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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1987
- Erscheinungsdatum
- 1987
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198700009
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19870000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
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- Band
- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1987
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KARL-MARX-VORTRAG 1987 Die Frage nach der Einheit und Vielfalt bei der Herausbildung des Sozialismus hat auch deshalb be sonderes Gewicht, weil Zeitpunkt Und Bedingungen der sozialistischen Revolution in den einzelnen Län- fern im Gefolge der ungleichmäßi gen Entwicklung des Kapitalismus in seinem imperialistischen Entwick- lungsstadium unterschiedlich aus- feiten, eine ungleichmäßige Ent- wicklung der sozialistischen Revo lution und des gesellschaftlichen Sy- stems des Sozialismus nach sich zie hen. Das Wesen des sozialistischen Re- Volvrtionszyklus wie seine konkreten hisbörischen Erscheinungsformen "'eisen wesentliche Unterschiede Aum bürgerlichen Revolutionszyklus auf, W. Markov und M. Kossok fas- Sen den bürgerlichen Revolutions- zyklus auf zwei Ebenen, nämlich einerseits als zyklischen Verlauf je- der bürgerlichen Revolution in auf- Ind absteigender Linie, ablesbar an ihrer Periodisierung und den Wand lungen in ihrer sozialen Bewegung sowie andererseits als Summe aller Revolutionen, die ein Land bis zur ndgültigen Konsolidierung der ka- Ditalistischen Gesellschaftsordnung ferchläuft (Frankreich 1789, 1830. 1848, 1870/71). Die vier Grundtypen der bürgerlichen Revolution Unter diesem Blickpunkt werden Per Grundtypen der bürgerlichen Revolution unterschieden: • die Revolution im Feudalismus Begen den Feudalismus (Typ 1789); ? die Revolution im Kapitalismus für den Kapitalismus (Typ 1830); ; die Revolution auf dem Wege 3m Kapitalismus (Deutschland 1848); 'die Revolution unter Hegemonie Qes Proletariats (Typ Rußland 1905). Vorgelagert erscheint die frühbür- Betliche Revolution im Übergangs feld vorn Mittelalter zur Neuzeit im Rahmen feudaler Strukturen, nach- Eelagert die nationalen und antiko- lonialen Befreiungsrevolutionen mit dußerordentlich differenzierter So- Sial- und Hegemonialstruktur sowie feit ausgepräetem Primat der äuße- Fen Frontstellung. Sicher wäre dem bürgerlichen Re- olutionszyklus eine dritte Di- Dension hinzuzufügen: die histori- she Abfolge bürgerlicher Revolu tionen im weltweiten Epochen- '^"mmenhang vom Niedergang des deudalismus über die Durchsetzung 68 Kapitalismus der freien Kon- Eurenz bis hin zu seiner imperiali- I Stischen Niedergangsphase. U. E. muß das Wesen des soziali- Stischen Revolutionszyklus’ in erster Hinie unter formationsgeschichtli- , 'fern Aspekt gefaßt werden, als Zy- Klus von Revolutionen unter proleta- i Fischer Heyemonie in unserer 1917 Singeleiteten Epoche, die in nationa- I er und internationaler Dimension fern Sozialismus führen. Dabei gibt es zweifelsfrei unter ¬ schiedliche Wege und Formen so wohl des Herankommens an die so zialistische Revolution, der Errich tung der Diktatur des Proletariats als auch der sozialökonomischen Umwälzung zum Sozialismus, was man gegebenenfalls als historisch stadial oder auch regional differen zierte Formen bzw. Typen dieses Re- volutionszyklusses definieren kann. Eine stadial-soziale Vertiefung der Revolution im Sinne einer in die Zukunft weisenden Umgruppie rung der Klassenkräfte kann es im sozialistischen Revolutionszyklus in dessen nur in Vorfeldetappen bis zur Errichtung der Diktatur des