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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1984
- Erscheinungsdatum
- 1984
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19840000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19840000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1984
-
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- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 2. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 9. März 1
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Band 1984
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UZ-Serie zur Geschichte der Leipziger Universität Der antifaschistische Widerstandskampf in den Jahren der braunen Barbarei Faschistische Gleichschal tung der Universität Mit der Machtübertragung an Adolf Hitler am 30. Januar 1933 be gann auch für die Alma mater Lip- siensis der schwerste und dunkelste Abschnitt ihrer bisherigen Ge schichte. Bei der Einbeziehung der Uni versität in das faschistische Herr schaftsgefüge handelte es sich nicht nur um eine von außen gesteuerte und dekretierte „Gleichschaltung“ der faschistischen Machthaber, son dern um einen Vorgang gleichzeiti ger aktiver Selbstgleichschaltung, getragen durch die faschistischen Studenten und eine zunehmende Zahl von Lehrkräften. Auf der Grundlage des Reichsge setzes zur Wiederherstellung des Be rufsbeamtentums wurde von den Universitätsbehörden eine erste „Säuberung“ von allen im faschisti schen Sinne als „unzuverlässig“ gel tenden Personen eingeleitet. Dieser Aktion fielen an der Universität über 30 Hochschullehrer zum Opfer. Von einschneidender Wirkung für den gesamten Lehr- und Erziehungs prozeß der Universität war das von der Naziregierung erlassene „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Hochschulen“. Damit wurde eine seit Jahren von Reaktionä ren erhobene Forderung nach der Einführung des „Nu merus clausus“ aufgegriffen und realisiert. Es fand seine Ergän zung in der „Anordnung über die zahlenmäßige Begrenzung zu den Hochschulen“. In dieser politisch rassisch und ökonomisch motivier ten „Ausleserichtlinie“ offenbarte sich besonders kraß der wissen schaftsfeindliche Charakter des Fa schismus. Vor allem die Studenten jüdischer Herkunft waren den Drangsalierungen und Erniedrigun gen des „Aktionskomitees zur prak tischen Durchführung des Boykotts der Juden“ ausgesetzt. Diese selek tive Zulassungspolitik sowie die Ein berufung großer Teile der Jugend zu Arbeitsdienst und Wehrmacht be wirkte einen rapiden und absoluten Rückgang der Studierenden an der Universität. Niedergang von Kultur, Kunst und Wissenschaft Die negativen Auswirkungen auf die gesamte Wissenschaftsentwick lung der Universität waren unüber sehbar. Sie waren nicht zuletzt eine Folge der . Vertreibung, Dekretie- rung sowie Diskriminierung her vorragender Wissenschaftler. Darin fand die Einschätzung der KPD aus dem Jahre 1939 ihre volle Bestäti gung, in der es hieß: „Die Schrift steller, Künstler und Wissenschaft ler erleben mit steigendem Entset zen den Niedergang der Literatur, der Kunst, der Wissenschaft und der Erziehung des wissenschaftli chen Nachwuchses. Jene, die zuerst glaubten, daß man sich mit dem Hit lerregime verständigen könne, weil es ja nur gegen die „Kommunisten“ ginge, haben die Erfahrung machen müssen, daß der Kampf Hitlers ge gen den Kommunismus der Vor wand war, um die gesamten Frei heiten des Volkes, die Freiheit der Meinung, der Religion, der