Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1987
- Erscheinungsdatum
- 1987
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19870000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19870000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1987
-
- Ausgabe Nr. 1, 9. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 16. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 23. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 30. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 6. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 6. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 13. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 20. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 27. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 3. April 1
- Ausgabe Nr. 14, 10. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 20. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 24. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 4. Mai 1
- Ausgabe Nr. 18, 8. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 22. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 5. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 19. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26. 3. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 10. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 17. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 24. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 31. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 4. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 11. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 18. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 25. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 36, 9. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 16. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 23. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 30. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 6. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 13. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 20. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 27. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 4. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 11. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 18. Dezember 1
-
Band
Band 1987
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ie- Ul' auf er- Ge er- nen di« hr af us- let che er- Ge der 700 un- er ge be' gen rch lts- an) ed- de- io- En- er die der er nd g e- zu ng- au, ind ge ER ek- ivs c er lt- ür ind ust tz erb irt nd om 2. bis 5. Juni berieten an un serer Alma mater 300 Wissen schaftler aus 23 Staaten und Ber it! (West) über neueste Ergebnisse Lnd weiterführende Aufgaben auf dem Gebiet des algebraischen und Ambolischen Rechnens. Der Einla- dung nach Leipzig waren die füh- Penden Wissenschaftler auf diesem gebiet aus aller Welt gefolgt. Mit Freude konnten wir eine repräsenta- ie Delegation aus der UdSSR (mit 32 Wissenschaftlern stärkste aus- ndische Delegation) unter der Lei- lüng von Prof. D. M. Klimov, Korr. Mitglied der AdW der UdSSR, be- Brüßen. Die weiteste Anreise hatte icherlich Prof. Wu Wen-Tsün, Vor- atzender der Mathematischen Ge- ^Üschaft der VR China. Die Themen der eingeladenen und Singereichten Vorträge reichten von grundlegenden algebraischen Fra- ^Stellungen. Erfahrungsberichten Anwendern von Computeralge- rasystemen (CAS), Berichten über Gen Entwurf neuer Systeme bis hin 2 software-methodologischen und Sundlagenfragen des CAS- Sntwurfs. .Aufgrund der gebotenen Kürze W nur auf einige Beiträge stich- *ortarti ig eingegangen werden: ..Prof. B. Buchberger, Universität sinz, gab eine Einführung in die Me- Shode der Gröbner-Basen, des grund- Runden theoretischen Konzepts des Gebietes. V. P. Gerdt, Vereinig- 58 Institut für Kernforschung Vubna. informierte umfassend über "telfältige Anwendungen von CAS sifdem Gebiet der Hochenergiephy- ‘lk in seinem Institut. Über die An- 300 Wissenschaftler aus 23 Ländern