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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1984
- Erscheinungsdatum
- 1984
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19840000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19840000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1984
-
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- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 2. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 9. März 1
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Band 1984
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UZ-Serie zur Geschichte der Leipziger Universität Die Entfeudalisierung der sächsischen Landesuniversität 1830 bis 1832 Traditionskalender Ereignisse, Prozesse, Persönlichkeiten D ie Alma mater Lipsiensis glich im ersten Drittel des 19. Jahr hunderts einem baufälligen Haus, und diesem glichen die mei sten seiner Bewohner. Während die einen unter den akademischen Leh rern in den noch verbliebenen trok- kenen, warmen Stuben saßen (die Privilegierten Professoren „alter Stiftung“ zum Beispiel), mühten sich andere ab, den hereinlaufenden Regen aufzufangen und Risse im Ge mäuer zuzustopfen. Wieder andere dachten an Reorganisation. Eine Minderheit vor allem jüngerer Leute arbeitete verbissen, um den Anschluß an die Wissenschaftsent- wicklung draußen herzustellen. Draußen, das waren zunächst die Universitäten und Akademien in Preußen, England und Frankreich. Während der Messen, die damals dreimal im Jahr stattfanden, war Leipzig selbst ein Mittelpunkt der großen weiten Welt. Die Anzie hungskraft seiner Universität aber ging zurück. Von 1826 bis 1830 schrieben sich im Jahresdurch schnitt 429 Studienanfänger in die altehrwürdige Matrikel ein: in Hei delberg 477, Halle 526. München 649, Göttingen 693. Berlin 726, Wien 1063 Erstimmatrikulierte. Seit Mitte der 20er Jahre legten junge Naturwissenschaftler, Ma thematiker und Mediziner Grund steine für den Wiederaufstieg der Leipziger Hohen Schule zu einem Zentrum der Wissenschaftspflege. In den Gesellschaftswissenschaf ten verband der Altphilologe Gott fried Hermann im Geiste neuhu manistischer Sprachpflege die in äl terer Zeit dominierende Lehre erst mals mit intensiver textkritischer Forschung. Von vergleichsweise we nigen Studenten umgeben, die schöp ferische Arbeit trockenem Repetie- ren, aber auch dem stupiden Knei pen und Lärmen, dem Paukboden, dem oft liederlichen Treiben vieler ihrer Kommilitonen vorzogen, ga ben sie ein Beispiel. In dieser auf die Universitätsre form zulaufenden Tradition stan den Ernst Heinrich und Eduard Friedrich Weber in Leipzig, die in enger Zusammenarbeit mit ihrem ; Bruder, dem Physiker Wilhelm Eduard Weber in Göttingen, in Phy-- Siologie und Anatomie neue Wege beschritten. Der Extraordinarius August Ferdinand Möbius unter- warf die analytische Geometrie einer völlig neuen Betrachtungs- Weise. Er wurde einer der führen den Geometer des 19. Jahrhunderts. Der Physiker Gustav Theodor Fech- der, der Mineraloge Karl Friedrich Naumann, der Chemiker Otto Linne Erdmann standen an ihrer Seite. Enge Bindung an die bürgerliche Praxis zeichnete sie aus. Da stellte die junge Fabrikindustrie Sachsens Fragen an die Wissenschaft. Da be gannen sich führende Leipziger Han delskapitalisten für die Eisenbahn Zu interessieren, um die Messestadt Qus der für sie immer bedrohlicher Werdenden Verkehrskalamität beim Handel mit schweren, voluminösen Waren wie Baumwolle aus Übersee herauszuführen. Der neue Verkehrs träger beendete bald die Ära der Postkutsche und eröffnete auch der Wissenschaft völlig neue Möglichkei ten nationaler und internationaler Begegnung, Kommunikation und In formation. (1835 regte Erdmann als erster auf dem Kontinent die Inbe triebnahme eines ständigen Eisen bahntelegraphen an.) Ein abenteuerliches Leben im Dienste der Wissenschaft führte der Mediziner, Naturforscher und Geo graph Eduard Friedrich