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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1984
- Erscheinungsdatum
- 1984
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19840000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19840000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1984
-
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Band
Band 1984
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UZ-Serie zur Geschichte der Leipziger Universität Die Alma mater Lipsiensis zur Zeit des Humanismus und der Reformation (ca. 1480-1540) I n den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts lag eine erste Zäsur in der Entwicklung der Leipziger Universität. Etwa zur gleichen Zeit begannen tiefgreifende wissenschaft liche und soziale Wandlungen in der Stadt, die Rückwirkungen auf das Universitätsleben hatten. Als 1485 das Gesamtterritorium der wettinischen Dynastie in zwei Ge biete geteilt wurde, fielen Leipzig und seine Universität der alberti- nischen Linie mit dem Satz in Dres den zu. Es blieb nicht aus, daß die Wettinischen Ernestiner nach weni gen Jahren (1502) in Wittenberg eine eigene Universität gründeten, die wegen ihres modernen Studien betriebes bald ein ernsthafter Kon kurrent von Leipzig wurde. Schon 1462 hatte der Humanist Fe ier Luder Lehrveranstaltungen über antike Dichter und Geschichtsschrei ber an der Leipziger Artistenfakul tät angekündigt. Mit ihm kam das erste Mal der Vertreter einer neuen Wissenschafts- und Weltauffassung, die objektiv den Interessen des auf steigenden Bürgertums diente, ob wohl sie zunächst an den Universi täten und den Fürstenhöfen einen Wirkungsbereich fand. Peter Luder verkörperte auch per sönlich einen neuen Gelehrtentyp: ohne einkömmliche Pfründe, vor ed lem den Studien der antiken Spra chen verschrieben, von Universität zu Universität als „Wanderhuma nist“ ziehend, ungebunden, religiös indifferent. In Leipzig hielt es ihn nur wenige Monate. Doch ihm folg ten in den nächsten Jahren weitere Anhänger des gleichen Wissen schaftsideals, auch jeweils nur für kurze Zeit, denn eine feste Besol dung, selbst eine dauerhafte Re sonanz auf antike Poesie war hier noch nicht zu erwarten. Die dotier ten Plätze in den 8 Kollegien befan den sich fest in der Hand einer Gruppe von Magistern und Dokto ren. Mit Hilfe der Nationenverfas- I Zepter der Universität, 1476 sung sorgten sie dafür, daß ihre Po sition nicht angetastet wurde, kein ungestümer ■ Wissenschaftsfanatiker sie beim ruhigen Verzehr ihrer gesi cherten Einkünfte behelligte oder durch kühne Gedanken den Lehr betrieb aus den eingefahrenen Glei sen brachte. Für den Erwerb der akademischen Grade benötigte der Student keine Kenntnisse über an tike Poeten. Es sollte noch einige Zeit dauern, bis, die Schulung am klassischen Latein für den Aus druck nicht zu entbehren war. Andererseits zählte Leipzig Ende des 15. Jahrhunderts mit durch schnittlich, 350 Immatrikulierten im tätsbetrieb verbunden. Einige Druk- ker erwarben sogar akademische Grade. Alle druckten Neuausga ben an antiken Klassikern und hal fen damit den humanistischen Stu dien. Kurz nach der Gründung der Uni versität Wittenberg (1502) beschied der albertinische Herzog Georg, we gen seines Kinnschmucks „der Bär tige“ genannt, in Leipzig Rektor, Doktoren und eine Anzahl Magister zu sich. Er erbat schriftliche Gut achten über die Zustände an der Alma mater. Dem Landesherren ging es um eine Hebung des Anse hens „seiner Universität“. Da er im Mit diesem Beitrag setzt die UZ die Serie zur Geschichte unserer Universität fort. Die Autoren des Ende dieses Jahres erscheinen den Bandes zur Geschichte der Alma mater Lipsiensis geben über wichtige Entwicklungssta tionen einen Überblick. Jahr zu den meistbesuchten deut schen Universitäten. Folgenschwerer waren die Verän derungen in der Stadt. Leipzig hatte 1458 das Recht zur Abhaltung eines dritten Marktes erhalten, ein Beleg für die zunehmende Bedeutung als