimmter Her- Pesviren höchsteffektiv ver- mindert. Damit kann zahlreichen durch diese Viren hervorgerufe- nen Krankheiten, wie Himent- zündungen oder Infektionen bei Patienten mit reduzierter Immun antwort, wirksamer begegnet Werden. Optoelektronischer Fotodiodensensor Friedrich-Schiller-Universität Jena: Ein neuartiger optoelek tronischer Sensor wurde an der Sektion Technologie entwickelt. Grundlage dabei ist eine spe zielle Fotoempfängeranordnung, die in Verbindung mit einem in mehreren Ländern patentierten Meßverfahren die berührungs lose optische Vermessung von Ge genständen gestattet. In Ab hängigkeit von deren Ober flächenqualität lassen sich dabei Genauigkeiten kleiner als ein Tausendstel Millimeter errei chen. Da auf eine spezielle Aus richtung des Meßobjektes ver zichtet werden kann, ist es mög lich, mit diesem Sensor beson ders rationelle Messungen durch- tuführen. Forscherkollektiv „Erdgastrasse" Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: An der Sek tion Geschichte/Staatsbürger- künde wurde im WB Wissen schaftlicher Kommunismus ein Jugendforscherkollektiv „Erd gastrasse“ gegründet. Anliegen dieses Forscherkollektivs ist es, Erfahrungen bei der kommuni stischen Erziehung der Arbeiter jugend unter den extremen Be dingungen der Arbeit an der Erd gastrasse zu verallgemeinern und eine handhabbare Studie für leitende Kader auf diesem Ge biet zu erarbeiten. Wichtigste Partner der jungen Forscher wer den die jeweiligen Betriebe und das Zentralinstitut für Jugend- forschung sein. Die Studenten und jungen Wissenschaftler bil deten Arbeitsgruppen, die sich mit Kollektivanalysen und Er fahrungsberichten der Trassen bauer beschäftigen. Mit Laser und Spurenanalytik für den Schutz unserer Umwelt Der zentrale Arbeitskreis Ökologie und Umweltgestaltung unserer Universität stellte sich erstmals im vergangenen Jahr bei den „Tagen der Wissenschaft" vor Vom Gebäude der ehemaligen Sternwarte in der Talstraße sendet ein Laser Licht aus. Dieses Licht legt einen 900 Meter langen Weg zu rück und wird von einem Empfän ger, der auf unserem Uni-Hochhaus stationiert ist, aufgef angen. Die Aus gangs- und Ankunftsintensität des Lichtes wird gemessen. Wer vermu tet bei der Schilderung dieser für viele scheinbar recht trockenen Mes sungen, daß es hier um Umwelt schutz geht? Bei der eben beschrie benen Anlage handelt es sich näm lich um eine Lasertransimissions- strecke, übrigens die einzige in der DDR, mit deren Hilfe die Dämpfung des Lichtes durch Schwebestaub be stimmt wird. Ein Verfahren, das sich hinter den „Methoden zur Be stimmung des atmosphärischen Aerosols“ verbirgt — wie es im Pro gramm zu den 13. Tagen der Wis senschaft der Karl-Marx-Universi tät hieß — und zu denen Dr. Wolf gang von Hoyningen von der Sek tion Physik sprach. Seit Ende der 70er Jahre arbeiten Wissenschaftler und Studenten der Sektionen Physik, Chemie, Biowis senschaften, Wirtschaftswissenschaf ten und Rechtswissenschaften der KMU im Zentralen Arbeitskreis Ökologie und Umweltgestaltung zu sammen und beteiligten sich erst malig im vergangenen Jahr mit Ver anstaltungen an den „Tagen der Wissenschaft“. tung.