Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1987
- Erscheinungsdatum
- 1987
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19870000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19870000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1987
-
- Ausgabe Nr. 1, 9. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 16. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 23. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 30. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 6. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 6. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 13. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 20. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 27. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 3. April 1
- Ausgabe Nr. 14, 10. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 20. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 24. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 4. Mai 1
- Ausgabe Nr. 18, 8. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 22. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 5. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 19. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26. 3. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 10. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 17. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 24. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 31. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 4. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 11. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 18. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 25. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 36, 9. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 16. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 23. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 30. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 6. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 13. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 20. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 27. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 4. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 11. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 18. Dezember 1
-
Band
Band 1987
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
UZ/02 16. Januar 1987 MEGA steht auch für Mut, Einsatz, Gespür und Akribie UZ unterhielt sich mit jungen Wissenschaftlern des WB MEGA-Edition der Sektion Geschichte unserer Universität über ihre Haltungen, Motive und Ansprüche UZ: Marx-Engels-Forscher — manch einer stellt sich darunter be stimmt verstaubte Bücher wälzende Stubengelehrte vor. Sicher ist das aber ein völlig falsches Bild. Dr. Claus Baumgart: Ganz be stimmt. Neulich hat auch zu mir mal jemand gesagt; „MEGA — das ist doch diese ungeheure Fleißar beit.