Handelszentrum. Die beiden kaiser lichen Privilegien von 1497 und 1507 hoben ihren Rang als Messestadt über den regionalen Bereich hinaus. Die anhaltende Zuwanderung er höhte in rund 70 Jahren die Ein wohnerzahl um mehr als 50 Pro zent; sie stärkte vor allem die Zahl der kapitalkräftigen Bürger. Deren Investition im aufblühenden erzge- birgischen Edelmetallbergbau ver band die Stadt mit einem Zentrum der frühkapitalistischen Produktion. Die Möglichkeiten der Handelsstadt im Geldverkehr erleichterten auch die Übermittlung von Wechseln zur Finanzierung der Studien, und sie zog vor allem Söhne besitzender bür gerlicher Kreise an. Am nachhaltig sten wirkten aber der seit 1481 be ginnende Leipziger Buchdruck und der noch früher einsetzende Buchhandel während der Marktwo chen. Um die Wende zum 16. Jahr hundert arbeiteten bereits mehrere „Pressen“ und diese waren mehr oder weniger alle mit dem Universi Vergleich zu anderen fürstlichen Zeitgenossen recht gebildet war, er faßte er auch die Schwächen des scholastischen Lehrbetriebes. Die meisten der abgeforderten 45 Schriftstücke enthielten eine ver nichtende Kritik an der Praxis der Studien, am „Fleiß“ einiger Pro fessoren, die fernab der Universitäts stadt ihre Pfründe verzehrten, des Neides, der Cliquenwirtschaft und der Schikane gegenüber den „Nicht-Privilegierten“. Praktische Konsequenzen blieben, aber in engen Grenzen. Zu einschneidenden Re formen konnte sich der Landesherr auch deshalb nicht aufraffen, weil ihm die nötigen Mittel fehlten bzw. er diese für andere Zwecke ver brauchte. Was sollte man von einem Herzog erwarten, der kurz vor der Anfrage die Artistenfakultät um 500 Gulden anpumpen mußte? Immerhin be kamen die humanistischen Studien an der Universität weiteren Auftrieb. 1515 erhielt der Engländer Richard Croke (Crocus) die erste Professur für Griechisch. Als er zwei Jahre später in sein Heimat land zurückkehrte, wurde (1517) der vierundzwanzigjährige Peter Schade aus Bruttig an der Mosel (Mosellanus) der Nachfolger. Mit sei nem Namen verbindet sich der Hö hepunkt des vorreformatorischen Humanismus in Leipzig. Mosellan hielt 1519 die Rede zur Eröffnung der Disputation zwischen dem katholischen Theologen Dr. Eck und Karlstadt (später Luther) auf der Pleißenburg. Herzog Georg hatte Leipzig als Austragungsort des theologischen Streitgespräches angeboten, zum Ruhm seiner Lan desuniversität und gegen den Wil len der theologischen Fakultät auch durchgesetzt. Den Doktoren war die Sache zu aufwendig, die Wittenber ger Theologen, besonders der unge stüme Luther, ohnehin suspekt. Georg sparte nicht mit Kritik und drastischen Äußerungen ihnen ge genüber, schalt sie faul und gefrä ßig. — Spürbare Folgen für den Uni versitätsbetrieb hatte die Leipziger Disputation allerdings nicht. Von Mosellan gingen Impulse zur Verbesserung des Lehrbetriebes aus. 1519 kam es zu einigen Refor men, die das Gefälle im Vergleich zum benachbarten Wittenberg be seitigten. Immerhin zog sein Name andere Humanisten nach Leipzig; unter ihnen war Georg Agricola, der spätere Theoretiker der Berg baukunde und des Hüttenwesens. Auf dem Hintergrund der zuneh menden Auseinandersetzungen um die Lutherische Reformation kam es zu Konflikten, als Mosellan 1520 be gann, unter großem Zuspruch seiner Hörer, von der Position eines eras- mianischen Bibelhumanismus die Briefe des Apostel Paulus auszule gen. Die theologischen Doktoren reagierten mit Restriktionen. Dar aufhin beschwerten sich Mosellan und 18 junge Magister beim Lan desherren. Während der junge Grie chischprofessor selbst auf dem Bo den der alten Kirchenlehre und auch in Universitätsangelegenheiten kompromißbereit blieb, ging ein Teil seiner Schüler weiter, wurde zu Anhängern Luthers und hielt engen Kontakt zu einem Teil des Leipziger Bürgertums, der 1522/1525 vergeb lich versuchte, bereits zu dieser Zeit die Reformation in der Messestadt aurchzusetzen. Nach der Niederlage der letzten Ausläufer des deutschen Bauernkrie ges