zu Gast bei EUROGAL '87 in Leipzig Diskussion über neueste Ergebnisse auf dem Gebiet des algebraischen und symbolischen Rechnens Wendung des symbolischen Rech nens im automatischen Theorem beweisen in der Geometrie sprach Prof. Wu Wen-Tsün. T. Wolf, ORZ der ESU, Jena, stellte das von vie len Fachkollegen beachtete System CRACK-Star zum Lösen von Sy stemen nichtlinearer Differential gleichungen vor. Die modernen Kon struktionsprinzipien des CAS SCRATCHPAD II wurden von sei nem Autor, R. Jenks, IBM Research, Yorktown Heights, New York, er läutert. In einem brillanten Vor trag gab der Autor des verbreitet sten Systems REDUCE, Prof. A. C. Hearn, Rand Corporation, Santa Mo nica, Kalifornien, bemerkenswerte Einschätzungen zu zukünftigen Trends bei der Entwicklung von CAS in deren Dialektik von Hard ware- und Software-Entwicklung. Er rief zu neuen Anstrengungen bei der theoretischen Durchdringung der Entwurfsprobleme und zur Schaffung geeigneter Software- Werkzeuge auf. In diesem Zusam menhang verdient der Beitrag von S. Kamal Abdali, Tektronix Corpo ration, Beaverton, Oregon, Erwäh nung, der auf Fragen der mathema tischen Modellierung der Abarbei tungsprozesse in CAS einging. Traditionell war auch die EUROCAL ‘87 mit der Ausstellung von Rechentechnik und der Vorfüh rung von Systemen verbunden. Be sonderes Interesse riefen die neuen Mikrorechner Siemens PC MX2 mit dem System SIMATH (Prof. H. G. Zimmer, Universität des Saarlan des) und Macintosh Plus mit dem System MAPLE (J. S. Devitt, Uni versität Saskatchewan, Kanada) her vor. Das Kombinat Robotron, das die gesamte Vorbereitung und Durchführung der Konferenz in dan kenswerter Weise unterstützte, war mit dem unlängst mit Messegold ausgezeichneten A 7150 in Kopp lung mit dem neuen Laserprinter von Rank Xerox vertreten. Große Beachtung fand die Tatsache, daß führende CAS wie muMath und RE DUCE (in der Version von T. Yamamoto, Hokkaido-Universität, Sapporo) auf einem PC sozialisti scher Produktion demonstriert wer den konnten. Charakteristisch für die Kon ferenz sowohl während des wis senschaftlichen Programms (11 Hauptvorträge, etwa 100 Vorträge in 23 Parallelsitzungen, eine Poster sitzung mit 15 Postern, Demonstra tion von 15 CA-Systemen) als auch während der Rahmenveranstaltun gen (Eröffnungsabend. GWH- Führung. Orgelkonzert in der Thomaskirche, Besuch in Dresden, Empfang beim Generaldirektor des Kombinates Robotron) war die At mosphäre der Aufgeschlossenheit, des Strebens nach friedlicher Zu sammenarbeit über Ländergrenzen und politisch-ideologische Grenzen hinweg. Vidle Kollegen aus westlichen Ländern betonten ihre Wertschät zung für die Ergebnisse von Wis senschaftlern aus den sozialisti schen Ländern, die erstmals bei einer Konferenz dieses Fachgebietes in solcher Breite vertreten waren. Als Anerkennung für seine wissen schaftlichen Beiträge und für seinen Einsatz bei der Vorbereitung und Leitung der EUROCAL ‘87 wurde Prof. W. Lassner zum Vorsitzenden der SAME (Symbolic and Algebraic Manipulation in Europe), der das Wissenschaftsgebiet in Europa ko ordinierenden Organisation, ge wählt. Dr. U. PETERMANN V W 50 Jahren, am 27. April 1937, Ntarb Antonio Gramsci, der s.’luge und schöpferische italieni- P he Revolutionär und Internationa- 18$ der geistige Vater und Mitbe- sünder der Kommunistischen Par- 6 ‘ Italiens, der große Dialektiker. n seinem Hauptwerk, den „Qua- Gemi del Carcere“, den „Gefäng- Esheften", die Gramsci in den Jah- ,7 faschistischer Kerkerhaft ötieb. begegnen uns vielfältige sginelle Überlegungen und theore- Me Auseinandersetzungen zu den XSschiedensten Themen: Philoso- Phie. Geistesgeschichte, Kultur- Theorie, Bündnisfragen, die Rolle der Stellektuellen u. v. m. Zum einen Merbindet Gramsci sein gesamtes po- tüsches und philosophisches Den- Ken organisch mit dem Nachdenken Wber die Sprache, ihre Wurzeln, ihre Wirkung und ihre historisch- 6esellschaftliche Determiniertheit, am anderen ist er sein Leben lang ,Sbst Sprachwissenschaftler gewe- *n. Aus diesem Grund war auch die I8Bte in der DDR stattfindende .Tamsci-Tagung dem Thema: bUT3msci — Sprache, Literatur, Kul- ia gewidmet. Das am 7. und 8. 