Wissen schaft, der Kunst barbarisch zu un terdrücken. “ Verheerende Kriegsfolgen für die alma mater Mit der Entfesselung des ver brecherischen Raubkrieges am 1. September 1939 verfiel die Alma ma ter Lipsiensis mehr und mehr. Mit der Anweisung zum „totalen Kriegs einsatz“ der Studenten am 6. Sep tember 1944 war dem Lehrbetrieb ein Ende gesetzt. Die vernichtenden Luftangriffe hatten die Universität auf das schwerste in Mitleiden schaft gezogen. Von den insgesamt 92 Instituten und Kliniken waren am 4. Dezember 1943 58 schwer ge troffen und teilweise völlig zerstört worden, darunter das Augusteum. Weitere Bombardements im Fe bruar 1944, am 7. März und 6. April 1945 erhöhte die Zahl der in wichti- gen Teilen oder gänzlich in Trüm mer gelegten Institute auf 70. Na hezu 64 Prozent der Universität, ih rer Kliniken, das Gros ihrer geistes- und naturwissenschaftlichen Insti tute, wertvolle Laboratorien, Samm lungen und .Fachbibliotheken gin gen im Inferno des faschistischen to talen Krieges unter. Noch verheeren der war die geistige Hinterlassen schaft. Die bürgerliche Universität hatte historisch versagt. Der Aus weg konnte deshalb nur in einer tiefgreifenden antifaschistisch demokratischen Umwälzung hegen. Dafür hatte die KPD bereits 1935 auf ihrer Brüsseler Parteikonferenz Alternativen vorgestellt und die For derung erhoben, die „Kulturreak tion des Hitlerfaschismus“ zu über winden: „Wir Kommunisten wollen den kulturellen und geistigen Schatz des deutschen Volkes, seine Sprache, seine Kunst und Wissen ¬ schaft vor den faschistischen Bar baren retten und für die höhere Ent wicklung der Kulturgüter kämp fen“. Kommunisten organisierten Widerstand Durchdrungen vom Geist eines kämpferischen Humanismus, leiste ten in der Nacht des Hitlerfaschis mus auch an unserer Universität mutige Antifaschisten, allen voran Kommunisten, Widerstand gegen das herrschende Regime. Das galt besonders für die Zeit unmittelbar nach 1933 und für die Jahre des fa schistischen Krieges. Die Aktionen zur gleichen Zeit wie die ehemalige Germanistikstudentin Maria Groll muß. die diese Hilfsaktion gleich falls unterstützte. Beide hielten en gen Kontakt zum „Arbeitskreis re volutionärer Sozialisten“. Max Seydewitz berichtet darüber in seinen Memoiren: „Zu den illega len Genossen, die in regelmäßiger Verbindung mit der Gruppe Re volutionäre Sozialisten standen und auch mich von Zeit zu Zeit in der Tschechoslowakei ' besuchten, ge hörten u. a. die Sorbin Dr. Maria Grollmuß, eine ihrer Gesinnung we gen aus dem Amt geworfene, ar beitslose Studienassessorin, ihr Stu dienfreund Regierungsassessor Dr. Roten Armee sowie die militärisch politische Krise des ganzen Herr schaftssystems nach der Schlacht an der Wolga führten zur allmählichen Distanzierung eines Teils des Lehr körpers vom Hitlerregime. In man chen Fällen gelangten Professoren von bürgerlich-humanistischen, ja sogar konservativen Positionen zu oppositionellen Haltungen und be gannen nach Wegen zu suchen, um den drohenden Zusammenbruch der bürgerlichen Ordnung aufzuhalten. Georg Socke (1902-1945) kämpfte un- erschrocken im Sinne der Verbreitung der antifaschistischen Volksfront an der Universität. So nahmen Th. Litt und F. Gadamer an der Universität bildeten einen Teil des Widerstandskampfes in die sem Raum. Im Jahre 1934 formierte sich un ter Leitung von Gerhard Mehnert am Japanischen Institut eine erste Gruppe gegen die Hitlerherrschaft. Sie stellte sich zum Ziel, durch ihre illegale Arbeit