“ Aber das ist nur ein Aspekt, finde ich. Claudia Reichel: Stimmt, Fleiß ge hört auch dazu. Man muß schon mal stundenlang sitzen, um hand schriftliche Aufzeichnungen zu ent ziffern. Diese Handschriften lesen wir im Original, beispielsweise in Englisch, Französisch oder Spa nisch. Fremdsprachenkenntnisse ge hören also für uns zum unverzicht baren Handwerkszeug. Ich habe hier beim Studium die II a in Eng lisch abgelegt und lerne jetzt fran zösisch. Rüdiger Eckert: Für mich steht im Moment ein Spanisch-Kurs im Arbeitsplan. Aber Fremdsprachen kenntnisse sind nur das eine. Min destens ebenso wichtig ist, daß wir natürlich erst einmal unsere Mut tersprache beherrschen. Deshalb le sen wir viel, um so auch gleichzeitig unser Allgemeinwissen zu erhöhen. Dieses Wissen kommt uns dann zugute, wenn es um historische Ein ordnungen und aktuelle Bezüge geht. UZ: Welche aktuellen Bezüge konntet ihr denn im Schaffen von Marx und Engels neu entdecken? Rüdiger Eckert: Ich möchte das mal an einem Beispiel zeigen. Das Thema meiner Diplomarbeit lau tete: „Die spanische Guerilla im Spannungsfeld von Revolution und Konterrevolution Guerillakämpfe spielen auch heute in Lateiname rika eine große Rolle. Sie sind je doch bestimmten Kreisen in den USA ein Dorn im Auge. Dort ver sucht man unter anderem, mit aus dem Zusammenhang gerissenen oder unvollständigen Marx-Zitaten ein falsches Bild von dieser Be wegung zu zeichnen. Ein Aspekt un serer Arbeit ist es, dazu beizutra gen, ein derart verzerrtes Marxbild richtigzustellen. Dr. Claus Baumgart: Insgesamt leisten wir mit der MEGA einen Bei trag zur weltweiten Offensive des Marxismus, schaffen sozusagen ideologische Munition. UZ: Zu jenen aktuellen Bezügen, die euch in der eigenen Forschungs tätigkeit motivieren, gehören sicher auch die Schaffensmethoden der Klassiker selbst: Fleiß, Mut zum Ri siko beim Aufwerfen und Lösen neuer Probleme ...? Dr. Claus Baumgart: Hinter unse rer Arbeit steht der Druck der Ver öffentlichung. Das motiviert und sti muliert uns ungemein, ist aber na türlich auch eine große Verpflich ¬ tung. Die MEGA verkörpert Welt höchststand, daran muß sich jede Zuarbeit, auch jede Diplomarbeit, orientieren. Claudia Reichel: Es kann schon mal an den Baum gehen, wenn man zum Beispiel Marx’ Handschriften entziffern will. Das ist schon ein ge wisses Risiko. Aber dieses Risiko ist bei uns eine planbare Größe. Wir le gen semesterweise unsere Ziele im voraus fest und garantieren so ihre Abrechenbarkeit. Und das erleich tert uns im Kollektiv den Austausch über den Stand unserer Arbeiten. Hier sehen wir auch noch Reserven, wir müssen noch offener und kriti scher untereinander werden. Rüdiger Eckert: Wir halten das so, daß wir uns über Vorhaben und Pläne erst unter den Forschungs studenten und jungen Assistenten verständigen, bevor wir uns an die erfahrenen Kollegen wenden. Dabei kommt es nicht selten auch zu Streitgesprächen, die für uns aber produktiv sind. Und manchmal wol len auch bei uns die Küken klüger sein als die Henne ... Dr. Claus Baumgart: Vielerorts, auch an dieser Universität, gibt es noch die Meinung, Studenten könn ten gar nicht forschen. In unserem Wissenschaftsbereich soll aus der Arbeit an jedem Diplomthema For schungsleistung erwachsen. Das Ri siko dabei kann nach unseren Er fahrungen verringert werden, wenn Studenten und junge Wissenschaft ler durch ihre Hochschullehrer in ausreichendem Maße zum Forschen befähigt werden. UZ ; Ist das so zu verstehen, daß ihr in dieser Hinsicht nur gute Er fahrungen gemacht habt? Rüdiger Eckert: Ich habe fünf Jahre lang WK studiert und bin über einen Sonderstudienplan und das Oberseminar zur MEGA-Edition gekommen. Es hat mich besonders gereizt, daß ich mir hier im Wissen schaftsbereich selbst im Rahmen der Möglichkeiten ein Diplomthema wählen konnte und bei seiner Erar beitung volle Unterstützung fand. Claudia Reichel: Wenn ich ehr lich sein soll, muß ich sagen, daß