Pro letariats geben, nicht aber nach ih rer Errichtung, weil es links von der herrschenden Arbeiterklasse keine revolutionäre Klassenkraft mehr gibt, weil es keine proleta rischen Klassenfraktionen mit antagonistischen Interessen gibt, die auf eine künftige Gesellschaftsord nung verweisen würden. Die sta dial-soziale Vertiefung der Revolu tion ist im sozialistischen Revolu tionszyklus demnach ausschließlich an Übergangsetappen der Revolu tion gebunden, während die Forde rung nach einer zweiten Revolution im Sozialismus gewöhnlich Aus druck der Konterrevolution ist, wie alle Erfahrungen von Kronstadt 1921 über Budapest 1956 und Prag 1968 bis Warschau 1980 lehren. Gewöhnlich berufen sich trotzki- stische Autoren auf historische Er fahrungen mit der äußersten Lin ken in der bürgerlichen Revolution, die schon über den Rahmen des Ka pitalismus hinausweist, um die Not wendigkeit einer „zweiten Revolu tion“ innerhalb der sozialistischen Revolution zu begründen. Sofern es in der sozialistischen Revolution Mo mente gibt, die über das eigentliche Ziel hinausschießen — wie etwa der erzwungene Kriegskommunismus 1918 — 1920 in Sowjetrußland — re flektiert sie das Kräfteverhältnis in einer zugespitzten Auseinanderset zung zwischen Revolution und Kon terrevolution. Solche Erscheinungen sind indessen kein Ausdruck des so zialen Bodens für angeblich neue, künftige gesellschaftliche Antagonis men, die eine „Revolution in der Re volution “ erforderlich machten. Auch deshalb, aus Gründen der ideologischen Auseinandersetzung, erscheint uns ein klar definierter Gebrauch des Revolutionsbegriffs notwendig. Entwicklung im Sozialismus trägt bewußten Charakter Der sowjetische Gesellschaftswis senschaftler J. A. Krassin hat unter Verweis auf Karl Marx bemerkt, daß erstmals der Sozialismus solche gesellschaftlichen Verhältnisse schafft, die es erlauben, „objektiv herangereifte Aufgaben zu lösen und die gesellschaftlichen Verhält nisse weiterzuentwickeln, ohne die Gesellschaftsordnung grundlegend zu verändern.“ (J. A. Krassin, Re ¬ volutionärer Prozeß und Reformen, in: Sowjetwissenschaft. Gesell schaftswissenschaftliche Beiträge, 1978, H. 2, S. 139.) Freilich setzt das eine wissenschaftlich begründete Po litik der herrschenden Arbeiter klasse und ihrer führenden Partei voraus. Dabei betont Krassin, daß Sozialismus und Kommunismus eine dynamische Gesellschaft sind, daß sich das Tempo der gesell schaftlichen Entwicklung keines falls verlangsamt, .sondern vielmehr tiefgreifende qualitative Verände rungen im Leben der Gesellschaft erfolgen. „Aber ihre Entwicklung“ — so Krassin — »trägt bewußten Charakter, sie erfolgt auf dem Wege sozialer Reformen, großer sozialisti- dern auch internationalen Umstän den ergaben: — so die außerordentliche Schärfe des internationalen und inneren Klassenkampfes — Intervention, Bürgerkrieg, später Massenwider stand der Kulaken gegen die Kol lektivierung — was Einfluß auf die politische Organisation der Gesell schaft sowie auf die Entwicklung und auf zeitweilige Einschränkun gen der sozialistischen Demokratie aüsübte; — die kapitalistische Umkreisung und imperialistische Blockade des Sowjetlandes, was zu hohem Tempo der sozialistischen Industrialisie rung bei der Errichtung der mate riell-technischen Basis des Sozialis- Lösung der Machtfrage leitet sozialistischen Revolutionszyklus ein Der zweite Teil des Karl-Marx-Vortrages von Prof. Dr. Ernstgert Kalbe, Sektion Geschichte scher Umgestaltungen, die wissen schaftlich begründet und geplant sind und die die objektiven Erfor dernisse des gesellschaftlichen Fort schritts zum Ausdruck bringen. Der artige Umgestaltungen können ih rem qualitativen Inhalt und ihren Folgen nach nicht weniger tief und bedeutsam und folglich nicht weni ger revolutionär im philosophischen Sinne sein als die sozialen Revolu tionen der Vergangenheit.