“ Dabei werden jetzt noch Zeit und Kapazitäten dafür einge setzt, den internationalen Stand zu erreichen, denn dieser ist für die Wissenschaftler und Studenten ent scheidend. Der internationale Stand ist gefragt „Es nützt uns nichts, sich in die ser Richtung etwas vorzumachen. Umweltschutz kostet Geld, und nicht immer können bestimmte Apparaturen einfach gekauft wer den. Aber Umweltschutz und Um weltgestaltung sind zunehmend zum globalen Problem geworden, und die Leistungen dafür sind nicht von der internationalen Politik zu lösen. Wird doch auch so für viele Länder die Glaubwürdigkeit der Politik un seres Landes dokumentiert. E'ne große Verantwortung, denn damit ist letztlich auch unsere Friedenspo litik gemeint. Die DDR hat sich vor zwei Jahren verpflichtet — wie auch andere europäische Staaten — bis 1995 den Ausstoß von Schwefeldi oxid um 30 Prozent zu senken. Eine hohe Anforderung und ein Feld von Aufgaben auch für unseren Arbeits kreis“, schätzt Prof. Dr. Christian Hänsel, der Leiter des Zentralen Ar ¬ beitskreises Ökologie und Umwelt- gestaltung ein. „Ein Aufgabenge biet, das die Zusammenarbeit von Natur- und Gesellschaftswissen schaften stärker verlangt, denn nicht zuletzt spiegelt sich die Wirk samkeit von Maßnahmen des Um weltschutzes in ökonomischen Bi lanzen wider. In der Beschäftigung mit dem Erhalt unserer Umwelt lie gen also noch große Potenzen der in terdisziplinären Forschung. “ Um die wissenschaftlichen Er kenntnisse schnellstmöglich mit der Praxis zu verbinden, hat man ge eignete Partner gefunden — den VEB Chemieanlagenbaukombinat Leipzig—Grimma und den Me teorologischen Dienst, mit denen man durch Leistungsverträge ver bunden ist, sowie das Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirt schaft. Die Senkung der Schad stoffbelastung im Produktionspro zeß ist eine der Hauptaufgaben des Umweltschutzes. Dabei gilt es, Fra gen nach dem Woher und Wohin der Schadstoffe zu beantworten. Die Spurenanalytik gewinnt hier zu- nehmend an Bedeutung. Ihre Er kenntnisse sind letztlich auch in ökonomischer Hinsicht interessant. So finden bestimmte Chemieanla gen auf dem Weltmarkt nur ihren Absatz, wenn auch die Umwelt komponente berücksichtigt wurde. Auch Studenten beteiligen sich „Wir nutzten die .Tage der Wis senschaft vor allem, um unsere Ar beit und die erzielten Ergebnisse vorzustellen, um mehr Studenten für unsere Tätigkeit zu gewinnen. Das Interesse für unsere vielfältigen Aufgaben ist zwar vorhanden, aber nicht wenige scheuen sich vor den Konsequenzen dieser anspruchs vollen wissenschaftlichen Arbeit. Die Analysen nehmen, um nutzbare Ergebnisse zu bringen, eine relativ lange Zeit in Anspruch. So können die Studenten oft auch die Früchte ihrer Arbeit eigentlich nicht selbst ernten. Hinzu kommt, daß diese For schungstätigkeit nicht immer mit der Ausbildung parallel laufen kann, das heißt also auch mal etwas Freizeit opfern“, so Dr. Wolfgang von Hoyningen. Gegenwärtig beteili gen sich sechs Studenten mit Di plom- und wissenschaftlichen Be legarbeiten am zentralen Jugendob jekt „Ökologie und Umweltgestal Dr. Wolfgang von Hoyningen von der Sektion Physik ist an Arbeiten zur Um- weltkontrolle mittels Lasermessungen beteiligt, Foto: Brosin Vielfältige Aufgaben sind zu lösen Neben der Prozeßanalyse geht es weiterhin um die ständige Überwa chung der Umwelt, um die Suche nach effektiven Methoden der Um weltkontrolle wie beispielsweise an fangs erwähnte Lasermessung. Um eine