ich eigentlich nicht wegen Marx und Engels hier gelandet bin, son dern weil ich mich mit indischer Ge schichte beschäftigen wollte. Diese Arbeitsgruppe bot mir an der Sek tion die besten Möglichkeiten dafür. Ich arbeite seit eineinhalb Jahren nach einem individuellen Studien plan und habe im Rahmen meiner Diplomarbeit fünf Artikel von Marx aus den Jahren 1857/59 zum in dischen Aufstand für die Edition vorbereitet. Mit meinem individuel len Studienplan konnte ich die Di plomarbeit vor dem geplanten Ter min vorlegen. Seit Anfang Novem ber bin ich nun Forschungsstudent. Dadurch, daß ich bereits für meine Diplomarbeit eine umfangreiche Bi ¬ bliographie erarbeitet habe, fiel mir der Enistieg ins Forschungsstudium nicht schwer. Dr. Claus Baumgart: Claudia hat für ihren vorzeitigen Studienab schluß auch hart gearbeitet, manche Nachtschicht eingelegt. Bei uns ist es üblich, daß jeder, der sich be währt, sehr schnell Haus- und Schlüsselrecht erhält. Hier im Haus hat er gute Arbeitsmöglichkeiten, eine umfassende Literatursamm lung, den eigenen Arbeitsplatz. Was jeder selbst mitbringen muß, sind unter anderem kriminalistischer Spürsinn und wissenschaftliche Akribie. Rüdiger Eckert: Ich kann eigent lich sagen, daß ich wissenschaftli ches Arbeiten erst hier richtig ge lernt habe. Wer in die MEGA- Forschung einsteigt, dem wird zuerst in Oberseminaren das me thodische Handwerkszeug vermit telt. Zum Beispiel haben wir regel recht trainiert, Bibliographien an zulegen, mit Bibliothekskatalogen umzugehen und wissenschaftliches Material aufzuarbeiten. Schade, daß man das nicht schon in dieser Form in den Proseminaren lernt. Dr. Claus Baumgart: Zu dem Rüst zeug, das uns hier vermittelt wird, gehört auch eine Ausbildung am Computer. Dabei geht es nicht nur um die Theorie, sondern wir wer den auch in die Überlegungen ein bezogen, wie man das Gerät sinn voll nutzen kann — auch in anderen Kollektiven. Für die Studenten unse rer Sektion haben wir in diesem Jahr einen Informationslehrgang an geboten Das Interesse hat uns ver blüfft, fast 50 Studenten und junge Wissenschaftler meldeten sich. Für die Mitglieder unserer Arbeits gruppe hieß es, so manchen Abend opfern. UZ: Euer Arbeitstag hat also nicht nur 8 3/4 Stunden? Claudia Reichel: Natürlich nicht. Aber ich glaube, ich wäre nicht zu- friedener. wenn ich weniger zu tun hätte. Schließlich mache ich meine Arbeit gern. Rüdiger Eckert: Unsere Aufgaben fordern die gesamte Persönlichkeit. Mit wissenschaftlicher Tätigkeit al lein ist es nicht getan. Als Marx- Engels Forscher muß man auch praktisch- politisch aktiv sein. Ich war zum Beispiel stellvertretender Sekretär unserer FD.I-Ctundorgani- sa zon. Dr. Clan« Baumgart: Wir brau chen Kader, die in der Lage sind, so wohl wissenschaftliche ale auch poli tische Prozesse zu überschauen. In unseren individuellen Studienplä- na sind deshalb reben fachlichen auch gasel?scha etliche Aufgaben ver- ankei t. (D'e Eetrige zur MEGA- Forschungsgruppe wurden erarbei tet von K. PREUSS, I. RICHTER und M. SPREEMANN.) Teilnehmer an der Gesprächsrunde mit jungen MEGA-Editoren waren: HERAUSGEBER der Marx- Engels-Gesamtausgabe sind das Institut für Marxismus-Leninis mus beim ZK der KPdSU und das Institut für Marxismus- Leninismus beim ZK der SED. In die Arbeit einbezogen werden außerdem die Akademie der Wis senschaften der DDR. die Hum boldt-Universität Berlin, die Mar tin-Luther-Universität Halle/ Wittenberg, die