“ In diesem Sinne formuliert das Programm des IX. Parteitages der SED. daß die Gestaltung der ent wickelten sozialistischen Gesell schaft „ein historischer Prozeß tief greifender politischer, ökonomi scher, sozialer und geistig-kulturel ler Wandlungen“ ist. Unter solchen Aspekten begegnen im sozialistischen Revolutionszyklus unserer Auffassung nach bisher fol gende konkret-historischen Revolu tionstypen: Erstens die Sowjet- bzw. Räterevo lution, wie sie aus den Erfahrungen dreier russischer Revolutionen in der Großen. Sozialistischen Ok toberrevolution zum Siege geführt wurde. Hierher gehören auch die Räterevolutionen in Ungarn und der Slowakei, unabhängig von der Zerschlagung beider Räterepubli ken, denn eine sozialistische Revo lution bewahrt ihren Charakter auch im Falle einer Niederlage. Im Zusammenhang mit der sowje tischen Form der sozialistischen Um wälzung bedürfen bestimmte Be sonderheiten erneuter Beachtung, die sich nicht nur aus inneren, son- mus zwang, darunter zur forcierten Stärkung des Verteidigungspoten tials des Landes; — der spezifische Übergang vom durch die konkreten Umstände erzwungenen Kriegskommunismus zur NÖP als notwendiger Wirt schaftspolitik der Übergangsperiode u. a. Zweitens begegnet der Typ der volksdemokratischen Revolutionen in Europa, die im Gefolge des anti faschistischen Befreiungskampfes der Völker, der Zerschlagung des fa schistischen Imperialismus und einer grundlegenden Veränderung des internationalen Kräfteverhält nisses unter Führung der Arbeiter klasse und gestützt auf ein breites Bündnis verschiedener sozialer Kräfte mit antifaschistisch antiimperialistischer Stoßrichtung in einem einheitlichen revolutionä ren Prozeß von demokratischer und sozialistischer Revolutionsetappe den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus vollzogen, wobei die volksdemokratische Form der politischen Organisation der Gesell schaft (Nationale Fronten. Mehrpar teiensystem) weitgehend erhalten blieb. Besonderheiten der volksdemokratischen Form des Übergangs Besonderheiten weist natürlich auch die volksdemokratische Form des Übergangs zum Sozialismus auf, die der ganzen Gruppe volksde mokratischer Länder eigen ist, in ge wisser Weise sogar unabhängig Vom konkreten sozialökonomischen Ent wicklungsniveau dieser Länder, die nach drei Gruppen differenziert sind: ehemals entwickelte kapitali stische Länder (CSSR/DDR); Län der mittleren kapitalistischen Ent wicklungsniveaus (Ungarn/Polen); ehemals rückständige Agrarländer (Bulgari en/Rumänien/J ugosla wi en). Diese Besonderheiten ergeben sich aus dem historischen Standort der volksdemokratischen Revolu tion : — das günstige internationale Kräf teverhältnis, die internationale Ver bundenheit der Revolution und die unmittelbare Hilfe der Sowjetunibn für die volksdemokratische Umwäl zung ; — die aus dem Antifaschismus er wachsene enge Verbindung von de mokratischer und sozialistischer Re volutionsetappe, die zu einem ein heitlichen revolutionären Prozeß verschmolzen; —. die Errichtung der Diktatur des Proletariats auf dem Wege der klas senmäßigen Vertiefung einer revolu tionär-demokratischen Diktatur der Werktätigen bis zur ungeteilten Herrschaft der Arbeiterklasse — das Vorherrschen friedlicher For men des Klassenkampfes sowie die allmähliche und schrittweise Durch führung sozialökonomischer Um wälzungen zum Sozialismus, die Ele mente des Sozialismus historisch