breite Nutzung der wissen schaftlichen Erkenntnisse über die Schadstoffbelastung zu gewährlei sten, müssen die komplizierten Transport- und Umsetzungsprozesse besser verstanden werden, ein dich tes Überwachungsnetz ist nötig. Die meisten Meßergebnisse gehen in den Zentralen Datenspeicher für Umweltdaten ein. Für dieses Jahr stehen neue Aufgaben im Pro gramm des Zentralen Arbeitskreises Ökologie und Umweltgestaltung. Ge meinsam mit der Sächsischen Aka demie der Wissenschaften in Leip zig nimmt man Projekte zur Rekulti vierung der Bergbaunachfolgeland schaffen in Angriff. IRIS RICHTER M arcus Annaeus Lucanus (39—65) war der bedeutend ste römische Epiker neben Vergil. Von seinen zahlreichen Werken ist nur eines erhalten: das (unvollendete) Epos „Der Bürgerkrieg“. Es gestaltet den Krieg zwischen Cäsar und sei nem einstigen Mitstreiter Pom- peius. Nach der in Buch 7 be handelten Schlacht bei Pharsalos (48 v. u. Z.) heißt es auch „Phar- salia". Anfangs mit Kaiser Nero be freundet, fiel Lukan in Ungnade. Vielleicht war Nero, der eben falls poetische Ambitionen hatte, auf Lukans Können und Erfolg eifersüchtig; Lukan war .unvor sichtig', in einem Dichterwett streit noch vor dem Kaiser den 1. Preis zu gewinnen. Vielleicht wirkte sich auch die Entfrem dung zwischen Nero und seinem TOZOnSIOn setzte 1,1—590; es ist die umfang reichste unter seinen wenigen Übertragungen römischer Dich tung. Möglicherweise beein druckte ihn der Geist dieses in tyrannos gerichteten Epos, das Marcus Annaeus Lucanus: „Es gibt Schwerter, damit niemand in Knechtschaft sei" Rezension zu: Lukan, Der Bürgerkrieg. Lateinisch und deutsch von Georg Luck. Berlin, 1985. Akademie-Verlag. 564 Seiten. 68 Mark früheren Erzieher, dem Philoso phen Seneca, auf die Beziehun gen zu Senecas Neffen Lukan aus. Lukan und Seneca beteilig ten sich 65 u. Z. an einer Ver schwörung; beide wurden vom Kaiser zum Selbstmord gezwun gen. Lukan, Vertreter der stoischen Senatsopposition gegen Nero (ob auch gegen das Kaisertum gene rell. ist umstritten), feiert Pom- peius und vor allem Cato den Jüngeren als Repräsentanten re publikanisch-freiheitlicher Ge sinnung und verurteilt Cäsar als Tyrannen. Der Lobpreis Neros (1.8 ff.) stammt entweder aus der Zeit ungetrübter Freundschaft mit Nero, der sich zunächst von seiner besten Seite zeigte, oder es war ein unerläßlicher Tribut an eine zwingende Konvention, vielleicht bewußte Tarnung, um die Publikation des Epos nicht zu gefährden. Auffallende Charakteristika des „Bürgerkrieges“ sind die Wahl eines politischen Stoffes aus der jüngeren Vergangenheit und, wohl im Zusamenhang da mit, der Verzicht auf den im Epos üblichen „Götterapparat“, ferner der „barocke“, pathe- tisch-manieristische Stil, auch die detaillierte Darstellung von Grausigem. Lukan ist bis ins 19. Jh. viel ge lesen worden. Hölderlin über- Ende des 18. Jh. auch in anderen Ländern Europas starke Wir kung auf das revolutionäre Bür gertum übte. In die Säbel der französischen Nationalgarde der 1. Republik war der Lukan-Vers 4,579 graviert: datos. ne quis- quam serviat enses“, „daß es Schwerter gibt, damit niemand in Knechtschaft sei“. Seit eini gen Jahrzehnten wächst das In teresse an Lukan wieder. Es ist zu begrüßen, daß der Akademie- Verlag (in seiner bekannten und bewährten Reihe „Schriften