Karl-Marx- Universität Leipzig, die Fried rich-Schiller-Universität Jena und die Pädagogische Hoch schule „Dr. Theodor Neubauer" Erfurt/Mühlhausen. IN VIER ABTEILUNGEN ist die Marx-Engels-Gesamtausgabe un terteilt. Die 1. Abteilung enthält alle philosophischen. ökono mischen. historischen und poli- NOTIZEN ZUR MEGA- EDITION tischen Werke, Schriften und Ar tikel. außer dem „Kapital“. Je nes wird mit seinen autorisierten Ausgaben und allen direkt da zugehörenden Werken und Ma nuskripten. beginnend mit dem ökonomischen Manuskript von 1857/58. die 2. Abteilung bestim men. Die 3. Abteilung ist dem Briefwechsel gewidmet, dabei u. a. auch ein Band mit Wid mungen von Marx und Engels in Büchern und auf Fotos. Die 4. Abteilung wird sämtliche Ex zerpthefte, Einzelexzerpte, chro nologische Tabellen, bibliogra phische Verzeichnisse sowie No tizbücher und Einzelnotizen von Marx und Engels bringen. 30 BÄNDE sind bisher fertigge stellt — 12 der 1. Abteilung, 10 der 2„ vier der 3. und vier der 4. Abteilung, Ziel der Herausgeber ist es, bis zum Jahre 2000 die Edi tion der Bände der 1. und 2. Ab teilung abzuschließen. SECHS GEDICHTSAMMLUN GEN aus den Jahren 1833 bis 1837 werden neben Marx’ Abitur arbeit und literarischen Ver suchen im Band I der 1. Abtei lung veröffentlicht. Weiterhin wird man sich in einigen Bänden von Engels’ zeichnerischem Ta lent überzeugen können. DER BRIEFWECHSEL von Marx und Engels wird allein 45 Bände füllen. 4119 Briefe von und 9881 Briefe an Marx und En gels werden 2630 Druckbögen ein nehmen. Vier Bände der Brief- abteilung liegen bisher vor. Bis 1990 soll der gesamte Briefwech sel bis 1857 zur Verfügung ste hen. DIE PERSÖNLICHEN BIBLIO THEKEN von Marx und Engels zu rekonstruieren, ist von großer Bedeutung für die MEGA- Edition. da An- und Unterstrei chungen sowie Randbemerkun gen oft wichtige Gedankengänge verdeutlichen. Bisher wurden an den Instituten in Moskau und Berlin über 1000 Titel in mehr als 1500 Bänden aus dem Besitz von Marx und Engels zusam mengetragen. Dazu wird ein Ka talog erarbeitet. ALS „SCHÖNSTE BÜCHER DER „DDR“ wurden die ersten Bände ausgezeichnet. Der Dietz- Verlag wurde mit der „Goldenen Letter“ des Börsen Vereins der deutschen Buchhändler zu Leip zig geehrt. Dem graphischen Großbetrieb Interdruck wurde das Gütezeichen „Q" verliehen. KOMPLETTIERT werden mit den Ergebnissen der vorliegen den MEGA-Bände deutschspra chige Marx-Engels-Ausgaben, die englische Ausgabe in 50 Bän den und Ausgaben in slowakischer spanischer und vietnamesischer Sprache. Rüdiger Eckert, Forschungsstudent im WB MEGA-Edition, Träger des Georg- Mayer-Preises, bearbeitete in seiner Diplomarbeit ein Exzerptheft von Marx zur spanischen Guerilla. Claudia Reichel, seit dem 1. November Forschungsstudentin, stellte ihre Di plomarbeit vorfristig fertig. Dr. Claus Baumgart, wissenschaftlicher Assistent im WB, entdeckte bei der Ar beit an seiner Dissertation u. a. zwei bisher unbekannte Marxtexte. Im April 1986 begingen wir feierlich den 100. Geburtstag von Ernst Thälmann. Aus diesem An laß erschienen in unseren Verla gen eine ganze Reihe von neuen Büchern und Publikationen über diesen hervorragenden Führer der KPD und der Arbeiterklasse. In mehreren Teilen werden in der UZ wichtige Neuerscheinun gen zu diesem Jahrestag bespro chen. Dies betrifft die folgenden Bücher und Broschüren: Ernst Thälmann, Bilder, Doku mente, Texte, Hrsg, vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Dietz