Poppig, Sohn eines Handelsherrn aus Plauen. Als Student hatte er den Großglockner bestiegen, und wäh rend die alte Universität in den Grundmauern ihrer mittelalterli chen Verfassung ruhte und auch in ihrem Gebäudebestand verfiel, fuhr er den Amazonas hinab. Seine «Reise in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrom in den Jahren 1827 bis 1832“ (2 Bände, mit einem Bilderatlas selbst gezeichneter süd- amerikanischer Landschaften, Ne gersklaven und Indios) gilt als ein klassisches Werk deutscher Entdek- kungsreiseliteratur in der Tradition Forsters und Humboldts. Geistiger Aufbruch auf der einen, institutionelle und intellektuelle Sta gnation auf der anderen Seite cha rakterisierten die damalige Universi- tat. Wo feudale Lehrinhalte noch überwogen, wie bei Theologen und Juristen, fehlten internationale Wis senschaftsverbindungen in diesen Jahren ganz und nationale weitge hend. Die im Anachronismus der mit telalterlichen Universitätsverfas sung begründete Strukturkrise hatte Viele Gesichter. Besonders bedrük- kend waren die Finanzschwächen der zentralen Universitätseinrich tungen, die autonomen Etats der Fa kultäten und die mangelnde Finanz gewalt des Rektors. Von insgesamt 10 300 Talern gaben die vier Fakul täten 1824 nur 38 Taler direkt für Wissenschaftliche Zwecke aus: zwei für den Botanischen Garten und 36 für den Ankauf chirurgischer Instru mente. Die Universität lebte von der Hand in den Mund und begann ihre Substanz aufzuzehren. Die Krise der Universität aber war nur ein Symptom der Krise des Landes. Allerorten verbreitete sich Un ruhe. Wann schlug die Opposition gegen die spätfeudalen Zustande in hatte die Stellung der Hohen Schule als spätfeudale Institution und Grundherr über acht universitätsei gene Bauerndörfer nicht berührt. Wie bisher saßen die Professoren al ter Stiftung auf ihren Pfründen, schöpften Rektor und Senat das Mehrprodukt der bäuerlichen Un tertanen ab. und das sowohl im ökonomischen Interesse der pri vilegierten Ordinarien, die beispiels- zeuge, „daß man trotz aller akade mischen Weisheit, trotz allem burschikosen Straßenlärm, trotz al ler Gewandtheit im Reiten, Fechten und Schießen doch im entscheiden den Augenblick ein rechter Stoffel sein kann.“ In der Tat: der antifeu- dale, bourgoise Kern der Studenten hatte sich gegen das werktätige Volk und das junge Proletariat ent schieden, um gemeinsam mit der noch feudalen Staatsmacht bürger liche Eigentumsinteressen zu si chern. Das waren deutliche Zeichen des sich ausprägenden modernen bürgerlichen Charakters der Uni versität, deren vollständige Entfeu dalisierung im Gefolge der säch sischen Agrar-, Staats- und Städtere form in den Jahren 1831 und 1832 er folgte. Die Professoren wurden Staats beamte, der Rektor erlangte die Ent- scheidungsgewalt über das gesamte Universitätsvermögen, und erstmals wurde die akute Finanznot der Ho hen Schule durch größere Zuwen dungen aus der Staatskasse über wunden. Damit war der Entwick lungsrahmen für die erweiterte Re produktion abgesteckt. Aber Krea tivität im Selbstlauf haben Reorga nisation und Reform nicht erzeugt. Doch verbesserten sich die Bedin gungen für einen Leistungsanstieg, gerade weil die Fakultäten ins Zen Aktion um? Niemand wußte zu sa gen, wie sich die Studentenschaft bei einem ernsten innenpolif sehen Konflikt verhalten würde. Da ver fügte das Adelskabinett in Dresden am 3. März 1830, sozusagen in letz ter Stunde, die Reorganisation der Landesuniversität. Männer wie der Philosoph Wilhelm Traugott Krug hatten sie seit langem gefordert. Preisgabe der Universitäts verfassung von 1409 Kernstück der Umgestaltung war die Preisgabe der Universitätsver fassung von 1409. Fortan bildeten der Rektor und die vier Fakultäten den Mittelpunkt der Hohen Schule. Mit anderen Consilien verschwand auch das mittelalterliche Concilium Magnum Nationale mit dem ihm ei genen schwerfälligen Gang bei der Entscheidungsfindung. Das Consi lium Professorum mit einem Durch