breite Kreise an der Universität zu erreichen. Sie knüpfte Verbindungen zu sozial demokratisch orientierten Schulge meinschaften an Leipziger Gym nasien, Real- und Oberschulen so wie zu Mitgliedern der „Bündischen Jugend“ und christlich gesinnten Studenten. Auch zu Hochschulleh rern kamen Kontakte zustande, so zum Religionshistoriker J. Wach, der der Gruppe illegale Treffs in sei ner Wohnung ermöglichte und fi nanzielle Hilfe leistete. Verbindun gen wurden zu Jungarbeitern des illegalen KJVD geknüpft. Um ihren Widerstand zu tarnen und legale Möglichkeiten zu nutzen, schloß sich die Gruppe Mehnert einer „Spiel- und Wandergruppe der Deut schen Arbeitsfront“ an. In der Druk- kerei Kreysing konnten eigene Propagandamaterialien vervielfäl tigt werden, deren universitätsspe zifischer Inhalt seine Wirkung z. B. unter den ihre Arbeitsdienstpflicht in Liebertwolkwitz ableistenden Stu denten nicht verfehlte. Außerdem unterhielt diese Widerstandsgruppe einen Kurierdienst zur antifaschi stischen Emigration in der CSR. übermittelte den dortigen Redak tionen Nachrichten und hielt auf diese Weise den Kontakt mit der Auslandsleitung des KJVD auf recht. Nach ersten Verhaftungen im Mai 1935 führte die Gestapo im De zember 1936 den Hauptschlag gegen die Gruppe Mehnert, verhaftete zahlreiche ihrer Mitglieder, so Wer ner Benndorf, Osser und Wolodja Tiedge, Horst Vanja und ihren Lei ter G. Mehnert; er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Neben dieser direkt an der Uni versität tätigen Widerstandsgruppe gehörten einzelne Studenten und Ab solventen der Alma mater anderen Leipziger Widerstandsgruppen ge gen den Faschismus an. Obwohl G. Sacke eines der ersten Opfer der Na zis an der Universität war, organi sierte er unerschrocken mit Hilfe von Hörern der verbotenen Volks hochschule Solidaritätsaktionen zur Unterstützung Angehöriger von in haftierten Hitlergegnern. Im Sep tember 1934 wandte sich Hermann Reinmuth an G. Sacke mit der Bitte, ihm bei der materiellen Un terstützung von Familien politischer Gefangener beizustehen. H. Rein muth hatte 1921 bis 1924 an der Leipziger Juristenfakultät studiert, Mit diesem Beitrag setzt die UZ die Serie zur Geschichte unse rer Universität fort. Die Autoren des Ende dieses Jahres erschei nenden Bandes zur Geschichte der Alma mater Lipsiensis ge ben über wichtige Entwicklungs stationen einen Überblick. H. Reinmuth, der zuletzt als Regie rungsbeamter in Lüneburg tätig war... Diese Genossen brachten uns Informationen über die Verhält nisse in Hitlerdeutschland sowie Be richte über die Arbeit illegaler Gruppen und nahmen von mir Infor mationen und Aufklärungsmaterial Kontakte zu führenden Repräsen tanten der großbürgerlichen Ver schwörung gegen Hitler auf, an de ren Spitze der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Dr. Carl Goerde- ler stand. Diese Kontaktaufnahme zu einem der Exponenten des kon servativen Flügels der Männer vom 20. Juni 1944, der jedes Zusammen gehen mit der antifaschistischen Wi- aerstandsbewegung unter Führung der KPD strikt ablehnte, verdeut lichte die Grenzen der Opposition, zu der diese Professoren unter den gegebenen Umständen zu gelangen vermochten. Ganz andere Ziele setzte sich die 1S43/44 geschaffene Leipziger Orga nisation der Bewegung „Freies Deutschland“, die von dem erfahre nen Revolutionär Georg Schumann geleitet wurde. 