Verlag, Ber lin 1986, 408 S. Ernst Thälmann, Anschauungs material zum 100. Geburtstag, Hrsg, vom Institut für Marxis mus-Leninismus beim ZK der SED, Dietz Verlag, Berlin 1986, 2. Aufl. 109 S. Ruth und Walter Wimmer: Kampf dem Faschismus! Thäl ¬ mann 1929—1933. Urania-Verlag Leipzig—Jena—Berlin 1986, 356 S. Ernst Thälmann. Erfüllt die Ge werkschaften mit dem Geist des Klassenkampfes. Hrsg, von Hans Polzin, Verlag Tribüne, Berlin 1986, 136 S. Erika Kücklich: Ernst Thälmann und die Reichspräsidentenwahl 1932. Hrsg, vom Zentralinstitut für Geschichte der AdW der DDR, illustrierte historische Hefte Nr. 41, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1986, 43 S. Ernst Thälmann in Berlin, Bei träge zur Geschichte der Ber liner Arbeiterbewegung. Hrsg, von der Bezirksleitung Berlin der SED, Bezirkskommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung, Berlin 1986, 191 S. Heute folgt der letzte Teil. Ernst Thälmanns reichen Erfahrungsschatz für die Gegenwart nutzbar machen Besprechung von Neuerscheinungen zum Leben und Kampf des KPD-Vorsitzenden. Von Dr. G. Katsch. 3. Teil. Ein Computer hilft bei der Suche nach Texten von Marx Das Kollektiv der MEGA-Forscher an der Sektion Geschichte arbeitet seit April mit dem Rechner PC 1715 W er selbst wissenschaftlich arbeitet, zieht vor Marx den Hut nicht nur wegen seiner großen Erkenntnisse, son dern auch wegen seiner Arbeits methoden, wegen seines ungeheu ren Fleißes. Tiefgründige politi sche, soziale, ökonomische, na turwissenschaftliche Studien, um fangreiche Analysen der Tages ereignisse und der Zeitgeschichte gingen jeder wissenschaftlichen oder publizistischen Arbeit vor aus. Nur, wenn man ihn auch darin zum Vorbild nimmt, kann man Marx’ Lehren vollends ver stehen. Insbesondere gilt das für das Kollektiv der MEGA-Forscher, ' die damit beschäftigt sind, das gesamte schriftliche Erbe 'von Marx und Engels zusammenzu tragen, aufzuarbeiten und so eine Textgrundlage für Überset zungen in anderen Sprachen zu schaffen. Gegenüber den Klassi kern haben die MEGA-Forscher an unserer Universität allerdings einen entscheidenden Vorteil oder besser gesagt, einen moder nen Helfer: den Personalcompu ter PC 1715. Zwar kann er Fleiß und Fachwissen nicht ersetzen, aber zeitaufwendige Puzzlearbeit übernehmen. Mit anderen Wor ten — das MEGA-Kollektiv hat nun mehr Zeit, schöpferisch zu arbeiten, noch mehr Wissen zu erlangen, neue Ideen zu entwik- keln. Da aber natürlich noch kein Meister der Computerbedienung vom Himmel gefallen ist, besuch ten alle Genossen des Kollektivs einen Lehrgang im ORZ und überlegen nun, wie sie den Ar beitsablauf am besten koordinie ren. So kann der neue Gehilfe von Anfang an voll genutzt wer den, wenn es zum Beispiel darum geht, wirklich alle Texte von in der „New York Tribune“ zu finden, denn nicht jeder ist auch mit „Charles Marx“ ge zeichnet. Es wird geprüft, wie der Computer durch Vergleich eines Textes mit eingespeicher ten sprachlich-stilistischen Merk malen eines Autors mathema tisch-statistisch die Möglichkeit der Autorschaft bestimmen kann. Ähnlich hilft der Compu ter auch bei der Fehlersuche, ins besondere in fremdsprachigen Texten, denn in der MEGA wer den alle Werke in der Original sprache wiedergegeben. Der Com puter fungiert dabei als „elek tronisches Wörterbuch“. Ihm wird der englische, französi sche ... Wortschatz eingegeben. Nach entsprechendem Befehl ver gleicht er jedes