schnittsalter von 54 Jahren wurde zum Akademischen Senat umgebil det, verjüngt und in den Rang des ersten und einzigen Führungsgre miums mit dem Rektor an der Spitze erhoben. Die Führung der Universität ging damit an die Ge samtheit der ordentlichen Professo ren über. Senior im Senat wurde der Philo loge Hermann, der dieses Amt bis zu seinem Tode 1848 ausübte und da durch gegenüber den jährlich wech selnden Rektoren besonderen Ein fluß erlangte. Er entstammte einer patrizischen Familie und besaß eine nicht nur im Territorium unange fochtene Stellung. Den europäischen Ruf der Leipziger Philologie in ih rer beeindruckenden Verzweigung, aber auch das Ansehen der klas sischen Archäologie und der Ge schichte, begründeten und behaup teten Persönlichkeiten seiner Wis senschaftsschule, Wahl und Um gebung: unter ihnen G. Seyfferth (Archäologie, Religionsgeschichte), der Neutestamentler und Theologe J. G. B. Winer, der Orientalist H. L. Fleischer (später Schüler von S. de Sacy in Paris), der Archäologe W. A. Becker, der Orientalist E. F. Beer (seit 1838), det Germanist M. Haupt (seit 1841), H. Brockhaus (ostasiati sche Sprachen, Sanskritliteratur, seit 1841). Hermann nahm auch Ein fluß auf die Berufung des Philolo gen und späteren Universalhistori kers W. Wachsmuth (seit 1825), des klassischen Archäologen und Mu sikwissenschaftlers O. Jahn ; (seit' 1847), des Rechtshistorikers T. Mommsen (seit 1848). Hermann machte die Philosophische Fakultät mit dieser Berufungspolitik zu einem weit ausstrahlenden Zentrum gesellschaftswissenschaftlicher For schung, und auch das spätere Mini sterium folgte seinen Berufungs vorschlägen. Doch diese Öffnung hin zum Wis senschaftsfortschritt besaß in der Reorganisation der Universität vom Frühjahr 1830 nur eine Vorausset zung. Denn diese Umgestaltung Mit diesem Beitrag setzt die UZ die Serie zur Geschichte unserer Universität fort. Die Autoren des Ende dieses Jahres erscheinen den Bandes zur Geschichte der Alma mater Lipsiensis geben über wichtige Entwicklungssta tionen einen Überblick. weise Holzdeputate erhielten, als auch des Konviktoriums mit seinen zahlreichen Freitischen für zah lungsschwache Studierende. Erst die unter dem Eindruck der Pariser Julirevolution und der Bel gischen Revolution losbrechende kleinstaatliche Revolution in Sach sen im September und Oktober 1830, beginnend mit der Leipziger Erhebung vom 2. bis 6. September, leitete in diesem Staat des Deut schen Bundes die bürgerliche Um wälzung ein. Mit den Rufen „Es lebe die Freiheit!“, „Nieder mit der Polizei!“, „Lichter weg!“, „A la Pa ris!“ durch wogten am Abend des 4. September „ungeheure Massen“ die Stadt. Handwerksgesellen, Ma nufakturarbeiter, Studenten, Schü ler bildeten den Kern der Tumul tanten. Studenten wandten sich gegen das Proletariat Doch als sich das proletarische Element spontan gegen einzelne Bourgeois erhob und Vergeltung suchte, wechselten die Studenten, von denen nur eine Minderheit werktätiger Herkunft war, die Fron ten. Die soziale Zusammensetzung der damals ausschließlich männlichen Studentenschaft bei Erstimmatriku lationen: von 1000 Studenten waren 1832 bis 1834 172 werktätig und 828 nicht werktätig; 1846 bis 1849 waren 113 werktätig und 887 nicht werktä tig. . , An der Seite der großbürgerlichen Opposition der Handelskapitalisten, des wankenden alten Magistrats und der noch feudalen Staatsmacht stand die Universität mit Rektor Krug, im abgelaufenen Sommerhalb jahr 1360 Studierende zählend: 630 Theologen, 457 Juristen, 150 Medi ziner, vier Pharmazeuten, 74 Philo- logen, 14 Mathematiker, 12 Studen ten der Kameralistik und Ökono mie, 13 der Philosophie, drei der Mu sik, zwei der Pädagogik, einer (!) der Botanik. „Damals überzeugte ich mich das erste Mal“, urteilte Wilhelm Weitling, wenige Jahre spä ter der führende Kopf des Bundes der Gerechten in Paris, als Augen trum von Lehre und Forschung rückten und Kräfte freisetzten, die neuen Disziplinen, Organisations- und