1 Ihr schloß sich der Kreis um A. Frank und W. Heinze 1934 formierte sich unter Leitung von Gerhard Mehnert am Japanischen Insti tut eine erste Gruppe gegen die Hitler herrschaft. mit in ihre Heimat“. Auch die Schwester Reinmuths, Clementine, die zu dieser Zeit Medizin studierte, war an den Aktionen beteiligt. Nach der Verhaftung von H. Reinmuth und Maria Grollmuß wurden in den ersten Dezembertagen 1934 auch Clementine Reinmuth und G. Sacke inhaftiert. Während C. Reinmuth nach fünf Monaten qualvoller Ver höre wieder entlassen werden mußte, wurde G. Sacke in das Kon zentrationslager Sachsenburg über führt. Gegen H. Reinmuth und M. Grollmuß verhängte der „Volksge richtshof“ wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ sieben bzw. sechs Jahre Zuchthaus. Die Universität er kannte beiden die Doktorwürde ab. H. Reinmuth verstarb im KZ Sachsenhausen und M. Grollmuß im KZ Ravensbrück an den erlittenen Mißhandlungen und Entbehrungen. Nach einjähriger Haft setzte G. Sacke seinen Widerstand unbeirrt fort.’ Gemeinsam mit seiner Frau Ro semarie sowie Alfred und Gertrud Frank gelang es ihm, den Kreis der Kämpfer im Sinne der antifaschisti schen Volksfront zu verbreitern. Der Zusammenbruch der alten Ordnung Das Scheitern des Blitzkrieges der Wehrmacht unter den Schlägen der Rosemarie Sacke, Kampf- und Lebens gefährtin Georg Sackes, gehörte in den schweren Jahren der faschistischen Bar barei zu den mutigen Antifaschisten an unserer Universität. FOTOS (3): UZ-Archiv an, vom den über Georg Sacke Ver bindungen zu Antifaschisten in Hamburg gingen. Der Schwerpunkt der illegalen Tätigkeit der Bewe gung „Freies Deutschland" lag bei den Arbeitern in den Betrieben, um die faschistische Rüstung an ihrer empfindlichsten Stelle zu treffen, ihr Einfluß erweiterte sich aber auch unter der medizinischen Intel ligenz. Anfang Juli 1944 gelang es der Ge stapo, die führenden Mitglieder der Bewegung „Freies Deutschland“ zu verhaften. Sie fielen dem Mordter ror der Faschisten zum Opfer. Der Kampfesmut und die Uner schrockenheit von M. Blank, A. Frank, W. Heinze, G. Sacke an der Seite von G. Schumann und vieler anderer symbolisieren das andere, bessere Deutschland und den Be ginn des Bündnisses der Arbeiter klasse mit fortschrittlichen Intel lektuellen. Dies war eine wesentli che Voraussetzung für die erfolgrei che antifaschistische Umgestaltung des Hochschulwesens nach der Zer schlagung des Faschismus in unse rem Lande. Prof. Dr. sc. HELMUT ARNDT Erstes Leipziger Weltwirtschaftsseminar „Technologietransfer in der Weltwirtschaft" mit hoher internationaler Beteiligung Dialog beförderte gegenseitiges Verstehen I m umfangreichen Kalender wis senschaftlicher Veranstaltun gen während der Leipziger Herbstmesse war, wie bereits ge meldet, erstmals ein zweitägiges internationales Seminar auf welt wirtschaftlichem Gebiet veran kert. Der unter Leitung von Prof. Dr. sc. G. Nötzold seit Jah ren aktiv an unserer Universität wirkende interdisziplinäre Ar beitskreis Weltwirtschaft sowie insbesondere die gleichnamige Arbeitsgruppe der Sektion Wirt schaftswissenschaften hatte Ver treter der Theorie und Wirt schaftspraxis aus sozialistischen und nichtsozialistischen Staaten zum ersten Leipziger Weltwirt schaftsseminar mit dem Thema „Technologietransfer in der Welt wirtschaft“ eingeladen. Diese in letzter Zeit außerordent lich vieldiskutierte Problematik mit ihren gegenwärtigen Erschei nungen und künftigen Entwick lungstendenzen bot in besonde rem Maße Gelegenheit zum Mei nungsaustausch und Meinungs streit zwischen Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen sowie profilierten Vertretern von Kom binaten, Industrieunternehmen sowie Banken. Gerade angesichts der zugespitzten weltpolitischen Situation können wissenschaft liche Veranstaltungen ein wich tiges Instrument zum aktiven Dialog sein. Sie tragen zum Er kenntnisgewinn bei und ermög lichen die Diskussion gemeinsam bewegender Fragen, ohne dabei Unterschiede in prinzipiellen Po sitionen zu verwischen. In seinen Begrüßungsworten hob der Rektor unserer Univer sität, Prof. Dr. sc. Dr. h. c; L. Rathmann, neben der Tradi tion in der Bearbeitung weltwirt schaftlicher Probleme an der Alma mater Lipsiensis zugleich diesen Stellenwert wissenschaft licher Diskussion im Zusam menhang mit dem auf Handel und wissenschaftlich-tech ¬ nischen Fortschritt im Frieden ausgerichteten Anliegen der Leip ziger Messe hervor. A uf der Grundlage schriftlich vorliegender Thesen des Veranstalters zu „Grundla gen und Perspektiven des inter nationalen Technologietransfers “ wurden sieben Referate zur Dis kussion gestellt. Prof.' Dr. sc. G. Nötzold be handelte den objektiven Charak ter und die Hauptrichtungen und -formen des internationalen Technologietransfers. Dabei un terstrich er die aktive Position der RGW-Länder in diesem Pro zeß und arbeitete die negative Wirkung der politischen wie ökonomischen Behinderungen des Technologietransfers insbe sondere durch die US-amerika nische Administration heraus. Die notwendige stärkere Ent wicklung des Technologietrans fers verlangt, der wissenschaftli chen Analyse und Verallgemeine rung mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Ein wesentliches An liegen des Referenten war, auf die gesamtgesellschaftliche Di mension des internationalen Technologietransfers aufmerk sam zu machen und die Einheit von technischen, ökonomischen und sozialen Aspekten der Tech nologie darzustellen. Als weitere Referenten der Karl-Marx-Universität behan delten Prof. Dr. sc. jur. W. Schönrath (Sektion Rechts wissenschaften) „Rechtliche Pro bleme des internationalen Tech nologietransfers“ und Prof. Dr. sc. G. Kück (Sektion Afrika- und Nahostwissenschaften) Pro bleme des „Tedhnologietransfers nach Entwicklungsländern“. Von den eingeladenen Wissen schaftlern referierten Prof. Dr. K. Biedenkopf (Institut für Wirt schafts- und Gesellschaftspolitik Bonn) zum Thema: „Innovations entwicklung und internationaler Technologietransfer“ und Prof. Dr. G. Junne (Universität Am sterdam) zum „Technologietrans fer in den Nord-Süd-Beziehun gen“. Als Vertreter der Wirtschafts praxis traten Prof. Dr. sc. H. Wedler (Generaldirektor VEB Kombinat Mikroelektronik Er furt) zu „Erfahrungen des Kom binates Mikroelektronik beim Technologietransfer“ und H.-W. Büscher (Direktor Siemens AG München) zu „Technologietrans fer in den Ost-West-Beziehun gen“ auf. I m Anschluß an diese sehr kom plexe Behandlung der tech nischen, ökonomischen, poli tischen, sozialen und psycholo gischen Aspekte des Technolo gietransfers in den Weltwirt schaftsbeziehungen der Gegen ¬ wart und den zukünftigen Ent wicklungstendenzen in den Refe raten entspann sich eine offene, anregende und lebhafte und vor allem konstruktive Diskussion, in die sich die Mehrzahl der über 60 Seminarteilnehmer zum Teil mehrfach einschaltete. Zu den Teilnehmern gehörten u. a. Vertreter aus der BRD (Stif tung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen; Institut für Welt wirtschaft der Universität Kiel), aus Österreich (Institut für In ternationale Wirtschaftsverglei