Wort eines be liebigen Textes damit und zeigt sofort falsche Schreibweisen an. Als Grundlage für weitere Edi tionen soll die MEGA auch Aus kunft über die Textentwicklung geben. So wird nachvollziehbar, wie Marx zu seinen Erkenntnis sen gelangte. Außerdem vermit telt die MEGA politisches und ge schichtliches Hintergrundwissen. Welche Hilfe den Editoren dabei die gespeicherten, jederzeit ab rufbaren Texte und Quellen sind, liegt auf der Hand. Kein Wunder also, daß die MEGA- Forscher von ihrem Computer be geistert sind und für die rechner gestützte Edjtion eine Lanze bre chen. Ihr nächstes Ziel: noch wei tere Möglichkeiten des Compu ters zu erkunden und eigene Soft ware zu entwickeln. Die bereits in der zweiten Auf lage erschienene Dokumentation „Ernst Thälmann. Anschauungs material zum 100. Geburtstag“ — ist ebenfalls dem gesamten Le- bensweg Thälmanns und der Er füllung seines Vermächtnisses in der DDR gewidmet. Die Gliede rung folgt der Thälmann- Biographie, ist jedoch nur indi rekt ersichtlich. Die Autoren ha ben auf Zwischenüberschriften verzichtet und offenbar die ein zelnen Abschnitte durch zumeist ganzseitige Fotos (S. 14, 39, 64, 90 und 107) voneinander getrennt. Die Plazierung des Thälmann- Porträts auf S. 25 inmitten der Zeit der revolutionären Nach kriegsjahre leuchtet unter dieser Voraussetzung jedoch nicht ein. Leider fehlen auch in dieser Pu blikation zu drei von fünf derar tig tragenden Abbildungen die Bildunterschriften. Die Broschüre wird dem An spruch eines Anschauungsmate rials voll gerecht. Eine Vielzahl von Bilddokumenten (Fotogra fien, Fotomontagen, Reproduk tionen von Zeitungsseiten — oft im Ausschnitt — Flugblättern, Handzetteln, Plakaten, Buch-, Broschüren- und Zeitschriften titelblättern, Protokollen, Brie fen, Aufzeichnungen und Aus weisen), ergänzt durch grafische Darstellungen und Karten ver mitteln ebenso ein eindrucksvol- les Bild vom Leben und Kampf Ernst Thälmanns und darüber hinaus der KPD und der Komin tern wie die Auszüge aus Reden und Schriften des langjährigen Vorsitzenden der KPD. Dabei wird sowohl aus zeitgenös sischen Dokumenten als auch aus Quellen zitiert, die Äußerun gen über Ereignisse und Prozesse im Rückblick enthalten. Dem Charakter der Broschüre ent sprechend, tragen sie aphoristi schen Charakter, die Quellenan gaben fehlen. In einem Teil, der die Zeit nach Thälmanns Ver haftung beinhaltet, zeugen Ur teile von Heinrich Mann, Martin Andersen Nexö, Georgi Di- mitroff, Wilhelm Pieck oder Her mann Matern von der hohen Wertschätzung seines Kampfes und seines Charakters. Einge schobene Erläuterungen der Autoren und treffend formu- lie.rte Bildunterschriften ver schmelzen mit den Bild-Text- Dokumenten zu einer Einheit. Wie bedauerlicherweise auch in anderen ähnlichen Materialien wurden Reproduktionen von Textdokumenten aufgenommen, die nur mit der Lupe oder kaum zu entziffern sind (S. 19, 30, 43, 50. 74, 87, 96, 99, 102). Konzeptionelle Fragen wirft der letzte Abschnitt auf. Die Autoren waren offensichtlich be strebt zu dokumentieren, daß die DDR ein „Denkmal für den Ar beiter, den Kommunisten, den Antifaschisten Ernst Thälmann, vom Volk selbst errichtet und in Thälmanns Sinne zum Nutzen des Volkes gestaltet“ (H. Sin dermann) ist. Das ist auf weni gen Seiten auch gelungen. Bil dern von der direkten Thäl mann-Ehrung in der DDR stehen Aufnahmen eines Meetings an läßlich seines 90. Geburtstages in Hamburg-Eppendorf und einer