1 Von der Sektion Theoretische Sc . angewandte Sprachwissen- t52aft an der Karl-Marx-Universi- 8 ausgerichtete Kolloquium bot le ach- und Literaturwissenschaft- VP, Philosophen und Vertretern on Verlagen aus der DDR, Frank- töch, Italien und der BRD vielfäl- Gelegenheiten zur gegenseiti- 860 Information über den For- Foungsstand in den verschiedenen TShdisziplinen. r0 seinem Beitrag zu Beginn der Gung hob Prof. Klaus Bochmann 8U Leipzig) den „philologi- Gnen" Analyse- und Denkstil ayemscis hervor, der sich einerseits 8 der fundierten sprachwissen- Sah Eichen Ausbildung in Turin er- ;0 und andererseits untrennbar 1 seinem gesamten dialektischen Impulse für die weitere intensive Rezeption des Schaffens A. Gramscis Kolloquium an der Sektion TAS zu dem Thema: „Gramsci — Sprache, Literatur, Kultur“ Denken verknüpft ist. In der Er kenntnis vom Zusammenhang zwi schen der sozialen Determiniertheit der Sprache und dem bewußten Ein greifen des „organischen Intel lektuellen“ im Dienst der hegemo- nischen Klasse sowie Gramscis dia lektischem Verständnis des Verhält nisses von linguistischer Theorie und Sprachpraxis, zwischen Philo phie und Politik, Subjektivem und Objektivem. Theorie und Praxis, be steht seine Aktualität sowohl hin sichtlich der sprachwissenschaftli chen Forschung als auch der poli tischen, journalistischen und propa gandistischen Praxis. Um diese Aktualität ging es auch Prof. Jean-Baptiste Marcellesi (Rouen), der die von der franzö sischen Soziolinguistik entwickelten Grundbegriffe (kollektiver Spre- cher/Hörer, sprachlich hegemoni- sche Schicht) auf Gramscis Konzep tion vom organischen und traditio nellen Intellektuellen und sein He gemoniekonzept zurückführte. In diesem Zusammenhang verwiesen Prof. Louis Guespin (Rouen) und weitere Kollegen der „Universite de Haute Normandie“ besonders auf die sprachpolitischen Bedürfnisse im heutigen Frankreich, die eng mit der Problematik der Minderhei tensprachen, der zahlreichen Ein wanderer und des Einflusses des nordamerikanischen Englisch ver bunden sind. Mehrere Sprachwissenschaftler befragten unter verschiedenen Aspekten Gramscis Programm für eine demokratische Sprachpolitik und seine Vorstellungen zur Sprach- normierung nach ihrer Bedeutung für die Gegenwart. Einen weiteren thematischen Schwerpunkt des Kolloquiums bil dete die Diskussion um Gramscis Überlegungen zu den „senso co- mune“, Alltagsbewußtsein, Volks kultur und Folklore. Gramsci war der erste Marxist, der sieh diesen Phänomenen detailliert zuwandte, betonten Dr. Sabine Kebir (Univer sität Algier) .und Joachim Meinert (Berlin), die viele seiner Schriften ins Deutsche übersetzt haben. Ver bunden mit der Sprachfrage bildet die Konzeption vom „senso co- mune“ ein zentrales Thema seines Werkes. Prof. Fabrizio Franceschini (Pisa) verdeutlichte, daß Gramsci Volks kultur und sprachliche Probleme als parallele und sich wechselseitig bedingende Fragen betrachtete. Er sah in ihnen ein ideales Terrain für die Hervorhebung jener Beziehun- gen zwischen Intellektuellen 'und Massen, zwischen dominierenden Gruppen und untergeordneten Schichten, zwischen bewußter Füh ¬ rung und Spontanität, 'die im Mit telpunkt seiner Reflexion über die Perspektiven der Errichtung des So zialismus in Italien und in West europa stehen. Zur heutigen politischen Rezep tion Gramscis in Italien nahm Prof. Umberto Carpi (Pisa) Stellung. Er wandte sich entschieden gegen den Versuch. Gramsci aus dem poli tischen und historischen Kontext zu isolieren und für moderate Inter essen zu vereinnahmen. Als besonders fruchtbar für die Diskussion erwies sich die Teil nahme von Vertretern anderer Fach disziplinen. Die Philosophen Prof. Joachim Uhlig (KMU Leipzig) und Dr. Michael Grabek (Berlin) spra chen zu Gramscis philosophischen und politischen Konzeptionen und seinem Beitrag zur Entwicklung der marxistischen Philosophie. Auch die Ausführungen des Li teraturwissenschaftlers Prof. Horst Heintze (Berlin) und der