erstmals bereits in der demokra tischen Revolutionsetappe hervor bringen. Drittens die Volksrevolution in Asien (China, Korea, Vietnam) mit zunächst antifeudal-antiimperiali stisch-antikolonialer Stoßrichtung, in der — gestützt auf das veränderte internationale Kräfteverhältnis — in einem einheitlichen revolutionären Prozeß von bürgerlich-demokrati scher, volks- bzw. neudemokrati scher und sozialistischer Revolu tionsetappe schrittweise der Über gang zum Sozialismus vollzogen wird, wobei die Hegemonialpositio nen der Arbeiterklasse ausgebaut und das Bündnis mit der Bauern schaft als sozialem Hauptträger der Revolution gefestigt werden muß. Hierzu zählt, mutatis mutandis, wohl auch die mongolische Volks revolution. Freilich bewirken hier Nachbarschaft und enges Bündnis mit der UdSSR die zeitweilige Sub stitution der proletarischen He gemonialkraft. Viertens die antiimperialistische Volksrevolution mit sozialistischer Perspektive, vor allem in Latein amerika, wie sie in Kuba zum vol len Siege geführt wurde, in Ni karagua im vollen, aber auch noch offenen Gange befindlich ist und in Chile durch einen militärfaschisti schen Putsch - niedergeworfen wurde. Diese Revolutionen, in denen die Arbeiterklasse einerseits ausge prägte Hegemonialfunktionen aus ¬ übt, sind andererseits durch Rück ständigkeit der sozialökonomischen Verhältnisse des Kapitalismus im In neren dieser Länder sowie durch ihre halb- bzw. neokoloniale Ab hängigkeit vom Imperialismus ge kennzeichnet, weshalb das mögliche Hinüberwachsen einer antiimperiali stisch-demokratischen in eine so zialistische Revolutionsetappe von scharfen Formen des Klassenkamp fes begleitet wird und der revolutio näre Prozeß für längere Zeit um kehrbar bleibt. Proletariat muß Bourgeoisie politisch stürzen Die Zuordnung der nationalde- mökratischen Befreiungsrevolutio nen mit sozialistischer Orientierung, vor allem in Afrika, teils auch in Asien ist außerordentlich kompli ziert. Jüngste Erfahrungen lassen angeraten erscheinen, keine vor schnellen theoretischen Verallge meinerungen zu treffen. Die charakteristische Eigenart des sozialistischen Revolutionszyklus be steht — ungeachtet der historisch stadial und regional differenzierten Formen der ihm zugeordneten Re volutionen — darin, daß sie prinzi piell mit der — zumindest teilweisen — Lösung der Machtfrage beginnen, da der Imperialismus zwar die voll- Ständige materielle Vorbereitung des Sozialismus darstellt, jedoch im Schoße der kapitalistischen Produk tionsweise keine sozialistischen Ele mente entstehen. Das Proletariat muß die Bourgeoisie zunächst poli tisch stürzen und die eigene Macht errichten — mindestens jedoch die Machthegemonie erlangen — um da nach alle gesellschaftlichen Verhält nisse umzuwälzen und eine dem So zialismus gemäße materiell-techni sche Basis auf der Grundlage verge sellschafteter Produktionsmittel zu schaffen. Dem entspricht eine ganze historische Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus, de ren Klasseninhalt durch die Ent scheidung der Frage „wer — wen“ bestimmt wird und deren Staat in der Diktatur’ des Proletariats kul miniert. Nun hat die Erfahrung — nicht zu letzt der volksdemokratischen Re volutionen — gelehrt, daß demokra tische Revolutionsetappen bei Exi stenz einer revolutionär-demokra tischen Diktatur, also eines Uber- gangstyps der Macht, unter der Be dingung zur Übergangsperiode gehö ren können, wenn es gelingt, diese Revolution zur sozialistischen Revo lution und diese Macht zur Diktatur des Proletariats zu vertiefen. Das ist keine Minderung der Rolle der Herr schaft der Arbeiterklasse beim Über gang zürn Sozialismus, sondern