Lehrformen den Weg bahnten. Das Bedürfnis einzelner Hoch schullehrer nach Forschung sowie Erziehung zur Forschung brachte wissenschaftliche „Gesellschaft“ und Seminar als Form akade mischen Unterrichts mit einem neuen Lehrer-Schüler-Verhältnis hervor. Die persönlichkeitsfor mende, schulebildende Wirkung blieb nicht aus. Aus dem Freizeit bereich erst allmählich in den akademischen Lehrbetrieb hinein wachsend, vereinigten diese Zirkel mit meist geschlossener Mitglieder zahl Minderheiten zu ernster Ar beit. Genannt seien die Griechische Gesellschaft (Hermann), die Ka meralistische (Pohl), die Hebräische (Winer), die Antiquarische (gleich archäologische, Weiske), die Juristi sche (Otto) die Mathematische Ge sellschaft (Drobisch), der Kateche- tisch-pädagogische Verein (Plato) und die Gesellschaft für deutsche Sprache und Literatur (Vogel). Auf nahme fanden Studenten, die sich durch Talent, Eigenständigkeit und Fleiß auszeichneten. Die besten von ihnen waren spä ter selbst Professoren, wie Haupt (Germanist), Klotz (Altphilologe), Tischendorf (Theologie, Orientalist), Zarncke (Germanist), Ziller (Päd agoge) und vor allem Fleischer, der die Arabische Gesellschaft ins Le ben rief, in der Studenten ihre Bega bung entwickelten und Professoren sich weiterbildeten. Es kam nun dar auf an, diese neue Lehrform in die Universität einzugliedern und über das Forschungsseminar zum For schungsinstitut auszubauen. Am 4. Dezember 1831 erfolgte die Grundsteinlegung des nach König Friedrich August I. von Sachsen be nannte Augusteums, und am 3. August 1836 wurde das mit seiner langgestreckten Vorderfront auf den Augustusplatz (heute Karl- Marx-Platz) weisende dreistöckige klassizistische Universitätshaupt gebäude mit 840 Sitzplätzen in neun Hörsälen feierlich an Rektor und Se nat übergeben. Trotz Abriß des hin teren Paulinergebäudes war das an dessen Stelle sich erhebende Augu steum auf drei Seiten noch immer von mittelalterlichen Gebäuden um geben. Die Studenten erreichten die Hörsäle vom Augustusplatz durch den Portikus, das bedeutendste klas sizistische Bauwerk Leipzigs, mit seinen prächtigen Pilastern und den freistehenden Musen. Der junge Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel hatte dieses Portal nach einem Ent wurf Schinkels gechaffen. 1981 wurde es. wieder in das Gebäudeen semble der Universität eingefügt. Prof. Dr. sc. HARTMUT ZWAHR Augustusplatz (heute Karl-Marx-Platz) in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts. Zeittafel zur Geschichte der Universität 1916 Dezember. Karl Bücher, Natio nalökonom und Begründer der Zeitungswissenschaft, gründet an der Universität das erste In stitut für Zeitungskunde in Deutschland. 1917 11. Oktober, Rektor Rudolf Kit tel fordert die Studentinnen zur Mitarbeit in der Rüstungsindu strie auf. 1918 26. November. Revolutionäre Ar beiter und Soldaten hissen auf dem Universitätshauptgebäude die rote Fahne. 27. November bis 3. Dezember. Kampf um die rote Fahne an der Universität. 30. November. Allgemeine Do zentenversammlung im großen Saal des Physikalischen Instituts zu den Geschehnissen der letzten Tage. 1. Dezember. Studentenversamm- lung in der Wandelhalle. Rektor R. Kittel erklärt die Versamm lung für unpolitisch; politische Betätigung ist nur außerhalb der Universität zulässig. 2. Dezember. Schließung der Uni versität ab sofort die Veterinärmedizini sche Fakultät. 1925 Institut für Soziologie geschaffen — 1. Direktor ist Professor Dr. Jo hannes Freyer (1887 bis 1969). Werner Heisenberg (1901 — 1976), Professor der theore tischen Physik, nach Leipzig be rufen, Richard Arwed Pfeifer (1877 bis 1957) erhält die erste Professur für Hirnforschung in Deutschland. 1927 9. November. Gründung der „Kommunistischen Studenten gruppe“ unter Leitung Hermann Leys. Am 29. März 1933 wird ihre Auflösung angeordnet. 