wurde im Frühsommer der Nürnberger Buchführer Hans Her- got wegen der Verbreitung aufrühre rischer Gedanken in Leipzig hinge richtet. Die Spuren der utopischen und zeitkritisenen Schrift „Von der neuen Wandlung eines christlichen Lebens“ führten zunächst an die Universität. Zwei Universitätsange hörige (ein Student und ein Schrei ber) waren im März 1527 verhaftet worden, weil sie den Text abge schrieben und wahrscheinlich auch in Universitätskreisen verbreitet hatten. Der Landesherr ließ sie in Dresden verhören, aber später ka men sie wieder frei, da die Behör den ihre Aufmerksamkeit dem land fremden Buchführer zuwandten. Erst die Einführung der Reforma tion nach dem Tode Herzog Georgs im albertinischen Sachsen (1539) er möglichte schließlich eine erste um fassende Universitätsreform, die vor allem die Ausstattung der Hohen Schule, ihre Unterbringung u. a. m. verbessern sollte. Prof. Dr. SIEGFRIED HOYER Am 28. Mai, 19 Uhr, im 2. Programm: „575 Jahre Universität Leipzig“ KMU-Wissenschahler geben Auskünfte in Fernsehsendung AHA Eine schwangere Frau im Studio. D iese AHA-Sendung, die im Zusammenhang mit der 575- Jahr-Feier der Universität gestaltet wurde, will in attrakti ver, unterhaltsamer Weise wis senschaftliche 'Leistungen ein zelner Forschungskollektive vor stellen. Themen der Sendung sind: — Verrät die Handschrift den Charakter? Sonst im Ägyptischen Museum: Der Holzsarg des Hed-bast-iru (300 v. u. Z.). — Frühgeburten — Rätsel der Na tur? — Wunderblut in Bad Wilsnack? — Neuigkeiten von vorgestern? Da wird der liebevoll „Krimi- Müller“ genannte Major a. D. Kurt Müller vorgestellt, der in ternational bekannt geworden ist durch seine Arbeiten zur Entzif ferung der Handschrift von Karl Marx. Die „Capella Fidicinia" am Mu sikinstrumentenmuseum der KMU spielt auf historischen In strumenten einen Studententanz ... und der „verkleidete“ Kustos der Kunstsammlungen der KMU, R. Behrends, ist dabei, wenn die kostbaren Schätze der KMU vor- emmememameezm-mm-me po0ium gestellt werden: so z. B. der ge heimnisvolle stehende Sarg des Hed-bast-iru, 300 Jahre v. u. Z. (Es ist das erste ägyptische Ori ginal der Leipziger Sammlung des Ägyptischen Museums. Der aus Zedernholz gearbeitete Sarg hat die Gestalt einer Mumie), die Rektorkette neben dem Zepter aus dem Jahre 1476 (Insignien der Universität und gelten als Zeichen für das Amt und die Rechtsgewalt des Rektors) und ein „Olifant“ — ein aus dem Ele fantenzahn gefertigtes Signal horn (im 10. und 11. Jahrhundert zählte es zu den höchsten Wertstücken eines Ritters und ge hört zu den wertvollsten Kunst- gschätzen der Leipziger Musik- instrumentensammlung. Natürlich sind auch die anderen Beiträge sehenswert und allge meininteressierend. Schalten Sie mal ein und lassen Sie sich über raschen. HSG-Sportler pflegen progressive Turntraditionen „Arbeit im Gewände jugendlicher Freude“ Gründung der Salzmannschen Schule vor 200 Jahren war Anlaß für freundschaftlichen Vergleich zwischen ZSG Schnepfenthai und HSG Turnen der KMU . Studentensport und Schulsport sind nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Ausbildung, sind Erziehungsprinzip und Selbstver ständlichkeit. Damit hat eine Ent wicklung ihren vorläufigen End- Punkt gefunden, die vor 200 Jahren Von dem kleinen thüringischen Ort Schnepfenthai ausging. Der Päd- Möge und Philosoph Christian Gott- hilf Salzmann gründete 1784 hier eine Erziehungsanstalt, an der auch Johann Christoph GutsMuths un- terrichtete, der Mann, der als erster Öen Versuch unternahm, die körper- uche und geistige Erziehung auf einer wissenschaftlichen Grundlage zu verbinden. Mit seinem Buch »Gymnastik für die Jugend“ begrün- dete er die Sportbewegung in Deutschland und gab insbesondere der Turnentwicklung Impulse und Richtung. Dieses Jubiläum war der Hinter- Erund für die Vereinbarung zwischen der ZSG Schnepfenthai und der HSG Turnen der KMU, am Sonn abend, dem 19. Mai, einen freund schaftlichen Vergleichswettkampf auszutragen. Die 