und Quellen der Alten Welt“) eine zweisprachige kommentierte Aus gabe vorlegt. Textkonstitution und Übersetzung besorgte der namhafte Latinist G. Luck. Um metrischen Zwängen auszuwei chen. gab er die epischen Dakty len in Prosa wieder, ein legiti mes Verfahren (das zuletzt Ebers bach bei Vergil anwandte). Aus der Einführung sei die aus führliche Darstellung des Bür gerkrieges hervorgehoben, zumal der von Lukan beiseitegelas senen Etappen. Einzelnes könnte deutlicher herausgearbeitet sein, so die möglichen Gründe für das Nero-Elogium in Buch 1. — Alles in allem: eine nützliche, wert volle Edition, die ein nicht nur durch seine Rezeption wichtiges Werk der römischen Literatur er schließt. Prof. Dr. S. J. WERNER C laus Träger wird es wenig beha gen, sich in der Zeitung als ein Vorbild wiederzufinden, um so mehr, als er natürlich von der all mählichen Sinnentleerung dieses Wortes infolge allzu. häufigen Ge brauchs weiß. Aber es ist ja auch eine Aufgabe des Germanisten, die ser Tendenz dadurch entgegenzu wirken, daß man das Wort stets dort verwendet, wo es unbedingt an gemessen erscheint. Genosse Professor Träger, der als die letzte Zwecksetzung seines Beru fes die gesellschaftlich-öffentliche Wirksamkeit von Lehre und For schung ansieht, nimmt seinen höch sten akademischen Titel stets wört- lich, indem er sich „bekennt“: zur bil- dungs- und kulturpolitischen Funk tion der auch durch ihn maßgeblich repräsentierten Wissenschaft im Prozeß der Vervollkommnung unse rer sozialistischen Gesellschaft, zur Einheit von Wissenschafts- und Ka- derpolitik, zum Leistungsprinzip und — scheinbar selbstverständlich - zur Einheit von Lehre und For- Schung. Mehrere Generationen von Absolventen des Deutschlehrer- und Germanistikstudiums an der Sek tion Germanistik und Literaturwis senschaft. deren Direktor Claus Trä ger derzeit bereits das zweite Mal ist. haben sich unter anderem bei ihm das geistige Rüstzeug für ihre höchst verantwortungsvolle Tätig keit in den Schulen, den Verlagen und allen anderen kulturellen Insti tutionen. denen die Pflege und Be förderung von deutscher Sprache und Literatur obliegt, angeeignet. Ein gleiches betrifft, und zwar in ganz besonderem Maße. Claus Trä gers Beharren auf der kontinuierli chen und zielorientierten Qualifizie rung der besten Studenten und des wissenschaftlichen Nachwuchses, wobei er ständig die Erfordernisse der zu entwickelnden Wissenschafts teildisziplin und die Individualität der betreffenden Person zu ver einen bestrebt ist. , Wie sollte ein Wissenschaftler, der auch außerhalb unseres Landes den Ruf eines hervorragenden Ge lehrten genießt, nicht als Vorbild wirken, wenn er es in keiner Unter richtsstunde versäumt, gemeinsam mit den Studenten zielstrebig auf Mittler einer kulturvollen Aneignung der Kultur oder: Verteidigung eines Vorbilds Genosse, Wissenschaftler, Hochschullehrer, Direktor und Herausgeber — Prof. Dr. sc. Claus Träger das Kernproblem des jeweiligen Ge genstandes hinzuarbeiten, wenn er es nicht versäumt, philologisches Handwerkszeug und historische Me thode zu vermitteln, wenn er es nicht unterläßt, am fachspezifischen Gegenstand Grundprobleme unserer Epoche und weltanschaulich- philosophische Fragen der akade mischen Jugend zu behandeln, so weit dies möglich ist. Wie auch sollte