eine Betonung der gewachsenen Poten zen von Übergangstypen der Macht auf dem Wege zur Diktatur des Pro letariats. (wird fortgesetzt) statt vorn- von verurteilt. I Jfe So ist begreiflich, warum es die Robert Lansing teilte seinem Bot- Fegierung nie gewagt hat, durch schafter Francis in Petrograd mit, eranstaltung einer Militärparade er solle der russischen Regierung 1 fe Petrograd die Stimmung der „re- klar zu verstehen geben, Anleihen Volutionären Vaterlandsverteidi- würden nur unter der Bedingung renden Bolschewiki bekannter als Prof. Dr. HANS-JOACHIM KUHLES Umzug von Kriegsinva- Fwundeten. Dieser Hin- Petrograd zusammengetreten war, die menschewistischen und sozialrevolutionären Führer ihr sowie deren Kriegspolitik legalisie- seines herein Nach 1. Juli anläßlich einer Ehrung der Op fer der Februarrevolution auf dem Marsfeld 500 000 Menschen mit Anti kriegs- und anderen bolschewisti schen Losungen. Das war entgegen den Hoffnungen der Menschewiki und Sozialrevolutionäre keine Ver trauenskundgebung für sie. Diese Antikriegskundgebung, zugreifen. So war die Offensive brach sie zusammen, 60 000 Solda ten kostete sie das Leben. Da hatten weder die patriotischen Appelle Ke renskis etwas genützt, noch seine rhetorisch gespitzten Pfeile, die feh lende Munition ersetzen können. Haß flammte gegen ihn auf, wäh rend die Sympathien für die Bol ¬ der Name des Divisionskomman deurs. An der Westfront weigerten Sich 15 Divisionen, die den Befehl zur Offensive erhalten hatten, auch nur ihre Ausgangsstellungen einzu nehmen. Als der Befehl zum An griff an der Südwestfront gegeben 12 000 einer an- Demonstration zeigte, daß eine neue Krise über die Provisorische Regie rung hereingebrochen war. Am gleichen Tag trieben Lwow und Kerenski, den Wünschen der „Alle Macht den Sowjets!“ - das war die Losung, die im Sommer und Herbst 1917 überall auf den Straßen und Plätzen Petrograds zu hören war. und fol- wurde, versammelten sich Mann des 2. Gardekorps zu zum Scheitern englischen, französischen amerikanischen Imperialisten realisiert, daß sie den Krieg vorbe haltlos fortsetze und die Revolution entschieden bekämpfe. Das neue Ka binett wich dann auch nicht ein Jota von der Politik Miljukows und Gutschkows ab. Am 20. Mai, einem Tag nach seiner Bildung, gab Lwow, der Kabinettchef geblieben war, ein Interview, in dem der Fürst erklärte: „Das Land muß ein Machtwort sprechen und seine Armee in den Kampf schicken.“ So machte sich sein Kriegsminister auf den Weg zur Front, um dort die kriegsmüden Truppen mit flammen den patriotischen Ansprachen und dem Phrasengeklingel seiner Bered samkeit zu einer neuen Offensive zu bewegen. Auf dem Ersten Gesamtrussischen Sowjetkongreß, der am 16. Juni in französischen Kollegen Maurice Pa- leologue zustande gekommen. Kerenski übernahm das Kriegs- ministerium. ; Er sollte jetzt die Ga rantie für die Aktivierung der Kriegshandlungen auf russischer Seite bieten. Die Regierungen Frank reichs, Englands und der USA ho fierten den russischen Bündnispart ner. Sie pumpten Anleihen nach Rußland, wofür sie „Kanonenfut ter“ forderten. USA-Außenminister laut durch den Saal; „Es gibt eine solche Partei! “ Die Kongreßleitung geriet zusehends in Panik. Gelassen trat er ans Rednerpult, unterzog die Paktiererpolitik der Menschewiki und Sozialrevolutionäre einer ver nichtenden Kritik und begründete, warum die Bolschewiki bereit sind, allein die Verantwortung für die Re gierung zu tragen. In Resolutions- entwürfen über das Verhältnis zum Krieg und über den Frieden forder ten die Bolschewiki die Mißbilli gung und Einstellung des imperiali stischen Krieges. Obgleich