17 HSG-Turner, die unter Leitung von Dr. Paul Rei ber angereist waten, wurden in der gepflegten Turnhalle ihrer gast freundlichen Schnepfenthaler Sport freunde untergebracht. Einen Eindruck von der histo rischen Entwicklung ihrer Sportart erhielten sie, als sie nach dem Tur nen an den modernen Geräten in der zweckmäßig eingerichteten Halle den original gestalteten Turn platz besuchten, an dem einst Guts- Muths die rot-weiß uniformierten Zöglinge der Anstalt laufen, sprin gen und klettern ließ. Er habe eingesehen, schrieb der junge Lessing einmal an seinen Va ter, daß viele Bücher ihn zwar ge lehrt machen könnten, aber nim mermehr zu einem Menschen. Da mit formulierte der Dichter die er wachende kritische Sicht des re volutionären Bürgertums, auf die überlebten Erziehungsmethoden an den feudalen Schulen, die, wie Guts- Muths schrieb, ein Erlöschen des ge sunden Menschenverstandes zur Folge habe. Damals galt es ge radezu als Pflicht, Gelehrtheit mit Attributen wie Weichheit, Weh leidigkeit und Körperschwäche äußerlich zu machen. Bei seinem Kampf gegen diese De generation griff GutsMuths auf an tike Erziehungsideale zurück, die der physischen Ausbildung einen wichtigen Platz einräumten. Er wandte sich gegen jede einseitige Formung der jungen Menschen und lieferte selbst praktisch verwert bare Anleitungen, um sein Ideal, die Einheit von körperlicher und geisti ger Erziehung zum Maßstab an al len Schulen zu machen. Heute steht die ehemalige Salz- mannsche Schule und nunmehrige Internat-EOS Schnepfenthai — jüngst renoviert — in einer wun derschön begrünten und tadellos ge pflegten Umgebung. Die Leipziger Gäste ließen es sich natürlich nicht nehmen, auch hier den Traditionen ihres schönen Sports nachzuspüren. Leider blieb an diesem Wochenende vor der Festwoche zum 200. Geburts tag die neugestaltete Gedenkstätte noch geschlossen, die der Lehraus bildung und der wechselvollen Ge schichte des deutschen Turnsports gewidmet ist. In diesem Zusammenhang muß unbedingt der Name Friedrich Lud wig Jahn genannt werden. In seiner „Turnkunst“ der Weiterentwicklung GutsMuthscher Lehren forderte Jahn u. a. billige grauleinerne Jak- ken und ebensolche Beinkleider als Turntracht, die für jeden erschwing lich seien. Damit wollte er beim Tur nen eine Teilung in Reiche und Un bemittelte verhindern. Daß sich nach dem politischen Frontwechsel der Bourgeoisie auf reaktionäre Positionen die bis dato einheitliche Turnbewegung spaltete, konnten natürlich auch die graulei- nernen Jacken nicht verhindern. Ein großes historisches Verdienst des Arbeiter-Turnbundes war es, zu nehmend auch Frauen den Weg zum Sport geebnet zu haben. Nach der Novemberrevolution spaltete sich die proletarische Sportorgani sation in den reformistischen Arbei- ter-Turn- und Sportbund und die re volutionäre „Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit“. Die bürgerliche „Deutsche Turner schaft“ wurde zunehmend von kon servativen bis reaktionären Kräften beherrscht, und es ist bezeichnend, daß sie 1933 als einzige Sportorgani sation von den Nazis nicht verboten wurde. Wie sie war, konnte sie de ren extrem imperialistischen Zielen, insbesondere der Kriegsvorberei tung, dienen. Deshalb war nach 1945 ein konsequenter Bruch mit allen reaktionären Traditionen unerläß lich. Der DTV, heute der zweit größte Sportverband im DTSB der DDR, nahm sich zum Ziel, die pro gressiven Linien in der deutschen Turnbewegung fortzusetzen. Der Freundschaftswettkampf in Schnepfenthai am vergangenen Wo chenende, den die Gastgeber übri gens gewonnen haben, hat mit einem — nach besten Kräften - schwungvollen Turnen vor einer nicht unbedeutenden Zuschauerku lisse dazu beigetragen. „Arbeit im Gewände jugendlicher Freude“, nannte GutsMuths einmal die Gymnastik, und natürlich soll auch der große Spaß der HSG Tur nen an dieser kurzen Reise nach Schnepfenthai nicht unerwähnt blei ben. MATTHIAS KRAUSS TURNÜBUNGEN 1845
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