che, Wien; VÖEST-AIpine-AG, Linz), aus der Schweiz (Institut für Internationale Studien, Genf; Bank für Kredit und Außenhan del AG, Zürich, Gattys Techni que, Fribourg) und aus Berlin- West (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung; Ost europa-Institut der Freien Uni versität). Aus den RGW-Staaten waren u. a. als Gäste beteiligt: Institut für ökonomische Pro bleme des sozialistischen Weltsy stems beim RGW. Moskau; Ver treter der UdSSR-Botschaft in der DDR, des Generalkonsulats der VRP in Leipzig und des For schungsinstitutes für Außenhan del. Warschau. S eitens der DDR nahmen am Seminar neben Vertretern des Instituts für Internationale Politik und Wirtschaft, des For schungsinstituts beim Ministe rium für Außenhandel, der Aka demie der Wissenschaften der DDR, dem Zentralen Büro für In ternationalen Lizenzhandel der DDR, des Präsidiums der Kam mer der Technik auch zahlreiche Wissenschaftler von Hochschul einrichtungen teil (u. a. Hum boldt-Universität Berlin, Aka demie für Staats- und Rechts wissenschaften Potsdam- Babelsberg, Technische Hoch schule Leuna-Merseburg). Pra xispartner des Arbeitskreises aus den Kombinaten, Kombinats- und Außenhandelsbetrieben von Polygraph und Mikroelektronik waren gleichfalls aktiv beteiligt und vermittelten wichtige prak tische Erfahrungen des Techno logietransfers. Die umfangreiche Diskussion widerspiegelt das große Bedürf nis zum Erörtern der Probleme des Technologietransfers und das gemeinsame Anliegen, zu einer Förderung beizutragen und vor handene 7 Hemmnisse, Mißver ständnisse und Barrieren ab zubauen und zu beseitigen. Beson dere Aufmerksamkeit wurde den Formen des Technologietrans fers, der Effektivität, den Bezie hungen zwischen Technologie- transfer, Vertrauensbildung und Friedensstabilisierung, dem Ver hältnis von Technologiegeber und Technologienehmer und der Übergabe „maßgeschneiderter“, entwicklungsadäquater Technolo gien gewidmet. Einen wichtigen Platz in der Diskussion nahm nicht zuletzt die Behinderung des Technologietransfers zwi schen Ost und West unter Druck der US-Administration ein. Das aktive Auftreten der RGW-Länder zur Nutzung des Technologieaustausches als wich tiges Instrument gleichberechtig ter, gegenseitig vorteilhafter und von Diskriminierung freien Ost- West-Wirtschaftsbeziehungen wurde am Beispiel der Aussagen der jüngsten RGW-Wirtschafts beratung auf höchster Ebene und praktischer Erfahrungen der DDR-Kombinate dargelegt. D ie insgesamt sehr rege und sachliche Diskussion zu den Referaten offenbarte, trotz differenzierter Ausgangspositio nen und Wertungen bestimmter Seiten des Technologietransfers in der Weltwirtschaft, das große Potential an Gemeinsamkeit und Interessenübereinstimmung der Gesprächsteilnehmer, daß Tech nologietransfer sich nur im Frie den entwickeln kann und zu gleich friedenstabilisierend wirkt. Hier liegt eine große Ver antwortung der Wissenschaft und Wirtschaftspraxis, das Ge spräch fortzuführen und, ohne Unterschiede in den Auffassun gen zu verwischen, praktische Lösungen zu befördern, wie Prof. Dr. sc H. Stein, 1. Prorek tor unserer Universität, in seinen abschließenden Worten hervor hob. Zugleich sprach er die Ein ladung zum zweiten Leipziger Weltwirtschaftsseminar im Sep tember 1985 aus, das in Anleh nung an das Messerahmenthema Energie- und Rohstoffproblemen in der Weltwirtschaft gewidmet sein soll. Dr. G. GRUHLE. Sektion Wirtschaftswissenschaften
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