ein Hochschullehrer nicht als Vorbild wirken, wenn er seinen eige nen wissenschaftlichen Standpunkt nicht dogmatisiert. sondern relati viert, indem er ständig dessen Hi storizität verdeutlicht, wenn er mit der Geschichte und der Theorie der Literatur implizit Wissenschafts- und Methodengeschichte lehrt, wenn er die aktuell-politischen Ge schehnisse in der Welt mit den ideologischen Implikationen des Fachs zu verbinden weiß und wenn er dergestalt für Klarheit darüber sorgt, daß der gesellschaftliche Auf trag eines Literaturwissenschaftlers nicht darin besteht, im Elfenbein turm dem Dasein eines weltabge- ■ wandten Schwärmers und Schön geistes zu frönen? Die Schwierigkeit besteht darin, von ihm nicht als von einem Vorbild zu schreiben. Claus Träger empfindet sein Wir ken als das eines Mittlers, dem es im Prozeß der „Aneignung der Kul tur“ darum zu tun ist, die „Kultur der Aneignung“ zu befördern. Nicht zuletzt dieses Anliegen bildet die Grundlage seiner außerordentlich vielfältigen und umfangreichen Pu- likationstätigkeit, die sich in tages publizistischen Arbeiten, wissen schaftlichen Rezensionen, Gesprä chen, Vorträgen, Aufsätzen und Buchveröffentlichungen, darunter drei Aufsatz- und zwei bedeutenden Quellensammlungen, dokumentiert. Diese Arbeiten, wie auch das Auf treten Claus Trägers auf nationalen und internationalen Konferenzen, fanden im In- und Ausland weite Beachtung. Nicht minder wicntig sind in diesem Zusammenhang die editorischen Aktivitäten Claus Trä gers. Bereits als Student leistet er mit der „Bevorwortung“ (nicht „Be vormundung“) und Kommentierung bedeutender Werke des litera rischen Erbes einen eigenständigen Beitrag zu der von ihm für die so zialistische Gesellschaft insgesamt erstrebten „Kultur der Aneignung“. Diese Bemühungen setzte Claus Trä ger seither kontinuierlich fort, und heute gehört er zu denjenigen Hoch ¬ schullehrern der Sektion, die den in ihrem Bereich arbeitenden Nach wuchswissenschaftlern Leistung auch dadurch abverlangen, daß sie ihnen systematisch Möglichkeiten eröffnen, durch Publikationen ihr wissenschaftliches Ausdrucksver mögen zu schulen, denn, so Profes sor Träger, „Formulierungsfragen sind Sachfragen“. Eine Reihe von Nachwuchswis senschaftlern der Sektion erhielt von Claus Träger bei der Mitarbeit an dem von ihm herausgegebenen ..Wörterbuch der Literaturwissen schaft“. das 1986 im Bibliogra Prof Dr. sc. Claus Träger, Direktor der Sektion Germanistik und Literaturwissen schaften, ist einer der namhaftesten und vielseitigsten Literaturwissenschaftler unseres Landes. Das von ihm 1986 im Bibliographischen Institut Leipzig heraus gegebene „Wörterbuch der Literaturwissenschaft" ist das erste dieser Art in der DDR. Es bietet Wissenschaftlern und Studenten wie auch interessierten Laien wertvolle Orientierungshilfe und popularisiert Grundlagen der marxistischen Li teraturwissenschaft über unsere Ländergrenzen hinaus. phischen Institut Leipzig erschien, Gelegenheit, sich mit der unumstöß lichen Wahrheit dieser Aussage an zufreunden. Claus Träger betont ge genüber seiner Promovendenschar von mehreren Kontinenten immer wieder, daß, zum Beispiel, eine Dis sertation (A) nicht das Ende, son dern der Beginn einer wissenschaft lichen Laufbahn darstelle und nicht unbedingt ein „Lebenswerk“ sein