Literaturso ziologin Prof. Graziella Pagliano vom Gramsci-Institut Rom unterstri chen nachdrücklich, daß nur eine konsequent interdisziplinäre For schung dem Wirken Gramscis ge recht wird. Seine grundlegende Erkenntnis, daß die Linguistik über ihren engen technischen Bereich hinaus der Funktion von Sprache in der Gesell schaft in den sozialen und poli tischen Verhältnissen der Menschen nachgehen muß. erweist sich für uns Sprachwissenschaftler heute als eine höchst aktuelle und verantwor tungsvolle Aufgabe. In diesem Sinne verstand sich das Leipziger Kolloquium als Impuls für die wei tere intensive Rezeption Gramscis. Zugleich war es das Ergebnis und eine wichtige Etappe der vertrag lich vereinbarten Kooperation zwi schen der Karl-Marx-Universität und den Universitäten Rouen und Pisa. ANTJE WETZEL "xumeres Men •7p010bb dAKETb Die Fac e Hriiranluia, NMS 3. ; * ... 2 — rdaen ■* N*Kn. Die Geschichte des Antikommunis mus ist alt: hier ein Hetzplakat der Antibolschewistischen Liga. Dagegen setzten die Kommunisten: das lebendige Beispiel der Sowjet union und Aufklärung. Fotos: UZ/Archiv DerUolhertriroe "» » ~e' wexn-m. ax neom Anfraf Bürgerliche Historiographie und die Oktoberrevolution Beratung zur Geschichte der antikommunistischen Verfälschung und der antisowjetischen Ausfälle Der Wissenschaftsbereich Ge schichte der Sektion Marxismus- Leninismus der KMU veranstal tete ein Kolloquium zum Thema „Zeitgenössische Einschätzungen und gegenwärtige Verfälschun gen der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution durch die bür gerliche Geschichtsschreibung und Politologie“. Dabei ging es nicht datum, die Problematik umfassend und erschöpfend zu behandeln, sondern auf die Leit linien der Verfälschungsversuche hinzuweisen. Prof, Dr. sc. H. Arndt, der das einleitende Referat hielt, hob her vor, daß die Geschichte der anti kommunistischen Verfälschung und der antisowjetischen Aus fälle so alt ist, wie die GSOR selbst. Die typische Ignoranz die ses Ereignisses wird mit den be ginnenden 60er Jahren und dem damit einhergehenden Übergang von der Politik des Kalten Krie ges zur Entspannungsphase kor rigiert und durch flexiblere Va rianten ersetzt. Besonders großen Raum nahm in den Ausführungen die sozial- reformistische Konzeption der Verfälschung der- GSOR ein, wobei sich der Redner besonders mit den Auffassungen K. • Kauts kys auseinandersetzte und dar legte, wo und in welchem Maße diese Auffassungen ihren Nie derschlag fanden. So verwendete K. Kautsky nach 1918 viel Ener gie für den antibolschewisti schen und antisowjetischen Kampf. Er gehörte in der SAI zu den Befürwortern der offenen Aggression gegen die junge So wjetmacht, wovon eine Reihe sei ner Bücher und Aufsätze zeugen. Im sich anschließenden Bei trag sprach Doz. Dr. sc. A. Wör- ner über die Stellung der inter nationalen Sozialdemokratie zur GSOR und zur Sowietunion. Er hob hervor, daß K. Kautsky einer der ersten sozialreformisti schen Theoretiker war. der sich mit der GSOR auseinandersetzte. Davon ist aber nicht abzuleiten, daß sich die internationale So ¬ zialdemokratie nach dem von K. Kautsky erarbeiteten Stand punkt richtete. Vielmehr kam es zu Auseinandersetzungen in der internationalen Sozialdemokra tie, die bereits 1919 auf dem Ber ner Sozialistenkongreß began nen, auf welchem K. Kautsky die Intervention gegenüber So wjetrußland verlangte. K. Kautsky geriet mit dem von ihm vertretenen extremen Antisowje tismus in eine zunehmende Iso lation, was sich darin äußerte, wenn auch mit einigen Ein schränkungen, daß dieser sowonl in der internationalen Sozial demokratie als auch in der SPD nicht akzeptiert wurde. Aber auch angesichts dieser Tatsache benötigte die internationale So zialdemokratie bis 1923, bevor sie sich halbwegs auf Grundposi tionen einigen konnte. Dabei setzten sich nicht die Auffassungen K. Kautskys, son dern die O. Bauers durch. Wenn sich auch O. Bauer gegen die welthistorische Bedeutung der GSOR wandte und sie als eine russische Eigentümlichkeit be zeichnete, so war er doch von Be ginn an für eine