1931 18. Februar. Im Asta erlangen die Nazis das Übergewicht. Die ehemalige Studentin Magarete Blank (1901 bis 1945) promoviert bei Professor Dr. Sigerist mit einer Arbeit über die Entwick lung des Gesundheitswesens in Rußland zum Dr. med.; am 8. Februar 1945 wird sie wegen anti faschistischer Tätigkeit in Dres den ermordet. 1932 19. November. Durch nationalso zialistische Provokationen wird dem Volks Wirtschaftler Profes sor Dr. Gerhard Kessler die Fort- Ehrendes Gedenken für Dr. Georg Sacke. Er und viele Gleichgesinnte wur den in der braunen Ära an der Leipziger Universität verfolgt, eingekerkert und ermordet. Foto: UZ/ARCHIV 16. Dezember. Der führende so zialistische Student Hans Bohla wird wegen seiner politischen Haltung für sechs Monate von der Universität verwiesen. 1919 Anfang des Jahres studieren die ersten kommunistischen Studen ten in Leipzig. 9. Januar. Bildung des „Soziali stischen Studentenbundes“ durch kommunistische und so zialdemokratische Studenten. 27. Februar. Rektor Kittel ver fügt.durch Anschlag die Einstel lung des gesamten Lehrbetrie bes; erst am 12. März erfolgt die Wiedereröffnung. April bis Mai finden Protestak tionen gegen das politische Ter rorurteil vom 16. Dezember 1918 statt. 13. Mai. Allgemeine Studenten versammlung; Rektor Kittel spricht über die Friedensfrage. 1920 4, bis 7. Januar. Jährliche Rek torenkonferenz in Halle und zugleich konstituierende Ver sammlung des „Deutschen Hoch schulverbandes“. März. Kapp-Putsch. Kämpfe auch an der Universität. Das Hauptgebäude wird militärisch besetzt; Studenten bilden den Kern des konterrevolutionären Zeitfreiwilligenregiments, das die innere Stadt besetzt; der Vor- lesungs- und Übungsbetrieb wird eingestellt. 31. März. Verordnung, wonach alle Institute als besondere Be triebe anzusehen sind und dem entsprechend Betriebsräte zu bil den sind. 10. Dezember. Bildung der „Ver einigung rssischer Studenten“ aller Studenten an Leipziger Hochschulen. In de, Vorstand wird u. a. Georg Sacke gewählt. 1921 Zusammenschluß kommunisti scher Studenten zu einer Stu- dentenfraktion an der Universi tät. 1922 1. Mai. Fahnenprovokation. Kom- munistische und sozialdemokra tische Studenten fordern den Rücktritt des mitverantwortli chen Rektors Professor Dr. Heinze. 1923 Die Tierärztliche Hochschule Dresden (gegründet 1780) wird nach Leipzig verlegt und bildet Setzung seiner Vorlesung über „ Sozialismus-Kommunismus- Anarchismus “ unmöglich ge macht; Kessler wird am 2. Juli 1933 verhaftet und muß später emigrieren. 1933 8. Mai. Auf der Universität wird die Hakenkreuzfahne gehißt. Ver bot der kommunistischen Stu dentengruppe an der Universität. Mai. Entlassung von 21 fort schrittlichen Professoren und Do zenten aufgrund des faschisti schen Gesetzes „Zur Wiederher stellung des Berufsbeamten tums“ (7. 4. 1933) — unter ihnen Eduard Erkes, Johannes Felix, Sigmund Hellmann, Georg Sacke, Felix Skutsch und Georg Wittkowski; auch werden Wis senschaftlern die deutsche Staats bürgerschaft und der Doktortitel entzogen, z. B. Magarete Blank, Curt Geyer, Maria Grollmuß und Hermann Reinmuth. 7. Juli. Verkündung der studen tischen Arbeitsdienstpflicht. 1934 Aufbau einer antifaschistischen Widerstandsgruppe unter Füh rung kommunistischer Studen ten. 1939 21. September. Tod von Witt kowski in der belgischen Emi gration. 1942 April. Hermann Reinmuth er- mondet. 7. Dezember. Ermordung von Pro fessor Dr. Hellmann in Theresien stadt. 1943 4. Dezember. Beim anglo amerikanischen Luftangriff auf Leipzig wird eine Vielzahl von Gebäuden der Universität zerstört. Am Ende des Krieges waren 86 Prozent der Universi tätseinrichtungen vernichtet. 1944 6. August. Ermordung der anti faschistischen Widerstandskämp ferin Maria Grollmuß im KZ Ra vensbrück; 1920 bis 1925 Studen tin und 1928 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig. 1945 18. April. Einzug amerikanischer Truppen in Leipzig. 27. April. Ermordung von Dr. Georg Sacke. (wird fortgesetzt) Die Chronologie erarbeitete PETRA MÜLLER Archiv der KMU
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