Landkarte der Republik Kuba mit der Insel „Ernst Thälmann“ und dem „Strand der DDR“ (S. 117) zur Seite. Das ist zuwenig, um die Ehrung widerzuspiegeln, die Thälmann heute internatio nal zuteil wird, zuwenig, um zu zeigen, wie die KPD in den West zonen bzw. der BRD und später die DKP sein Vermächtnis zu er füllen suchten. Die Gewerkschaftspolitik der KPD gehört zu jenen The menkreisen, die weniger als an dere erforscht sind. Die von Hans Polzin eingeleitete und zu sammengestellte Dokumentation von vorwiegend Auszügen aus Reden und Schriften Ernst Thälmanns zur Gewerkschafts politik belegt Thälmanns Auf fassung, „daß die Gewerkschaf ten nur dann ihre Aufgaben als Interessenvertreter erfüllen, wenn sie einheitlich und konse quent den Kampf gegen den Im perialismus aufnehmen“ (S. 8). Allerdings handelt es sich ledig lich um einen Mini- oder Midi- Band. Es bleibt zu wünschen, daß er als Vorläufer eines Ban des in der Art von „Geschichte und Politik“ oder „Zur Macht frage“ gedacht .war. ★ Die „illustrierten historischen Hefte“ erfreuen sich seit Jahren des Interesses eines großen Le serkreises. Hier ist die in letzter Zeit häufig diskutierte narrative Methode gefragt. Diese ist frei lich auf das Ende der Reichskanz lei oder den U-Boot-Krieg im er sten Weltkrieg leichter anzuwen- den als auf ein vergleichsweise so spröde anmutendes Thema wie die Reichspräsidentenwahl 1S32 und die Kandidatur Ernst Thälmanns. Daß Erika Kücklich in dieser Reihe darüber schrieb, verdient von vornherein An erkennung. Sie hat es vermocht, beide Wahlgänge in die histori sche Situation einzuordnen und die notwendigen Hintergrundin formationen zu vermitteln. Die gekonnte Aufbereitung mannig facher Details z. B. des Einsatzes der Wahlhelfer der KPD, der Entscheidung namhafter Intel lektueller für Thälmann (S. 20) oder der persönlichen Tragik in folge politischer Fehleinschät zungen im Falle eines Ernst Heil mann (S. 38) führten zu einer le bendigen Darstellung. Die Frage nach dem „Warum?“ einer Kan didatur Thälmanns wird so beantwortet, daß die Politik der KPD im Jahre 1932 völlig ver ständlich wird. Der Anteil Thälmanns an dieser Politik und seine große physische Leistung während des Wahlkampfes sind gleichfalls ersichtlich. Die fiktive Geschichte, die das Heft einleitet und abschließt, fällt gegenüber dem Hauptteil ab. Auch ist die Synchronität zwischen Text und Abbildungen nicht immer ge wahrt. Manche nebensächliche Formulierung ruft Einwände her vor. ★ Als Beispiel für die Aufarbei tung des Lebens und Wirkens Ernst Thälmanns unter dem re gionalgeschichtlichen Aspekt möge die Broschüre „Ernst Thäl mann in Berlin“ stehen, deren umfangreiche Einleitung Katja Haferkorn verfaßt hat. Das Pro blem derartiger Publikationen, die Herstellung richtiger Propor tionen zwischen dem Allgemei nen und dem Besonderen, ist im Vergleich zu anderen gut gelöst. Gleichzeitig entstand so eine not wendige Voraussetzung für das Verständnis des folgenden Ab schnitts „Aus Reden Thälmanns in Berlin“. Ausgewählte Daten über sein Wirken in Berlin, journalistische Beiträge über die Thälmann-Ehrung in Berlin (Bri gaden, FDJ-Aufgebot, Pionierpa last, Thälmann-Park) und ein Verzeichnis der Thälmann- Gedenkstätten in und um Berlin tragen dazu bei. „das reiche Erbe und Vermächtnis Ernst Thäl manns in der Hauptstadt der DDR. Berlin, sichtbar zu machen und zu vermitteln“ (S. 3).
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)