solidarische Hal tung gegenüber Sowjetrußland, was Eingang fand in den Be schluß des Gründungskongresses der Internationale II 1/2 und auf dem Hamburger Gründungskon greß der SAI übernommen wurde. K. Tempel analysierte mittels Zeitungsartikeln und Reden von linken Sozialdemokraten in ver schiedenen Partei bezirken der SPD die Stellung zu Sowjetruß land und zu den Aussagen K. Kautskys. Dabei stellte er her aus, daß die Haltung der links oppositionellen Kräfte mit Ele menten antikommunistischer und antisowjetischer Vorbehalte behaftet war, sich aber grund sätzlich positiv von den Stel lungnahmen des Parteivorstan des der SPD abhob. Dr. ROLF-JÜRGEN GLASS ich dem kläglichen Zusammen- bruch der großen Frontoffen- d sive, der die russische Armee in vSn großen Flüchtlingstreck ver- Glndelte, führten Unzufriedenheit 6 Verbitterung zu spontanen De- Filtrationen in Petrograd. M. La- 83 Mitglied des bolschewistischen keFteikomitees im Stadtteil Wybor- W, Seite, gab die Situation treffend ssder, wenn er berichtete: „Kommt 6n in Arbeiterkreise so fühlt G89, wie es dort brodelt und I "SEht." Amspäten Abend des 16. Juli hat- Gie die Arbeiter der Putilow-Werke tC Parole ausgegeben, zum Tau- Palais zu ziehen, um vom Genralexekutivkomitee des Sowjets Rien Rücktritt der Provisorischen Re- behung zu verlangen und die Über- Germe der gesamten Macht zu for- Bun Immer tiefer drang die Lo- B& Lenins „Alle Macht den So ll S1" in ihr Bewußtsein ein. Am Sutouli morgens gegen 3 Uhr über- Meste eine dreißigtausendköpfige Gs aus dem Wyborger Stadtteil le sHentrum. Studenten und Offi- ehsaspiranten versuchten vergeb- Hee ‘Sie aufzuhalten. An den Ufern BosdNe Wa landeten etwa 10 000 Ma- Nle s7 und Arbeiter aus Kronstadt. Aktiich entschlossen hatten, an der Pemon teilzunehmen. Die Zahl der „Ayonstranten wuchs rasch an. Ro10n allen Stadtteilen zogen die 3n nen zur Villa Kschessinskaja, Sigcitz. des Zentralkomitees der De h eWiki. Revolutionäre Trup- B.p atten auf der Bastion der Pe- Ih vnlsFestung Stellung bezogen. Rene, ndort aus das gegenüberlie- IMjit Gebäude auf alle Fälle zu S ren. Vom Balkon sprach Lenin. Hn t zu Geduld und Enthaltung Gen dser gewaltsamen Aktion ge- “t, Di, Provisorische Regierung e Bolschewik! hielten die Be • Die bewaffnete Konterrevolution schlägt zu-Menschewiki und Sozialrevolutionäre werden zu ihren Helfershelfern Tausende Arbeiter fordern den Rücktritt der Provisorischen Regierung und die Übergabe der Machtan die Sowjets Kosaken machen Jagd auf Lenin, doch es gelingt ihm, in ein sicheres Versteck zu entkommen dingungen für einen siegreichen be waffneten Aufstand zu diesem Zeit punkt noch nicht gegeben. Obwohl in der Hauptstadt zwei Drittel der Arbeiterklasse hinter der Revolu tion standen, war die revolutionäre Bewegung in der Provinz keines wegs soweit fortgeschritten. Lenin wirkte, wie N. Podwoiski Leiter der bolschewistischen Mili tärorganisation der Petrograder Gar nison, in seinen Erinnerungen schreibt, beruhigend auf die aufge brachten Demonstranten, die er dazu bewegen konnte, friedlich zu demonstrieren. Unter Orchesterklän gen bewegte sich der Zug dann wei ter zum Taurischen Palais. Gedul dig erwarteten die Demonstranten eine Antwort auf ihre Forderungen. Aber statt die gesamte Macht zu übernehmen, erließ das von dem Menschewisten Tscheidse geführte Präsidium des Sowjets eine Verord nung zum Verbot der Demonstra tion und gab den Befehl, Kosaken einheiten und andere regierungs treue Truppenteile zur Verteidigung der Provisorischen Regierung um Petrograd zusammenzuziehen. Es unterstützte den Befehlshaber des Petrograder Militärbezirks, General Polowzew, den die Regierung be auftragt hatte, „in der Stadt Ord nung zu schaffen“. So wurden die menschewistischen und sozial revolutionären Führer, wie sie Le nin charakterisierte, „zu Komplizen und Helfershelfern der konterre volutionären Henker.