müsse. Um ein solches handelt es sich ohne Zweifel bei jenem „Wör terbuch“, für das Claus Träger selbst 6564 Zeilen verfaßte, das all die verschiedenen Aspekte seines Wirkens zusammenführt und ohne sein wissenschaftliches Format auf der Grundlage jahrzehntelanger Er fahrungen in Lehre und Forschung nicht zustande gekommen wäre. Es ist nicht nur das erste Standard werk dieser Art in der DDR, es dient ebenso dem interessierten Laien wie dem Studenten als wert volle Orientierungshilfe, und es po pularisiert Grundlagen der marxi stischen Literaturwissenschaft auch über die Landesgrenzen hinaus. Im Vorwort dieses Werkes findet sich eine schmeichelhafte Bemerkung Claus Trägers, die der Ergänzung be darf: „Und endlich sei nicht ver schwiegen, daß nicht wenige Auto ren (von etwa 150, J. M.) darunter sind, denen noch die Sporen klirren, die sie sich dabei erwarben; sie ha ben dafür gesorgt, daß der Leser das Geräusch nicht vernimmt“ (S. 9). Die Schüler Claus Trägers sind es ihm schuldig, im Gegenzug zu er klären: Vor allem er hat, in einem übergreifenden Sinn, dafür ge sorgt ... Wie nun sollte Genosse Claus Trä ger, der kürzlich seinen 60. Geburts tag beging, nicht als Vorbild wir ken, wenn er, aus einer Leipziger Arbeiterfamilie stammend, mit eiser ner Selbstdisziplin über den Besuch der ABF und das Studium der Ger manistik an der Philosophischen Fa kultät der Alma mater Lipsiensis einen Bildungsweg. durchaus auch nach eigenem Plan, beschritt, der von den Nachfolgenden nur als exemplarisch gewertet werden kann. Für die wissenschaftliche Lauf bahn Claus Trägers erwies sich vor allem die Mitarbeit an der von Wer ner Krauss geleiteten Arbeitsgruppe zur Geschichte der deutschen und französischen Aufklärung an der da maligen Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin als prä gend. Die Literatur des 18. Jahr hunderts, Aufklärung, Klassik, Ja- kobinismus und Romantik, blieb im mer sein bevorzugtes Arbeitsgebiet. Seit 1969 ordentlicher Professor für Allgemeine Literaturwissenschaft, hat Claus Träger mit seinen schule- bildenden Arbeiten zur Theorie und Geschichte der Literatur, die nicht nur den von ihm bevorzugten literaturgeschichtlichen Ausschnitt bei weitem überschreiten, sondern auf der Grundlage umfangreicher Sachkenntnis in mehreren gesell schaftswissenschaftlichen Diszipli nen auch weltliterarische Prozesse reflektieren. Außerordentliches ge leistet; ebenso als Wissenschafts- und Kulturpolitiker, als Sektionsdi rektor, als Leiter des Herausgeber kollegiums der seit 1980 erscheinen den „Zeitschrift für Germanistik“, als Leiter des Beirates für Kultur-, Kunst- und Sprachwissenschaften beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR und als langjähriges Vorstandsmitglied der Internationalen Vereinigung für ger manische Sprach- und Literatur wissenschaft (IVG). Claus Träger wurde für seine Verdienste mit vie len akademischen und staatlichen Auszeichnungen, hervorgehoben sei besonders der Nationalpreis, geehrt Er wird sich in Anbetracht sol cher Fakten vergeblich dagegen sträuben, als Vorbild bezeichnet zu werden. Er ist es, und zwar für alle, die ihm auf ihrem Weg der wissen schaftlichen Qualifizierung begeg net sind, ob sie es wollen oder nicht. Dr. JOCHEN MARQUARDT
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