der Kon greß mit einer menschewistisch- sozialrevolutionären Mehrheit die von Kerenski propagierte Front offensive billigte, demonstrierten am gend, die russische Armee in die Offensive. Aber gerade dadurch wuchs der Einfluß der Bolschewiki unter den Soldaten. Die „Wojenka“, die Militärorganisation beim Zen tralkomitee der SDAPR(B), die ih ren Sitz in der Villa Kschessinskaja hätte, erlangte große Popularität. Die „Soldatskaja Prawda“ der Mili tärorganisation öffnete den Solda ten darüber die Augen; wofür sie in den Krieg getrieben wurden. Als der Befehl zum Angriff kam, weigerten sich allein in der V. Armee der Nardfront 13 000 Mann, ihn zu befolgen. Der Oberkom mandierende der gesamtrussischen Streitkräfte, General Brussilow, teilte dem Kriegsministerium mit: „In einigen Regimentern erklärt man ganz offen, daß es für sie keine andere Autorität als Lenin gebe." In den meisten Divisionen waren die ren zu lassen. Als der Menschewik Zeretels, inzwischen zum Minister für Post- und Telegrafenwesen avanciert, vor den Delegierten be schwörend behauptete, zum Zeit punkt gebe es keine Partei in Ruß land, die bereit sei, die Macht allein zu tragen, schallte Lenins Stimme schewiki, die dem Volk Frieden ver- Namen der gegen den Krieg agitie- hießen, wuchs. einigen Anfangserfolgen A m 1. Mai 1917, dem internationa len. Kampftag der Arbeiter klasse, verlangten die Demon- Stranten das Ende des imperialisti- Schen Völkermords und einen ge- Fechten Frieden. Just an diesem Tage verfaßte Außenminister Mil- ukow eine Note an die Entente- Verbündeten Rußlands. Darin teilte er den festen Willen der Provisorischen Regierung mit, fe ihrer Seite den Krieg bis zum Sdgültigen Sieg über den deutsch- ^terreichischen Gegner weiterzu- ühren. Als sie am 3. Mai der Öffent- Ashkeit bekannt wurde, löste sie eine Welle des Protestes aus. Das Finnländische, Moskauer und 189. Regiment sowie ein Teil der Be- "tzungen der 2. Baltischen Flotte ’ fegen zum Marienpalais, der Re- sdenz der Provisorischen Regie- Sng, und forderten Miljukows fecktritt. Sie marschierten bewaff- Die Bolschewiki auf dem Weg zum Roten Oktober Eine UZ-Serie über interessante Episoden, Begegnungen und Ereignisse aus der Geschichte der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution i Bung" zu heben. Stattdessen veran- baltete am 30., April die Kadetten- Dartei einen Umzug von Kriegsinva- . 'yen und Verwundeten. Dieser Hin- , Cis auf die bereits gebrachten Op- sr sollte als „moralischer" Appell perstanden werden und das Pflicht gefühl gegenüber dem „Vaterland“ ördern. Die Lage war kritisch. Wollten Je Gutsbesitzer und Kapitalmagna- ten die Macht nicht verlieren, muß- kn sie manövrieren, um aus der Vise herauszukommen. Die dem < °‘k e verhaßten Außenminister Mil- , Kow und Kriegsminister Gutsch- MW traten zurück. Die Führer der nSnschewiki und Sozialrevolutio- sre sprangen in die Bresche, das Sark angeschlagene Image der Provi- zschen Regierung wieder auf- .Polieren. Als Minister traten sie Petrograd . eine Koalitionsregierung mit den versuchten h rgerlichen Parteien ein. Die Mini- und so-al: Mer liste war nicht ohne geheime offenens Paktieren mit der Bourgeoi- itwirkung des britischen Botschaf- sie in der Provisorischen Regierung 8 George Buchanan und „In einigen Regimentern erklärt man ganz offen, daß es für sie keine andere Autorität als Lenin gebe.“ Provisorische Regierung gerät auch nach dem Eintreten von Menschewiki und Sozialrevolutionären in eine tiefe Krise Soldaten verweigern an der Front den Befehl zum Angriff und verlangen Beendigung des Krieges
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