“ Die Nacht brach schon an, als die enttäuschten Massen vom Taurischen Palais wie der abmarschierten. Am 18. Juli, morgens gegen 4 Uhr, trafen die regierungstreuen Trup pen ein, denen man eingeredet hatte, Lenin und die Bolschewiki seien deutsche Spione, die Rußland der deutschen Armee ausliefern wollten. Die Bourgeoisie konnte er leichtert aufatmen. Über die Stadt wurde der Ausnahmezustand ver hängt. Die bewaffnete Konterrevo lution fiel in der Sadowa-Straße, auf dem Litejny-Prospekt und ande ren Straßen und Plätzen über die friedliche Demonstration her. Das Blut von 400 Toten und Verletzten färbte das Straßenpflaster rot. Un ter den Säbelhieben der Kosaken fluteten die Demonstranten aus dem Zentrum ■ in die Arbeiterviertel zu rück. Truppen und Polizei began nen, dort nach Waffen zu suchen und Verhaftungen vorzunehmen. Die Petrograder Bourgeoisie und ihre Helfershelfer feierten ihren ge meinsamen Sieg. Sie ahnten jedoch nicht, daß es ein Pyrrhussieg sein sollte. Die Provisorische Regierung kostete den Triumph in Formen aus, die tief verletzend im Volke wirken mußten. Für Kosaken, die bei den von ihnen provozierten gewalt ¬ samen Auseinandersetzungen ge fallen waren, wurde ein pompöses Staatsbegräbnis veranstaltet. Man pries sie als „Retter des Vaterlan des“. Mehrere Minister, darunter auch Kriegsminister Kerenski, tru gen höchst persönlich ihre Särge aus der Isaak-Kathedrale heraus. Fünf revolutionäre Regimenter wur den entwaffnet, in kleine Abteilun gen aufgelöst und an die Front ge schickt, zur Bestürzung der sie dort empfangenden regierungstreuen Kommandeure. Die Bourgoisie hielt ihre Stunde für gekommen, endgültig mit den ihn verhaßten Bolschewiki abzu rechnen. Sie versuchte, sie für die Massenaktionen verantwortlich zu machen. Im Morgengrauen des 18. Juli wurde die Redaktion der „Prawda“ von konterrevolutionären Offizieren und Soldaten verwüstet. Sie zerstörten sämtliche Maschinen. Eine halbe Stunde zuvor hatte sich Lenin dort noch aufgehalten. Eine Kampagne der Hetze, Verfol gung und des Terrors gegen die Bol schewik! begann. Justizminister Ni kitin ließ Flugblätter mit dem In halt gefälschter Dokumente vertei len, aus denen hervorgehen sollte, daß Lenin ein „Landesverräter“ sei und im Solde der deutschen Regie rung stehe. Ministerpräsident Fürst Lwow erließ gegen ihn und andere prominente Führer der Bolschewiki Haftbefehl. Angeblich wollte man Die Bolschewiki auf dem Weg zum Roten Oktober Eine UZ-Serie über interessante Episoden, Begegnungen und Ereignisse aus der Ge schichte der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution ihn vor Gericht stellen. Wie jedoch später aus einem Brief des Innenministers bekannt wurde, wußte dieser sehr wohl, daß eine Anklage wegen „Hochverrats“ gegen Lenin und seine Genossen bald zusammenbrechen würde. Die eingekerkerten Bolschewiki, die man desselben „Verbrechens“ be zichtigte, mußten mangels Beweise wieder freigelassen werden. Des halb schickte Nikitin gemeinsam mit dem Chef des Generalstabs Ro manowski Kosaken aus, die den Be fehl hatten, Lenin nicht zu verhaf ten. sondern zu ermorden. Die Partei brachte ihren Führer in Sicherheit. Lenin wohnte in Pe trograd bei seinem Schwager M. Je lisarow. Anna Jelisarowa-Ulja- newa, seine Schwester, war Redak tionssekretär der „Prawda“. Als die Spürhunde der Provisorischen Re gierung in der Wohnung Jelisarows erschienen, war er verschwunden. Auch an den folgenden Tagen durch suchten sie die Wohnung ohne Er folg. Längst war der Führer der Revolution untergetaucht. Zunächst verbarg er sich bei dem Arbeiter N. Poletajew, dann bei dem alten Bol schewiken S. Allilujew. Die bürger liche Presse überschlug sich in Spe kulationen über seinen Verbleib. Phantastische Gerüchte wurden in Umlauf gesetzt, die in der Behaup tung gipfelten, Lenin sei in einem deutschen U-Boot geflohen. In Wirklichkeit aber hatten ihn Allilujew und Stalin am späten Abend des 22. Juli zum Primorsker Bahnhof begleitet. Hier hatte der Bolschewik N. Juneljanow, der in einem Petrograder Werk arbeitete, bereits die Fahrkarte gelöst. Wohl behalten kam Lenin in Rasliw an, wo Juneljanow mit seiner Familie wohnte. Prof. Dr. HANS-JOACHIM KUHLES
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)